Der Totenflüsterer. Dietmar Kottisch

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Der Totenflüsterer - Dietmar Kottisch

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      Dann brach die Verbindung total ab. Paul spulte zurück, notierte die Daten und lehnte sich in seinem Sessel zurück, wartete, bis er sich entspannt hatte. Dann bat er Klara hereinzukommen.

      „Du bist blass,“ sagte sie und setzte sich. „Was ist los?“

      Die Sandwichs hatte er nicht angerührt, die Teekanne war noch voll.

      „Ich muss es dir nicht vorspielen, Schatz, ich sag es dir einfach. Esther Reschke ist am elfen April neunzehnhundertsechsundsechzig gestorben. Dann sagte sie wieder, wie traurig sie ist oder traurig war wegen ihrer Kinder. Ich fragte, was mit ihren Kindern sei. Und krieg` nur eine Antwort: Hammermörder.“

      Sie schaute ihn aus großen Augen an.

      Nach ein paar Minuten sagte er: „Es könnte bedeuten, dass jemand ihre Kinder mit einem Hammer ermordet hat. Oder was meinst du?“

      „Oder sie wurde mit einem Hammer ermordet, und ihre armen Kinder waren ohne Mutter.“

      „Ja, könnte auch sein.“

      In dem Moment reifte in ihm ein Entschluss. Er hatte Namen, Ort und Zeiten. Und es müsste mit dem Satan zugehen, wenn er nicht herausfinden würde, was damals passierte.

      „Das dürfte auch die Kollegen vom Interessenverband interessieren.“

      Am nächsten Tag hatten sie ja wieder ihr Treffen in Wiesbaden.

      „Ich werde es den Freunden morgen vorspielen.“

      Klara nickte. „Das mit dem Hammermörder ist schon ein Hammer, Paul.“

      Sie waren alle bis auf Jochen, den Arzt aus Büdingen, vorhanden, er hatte Dienst als Notarzt. Paul erzählte von seinen Einspielungen, die Mitglieder kannten Esther von seinen Erzählungen her, wie auch er andere Verstorbene von den Erzählungen kannte. Es waren sozusagen unsichtbare Mitglieder in dem Verein. Er brühte sich einen Tee auf, andere hantierten an der Kaffeemaschine herum. Es dauerte eine Weile, bis sie alle auf ihren Plätzen saßen, jeder eine Tasse und seine Unterlagen vor sich.

      „Beginnen wir mit Neuigkeiten,“ leitete Paul diese zwanglose Sitzung ein. „Zunächst die Sache mit meiner kleinen verstorbenen Schwägerin Sarah.“

      Alle nickten und schauten erwartungsvoll zu Paul.

      „Meine Frau hat ihr Tagebuch gefunden – und darin wird dieser Äppli erwähnt.

      Insofern sind diese Fakten als Anscheinsbeweis zu sehen. Aber es kommt noch doller. Einige Tage später findet sie einen Brief ihrer Schwester an diesen besagten Äppli, der mit richtigem Namen Roland heißt oder hieß, den Nachnamen kennen wir nicht. Diesen Brief hat Sarah nie abgeschickt. Die Gründe möchte ich nicht nennen.

      Nun zu den zweiten Neuigkeiten. Ihr wisst, dass Esther Reschke meine Kontaktperson ist und dass sie aus Eltville am Rhein stammt.“

      Die Kowalski hat auch einmal in Eltville gewohnt, fiel es Paul ein.

      „Das war bis dato alles, was ich wusste. Jetzt habe ich auch über das Radio eingespielt. Und ich muss sagen, der Erfolg ist enorm. Jetzt weiß ich, wann diese Esther gestorben ist, nämlich am elften April neunzehnhundertsechsundsechzig. Und dann sagte sie etwas über ihre Kinder…. und dann hörte ich das Wort Hammermörder.“

      In diesem Augenblick bekam Irmgard Kowalski einen Schwächeanfall. Sie wurde blass, rieb sich die Stirn, stammelte: „Mir ist so komisch…verflixt.. mein Kreislauf…was ist das?“ Dann kippte sie zur Seite und konnte gerade noch von Dieter Schelling aufgefangen werden. Er legte sie sachte auf den Boden. Die anderen sprangen von ihren Stühlen auf. „Verdammt, der Doktor muss ausgerechnet heute nicht da sein…“ rief Reinhard Drechsler, lief zur Spüle, hielt ein Taschentuch unter kaltes Wasser und legte es der Frau auf die Stirn.

      „Die Beine hoch,“ rief Paul,

      „..und, den Kopf flach halten,“ rief Franziska.

      „..ich hab keine Ahnung..“ sagte Dieter, und gab der armen Irmgard in Erinnerung an irgendeine Kinoszene ein paar Ohrfeigen. In den nächsten Sekunden schlug sie wieder die Augen auf.

      „Ich sag`s ja, mit Gewalt geht alles….“

      Dann erhob sie sich leicht benommen und nahm auf ihrem Stuhl wieder Platz. Vier Augenpaare starrten sie an. „Was war denn?“

      Sie schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung.“

      Nach einer Weile fragte Paul: „Kann es sein, dass es mit dem eben Genannten zusammenhängt?“

      Sie verdrehte die Augen, überlegte.

      „Du hast doch mal in Eltville gewohnt, soviel ich weiß…“

      Sie atmete schwer. Dann nahm sie das nasse Taschentuch von der Stirn.

      „Jetzt erinnere ich mich.“ Sie drückte das Taschentuch in ihrer Hand.

      „Es war ein Tag bevor wir aus Eltville nach Bad Homburg zogen, im April sechsundsechzig. Ein Drama! Mein Mann und ich hatten alle Hände voll zu tun mit unserem Umzug, deswegen weiß ich nicht mehr, was damals passierte.“

      „Und du hast dich auch später nicht mehr dafür interessiert?“

      „Nein. Der Umzug, die neue Stelle meines Mannes, und das alles waren für mich wichtiger. Außerdem kannte ich die Leute nicht persönlich, also vergaß ich das Ganze.“

      „Ich werde der Sache nachgehen,“ versprach Paul, „..und sag Euch dann Bescheid.“

      Anfang November fiel der erste Schnee, als Paul und Klara in ihrem BMW auf die Autobahn A66 Richtung Wiesbaden fuhren. Kurz hinter Hattersheim kamen sie wegen eines Unfalls in einen Stau, der sie eine halbe Stunde Zeit kostete. Dann wechselten sie auf die Bundesstrasse 42 und fuhren direkt nach Eltville. Da sich die Autofahrer erst wieder an diese winterliche Witterung gewöhnen mussten und wegen des Staus, brauchten sie über 2 Stunden. Paul hatte am Tage zuvor die <Rheingauer Gazette> angerufen und sich erkundigt, ob sie einen Blick in ein paar ältere Ausgaben werfen könnten. Natürlich, kein Problem, sagte die Frau am Telefon. Die >Rheingauer Gazette< war das Blatt in dieser Gegend. Davon versprach er sich die meisten Informationen. Gegen zwölf Uhr kamen sie an und fuhren gleich auf den Parkplatz der Zeitung und gingen in die Redaktion. Natürlich wollte die ältere Dame, Frau Weil, wissen, weshalb man sich für Esther Reschke interessiere.

      Sie sei eine weit entfernte Verwandte, log Paul. Sie kämen erst jetzt aus den Staaten zurück und wollten Näheres wissen.

      „Ich bin über zwanzig Jahre bei der <Gazette>,“ sagte Frau Weil, die eine Brille mit dicken Gläsern trug, „..und ich kann mich an dieses Drama damals erinnern. Es ist mittlerweile vierzehn Jahre her.“

      Paul nickte. „Dann möchten wir uns die damaligen Ausgaben einmal ansehen,“ drängte er. Frau Weil erhob sich und ging voran. „Kommen Sie, gehen wir ins Archiv.“

      Das Archiv lag im Keller. Der Raum war gelb getüncht, eine Neonröhre an der Decke spendete genügend Licht, um lesen zu können. Sie hatte bereits fünf Zeitungen vom April 1966 herausgesucht und sie auf den Tisch gelegt. „Damit Sie nicht elendig lang suchen müssen, Herr Klein.“

      Paul

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