DAS OPFER. Michael Stuhr

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Immerhin war sie Mitarbeiterin der Firma, die das Studentenwohnheim betreute, und seit der letzten Nacht wusste er, dass sie sich nicht scheute, diese Position für ihre Zwecke auszunutzen.

      Gestern Abend, als Lana, Biggy, Diego und Hercule zusammen im Kino gewesen waren, war Alicia in sein Zimmer eingedrungen und hatte sich zwischen seine Laken gelegt, da war er sich ganz sicher. Ein seltsam betörender Duft hatte der Wäsche angehaftet, und sogar einen winzigen Rest der Wärme ihres Körpers hatte er noch spüren können.

      Ja, es war Alicia gewesen! Alicia, die sich bei jeder Gelegenheit in seiner Nähe aufhielt, seit er hier in Berkeley war. Diego hatte ihren Duft erkannt. Sicherlich hatte sie eine Möglichkeit gefunden, über Nacht einen Generalschlüssel für das Wohnheim mitzunehmen. Schließlich arbeitete sie für die Hausverwaltung, und wenn sie am Abend so ganz aus Versehen einen anderen Schlüssel in den Tresor gehängt hatte, würde das kaum aufgefallen sein.

      Zuerst war Diego von dem Gedanken leicht amüsiert gewesen, dass die Kleine hier so eine Art Liebeszauber abziehen wollte. Dass sie einfach so in das Zimmer eingedrungen war, behagte ihm allerdings überhaupt nicht. Wenn das alles auch ziemlich blöd und lästig war, ein wenig geschmeichelt hatte er sich schon gefühlt. Er hatte sogar von ihr geträumt, und es waren keine unschuldigen Träume gewesen, in denen man einfach irgendwas Belangloses zusammen erlebt. Da war schon mehr gewesen, und nichts davon hätte er Lana erzählen wollen. Noch schlimmer war, dass er die Bilder nicht los wurde. Sinnliche Bilder von gebräunter Haut und einem anschmiegsamen Leib, der sich an seinen Körper drängte.

      Diego war sich ganz sicher, dass er kein Interesse an Alicia hatte, also mussten diese verwirrenden Bilder einen anderen Grund haben, und Diego wusste auch welchen: Trotz ihres englisch anmutenden Namens war Alicia Moss auf einer griechischen Insel aufgewachsen, und es hieß, dass ihr Vater ein Prätorianer war. Dass sie auch das Erbe dieser Seewesen in sich trug, erklärte so Einiges: Alicia stammte in direkter Linie von den Sirenen ab, die mit ihrem magischen Gesang schon Odysseus ins Verderben hatten locken wollen. Niemals durfte man die Macht dieser Frauen unterschätzen.

      Alicia drängte sich zwischen Daryl und Stavros hindurch und stellte sich ganz selbstverständlich neben Diego. „Na, hat mein Lied dir gefallen?“, fragte sie ihn direkt. „Ich habe es nur für dich gesungen.“

      Es half alles nichts. Diego hielt den Moment für gekommen, deutlich zu werden. Er beugte sich etwas zu ihr herab. „Lass es einfach! Es hat keinen Sinn.“

      Der verletzte Ausdruck in Alicias Gesicht ließ ihn seine Worte fast bereuen.

      „Was meinst du?“ Alicia lächelte ihn an. „Mein Lied? – War mein Gesang nicht okay?“ Fast konnte man meinen, es sei ein unschuldiges Lächeln, aber das Flackern ihrer Lider sagte Diego, dass sie genau wusste, wovon er sprach. Ihre Gedanken konnte er nicht hören, aber er spürte ihre Gegenwehr fast körperlich.

      „Komm Alicia, tu nicht so harmlos. Du weißt genau, was ich meine. Lass mich einfach in Ruhe, und halte dich vor allem von Lana fern. Sie gehört zu mir, da wirst du nichts daran ändern. Halt dich aus unserer Beziehung raus. Hör auf, sie zu bekämpfen und hör auf mir nachzuschleichen.“ Diego atmete tief ein und sah Alicia mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

      „Aber ich mag Lana!“ Alicia sagte das mit einem so bezaubernden Lächeln, dass man ihr fast hätte glauben können. „Sie sieht hübsch aus. - Ich denke nur, dass sie nicht so richtig zu dir passt, das ist alles. Ich meine: sie ist doch nicht aus unserem Volk. Ich mache mir da echt Sorgen ...“

      „Hier in Amerika nennt man so was Rassismus“, lachte Stavros, der einen Teil des Gesprächs mitgehört hatte.

      Diego war die Sache zu ernst um auf die Flachserei einzugehen, außerdem machte Alicias Heuchelei ihn langsam wütend. „Lass mich endlich in Ruhe“, forderte er. „Und wo wir schon dabei sind: Wenn du jemals wieder heimlich in mein Zimmer eindringst, wird es dir verdammt Leid tun! Such dir meinetwegen irgendwo einen Freund, der auf so was steht, und dann viel Spaß mit ihm. - Alles klar jetzt?“

      „Ja, ja!“ Alicia lächelte Diego zu und drehte sich zu Stavros um. „Na, wie ist es“, wollte sie von ihm wissen, „willst du mit mir gehen?“

      „Klar doch!“, grinste Stavros. „Für wie lange denn?“

      „So lange, wie es uns beiden gefällt.“

      „Okay! Dann mache ich jetzt Schluss mit dir.“

      „Schade“, meinte Alicia. „War ne schöne Zeit.“

      „Fand ich auch.“ Stavros wandte sich Daryl zu, der ihm auf seinem I-Phone etwas Wichtiges zeigen wollte.

      „Hallo! Ich bin wieder frei“, lächelte Alicia Diego an.

      „Vor Allem bist du ziemlich krank“, stellte Diego fest.

      „Du solltest nicht so hässlich zu mir sein“, beschwerte Alicia sich, „schließlich hat mein Freund gerade mit mir Schluss gemacht.“

      „Freut mich für ihn“, meinte Diego nur und wandte sich von ihr ab. „Ich schau mal nach, wo Lana sich verkrochen hat.“ Er drängte sich aus der Gruppe heraus, die das Geplänkel zwischen ihm und Alicia mit wachsendem Vergnügen verfolgt hatte.

      Zunächst ging Diego an dem Absperrband entlang, das den Feuerplatz absicherte. Als er das riesige Feuer halb umrundet hatte, war er sich ziemlich sicher, dass Lana im Moment nicht auf dem Platz war. Ein Security-Mann hatte allerdings gesehen, dass ein schlankes Mädchen mit langen blonden Haaren die Absperrung durchquert hatte und mit schnellen Schritten auf den Ausgang zugegangen war. Sie war ihm aufgefallen, weil ihr Gesicht aschfahl gewesen war. Sie schien irgendwelche Schwierigkeiten gehabt zu haben, also hatte er sie ziehen lassen ohne sie anzusprechen. Ansonsten war es für die Freshmen nicht so einfach, sich der Schufterei des Holzschleppens zu entziehen. Sogar für den Gang zur Toilette musste man sich abmelden, aber hier hatte der Typ mal eine Ausnahme gemacht.

      Lana musste wirklich übel ausgesehen haben. Diego bedankte sich bei dem Mann und steuerte auf den Ausgang des Theaters zu.

      „He, Diego, alter Haifischjäger, wohin geht´s?“, tönte es da in voller Lautstärke über den Platz. Hercule winkte ihm über fünfzig Meter hinweg wild zu und kam mit Biggy im Schlepp zielstrebig heran.

      Diego blieb stehen. „Habt ihr Lana gesehen?“

      „Nee! Wieso? Ist sie weg?“ wollte Hercule wissen.

      „Am Feuer ist sie nicht mehr“, gab Diego Auskunft, „und einer der Wachleute hat sie zum Ausgang gehen sehen. Sie soll ziemlich blass gewesen sein.“

      „Total überanstrengt“, vermutete Biggy. „Diese Holzschlepperei ist doch die pure Schikane.“

      „Dann wäre sie doch sicher zu mir gekommen, damit ich sie heimbringe“, meinte Diego. „Da muss noch was Anderes gewesen sein!“

      „Ruf sie doch einfach an“, schlug Hercule vor.

      „Mach ich nicht so gerne.“ Diego kniff ein wenig die Lippen zusammen, zog aber doch sein Handy heraus und aktivierte das Display. „Sie soll sich nicht kontrolliert fühlen.“

      „Dann mach ich das!“ Kurz entschlossen schnappte Biggy ihm das Handy aus der Hand und begann sofort darauf herum zu tippen. „Schließlich machen wir uns Sorgen!“ Ungeduldig nahm sie das Gerät ans Ohr und nickte nach ein paar Sekunden. Der Ruf ging wohl durch. Plötzlich nahm sie das Handy wieder herunter und sah es mit zusammengezogenen

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