Der Totenflüsterer. Dietmar Kottisch

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Der Totenflüsterer - Dietmar Kottisch

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an, als wäre es Luzifer persönlich. Das muss ja `ne Type sein, vor der selbst die Toten Angst haben.“

      Er nickte, dann bereitete er das Tonband für die Einspielung vor. Sie bekam ein wenig Herzklopfen, als Paul das Radio einschaltete und das Band laufen ließ.

      „ Liebe Freunde … es ist der zwölfte November, morgens vier Uhr. Ich grüße Esther…“

      Da es ein Dialogexperiment war, also eine direkte-Frage-und-Antwort-Kommunikation, warteten sie auf eine Stimme oder ein Geräusch. Sie hörten das gleichmäßige Rauschen und Wabern in den Mittelwellenbereichen. Paul wiederholte seine Ansage.

      „Liebe Freunde, ich grüße Euch. Esther, bist du da?“

      Nur das Ticken der Küchenuhr war zu hören, nichts tat sich. Paul und Klara sahen einander in die Augen.

      „Die schlafen alle …..“ bemerkte sie flüsternd, „…lass uns auch wieder ins ….“

      Dann kam sie.

      Beide starrten auf das Radio, als diese Stimme aus dem Lautsprecher kam, sie wirkte ein wenig verzerrt…. >Mörder – Huckepack<.

      Sie erstarrte, griff nach seiner Hand, da war sie wieder ….>Mörder – Huckepack<.

      Im nächsten Moment zuckte Paul zusammen, riss sich von der Hand los und griff nach hinten, und begann schmerzvoll zu stöhnen.

      Klara sprang auf. „Paul .. Paul … ich hol einen Arzt….!“

      „Nein ….“ schrie er und krümmte sich. Schweiß lief ihm aus den Poren, sein Herz raste. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, sie rannte in die Küche, wollte was holen, aber was? Sie hörte, wie er vor Schmerzen stöhnte und sich nach hinten bäumte.

      „Es … ist .. gleich vorbei ……!“

      >Mörder – Huckepack<.

      „Halts Maul,“ schrie sie und wollte mit der Faust auf das Radio schlagen, aber er hielt sie fest.

      >Mörder Huckepack<

      Dann setzte er sich wieder, atmete langsam, wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      Der Spuk war vorbei.

      „Oh Gott, das glaub ich nicht. Das träum ich nur. Hau mir eine runter, damit ich wach werde.“

      Klara setzte sich wieder auf den Stuhl. Ihr Nachthemd war hoch gerutscht und Paul musste trotzt dieser unglaublichen Situation grinsen, als er ihre nackten Schenkel erblickte.

      Sie bemerkte seinen lüsternen Blick und schüttelte den Kopf.

      „Aber sonst geht es dir noch gut, oder?“

      Sie holte tief Atem. „Der hat wirklich was gegen dich“, sagte sie, als er auf die Stopp-Taste drückte und das Radio ausschaltete.

      Er saß da und starrte in die Ecke, ließ die Hände seitwärts herunterhängen wie ein Boxer, der in der Pause in der Ecke sitzt. Sie schaute ihn an.

      „Woran bin ich schuld, verdammt noch mal?“ kam es leise zwischen seinen Lippen.

      „Wieso schuld?“

      „Ich hab das Gefühl, als wäre ich an etwas schuld, Klara.“

       12.

      Es war schon nach zehn, als sich die Gesellschaft in Wiesbaden auflöste. Sie verabschiedeten sich, sagten „Gute Nacht“ und „Kommt gut heim“.

      Nur Jochen Brahms, der Arzt aus Büdingen konnte sich die sarkastische Bemerkung nicht ersparen: „Und wer nicht gut heimkommt, den hören wir auf dem Tonband wieder“.

      Paul schüttelte lachend den Kopf.

      „Und? Stimmt es etwa nicht?“ erwiderte Jochen.

      Eigentlich wollte Paul Jochen einmal wegen dieser Rückenschmerzen konsultieren, schob es aber immer aus irgendwelchen Gründen wieder auf.

      Als er zu seinem Wagen ging, hielt ihn Irmgard fest. „Komm, ich lad dich zu einem Glas Wein ein, ich kenne hier ein kleines Weinlokal.“

      „Danke, aber ich trinke nicht, wenn ich fahre. Und das solltest du auch nicht, Irmgard.“

      „He, bist du meine Mutter? Brauch ich einen Aufpasser?“ lachte sie.

      Natürlich hatte sie Recht, sie war erwachsen und musste wissen, was sie tat. Aber Paul fühlte sich trotzdem nicht nur in der Rolle eines Beschützers. Immerhin hatte sie bei ihrem Besuch vor einigen Tagen fast eine ganze Flasche Wein getrunken und musste mit einem Taxi nach Bad Homburg fahren.

      Und als er das erste Mal bei ihr zu Hause war, trank sie auch. Paul vermutete, dass sie ihren ganzen Kummer im Wein zu ertränken versuchte.

      „Dann lad ich dich eben zu einem Kaffee oder Tee ein.“

      „Gut.“

      Das Bistro „Zum Orkus“ in der Wiesbadener Innenstadt war sehr gemütlich, aber um diese Uhrzeit kaum besucht. Paul nahm ihr den Mantel ab und hing beide an den Haken in der Garderobe. Als sie sich an einen Zweiertisch setzten, kam die Bedienung und begrüßte Irmgard mit ihrem Vornamen.

      „Das Übliche, Irmgard?“

      „Ja, einen trockenen Weißherbst. Und für den Herrn einen … Kaffee? Tee? ..Wasser?“

      „Ich nehme einen.. Capuccino, wenn Sie haben.“

      Obwohl der kleine Zweiertisch genügend Platz für zwei Stühle gegenüber hatte, rückte sie ihren Stuhl eng an seinen heran.

      Die Getränke wurden gebracht, dazu auf einem kleinen Teller etwas Käse und Salzstangen. Sie hob kurz ihr Glas. „Zum Wohl, Paul.“

      Natürlich war es ihm nicht unangenehm, dass sie so nah bei ihm saß, dass er ihr Parfüm roch, dass er fast die erotischen Schwingungen ihres Körpers spürte. Sie trug einen engen weißen Kaschmirpullover mit großzügigem Ausschnitt, in dem ihre Brüste wippten, wenn sie sich bewegte. Die hautenge Jeans betonte die Rundungen ihres Körpers, und die hochhackigen Pumps bewirkten einen leicht lasziven Gang und atemberaubend schaukelnde Bewegungen ihres Hinterns.

      Sie trank einen großen Schluck Wein, stellte das Glas ab und beugte sich noch näher an ihn.

      „Ich fand das eben wunderschön, was du gesagt hast.“

      „Was hab ich gesagt?“

      Sie spielte mit dem Stiel des Glases und drehte es. Er sah ihre rot lackierten Fingernägel, spürte diese Verlegenheitsgeste.

      „"Ich trinke nicht, wenn ich fahre.. und das solltest du auch nicht", das meine ich. Es war irgendwie … als wenn ich mich beschützt fühle.. verstehst du? Als wenn mein Vater mir was verbietet und ich gehorchen muss,“ lachte sie und wurde ein bisschen rot im Gesicht.

      Und ob er verstand. Also doch diese Beschützerrolle.

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