Der Totenflüsterer. Dietmar Kottisch

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Der Totenflüsterer - Dietmar Kottisch

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… Esther viel Angst<.

      > Esther…schlechtes Weib… < Wilhelms Stimme dazwischen.

      > Wilhelm hat mich geschlagen … Tischkante … bewusstseinslos …Wilhelm hat meine Kinder geschlagen… Lore .…<

      > Alle Menschen schlecht…ich bin hier Wilhelm…verrecken sollen alle…<

      Plötzlich eine andere Männerstimme: > Muss Irmgard wissen…hier Toni<

      „Was heißt das?“ fragte Paul, als Irmgard auf die Pausetaste drückte.

      „Ich muss jetzt erst eine Zigarette haben, tut mit Leid.“

      „Nein. Da musst du auf die Terrasse gehen.“ Auch diese Bemerkung wirkte unerbittlich, und sie zuckte zusammen.

      Auf einmal fühlte er eine starke erotische Spannung, als er sie so in ihren engen Jeans sitzen sah und spürte ein gewisses Machtgefühl über sie. Auch, weil sie vorhin seine Hand gesucht hatte. Seine beschützende Hand!

      Dann erhob er sich und zeigte ihr die Terrasse. Sie ging hinaus und steckte sich eine Zigarette an. Klara kam herein. „Na, wie ist es?“

      Beide sahen aus dem Fenster und beobachteten sie, wie sie da stand und rauchte.

      „Ich denke, es ist außergewöhnlich. Esther und ihr Mann sprechen miteinander und wir können es hören. Willst du dich nicht hinsetzen und mithören?“

      „Nein. Aber was ist mit ihr? Sie hat rötliche Flecken im Gesicht.“

      „Keine Ahnung. Vielleicht schämt sie sich, weil ich ihr verboten habe, hier im Haus zu rauchen.“

      Irmgard stand da, schaute auf die Strommasten gegenüber, die rechte Hand in der Jeanstasche, in der linken hielt sie die Zigarette.

      „ Hast du es ihr verboten? Oder hast du sie gebeten, nicht zu rauchen?“

      Als ob Klara von seiner erotischen Spannung ahnte. Er gab ihr keine Antwort.

      Dann kam Irmgard wieder zurück. „Hätten Sie keine Lust dabeizusitzen?“ fragte sie Klara, und ohne eine Antwort abzuwarten, ergänzte sie: „Mein Mann hat kein Interesse an den Stimmen.“

      Klara überlegte kurz. Wenn sie jetzt auch nein sagen würde, würde sie sich auf die gleiche interessenlose Stufe stellen wie Irmgards Mann. Also sagte sie kurzerhand „Ja.“

      Und holte sich einen Stuhl und setzte sich zwischen Paul und Irmgard.

      Paul zuckte mit den Schultern. „Machen wir weiter.“

      „Dieses <Muss Irmgard wissen> wirst du gleich erfahren.“

      Dann drückte sie wieder auf die Play-Taste.

      Die andere Männerstimme, Toni, meldete sich: >Esther nicht bewusstseinslos..<

      Esther: > Heiner mein Kind nicht Hammermörder<

      Toni: >Muss nicht Irmgard wissen<

      Plötzlich eine weitere Stimme: >Schnauze, Toni<

      Irmgard: „Was sagt er da, Esther? Du warst nicht bewusstlos?“

      Esther: >Ich nicht bewusstseinslos … Esther Hammer genommen ...<

      Paul hörte das Zittern in Irmgards Stimme.

      Klara riss die Augen weit auf. „Oh Gott…“

      „Esther, du hast den Hammer genommen? Bitte sag es mir…“

      >Esther Hammer genommen …<

      Wilhelm: > … Esther mit Hammer…Wilhelm getötet …Esther Mordweib..<

      Esther: >Du mein Mann … viel Leid in Familie … Wilhelm macht kaputt meine Kinder … viel Schnaps .. viel Schläge .. Wilhelm greifen Lore … Lore noch Kind … Wilhelm muss sterben .. . Esther hat Hammer genommen …Meine Kinder Heiner und Lore…traurig…<

      Eine sehr lange und aufschlussreiche Passage.

      Paul spürte eine ungeheure Anspannung. Irmgard saß da und war ganz ruhig. Aber ihr Gesicht war leichenblass. Klara hielt eine Hand vor den Mund.

      Irmgard drückte auf die Pausetaste und nahm einen Schluck Tee.

      „Was ich gehört habe, ist, dass nicht der Sohn den Alten erschlagen hat, sondern dass es Esther selbst gewesen ist, hab ich richtig gehört?“ sagte Paul.

      „Das, was ich jetzt sage, entnahm ich den Aussagen auf den anderen Bändern. Ich habe meine Schwester ausgefragt, du kannst die Bänder alle hören. Für die Polizei war das damals eindeutig. Der Junge hatte gestanden, beide Elternteile waren tot. Aber es lief anders ab. Wilhelm kam nach Hause, war schon besoffen und wollte Esther das Geld abnehmen. Als er sie schlug, fiel sie zwar gegen die Tischkante, war aber nicht bewusstlos, sondern rannte in die Abstellkammer und holte den Stielhammer und schlug ihn ihm auf den Kopf. Dann hat sie zusammen mit Heiner den Mann ins Schlafzimmer gezerrt und aufs Bett gelegt und nochmals zugeschlagen. Dort im Schlafzimmer hat die Polizei auch das viele Blut gesehen, im Wohnzimmer hat es Lore weggewischt. Dann erst wurde der Notarzt gerufen und Esther wurde ins Krankenhaus gebracht, weil die Schläge und das Stürzen auf die Tischkante innere Blutungen verursacht hatten. Wilhelm lag zwischenzeitlich tot im Schlafzimmer, bis dann Heiner die Polizei anrief und gestand, weil er seine Mutter schützen wollte. Er konnte nicht ahnen, dass sie bald sterben wird.“

      „ Und er hat sich an Lore vergangen, seiner eigenen Tochter!“ flüsterte Klara. Dann holte sie eine leere Tasse und schenkte sich Tee ein.

      Er stand auf und ging auf die Terrasse, holte tief Luft. Irmgard nutzte diese Pause und kam nach. Sie steckte sich wieder eine Zigarette an. Irmgard fragte, ob sie noch einen Schluck Wein bekommen könnte.

      Klara stand auf und ging in die Küche. Sie öffnete eine Weißweinflasche und goss ein Glas ein. Dann ging sie damit auf die Terrasse und reichte es dem Gast mit einer Untertasse, die sie als Aschenbecher benutzen sollte.

      „Und dieses Geheimnis haben Sie die ganze Zeit für sich behalten?“ fragte sie.

      „Ja. Aber wem würde es was nützen, wenn jetzt die Wahrheit ans Licht käme? Heiner lebt in einer anderen Welt. Zwar ist er Grabpfleger, aber mehr kann er nicht tun. Lore lebt noch immer bei ihrer Oma.“

      Paul drehte sich zu den Frauen um. „Ich muss immer an diese Reflektion denken, dass der Mensch sein ganzes Wissen mit hinüber nimmt. Aber was passiert da? Esther hat es nicht überwunden, sonst würde sie es uns nicht sagen.“

      Er drehte seinen Kopf zur Seite, als ihm Irmgard den Zigarettenrauch genau ins Gesicht blies und sich sofort entschuldigte.

      „Vielleicht stimmt das Dogma der Kirche, dass es eine Art Fegefeuer gibt. Ich will es lieber Reinigungsprozess nennen, das hört sich moderner an,“ sagte Klara.

      „Reinigungsprozess für die nächste Bewusstseinsstufe, meinst du wohl?“

      Irmgard drückte den Rest der Zigarette auf dem Unterteller aus. Dann gingen sie wieder hinein.

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