Drei Lästerschwestern auf Borkum. Erich Hübener

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Drei Lästerschwestern auf Borkum - Erich Hübener

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      Erika /Maria

      „Jaaa, jippy, juhuuu!“, schallte es schon am frühen Morgen durch das Haus.

      „Was hat Mama denn?“, fragte die dreizehnjährige Emilie ihren zwei Jahre älteren Bruder Marc, mit dem sie gerade am Frühstückstisch saß.

      „Vielleicht hat sie ja im Lotto gewonnen“, antwortete er.

      „Quatsch, die spielt doch gar kein Lotto.“

      „Dann kann sie auch nicht gewonnen haben“, witzelte Marc, was ihm einen strafenden Blick seiner Schwester und einen blauen Fleck am Schienbein einbrachte.

      Martin, Ehemann und Vater, kam aus dem Bad und rief aufs Geratewohl in den Flur hinein: „Was ist denn jetzt schon wieder los?“

      Als kurze Zeit später die gesamte Familie am Frühstückstisch versammelt war, lüftete die Mutter das Geheimnis.

      „Ja, es hat geklappt“, rief sie und schwenkte einen Brief über dem Kopf, „die BfA hat meine Kur genehmigt. Ich kriege die Höchststrafe: Sechs Wochen Borkum, all inclusive. Na gut, ein bisschen Taschengeld muss ich schon noch mitnehmen, aber dafür sparen wir ja hier zu Hause mein Essen.“

      Sie stützte die Hände auf den Tisch und sah triumphierend in die Runde. Zunächst trat absolute Stille ein. Anscheinend dachte in dem Moment jeder der drei anderen darüber nach, was das speziell für ihn bedeutete, wenn „Mama“ sechs Wochen nicht da sein würde. Eines jedenfalls war ihnen allen sofort schlagartig klar, nämlich dass „Tante Lydia“, Mamas Schwester, in der Zeit das Regiment in ihrem Haus übernehmen würde. Denn so war es vor einiger Zeit auch schon gewesen, als die Mutter im Krankenhaus gelegen hatte. Und davor graute ihnen jetzt schon. Denn Tante Lydia war ihrer Meinung nach ein Tyrann, kommandierte alle herum und führte einfach neue Spielregeln ein, wenn sie es für notwendig oder sinnvoll hielt. An Mamas Art hatten sie sich ja im Laufe der Jahre gewöhnt, auch wenn es nicht immer einfach war, aber wer ist schon immer einfach.

      „Und? Freut ihr euch nicht für mich?“

      „Doch, doch“, beeilte der Vater sich, der Freude seiner Ehefrau beizupflichten.

      „Wann geht es denn los?“

      „Schon bald! Am 17.“

      "Das ist ja schon in zwei Wochen“, stellte Emilie fest, was ihren Bruder dazu veranlasste zu bemerken: „He, Mensch, du kannst ja rechnen.“

      Aber dieses Mal hatte er seine Beine unter dem Tisch rechtzeitig in Sicherheit gebracht und so zog Emilie sich einen blauen Fleck am Schienbein zu, weil sie den Stuhl traf. „Blödmann“, schimpfte sie und knallte das Messer so laut auf den Teller, dass es durchaus Scherben hätte geben können, was Papa wiederum dazu veranlasste zu sagen: „Na, vertragt euch gefälligst.“

      Mama bekam die Situation als Erste wieder in den Griff und verkündete : „Keine Sorge, Tante Lydia wird sich in der Zeit um euch kümmern und ich will hinterher keine Klagen hören. Schließlich kann sie hervorragend kochen.“

      „Ja“, sagte der Vater, „kochen kann sie gut.“

      An der Art und Weise, wie er das gesagt hatte, konnte die Mutter sofort erkennen, dass da noch etwas hinterherkam. „Außerdem muss sie sich in der Zeit allerdings auch um die Erziehung deiner missratenen Kinder kümmern“, sagte er mit einem Seitenblick auf die zwei.

      „Es sind immerhin unsere Kinder“, sagte die Mutter und sah ihren Ehemann scharf an. Er registrierte die Korrektur zwar, fuhr aber unbeirrt in seiner Einschätzung fort: „Ich habe nämlich in nächster Zeit einige auswärtige Projekte zu betreuen, von denen ich nicht jeden Abend in den Schoß der trauten Familie zurückkehren kann.“

      „Papa drückt sich“, flüsterte Marc seiner Schwester zu, aber Papa hatte es trotzdem gehört und der Junior entging einer Kopfnuss nur durch einen schnellen Sprung zur Seite.

      Martin nahm den Brief in die Hand und sagte, nachdem er ihn durchgelesen hatte „Mutter“, – das sagte er immer, wenn er es ernst meinte –, „das ist kein Vergnügungsurlaub, das ist eine Psychokur.“

      „Na und?“

      „Nix mit `morgens Fango, abends Tango´.“

      „Sie werden mir schon nicht den Kopf abreißen.“

      „Nein, das nicht. Aber die Ärzte, Psychologen und Therapeuten werden dich richtig durch die Mangel drehen. Die sollen ja feststellen, woher dein Burn-out kommt und sie werden dir klarmachen, was du tun musst, damit es nicht wieder passiert.“

      „Ja, ist doch gut. Dass will ich doch auch.“

      „Aber nur lustig wird das nicht.“

      „Ich freue mich aber trotzdem darauf. Lass mir doch meine Illusionen, Schatz, ich werde versuchen das Beste daraus zu machen.“

      „Okay, dann wünsche ich dir viel Erfolg.“

      Die Mutter wollte das Gespräch beenden und sagte deshalb: „Jetzt rufe ich erst mal Lydia an“, was einen allgemeinen Aufbruch zur Folge hatte.

      Marc und Emilie packten ihre Schulsachen und verabschiedeten sich, der Vater küsste seine Frau auf die Stirn und sagte: „Also dann, bis heute Abend.“

      „Schwesterherz“, sagte Erika am Telefon, „stell dir vor, es hat geklappt. Es ist soweit. Ich hatte es dir ja schon angekündigt.“

      „Wie? Was?“

      „Na, meine Kur! Die haben mir sechs Wochen auf Borkum genehmigt“, jubelte Erika.

      Die Reaktion auf der anderen Seite war bedeutend weniger euphorisch. „Ach so, ja, wie schön für dich. Wann soll es denn losgehen?“

      „Schon am 17., also in zwei Wochen.“

      „Da hast du aber Glück. Ich komme nämlich erst am 15. von der Fahrt mit dem Gesangverein aus Bayern zurück.“

      „Na, das passt ja prima. Du brauchst ja keine großen Vorbereitungen zu machen und meine drei sind doch pflegeleicht, oder?“

      „Na, pflegeleicht würde ich nicht gerade sagen, aber wir werden uns schon zusammenraufen. Das letzte Mal hat es ja auch geklappt.“

      „Und um Martin wirst du dich kaum zu kümmern brauchen. Der wird in dieser Zeit häufig auswärts sein, hat er gesagt.“

      „Na, na, na“, unkte Lydia. Aber Erika sagte nur: „Quatsch, was du immer gleich denkst. Er ist mit der Firma unterwegs, auf Montage.“

      „Ach, so nennt man das heute“, stichelte die Schwester weiter.

      „Also abgemacht“, stellte Erika fest und überging die anzügliche Bemerkung ihrer Schwester, „ich ruf dich aus der Kur an und frag‘, wie es so läuft. Und – danke – Schwesterherz, mach‘s gut.“

      Und noch bevor `Tante Lydia´ reagieren konnte hatte ihre Schwester schon aufgelegt.

      Erika war eine Frau der Tat. „Ich fahre doch nicht sechs Wochen irgendwo hin, wo ich mich nicht auskenne, ohne mich

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