Der Teufel von London. Susanne Danzer

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Der Teufel von London - Susanne Danzer

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die Zentrale verständigt. Ich habe den Mann von der Hafenwache abholen und gleich herbringen lassen.«

      »Was ist weiter geschehen?«, hakte Primes nach. »Es muss ja offensichtlich eine Schlägerei gegeben haben? Der Wind wird ihm wohl kaum die blauen Flecken im Gesicht verpasst haben.«

      Lockwood zuckte die Schulter.

      »Es ist nichts aus ihm herauszuholen, Sir. Ich konnte nicht einmal seinen Namen erfahren. Angeblich weiß er nicht, was in dem Päckchen ist. Er hat getobt, als ich ihm mitteilte, dass er das ›Old Bailey‹ kennenlernt, wenn er uns keine Angaben über die Herkunft von dem Päckchen machen kann. Zumindest scheint es ihm nicht gepasst zu haben.«

      Primes beobachtete, wie Celeste den Festgenommenen behandelte.

      »Seine Verletzungen deuten tatsächlich auf eine Schlägerei hin«, informierte sie ihn. »Dafür spricht eindeutig die gebrochene Nase und die beiden ausgeschlagenen, oberen Schneidezähne.«

      Der Mann weigerte sich weiterhin, seinen Namen anzugeben und zu erklären, woher er das Päckchen hatte.

      Ein halbes Dutzend hatte Scotland Yard davon schon in den letzten Wochen in London sichergestellt. Sie alle enthielten gepresstes Rohopium. Es konnte geraucht, in Alkohol gelöst getrunken oder in fester Form sogar gegessen werden und wurde aus Mohnstroh gewonnen. Die Pflanzen wurden dazu abgemäht, getrocknet, gehäckselt und das Opium aus dem trockenen Stroh mit einem Lösungsmittel herausgelöst.

      Celeste hatte darüber einen informativen Vortrag gehalten und den anwesenden Herren auch den Unterschied zwischen Rohopium und Rauchopium nähergebracht: »Vom Rohopium zu unterscheiden ist das Rauchopium, auch ›Chandu‹ genannt, dessen Dampf inhaliert wird. Das ›Chandu‹ wird durch mehrmaliges Erhitzen, Kneten und vorsichtiges Rösten des Rohopiums, einer nachfolgenden Wasserextraktion und mehrmonatige Fermentation mit dem Schimmelpilz Aspergillus hergestellt. Bei diesem aufwendigen Verfahren werden Nebenalkaloide wie Codein, Papaverin und Narcotin weitgehend zerstört. Gleichzeitig wird allerdings der Morphingehalt drastisch erhöht. In der Wissenschaft wird davon ausgegangen, dass dabei insbesondere durch die Fermentation, die ich Ihnen zu Beginn des Vortrages bereits nähergebracht habe, mit dem Schimmelpilz Aspergillus niger, weitere psychotrope Substanzen entstehen. Soviel für heute, meine Herren. Für weitergehende Fragen stehe ich Ihnen jederzeit gern zur Verfügung.«

      Seit sich eine neue Bande im Großraum London breit gemacht und ihre Schmuggelwege perfektioniert hatte, wurde Scotland Yard in Atem gehalten – die Folgen waren bereits im Parlament zur Sprache gekommen, und entsprechend groß war der Druck, den der Innenminister auf Commissioner Langley ausübte.

      Primes war also wieder einmal hinter Drogenhändlern her, von denen er nur wusste, dass sie in der ihm anvertrauten Stadt ihr Unwesen trieben, und musste sich eingestehen, dass er augenblicklich im Trüben fischte.

      Zusammen mit den bisher festgenommenen Männern war Opium im Wert von mehreren tausend Pfund sichergestellt worden. Keiner von ihnen hatte mit einer Silbe erwähnt, woher er das Zeug hatte und für wen es bestimmt gewesen war. Jetzt drohte jedem von ihnen die Verfolgung durch den ›Crown Prosecution Service‹ und eine Anklage durch den Anwalt der Krone. Nicht, dass es Primes etwas ausgemacht hätte. Je weniger Verbrecher jedweder Colour sich in London herumtrieben, desto leichter wurde seine Arbeit.

      »Ob der Mann noch sprechen wird?«, fragte Woods. »Wenn er unten am Hafen gefunden wurde, dann kommt das Rohopium ganz sicher mit einem Schiff in die Stadt. Vielleicht über einen der Themseschiffer? Ich denke, dass der eine oder andere gegen ein Zubrot nichts einzuwenden hat.«

      Primes antwortete nicht und wartete stattdessen, bis Celeste den Verletzten verbunden hatte.

      »Kann ich jetzt mit ihm sprechen«, erkundigte er sich bei ihr, »oder sind seine Verletzungen dafür zu schwer?«

      »Ich bin andere Verletzungen gewohnt, die ich zu sehen bekomme«, antwortete Celeste lächelnd. »Der Mann ist noch gut dran. Das meiste sind Abschürfungen. Es sieht aus, als sei er böse gefallen. Ich befürchte allerdings, dass er nicht sprechen wird. Ich habe mich erkundigt, wie er zu seinen Verletzungen gekommen ist. Seine Antwort war kurz und bündig: ›Das geht Sie nichts an! Wenn ich es Ihnen nicht erzähle, dann den anderen erst recht nicht!‹ Ich gehe stark davon aus, dass er versucht einigermaßen heil aus der ganzen Sache herauszukommen. Eine Plauderei mit Ihnen, wird diesem Vorhaben nicht gerade förderlich sein.«

      Primes lächelte.

      »Es ist immer das Gleiche mit diesen schmutzigen Rauschgifthändlern. Sind sie einmal gefasst, können sie sich wie durch eine wundersame Fügung an nichts mehr erinnern.«

      »Scheint auch diesmal so zu sein«, warf Woods ein, der mit vor der Brust verschränkten Armen an der Wand neben der Tür lehnte.

      Gemeinsam mit den Sergeanten bemühten sie sich, den Mann zum Reden zu bringen. Doch letztlich erfuhren sie nicht einmal seinen Namen noch seine Wohnadresse.

      »Ich hatte keine Ahnung, was in dem Päckchen ist«, war das einzige, was er immer wieder vorbrachte. »Deswegen können Sie mich doch nicht einsperren. Ich habe es auf der Straße gefunden. Lag einfach so da rum.«

      »Können Sie das beweisen?«, knurrte Primes, der genau wusste, dass der Mann dazu nicht in der Lage war. »Ich nehme Ihnen das nicht ab, zumal das Päckchen keinerlei Verschmutzung aufweist. Auf mich wirkt es geradezu jungfräulich, als wäre es gerade erst frisch verpackt worden.« Er sah den Mann drohend an. »Ich gebe Ihnen Zeit zum Nachdenken. Wenn Sie sich entschlossen haben, die Wahrheit zu sagen, lassen Sie es mich wissen. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass der Besitz von Rauschgift bis zu fünf Jahre Zuchthaus einbringen kann.«

      Der Mann knirschte mit den Zähnen. Am liebsten wäre er den Anwesenden, vor allem aber Primes, an die Kehle gefahren – doch er wusste, dass er keine Chance hatte und seine Situation nur verschlechterte.

      Kapitel 4

      In der Villa im Stadtteil ›Mayfair‹ wartete Charles Morrison gemütlich den Morgen ab. Er hatte sich zwei Sessel zusammengeschoben und darauf ausgestreckt. So war es deutlich bequemer und kein Vergleich zu einer Nacht unter einem Kistenstapel im Hafen. Er zog dieses Lager eindeutig vor.

      Zu schlafen wagte er sich jedoch nicht. Er nickte zwar gelegentlich kurz ein, nur um Augenblicke später wieder hochzuschrecken.

      Mit dem ersten hellen Grau des neuen Tages war er auf den Beinen. Mit einer gewissen Bewunderung stellte er fest, dass er sich erfrischt fühlte, trotz des Schlafmangels.

      Ausgeruht begann er mit der Durchsuchung der Villa. Sämtliche Türen ließen sich öffnen. Der Luxus machte Eindruck auf ihn. So etwas hatte er bisher nur auf Abbildungen in Zeitungen gesehen, mit denen er sich des Nachts zudeckte.

      Charles Morrison begann Mister Brownhill zu beneiden. Er hatte es im Leben zu etwas gebracht. Doch nun nutzte ihm auch sein Reichtum nichts mehr ...

      ... man hatte ihn umgebracht. Ermordet, abgemurkst, kaltgemacht. Was auch immer. Tot war tot. Kein schönes Ende, so eingezwängt und blutüberströmt in eine Holzkiste gestopft zu werden. Nun, nach einem Augenblick der sentimentalen Überlegung, war klar, dass jeder in einer Kiste landete. Denn ein Sarg war im Grunde genommen nichts anderes.

      Einen Moment zögerte Charles vor dem in die Wand eingelassenen Tresor, den er entdeckt hatte.

      Er betrachtete den Schlüsselbund genauer und wusste, dass er den passenden Schlüssel in der Hand hielt. Doch obwohl ihn die Neugierde

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