Der Totenflüsterer. Dietmar Kottisch

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Der Totenflüsterer - Dietmar Kottisch

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zur hässlichen Fratze verwandelte, der Traum dauerte nach seinem Empfinden nur ein paar Sekunden.

       6.

      Zwei Tage später klingelte in seinem Büro in Frankfurt um neun Uhr morgens das Telefon. Er war gerade dabei, seine Lieferantenrechnungen zu bezahlen. Auf seinem Schreibtisch stand eine Kanne Earl Grey, daneben ein Teller mit einem Sandwich. Unten im Laden war noch nicht viel los, ein paar Kunden, die ihre Tasse Tee tranken, sonst nichts. Der Ansturm würde erst gegen elf Uhr anfangen.

      Es meldete sich ein Mann, der Stimme nach zu schätzen war er vielleicht Ende Vierzig. „Guten Tag, Herr Klein.“

      „Guten Tag.“

      „Kann ich Sie einen Moment sprechen? Haben Sie ein paar Minuten Zeit?“

      „Gerne. Um was geht es denn?“ Er dachte, es wäre ein Vertreter, der ihm bessere Angebote für sein Teesortiment unterbreiten wollte. Die Vertreter gaben sich manches Mal die Türklinke in die Hand, um ins Geschäft zu kommen, denn Pauls Qualitäten und Teemischungen galten als die besten.

      „Mein Name ist Dietrich Holänder, so wie der Holländer, nur mit einem L“, er unterbrach sich und ließ den Bruchteil einer Sekunde vergehen, damit sich der Name in Pauls Gedächtnis festsetzen konnte. „Ich bin Professor der Physik an der UNI Frankfurt. Und Sie sind in einem Tonbandstimmenverein. Und darum geht es mir.“

      „Aha!“ Leute, die sich für die Stimmen interessierten, waren ihm immer willkommen. Und wenn sogar einer von der Fakultät zu ihm kam, um so besser. Nach seinem >Aha< wartete er auf die Fortsetzung.

      „Ich möchte nicht allzu sehr Ihre Zeit am Telefon in Anspruch nehmen, bin aber an diesem Phänomen interessiert. Deshalb frage ich an, ob wir uns einmal treffen könnten.“

      Er kam gleich zur Sache.

      „Gerne. Und wann und wo dachten Sie?“

      „Ich möchte Sie entscheiden lassen, denn ich will auch an einem Experiment teilnehmen.“ „Sie möchten an einer Einspielung teilnehmen?“

      „Ja, auch.“

      Paul überlegte. „Geben Sie mir Ihre Telefonnummer und ich rufe Sie zurück, in Ordnung?“ „Natürlich.“ Er gab ihm die Nummer seines Büros und auch seine private Telefonnummer daheim. Er wohnte in Frankfurt am Main. Als sie aufgelegt hatten, rief Paul Klara an.

      „ Gerade hat ein Professor der Physik bei mir angerufen. Er möchte an einer Einspielung teilnehmen und sich mit mir über dieses Phänomen unterhalten. Ich würde ihn für heute Abend zu uns einladen, und würde mit ihm Einspielungen machen, wäre das für dich o.k.?“

      Er wollte Klara mit einbeziehen, da sie jetzt sowieso Interesse an der Sache hatte.

      „Von mir aus, Paul. Wir haben nichts vor heute Abend. Und wann soll er kommen?“

      „Ich bin gegen acht daheim, also halb neun.“

      Sie war mit der Uhrzeit gegen halb neun einverstanden. Ein Physikprofessor, überlegte sie, ist einer von den exakten Wissenschaften, die im Allgemeinen von paranormalen Erscheinungen nicht viel hielten. Insofern hatte sie schon ein wenig Bedenken. Aber es war Pauls Entscheidung.

      Paul rief den Professor zurück und vereinbarte das Treffen gegen halb neun Uhr abends.

      Gegen acht Uhr kam Paul heim. Sie begrüßten sich, er duschte, aß eine Kleinigkeit und begab sich in sein Arbeitszimmer. Klara folgte ihm. „Du weißt, dass so ein Mensch ein Skeptiker ist, Schatz.“

      „Natürlich. Aber wenn wir Einspielungen machen und er würde die Stimmen hören, soll er sich äußern, ich bin bereit.“

      Das glaub ich, dachte sie, ging in die Küche und begann Tee zu kochen für diesen Abend.

      „Vorausgesetzt, dass es funktioniert,“ rief sie von der Küche aus.

      „Es wird schon……“ Er wusste, dass es nicht immer funktionierte, dass er Abende vor seinem Tonband saß und keine Stimmen bekam.

      Punkt halb neun hörten sie draußen einen Wagen vorfahren. Klara ging zum Küchenfenster. Er stieg aus einem Renault aus.

      „Er kommt.“

      Dietrich Holänder war ein mittelgroßer Mann. Er hatte einen sympathischen Blick aus seinen dunklen Augen, sein schütteres Haar war nach hinten gekämmt, sein Händedruck war ungewöhnlich fest, Paul zuckte fast schmerzhaft zusammen. Klara nahm seinen Trenchcoat ab und hängte ihn auf einen Bügel in der Gardarobe. Sie gingen zuerst ins Wohnzimmer und sie bot ihm Tee an. „Ich hoffe, dass sie Tee trinken, weil wir keinen Kaffee im Haus haben.“

      „Aber sehr gerne. Ich konnte mir schon denken, dass es in einem Teehaushalt kaum Kaffee gibt.“

      Und dann begann er zu niesen, nahm ein Taschentuch aus der Hose und schnauzte sich. „Typisch für dieses Wetter.“ Seine Stimme war leicht kratzig.

      „Wie kamen Sie auf meine Adresse?“ fragte Paul und nahm ihm gegenüber Platz.

      „Nun, wie Sie wissen, gibt es in Deutschland nur einen Lehrstuhl für paranormale Erscheinungen, und der ist in Freiburg. Professor Bender. Institut für Grenzgebiete der Parapsychologie. Mit denen habe ich gesprochen, und man hat mich auf Ihren Verein verwiesen. Aber mein Besuch bei Ihnen und das Interesse an den Stimmen ist rein privat, wenn Sie verstehen.“

      Natürlich verstand Paul.

      „Und außerdem sind die Tonbandstimmen gelegentlich auch Thema in der Presse gewesen.“

      Klara brachte den Tee, stellte die Tassen auf den kleinen Tisch und goss ein. Der Darjeeling stand goldgelb in der Tasse und duftete herrlich. Der Professor nahm ein paar Stückchen weißen Kandiszucker. Nachdem er seinen ersten Schluck genommen hatte und die Tasse wieder hinstellte, sagte nicht nur seine Mimik, dass der Tee ihm schmeckte. „Köstlich, einfach köstlich. Woher kommt dieser Tee?“

      „ Darjeeling, Nordindien, zirka zweitausend Meter hoch, an den Südhängen des Himalaya Gebirges. Geerntet im Frühjahr dieses Jahres.“

      „Und wie kommen Sie zu diesem Phänomen?“

      Paul musste lachen. „Wie kommt man dazu? Ich sah vor ein paar Jahren die Sendung im Fernsehen. Der Besuch der Deutschen Bundespost in Schweden bei einem Friedrich Jürgenson, der es zufällig entdeckte. Und schon war es passiert. Ich kam nicht mehr davon los. Der Gedanke, dass man durch ein Tonbandgerät Verbindung aufnehmen kann mit verstorbenen Menschen faszinierte mich. Das mag alles unglaublich klingen, aber in der Zwischenzeit und durch meine Experimente bin ich fest davon überzeugt, dass es die Verstorbenen sind!“

      Holänder nickte nur und musste wieder zweimal niesen.

      Klara hatte sich dazugesetzt. Hoffentlich wirft der nicht mit Bazillen um sich, dachte sie.

      „Es ist bekannt, dass englische Wissenschaftler Dr. Raudives Stimmen als Fakten anerkannt haben, als er sie in einem Faradayschen Käfig aufnahm. Der Lette Raudive begann fast zur gleichen Zeit wie der Schwede Jürgenson, dieses Phänomen zu entdecken. Nur über die Interpretationen kann man sich streiten. Wenn ich also die Stimme einer Verwandten höre und sie mir interne Dinge mitteilt,

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