Liebreiz, Mord und Kaktusstiche. Bernharda May

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Liebreiz, Mord und Kaktusstiche - Bernharda May

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schien, rief ich es an und erkundigte mich, ob sie dort sei oder ein Zimmer auf ihren Namen gebucht habe. Als Vorwand behauptete ich, ihre Tochter zu sein und ihr ein Geburtstagsgeschenk nachschicken zu wollen.

      Bereits von elf Hotels, neun Pensionen und sage und schreibe vierzehn Ferienhäusern rund um den Hohen Meißner hatte ich negative Auskünfte erhalten, bevor mich Fred zurückrief. Dessen Nummer hatte ich in Tante Mariebelles Adressheft gefunden. Zu meinem Glück stand darin nur ein einziger Fred – Gittas gab es hingegen gleich drei. Noch an Mariä Himmelfahrt hatte ich ihn angerufen, doch weil niemand abnahm, hatte ich auf die Mailbox gesprochen. Als er endlich zurückrief, waren meine Hoffnungen groß, endlich einen Schritt weiterzukommen. In dem kurzen Gespräch mit ihm stellte sich jedoch heraus, dass er zwar der richtige Fred war, aber seit einem halben Jahr nichts von Tante Mariebelle gehört hatte.

      »Ich sehe sie ja nächste Woche«, sagte er, »und was den Hohen Meißner angeht, ist schon alles von Gitta organisiert worden. Solange nichts dazwischen kommt, gibt es vor dem Trip keinen Anlass, dass sich einer beim anderen meldet.«

      »Die Wandertour haben Sie also nicht vorverlegt?«

      Fred verneinte. Immerhin konnte er mir die Unterkunft nennen, die Gitta für alle drei ausgewählt hatte. Zu meinem Bedauern war es eines der Hotels, die ich schon angerufen hatte. Dort hatte man von einer Mariebelle Puttensen nichts gewusst – wahrscheinlich hatte die ominöse Gitta die Zimmer nur auf ihren eigenen Namen gebucht.

      »Vergebliche Liebesmüh«, stöhnte ich genervt. »Hoffentlich hat Tony mehr Glück.«

      Ich schaute in meine diversen Posteingänge, aber keine Email, keine SMS, keine Nachricht von ihm war zu finden.

      »Nicht, dass er auch noch spurlos verschwindet«, bangte ich, zugegebenermaßen ein bisschen panisch.

      Dann hatte ich eine Eingebung, wie ich Tante Mariebelle doch noch aufspüren könnte.

      *

      Tonys Reise nach Niederfichtel und zurück dürfte nicht länger als zwei Tage dauern, so hatten wir es jedenfalls ausgerechnet. Als Treffpunkt war das Café am Eck ausgemacht worden, wo wir uns exakt zur Mittagsstunde sehen und über die neuesten Erkenntnisse austauschen wollten.

      Ich war eine halbe Stunde zu zeitig da, weil ich das Herumsitzen daheim nicht mehr aushalten konnte, und bestellte mir gleich zwei Bananenmilchshakes auf einmal, um das Warten zu verkürzen. Außer mir war nur ein Herr im weißen Anzug im Café. Trotz des warmen Wetters zog er es vor, drinnen zu sitzen, und sogar dort behielt er seinen Strohhut auf. Immer wieder sah er zu mir hinaus und ich fürchtete schon, er würde sich zu mir setzen und mich anbaggern, wenn ich noch weiter allein blieb.

      »Komm schon, Tony, lass mich nicht hängen«, flüsterte ich und trommelte mit den Fingern auf den Tisch.

      Auf einmal stand er neben mir, als ob er meinen Wunsch erhört hätte.

      »Da bin ich«, grüßte er und kam direkt zur Sache. »Wie war deine Recherche?«

      »Leider sehr unbefriedigend«, antwortete ich. »Tante Mariebelle ist nicht einmal in der Nähe vom Hohen Meißner. Ihre Freunde, die mit ihr demnächst dort wandern wollen, haben auch nichts von ihr gehört. Und wie war es in Niederfichtel?«

      »Oh, sehr enttäuschend«, sagte Tony traurig. »Dieses Schloss Liebreiz ist überhaupt kein richtiges Schloss. Von dem eigentlichen Bau ist nur eine Ruine übriggeblieben, die im Parkgelände der Schönheitsfarm besichtigt werden kann. Für die Kunden des Etablissements ist der Besuch kostenfrei, alle anderen Touristen müssen zahlen. Das, was sich heute Schloss Liebreiz nennt, ist das ausgebaute Zeughaus, das ursprünglich zur Ruine gehörte. Es liegt nahe einer Thermalquelle oder Heilquelle oder dergleichen. Daher kam jemand auf die Idee, dort dieses Wellnesshotel für wohlsituierte Damen und Herren zu machen.«

      »Wohlsituiert?«

      »Oh ja, da kommt nicht jeder rein. Die Preise sind recht hoch. Alles sehr exklusiv. Und keinerlei mittelalterliche Atmosphäre für den armen Tony.«

      »Um die geht es uns ja auch nicht«, sagte ich schnippisch. »Was hast du über Tante Mariebelle herausgefunden?«

      »Tja, eigentlich nichts«, gestand Tony, fügte aber schnell hinzu:

      »Interessant ist allerdings, wie ich dieses Nichts herausgefunden habe.«

      Ich verstand nicht, was er damit meinte.

      »Lass mich alles ganz genau erzählen, sobald ich meinen Kiwi-Eisbecher habe«, sagte Tony, und nachdem man ihm die Leckerei serviert hatte, begann er seine Geschichte:

      »Als ich auf Schloss Liebreiz eintraf, ging ich sofort zur Rezeption. Ich stellte mich vor und behauptete, der Sohn einer Kundin zu sein und dass ich nicht sicher wäre, ob sie noch auf der Schönheitsfarm weilt oder schon abgereist sei. Der Rezeptionist, ein dünner Typ mit Föhnfrisur und viel zu akkuraten Fingernägeln, wirkte zunächst aufgeschlossen und fragte mich nach dem Namen der Gesuchten. Als ich ihn nannte, änderte sich sein Benehmen schlagartig. Abschätzig wanderten seine Augen an mir hoch und runter und dann sagte er steif:

      ›Mariebelle Puttensen, sagten Sie? Für solche Fälle bin ich nicht zuständig. Sprechen Sie am besten mit der Chefin.‹

      Er schickte mich ein Stockwerk höher, wo ich bei einer gewissen Dr. Alexa Safaryan vorsprechen sollte. Die empfing mich eher widerwillig, wie mir schien, und wich meiner Frage nach Mariebelle Puttensen regelrecht aus.

      ›Wir können Fremden nicht einfach die Daten unserer Kundinnen zugänglich machen‹, behauptete sie. ›Das schließt die Angaben über ihre Ankunfts- und Abreisetermine mit ein. Können Sie sich denn als ihr Sohn ausweisen?‹

      Das konnte ich freilich nicht, deshalb verabschiedete ich mich schnell von besagter Dr. Safaryan und verließ das Schloss. Ich hätte mich als Neffe statt als Sohn ausgeben sollen, dann wäre es unkomplizierter gewesen, die verschiedenen Nachnamen zu erklären.«

      »Ärgere dich nicht, du kannst es ja jetzt nicht mehr ändern«, tröstete ich ihn.

      »Oh doch, ich ärgere mich. Denn sowohl der Rezeptionist als auch seine Chefin haben mich quasi ohne jegliche Information entlassen. Sie hatten nicht einmal bestätigt, ob deine Patentante überhaupt auf Schloss Liebreiz gewesen war! So schnell wollte ich mich aber nicht geschlagen geben. Ich spazierte im Gelände herum, schaute mir die Ruine an und versuchte, mit den wenigen weiblichen Gästen der Schönheitsfarm zu scharwenzeln, um Näheres herauszukriegen.«

      »Scharwenzeln«, schmunzelte ich. »Du und deine Wort-wahl!«

      Tony schmunzelte zurück und fuhr fort:

      »Diejenigen, die ich ansprach, waren fast ausnahmslos nach Mariä Himmelfahrt angereist. Davon ausgehend, dass deine Patentante an dem Feiertag ja bereits mit dir im Bistro hätte sitzen müssen, fragte ich sie nicht erst genauer aus. Lediglich eine dralle Mitvierzigerin gab an, schon länger auf Schloss Liebreiz zu verweilen. Sie bildete sich ein, den Namen Mariebelle Puttensen gehört zu haben, behauptete aber, sie würde kaum mit anderen Frauen ins Gespräch kommen. Dann trat sie ganz nah an mich heran, sodass ich ihren Körper an meinem spürte.

      ›Ich bin schließlich hier, um mich für die Männerwelt zu optimieren‹, hauchte sie mir ins Ohr.

      Bevor ich irgendetwas erwidern konnte, klingelte irgendwo eine Glocke und sie rief aus:

      ›Oh,

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