Drei Lästerschwestern auf Borkum. Erich Hübener

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Drei Lästerschwestern auf Borkum - Erich Hübener

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Gemurmel rundum, das aber sofort verstummte, als eine junge, blonde Frau in Jeans und einem weißen T-Shirt den Raum betrat.

      „Moin“, sagte sie, „oder auch guten Tag oder grüß Gott. Ich bin Frau Freese,

      die Chefin von dem ganzen Laden hier, was sich aber hauptsächlich darauf bezieht, dass ich für alles meinen Kopf hinhalten muss, was schiefgeht oder nicht funktioniert.“ Einige der Anwesenden lachten kurz.

      „Also“, fuhr sie fort, „das ist die Truppe, mit der Sie – und auch wir – die nächsten sechs Wochen zusammenleben werden. Es gibt noch mehrere Gäste im Haus, aber die sind schon länger hier und werden deshalb auch früher abreisen. Ich denke, Sie haben alle schon in unsere Infomappe geguckt. Die Hausordnung soll Sie nicht einschränken. Es ist nur einfach sinnvoll, wenn so viele Personen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Erwartungen hier zusammenleben müssen, dass man dann bestimmte Spielregeln einhält, damit man sich nicht gegenseitig ärgert oder verletzt. Einverstanden?“

      Die Allgemeinheit nickte zustimmend.

      „Wegen des generellen Rauchverbots im Haus haben wir dort“ – sie zeigte auf die Eingangstür - „ für die Raucher um die Ecke einen Raucherpavillon eingerichtet.“ Sie machte eine kleine Pause, so, als ob sie darüber nachdachte, was sie noch hätte sagen wollen. Dann fuhr sie fort: „Und nun zum Essen. Morgens und abends gibt es ein Buffet. Mittags wird Ihnen das Essen am Tisch entsprechend Ihrer Vorbestellung serviert. Natürlich sind wir auch auf Vegetarier und Veganer eingestellt, Sie müssen es nur rechtzeitig anmelden. Wir würden Sie trotzdem darum bitten, nach den Malzeiten das Geschirr von den Tischen abzuräumen.“ Sie blätterte ihren Notizblock um. „Auf Ihren Zimmern liegt ein für Sie individuell ausgearbeiteter Therapieplan, der verbindlich ist. Außerdem gibt es Vorträge zu verschiedenen Themen, die Sie mindestens einmal in der Zeit Ihres Aufenthaltes besucht haben sollten. Das jeweilige Tagesprogramm finden Sie am Schwarzen Brett.“ Denkpause. „Es gibt mehrere Freizeitangebote in offenen Gruppen: Kunsthandwerk, Sport und eine Theatergruppe. Sie können sich auch selbst sportlich im Fitnessraum oder in unserem Schwimmbad betätigen oder auch in unsere Sauna gehen.“

      Denkpause. „Die Nordsee ist nicht unbedingt zum Schwimmen geeignet. Sie sollten trotzdem nach Möglichkeit einmal täglich ins Wasser gehen, aber nur an den dafür ausgewiesenen Stellen, hier vorn am Hauptstrand oder weiter hinten im Osten am FKK-Strand.“

      „Da will ich hin“, knurrte Maria aus dem Mundwinkel.

      „Bist du dafür nicht schon zu alt?“, flüsterte Rebekka.

      „Und du zu jung“, antwortete Maria und beide mussten dabei ein Lachen unterdrücken.

      „Das Salzwasser ist gut für die Haut und der Temperaturunterschied zwischen Wasser und Luft regt den Kreislauf an“, setzte Frau Freese ihre Informationen fort, „außerdem tut die Seeluft Ihren Bronchien gut.“

      Langsam wurden die Zuhörer unruhig. Frau Freese bemerkte es und sagte: „Sie haben es gleich geschafft, meine Damen und Herren, aber bei uns sagt man `Wat mutt, dat mutt!´“

      Ein hörbares Raunen ging durch den Raum.

      „Wie Sie wahrscheinlich schon festgestellt haben, gibt es auf den Zimmern weder Telefone noch Fernseher. Das ist durchaus beabsichtigt. Es gibt drei Fernsehräume in denen das Programm allerdings festgelegt ist: Raum eins = Erstes Programm, Raum zwei = zweites Programm und Raum drei = NDR. So ersparen wir uns und Sie sich unnötige Diskussionen und Sie haben drei Programme, zwischen denen Sie sich entscheiden können. Und wir würden Ihnen auch empfehlen, Ihre Handys und Smartphone möglichst wenig zu benutzen, schon gar nicht, um in der Familie oder gar im Betrieb anzurufen und zu fragen, wie es denn ohne Sie so geht. Das führt zu nichts und würde unseren Therapieplan mit Ihnen total durcheinanderbringen. Trennen Sie sich von Ihrem Alltag, machen Sie eine Pause, entschleunigen Sie sich und nehmen Sie sich einfach Zeit.“

      Ein Mann meldete sich und fragte: „Wann hat man denn Zeit, ich meine freie Zeit?“

      „Sehr viel mehr als Sie denken“, antwortete Frau Freese, „es hat schon Gäste gegeben, denen ging die viele Freizeit auf die Nerven. Aber auch daran haben wir gedacht und für Sie unseren Hausbus eingerichtet, der Sie ja schon vom Bahnhof abgeholt hat. Er fährt zu bestimmten Zeiten in den Ort. Aber kleinere Gruppen fährt unser Jochen auch außerhalb der festen Zeiten hin und her. Der letzte Bus abends fährt um 21.45 Uhr vom Bahnhof ab. Sollte eine Veranstaltung länger dauern, dann müssen Sie sich vorher bei Frau Nanninga abmelden.“

      „Bei der Kröte“, flüsterte Erika, und die anderen beiden konnten sich das Lachen kaum verkneifen.

      „Das wär‘s dann von mir“, sagt Frau Freese, „ haben Sie noch Fragen?“

      Anscheinend niemand.

      „Dann danke ich Ihnen, und tschüß.“

      Man klatschte artig Beifall. Als alle schon im Hinausgehen waren, rief Frau Freese: „Doch noch eins. Vielleicht sollte ich Ihnen erklären, warum wir hier zu jeder Tageszeit moin sagen. Also das hat nichts mit `guten Morgen´ zu tun. Das kommt aus dem Plattdeutschen. Da heißt moi nämlich schön und moin ist die Abkürzung für: Ich wünsch dir einen moien – also schönen Tag.“

      Jetzt schaltete Erika sich ein und meinte: „Aber abends, wenn Sie ins Bett gehen, dann sagen Sie nicht moin, oder?“

      „Nein“, antwortete Frau Freese, „dann sagen wir einfach nur Nacht."

      Ein paar lachten verhalten. Dann drängte man zur Tür hinaus und umringte das berühmte „Schwarze Brett“.

      „Tschüß“ sagt man bei uns in Augschburg aber auch nicht“ warf Maria ein.

      „Was denn?“

      „Pfiad de oder pfiad Gott.“

      „Und was heißt das?“

      „Das ist auch eine Abkürzung. Eigentlich ist es ein sehr frommer Wunsch der meint, Gott möge dich auf allen deinen Wegen begleiten und behüten.“

      „Nett“, meinte Rebekka, und zu Erika gewandt sagte sie : „und was sagt ihr in Hessen?“

      „Wir sagen „Mach‘s gut“ und das meint so viel wie „Lass es dir gut ergehen.“

      „Deutsche Sprache, schwere Sprache“ sagte Maria mit gespielt ausländischem Akzent.

      Das Abendbuffet fand allgemeine Zustimmung. Es gab mehrere Brotsorten, Wurst, Käse, Marmeladen, Butter, Margarine, Diätbutter, verschiedene Joghurtarten, Obst und diverse Getränke, Tee, Wasser und mehrere Fruchtsäfte. Alle Zutaten waren mit ihrem Zuckergehalt, ihren Kalorienwerten und eventuellen Konservierungsstoffen gekennzeichnet.

      „Das find ich gut“, sagte Maria, „vor allem mit den Kalorienangaben. Dann kann man sich doch ein bisschen danach richten.“

      „Quatsch“, kommentierte Erika Marias Bemerkung gleich, „muss ich mich in meinem Alter noch schlankhungern?“

      Rebekka und Maria sagten nichts, aber ihr Grinsen und ihre Blicke sagten alles.

      „Ja, ist ja gut“, sagte Erika, „ein paar Kilo weniger könnten mir nicht schaden. Aber meinem Mann gefalle ich so, wie ich bin. Und das ist für mich die Hauptsache. Er sagt immer, er liebt jedes Gramm an mir.“

      „Ja,

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