Drei Lästerschwestern auf Borkum. Erich Hübener

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Drei Lästerschwestern auf Borkum - Erich Hübener

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antwortete Rebekka und fügte hinzu, „die Frau auf der Fähre meinte, dass das Klopapier rollenweise gestohlen würde.“

      „Ich war’s nicht“, beteuerte der Strohhut und beide lachten.

      In dem Moment erschien eine weitere Frau an der Bustür. Sie war groß, schlank, hatte kurzgeschnittenes graumeliertes Haar und ein etwas kantiges Gesicht. Sie war – auf den ersten Blick – wohl die älteste der drei.

      „Grüß Gott“, sagte sie, „ist hier noch was frei?“

      Die Frau mit dem Sonnenhut rückte zur Seite und sagte „Klar! Für Leidensgenossinnen haben wir immer Platz.“

      Man beäugte sich. Der Fahrer kam, verstaute das Schild im Kofferraum und fuhr los ohne ein Wort zu sagen. Rebekka bemerkte allerdings, dass er sie im Rückspiegel beobachtete. Sie beschloss es zu ignorieren und sah aus dem Fenster. Die Fahrt endete jedoch schon nach wenigen Minuten vor einem außerhalb des Ortes gelegenen Gebäudekomplex. Als die drei ausgestiegen waren, öffnete der Fahrer den Kofferraum und reichte Rebekka ihren Rucksack. Die anderen mussten ihren Trolley selbst herausnehmen. Auf dem Weg zum Eingang sagte die ältere „Mädchen, pass auf, der steht auf dich.“

      Rebekka drehte sich halb herum und antwortete „So einer hat mir gerade noch gefehlt, nein danke.“

      Die gläserne Eingangstür öffnete sich automatisch. „Das ist ja wie in einem Hotel“, stellte Rebekka erstaunt fest.

      „Das ist ein Hotel“, ergänzte die Frau mit dem Sonnenhut, „dachten Sie etwa hier seien Gitter vor den Fenstern?“

      „Und in der Ecke stehen Männer in weißen Kitteln und mit Jacken, die man nur hinten zumacht?“ ergänzte die dritte grinsend.

      „Nein, nein“, fuhr der `Strohhut´ fort, „so schlimm wird es nun auch wieder nicht. Wir sollen uns hier ja erholen, damit wir hinterher wieder fit sind fürs Arbeitsleben.“

      „Oder auch nicht“, ergänzte die ältere, „aber eins steht fest, umsonst schickt man uns hier nicht für sechs Wochen auf die Insel. Die Berufsgenossenschaft und die Rentenversicherung erwarten schon, dass am Ende etwas Positives für sie dabei herausspringt.“

      Im Foyer kam ihnen eine kleine, etwas füllige Frau entgegen und sagte: „Moin, schön dass Sie da sind. Jetzt sind wir wohl vollzählig.“

      Sie gab jeder die Hand und nannte die Namen: „Frau Rebekka Engler, Frau Erika Schwarz und Sie sind dann wohl Frau Maria Stürmer, herzlich willkommen. Ich bin Frau Nanninga und zuständig für alles Organisatorische in diesem Haus. Ich gebe Ihnen jetzt erst einmal Ihre Zimmerschlüssel. Frau Engler die 38, Frau Schwarz die 37 und Frau Stürmer die 36, das ist im Bettenhaus im dritten Stock am Ende des Ganges. Sie können den Aufzug nehmen oder die Treppe. Ihr großes Gepäck haben wir Ihnen bereits auf das Zimmer bringen lassen. Wir hoffen, dass Sie sich bei uns wohlfühlen werden. Um 17 Uhr bitten wir Sie in den Speisesaal zu kommen“, sie zeigte nach links, „zur offiziellen Begrüßung. In Ihrem Zimmer finden Sie eine Informationsmappe. Schau‘n Sie nach Möglichkeit vorher mal da rein, dann erübrigen sich viele Fragen schon von selbst. Also dann, bis gleich im Speisesaal.“

      Die drei nickten und waren sich sofort einig, dass sie den Lift benutzen würden und nicht die Treppe. Als der Fahrstuhl sich in Bewegung setzte sagte Frau Stürmer „Sind wir hier auf Borkum oder in Indien?“

      Die anderen beiden sahen sie fragend an?

      „Na“, sagte sie, „die Chefin hat doch gesagt, wir wohnen am Ende des Ganges.“

      Es dauerte einen Augenblick bis die anderen zwei reagierten, aber dann lachten sie über den unfreiwilligen Witz der „Chefin“.

      „Was haben Sie gesagt?“, fragte Frau Schwarz, „die Chefin? Für mich sieht sie aus wie eine Kröte, mit den vorstehenden Augen“ sagte sie und wölbte selbst ihre Augen nach vorn.

      Sie schüttelten sich vor Lachen und Frau Störmer meinte: „Hoffentlich verplappern wir uns nicht mal.“

      Rebekka hatte sich jeglichen Kommentars enthalten. Jetzt sagte sie trocken: „Und die Rezeption heißt für mich ab sofort nur noch Krötengrotte.“

      Das setzte dem ganzen die Krone auf. Alle drei begannen so sehr zu lachen, dass sie ihr Gepäck erst einmal abstellen mussten. Dann sagte Frau Schwarz: „Hört auf, ich kann nicht mehr, sonst mach ich mir gleich in die Hose.“

      „Und du hast nur eine mit!“ spottete Frau Stürmer. Woraufhin Frau Schwarz blitzartig in ihrem Zimmer verschwand und die Tür zuschlug.

      „He, Ihr Koffer“ rief Frau Stürmer ihr noch nach. Aber es war schon zu spät, die Tür war zu.

      „Also gut“, sagte Frau Schwarz, „gehen wir. Man sieht sich ja spätestens um 17 Uhr im Speisesaal.“

      „Das wird sich wohl kaum vermeiden lassen“, ergänzte Rebekka.

      Frau Schwarz sah sie verdutzt an. Und dann fingen beide wieder an herzhaft zu lachen.

      Rebekkas Zimmer war das letzte „am Ende des Ganges.“ Sie lachte noch, als sie die Tür aufschloss. Das kann ja heiter werden, dachte sie. Die anderen beiden scheinen ja richtige Ulknudeln zu sein.

      Sie warf ihren Rucksack auf das Bett und sah sich in dem Zimmer um, das nun für sechs Wochen ihr „zu Hause“ sein würde. Und was sie sah gefiel ihr auf den ersten Blick. Es erinnerte tatsächlich an ein schlichtes Einzelzimmer in einem Mittelklassehotel mit einem Bett, einem Kleiderschrank, einem Nachttischchen mit drei Schubladen und einer Lampe, in der Ecke ein kleiner Schreibtisch mit einem Stuhl, ein Bücherregal, zwei Bilder mit Blumenmotiven, in der anderen Ecke die Nasszelle mit WC und Dusche. An der linken Seite eine Glastür, die auf einen Balkon führte. Die Wände waren schlicht weiß, aber die Tagesdecke auf dem Bett, die Auslegware auf dem Fußboden und die Gardinen waren farblich aufeinander abgestimmt, alles in Orangetönen.

      Sie ging auf den Balkon und stellte erfreut fest, dass man von dort aus das Meer sehen konnte. Ihr Balkon war der oberste an der Rückseite des langgezogenen Gebäudes und durch eine Mauer vom Nachbarbalkon getrennt. Rebekka setzte sich in einen der zwei Gartenstühle und genoss die Ruhe. Bis auf das ferne Rauschen des Meeres war es still um sie herum. Dieser Teil der Klinik schloss sich direkt an die Dünen an. Rebekka sah einen kleinen Trampelpfad, der durch die Dünen direkt zum Strand führte. Das ist gut, dachte sie, da ist man in ein paar Minuten direkt an der Nordsee. Es war einfach herrlich. Die Welt war wieder in Ordnung. Auspacken konnte sie später. Sie nahm die Mappe mit der Hausordnung zur Hand und blätterte darin. Es hörte sich alles ganz gut an. Keine größeren Verbote – außer „Alkohol auf dem Zimmer, Rauchverbot im ganzen Haus, Nachtruhe um 22 Uhr“, ansonsten das Übliche.

      Pünktlich um 17 Uhr traf man sich im Speisesaal, 22 Personen, mehrheitlich Frauen unterschiedlichen Alters. Rebekka stellte fest, dass sie mit ihren 28 Jahren wohl die jüngste unter ihnen war. Auf den Tischen standen Namenskärtchen und es sollte wohl so sein, dass Rebekka und ihre Zimmernachbarinnen an einem Tisch saßen.

      „Na, das ist aber nett“, meinte Frau Schwarz, „hoffentlich halten es die anderen Gäste aus.“

      Frau Schwarz aus Kassel war – wie man auf Hessisch sagt - `immer mit der Schnutte vorneweg´.

      „Wenn wir nun wahrscheinlich sechs Wochen mehr oder weniger zusammenleben werden, schlage ich vor, dass wir als Erstes das blöde Sie streichen“,

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