Drei Lästerschwestern auf Borkum. Erich Hübener

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Drei Lästerschwestern auf Borkum - Erich Hübener

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style="font-size:15px;">      Als sich die Anfälle wiederholten hatte sie eine Entscheidung getroffen. Sie war eines morgens einfach nicht aufgestanden, um, wie gewohnt, in die Schule zu gehen. Ihr Hausarzt hatte bei ihr stark erhöhten Blutdruck und Herzrhytmusstörungen festgestellt. "Das müssen wir langfristig beobachten" hatte er gesagt und sie bis auf weiters krankgeschrieben.

      Sie hatte sich in ihre Wohnung zurückgezogen, ihr Handy ausgeschaltet, die Haustürklingel abgestellt, die Gardinen zugezogen und war im Bett geblieben. Sie versuchte zu schlafen, aber sie wälzte sich nur unruhig hin und her. Sie versuchte ein Buch zu lesen, aber selbst das gelang ihr nicht. Oft musste sie mehrere Seiten zurückblättern um den Zusammmenhang wiederzufinden. Erst ausgiebige Spaziergänge am Lech ließen sie ruhiger werden. Eine Freundin hatte ihr geraten einen Arzt aufzusuchen, der ein Spezialist auf dem Gebiet psychosomatischer Erkrankungen war. "Sie müssen unbedingt aufhören zu arbeiten", hatte er gesagt, "Sie sind jetzt 59 Jahre alt und seit fast 35 Jahren im Dienst. Ihr Körper macht einfach nicht mehr mit. Wir sollten eine Kur in einer psychosomatischen Klinik für sie beantragen und gleichzeitig einen Antrag auf vorzeitige Versetzung in den Ruhestand stellen."

      Das war vor drei Monaten gewesen. Inzwischen hatte sie mehrere medizinische und psychologische Tests über sich ergehen lassen, war regelmäßig einmal wöchentlich bei einer Psychologin - übrigens eine sehr nette Frau - gewesen und hatte einen regen Schriftverkehr sowohl mit der Berufsgenossenschaft als auch mit der Rentenversicherung geführt. Gerade heute war ein Brief der Berufsgenossenschaft gekommen, den sie stolz dem "Kleeblatt" präsentierte. "Ich glaub, ich hab's geschafft", sagte sie, "Dr Keiner hat gemeint, dass es ein gutes Zeichen sei, wenn man mir eine Kur genehmigte."

      "Aber das ist doch eine Psychokur, Mary", sagte Renate ganz erbost, "du hast doch keine Klatsche."

      "Das ist mir doch egal wie das genannt wird. Hauptsache es klappe mit meiner Frühverrentung."

      "So eine Psychokur ist doch kein Knast", wollte Elvira richtiggestellt wissen, "da soll sie sich erholen, damit sie möglichst bald wieder in das Berufsleben integriert werden kann."

      "Das glaubst du auch nur", protestierte Maria sofort, "gegen Erholung hab' ich ja nichts. Und ich werde artig alles tun, was man von mir verlangt. Aber eines werde ich mit Sicherheit nicht, mich nämlich noch einmal vor eine Klasse stellen. Da gibt es genug jüngere Kollegen, die nur darauf warten, dass meine Stelle frei wird."

      "Gut", sagte Brigitte, "dann machen wir jetzt mal einen Plan."

      "Nein, bitte keinen Plan", bremste Maria ihre Freundin, "das hört sich gleich wieder wie Stundenplan an. Ich fahr' da einfach hin und lasse alles über mich ergehen und dann scha'n wir mal."

      Der Brief ging von Hand zu Hand und war inzwischen bei Stefanie gelandet. "Mensch, hast du ein Glück", sagte sie, "sechs Wochen Urlaub auf Borkum. Ich würde sofort mit dir tauschen, auch wenn ich mich dann von irgendwelchen Psychoheinis volllabern lassen müsste. Borkum ist eine tolle Insel", schwärmte sie, "du wirst sehen. Ich habe dort schon mal Urlaub gemacht und ich war begeistert. Der Strand ist riesig und schier endlos. Man kann da ganz toll wandern. Deshalb nennen die Borkumer selbst ihre Insel den wahrscheinlich schönsten Sandhaufen der Welt. Und ich finde, das stimmt. Weißt du eigentlich, dass auf Borkum Hochseeklima herrscht?", fragte sie unvermittelt.

      "Nein", antwortete Maria, "ist das denn was Besonderes?"

      "Na und ob, deshalb ist die Luft so gesund. Immer tief durchatmen, das ist gut für die Bronchien", riet Stefanie ihr.

      "Und hüte dich vor den Kurschatten", sagte Renate, "die wollen doch alle nur das Eine."

      "Na und?", sagte Maria keck, "hier kann ich mir ja noch nicht einmal einen Hausfreund leisten. Augschburg ist zwar eine große Stadt, aber Gerüchte verbreiten sich hier genau so schnell wie anderswo. Und was dann an der Schule los wäre, könnt ihr euch nicht vorstellen. Da könnte ich gleich meine Koffer packen."

      "Na, muss ja nicht gleich für alle Ewigkeit sein, aber vielleicht ein `Mann für gewisse Stunden´", ergänztre Renate und verursachte damit großes Gelächter.

      "Schaun mir mo, dann seng mir's scho", schloss Maria den Tagespunkt ab.

      Sie war sich längst darüber im Klaren, dass es so nicht weitergehen konnte. Schon allein bei dem Gedanken an Schule und Unterricht lief ihr ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Und wenn sie daran dachte, diesen Job noch einige Jahre machen zu müssen, schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie konnte nicht verstehen, dass andere ältere Arbeitnehmer sich vor dem Rentendasein fürchteten, weil sie dann keine Aufgabe mehr hätten oder nicht wüssten, was sie mit der vielen freien Zeit anfangen sollten. Sie jedenfalls freute sich auf den Tag, an dem sie beim morgendlichen Blick in den Spiegel zu sich selbt sagen konnte: "Dieser Tag gehört dir, Maria, und du kannst damit machen, was du willst. Und morgen ist wieder so ein Tag und übermorgen und überübermorgen..."

      Aber bis dahin könnte es noch ein weiter Weg sein, dachte sie, als sie am Dom vorbei ihrer Wohnung zustrebte.

      Borkum voraus

      Borkumvoraus

      Rebekka war mit der Bahn nach Emden gefahren. Der Zug brachte sie direkt an den Fähranleger zur Insel Borkum. Sie bestieg die Fähre „Ostfriesland“, setzte sich auf das Oberdeck und stellte ihren Rucksack neben sich auf die Bank. Das große Gepäck hatte sie schon ein paar Tage vorher nach Borkum geschickt.

      Es war ein angenehmer warmer Junitag. Die Nordsee war ruhig und zeigte sich von ihrer besten Seite. Der Wind war eher ein laues Lüftchen und auf der Reling saßen schon mehrere Möwen, die darauf warteten von den Fahrgästen gefüttert zu werden.

      Rebekka schloss die Augen und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Im Grunde liebte sie das Meer, die Seeluft, den Geruch von Strand und Tang. Nur Inseln waren ihr irgendwie suspekt. Sie war schon auf mehreren gewesen: Spiekeroog, Langeroog und Baltrum. Aber jedes Mal war sie froh gewesen, wenn sie wieder auf dem Festland angekommen war. Warum, das wusste sie eigentlich auch nicht so genau. Vielleicht war es der Gedanke, dem Meer ausgeliefert zu sein, nicht weglaufen zu können oder überall vom Wasser umzingelt zu sein. Allerdings von Borkum hatte Maren gesagt, sie sei so groß, dass man gar nicht unbedingt das Gefühl habe, auf einer Insel zu sein. Aber das Klima sei sehr gesund und der Himmel besonders blau.

      Bis hierher war doch alles ganz gut verlaufen, dachte sie. Und bei der ruhigen See bestand auch kaum die Gefahr, dass sie seekrank werden würde. Vielleicht hatte sie sich auch zu Unrecht gegen diesen Kuraufenthalt gewehrt. Inzwischen hatte sie sich dazu entschlossen den „kostenlosen Urlaub“ anzunehmen. Sollten die Experten doch von ihr denken, was sie wollten. Sie jedenfalls wusste, was sie von sich selbst zu halten hatte. Und auch zu den Umständen ihrer Trennung von Thomas hatte sie inzwischen einen gewissen Abstand gefunden. Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken was gewesen wäre, wenn… Nein, sie lebte jetzt, hier und heute. Und sie war auf dem Weg zu einem Kuraufenthalt, wie immer der sich auch entwickeln würde.

      Als sie die Augen wieder öffnete sah sie, dass ein paar Bänke weiter vorn ein Mann Platz genommen hatte. Er mochte etwa in ihrem Alter sein, vielleicht ein paar Jahre älter. Ein Inselbewohner ist er anscheinend nicht, denn er hatte einen kleinen Koffer bei sich, dachte sie. Vielleicht ein Vertreter oder ein Geschäftsmann auf Reisen. Ein Kurgast schien er auch nicht zu sein, dafür war das Gepäck zu klein. Andererseits – sie selbst hatte ja auch nur einen Rucksack dabei, obgleich sie sechs Wochen auf der Insel bleiben würde.

      Rebekka bestellte bei der Bedienung einen Kaffee und ein Croissant.

      „Hebb

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