Der Totenflüsterer. Dietmar Kottisch

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Der Totenflüsterer - Dietmar Kottisch

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wie so etwas in der Praxis vor sich geht,“ bat Holänder.

      „Kommen Sie mit.“ Paul stand auf. Holänder und Klara erhoben sich ebenfalls. Sie gingen über den Flur in Pauls Arbeitszimmer. Er bot dem Gast einen Stuhl an und setzte sich selbst hin. Klara nahm ebenfalls Platz.

      „Im Prinzip ist es ganz simpel. Jeder kann es machen. Ich stelle das Mikrophon auf den Tisch, steuere es sehr hoch aus und schalte das Band ein. Dann begrüße ich die Freunde von drüben und stelle meine Fragen. Ich lass das Band ein paar Minuten laufen, stoppe es dann ab und höre mir an, was drauf ist.“

      Holänder nickte wieder.

      „Ich registriere die Stimmen in mein Buch. Ich trage das Datum, die Uhrzeit und die Bandnummer ein. Manche benutzen das Radio als Energiequelle, sie gehen sozusagen zwischen zwei Sender in ein Weißes Rauschen, bei manchen kommen die Antworten direkt während der Einspielung, man nennt das ein Dialogexperiment. Oder sie gehen auf einen ausländischen Sender, dessen Sprache sie nicht kennen und spüren die Nachricht durch eine Umformung des Wortes auf. Zum Beispiel: sie hören ausländische Nachrichten, und plötzlich wird ein ausländisches Wort von den Jenseitigen in ein deutsches Wort umgeformt.“

      „Ich habe zu Hause eine Schallplatte von Raudives Stimmen, „UNHÖRBARES WIRD HÖRBAR“ ich kenne also schon Stimmeneinspielungen, allerdings nur, wie gesagt, von einer Schallplatte. Jetzt hätte ich die Gelegenheit, es einmal vor Ort zu erleben, “ reagierte der Professor.

      „Und? Was sagen Sie zu den Stimmen,?“

      Es war für den Bruchteil einer Sekunde, als Paul die Mimik in seinem Gesicht sah. Und die verriet mehr als nur Skepsis.

      „Wenn ich ganz ehrlich bin……“ er sah erst in Pauls, dann in Klaras Gesicht, „…so habe ich meine Schwierigkeiten. Einige Stimmen sind gut hörbar, aber viele lassen mehrere Auslegungen zu. Der eine hört dies, der andere hört das. Vielleicht kommt es auch auf eine gewisse Übung beim Abhören an.“

      „Richtig. Und deshalb interessieren mich diese nicht einwandfreien Stimmen nicht, ich brauche keinen Kauderwelsch. Für mich sind nur Stimmen von Bedeutung, die einwandfrei zu hören und zu verifizieren sind.“

      Sollte jetzt eine Stimme nicht klar und deutlich sein, würde er sie nicht akzeptieren.

      „Und was ist mit den Stimmen, die Sie gut hören und verifizieren können?“

      Aber Holänder schien zu überlegen. Er strich mit gespreizten Fingern durch sein Haar.

      „Seien Sie mir nicht böse, aber auch da hab ich meine Bedenken.“

      „Andererseits, durch einen Faradayschen Käfig dringen keine elektronischen Wellen, er schirmt alles ab. Und trotzdem hat Raudive in diesem Käfig unter der Aufsicht englischer Physiker Stimmen aufgenommen, was keiner leugnen konnte. Aber lassen wir das Problem mit den Radiostimmen, was ist mit denen, die nicht durch das Radio aufgenommen wurden, wenn sie gut hörbar sind?“

      Holänder wandte sich wie ein Aal. Typisch für die Menschen, dachte Paul, die an den Tod als endgültiges Aus gewohnt waren. Und die Antwort bestätigte seine Vermutung. Holänder schlug ein Bein übers andere: „Sehen Sie, es ist so unglaublich schwer, an so etwas zu glauben, oder es nur für wahrscheinlich zu halten.“

      Genau das ist das Problem. Vor allen Dingen, wenn man es nicht selbst erlebt hat, dachte Paul.

      „Ihre Antwort ist normal, Herr Professor. Fast jeder Mensch denkt so. In uns ist ganz tief die Vorstellung verwurzelt, dass der Tod das endgültig Aus ist, dass es danach nichts mehr gibt. Lediglich die Religionen lehren uns ein Weiterleben, sagen uns aber nicht, wie es konkret aussieht. Jürgenson und Raudive haben bis zu ihrem Tod an dieser Wissenschaft gearbeitet, haben Tausende von Stimmen eingespielt, Bücher geschrieben, es sind Schallplatten produziert worden.“

      „Und mit den Stimmen könnten Sie den Beweis erbringen, dass und wie es nach dem Tod weitergeht?“

      Paul nickte. „Und noch mehr sagen uns diese Stimmen. Sie nehmen ihre Lebensvielfalt mit hinüber, teilen uns manchmal ihre Mentalität und sogar ihre Emotionen mit.“

      Holänder schwieg.

      „Sie warten sogar darauf, dass wir uns mit ihnen in Verbindung setzen…..“

      In dem Moment bemerkte Klara, wie Holänder seine Hände aneinander rieb, als friere er.

      „Was wir heutzutage machen, was Jürgenson und Raudive entdeckt haben, ist erst der Anfang. Es wird noch eine ganze Zeit dauern, bis dieses Phänomen keines mehr ist.“

      „Für die exakten Wissenschaften ist dies… nun ja… nicht nachvollziehbar.“

      „Vor hundert Jahren hatte auch keiner geglaubt, dass die Menschen mal zum Mond fliegen, vor über vierhundert Jahren zu Kopernikus` Zeiten hat man die Leute gezwungen zu glauben, die Erde sei der Mittelpunkt des Planetensystems, und erst Freud hat das Unbewusste des Menschen entdeckt und die Psychoanalyse begründet. Warum sollte der Tod des Menschen das absolute Aus sein, wenn man entdeckt, dass er in irgendeiner Form weiterlebt und sich die verstorbene Person selbst zu erkennen gibt?“

      Holänder atmete einmal tief durch. „Können wir jetzt eine Einspielung machen, Herr Klein?“

      „Wir können, Herr Professor.“

      Paul schaltete die Tonbandmaschine ein, nahm sein Buch und einen Kugelschreiber, stellte das Mikrophon ein paar Zentimeter weg. „Wir machen jetzt einen Einspielungsversuch über das Mikrophon. Wenn ich auf die Starttaste drücke, laufen die Bänder und ich beginne mit dem üblichen Gruß. Ich richte meinen Gruß an meine Freunde und an meine Kontaktperson Esther.“

      „Eine Kontaktperson?“ fragte Holänder verwundert.

      „Fast jeder Experimentator bekommt im Laufe der Zeit eine Kontaktperson, diese meldet sich und scheint eine Art Führung zu übernehmen. Meine heißt Esther. Herr Professor, was wollen Sie denn unsere Freunde fragen?“

      Holänder starrte Paul an und schwieg.

      „Sagen Sie etwas,“

      Klara bemerkte, wie der Gast seine Miene veränderte.

      Holänder wirkte sehr nervös. Sie spürte, dass etwas sehr Persönliches dahinter steckte, dass er mit jemandem Kontakt haben wollte, dass er an alles andere dachte, als an seinen exakt-wissenschaftlichen Zweig.

      Dann wanderten seine Augen zu Paul und dann zu Klara.

      Als Paul nickte, holte er tief Atem: „Fragen Sie,…..wie….es… meiner Frau.. geht…..!“

      Also doch, dachte Klara. Es war seine verstorbene Frau, die ihn an das Tonband trieb.

      Paul drückte auf die Aufnahme-Taste, die Spulen drehten sich und er begrüßte die Freunde im Jenseits.

      „Es ist Mittwoch, der zweiundzwanzigste Zehnte neunzehnhundertachtzig, einundzwanzig Uhr dreiunddreißig. Ich begrüße Euch, meine lieben Freunde, ich begrüße Esther,“ sagte er ins Mikrophon.

      Holänder sah, wie die rote Nadel nach rechts ausschlug, Paul wartete ein paar Sekunden. Dann fuhr er fort. „Bei uns ist Dietrich Holänder zu Gast.“ Dann wieder ein paar Sekunden Pause, dann fragte Paul: „Esther, kannst du mir sagen, wie es der Frau von Dietrich

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