Der Teufel von London. Susanne Danzer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Teufel von London - Susanne Danzer страница 7
Das verbreitete und weiterverarbeitete Rohopium hatte bereits Tote gefordert.
»Wir müssen den oder die Lieferanten finden«, hatte er seinen Kollegen eingeschärft. »Gelingt es uns, die Verteilung zu unterbinden, haben wir das Problem gelöst.«
Primes vermutete, ebenso wie seine Sergeanten Woods und Lockwood, dass die Ware über den Schiffsweg hereinkam – auch wenn er das bisher nicht beweisen konnte.
Die Hafenpolizei hatte zwar ein besonderes Auge auf diverse Verdächtige, bislang allerdings ohne größere Erfolge. Sehr zu Primes‘ Missfallen, der eine noch größere Welle von Problemen und weiteren Opiumtoten auf sich zukommen sah.
Gefasst wurden nur die kleinen Zuträger, die jedoch keine Namen nannten und sich weigerten, irgendwelche Angaben zu machen, die den Hintermännern gefährlich werden konnten. Natürlich wollten sie ihre eigenen kläglichen Leben retten.
Celeste bemühte sich weiterhin, im Rahmen ihrer ärztlichen Versorgung, um den Mann, den sie in der Nacht festgenommen hatten.
Die Überprüfung seiner Fingerabdrücke hatte noch nichts ergeben. Allerdings war das auch kaum anzunehmen gewesen, denn ein solcher Abgleich konnte Tage und Wochen dauern. Möglicherweise würden sie gar keinen Treffer landen, denn es war denkbar, dass der Mann seit Einführung der Fingerabdruckkartei nichts mit der Polizei zu tun gehabt hatte.
Celeste versuchte das Schweigen des Mannes zu brechen.
»In wenigen Stunden werden Sie dem Anwalt der Krone vorgeführt, der darüber entscheidet, ob Sie weiterhin festgehalten werden oder auf freien Fuß kommen. Detective Inspector Primes wird ihm gegenüber die Anklage vertreten. Ich kenne den Inspector gut und Sie können mir glauben, dass er bisher stets seinen Willen durchgesetzt hat. Es sieht nicht besonders gut für Sie aus.«
Bei den letzten Worten hatte sie zwei Finger hinter ihrem Rücken gekreuzt. Primes sah es lächelnd und dachte daran, dass er ihr gegenüber seinen Willen bislang nie hatte durchsetzen können. Diese Frau machte einfach, was sie für richtig hielt. Widerstrebend musste er eingestehen, dass sie damit, für seinen Geschmack, viel zu oft recht behielt.
Der Untersuchungshäftling presste die Zähne zusammen.
Primes bot ihm eine Zigarette an.
»Sie wissen, dass der Besitz von Rohopium strafbar ist. Sie werden es schwer haben, mit einem blauen Auge davonzukommen. Warum wollen Sie unbedingt für andere Ihren Kopf hinhalten? Ihn eventuell sogar zu verlieren?«
Dieses Mal nahm der Mann die Zigarette an, was Primes erst einmal als gutes Zeichen wertete. Möglicherweise war er doch nicht so hart, wie es zunächst den Anschein gemacht hatte.
»Ich habe mit den Händlern wirklich nichts zu tun«, stieß der Verdächtige zwischen den Zähnen hervor und bemühte sich möglichst unschuldig auszusehen. »Aber Sie werden mir das eh nicht glauben! Ich versichere Ihnen, dass ich in diese ganze Sache nur durch Zufall hineingestolpert bin.«
Celeste kam etwas näher.
»Wir haben ja die Möglichkeit, alles zu überprüfen und festzustellen, ob Sie uns die volle Wahrheit gesagt haben. Oder eben nicht. Mit Ihrem Schweigen werden Sie bestimmt nicht durchkommen. Glauben Sie mir, ich kenne den Inspector zu gut; der fackelt nicht lange Sie in Handeisen zu legen und in das nächste Loch zu werfen. Dort lässt er Sie schmoren. Gegebenenfalls in zweifelhafter Gesellschaft. Dann wartet er. So lange, bis Sie bereit sind zu reden.«
Sie zeigte Primes ein verstecktes, zuckersüßes Lächeln und konnte sehen, wie der Mann unter ihren Worten zusammenzuckte, gerade so, als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen.
Der Mann überlegte.
Lohnte es sich denn, mehrere Jahre Zuchthaus zu riskieren?
»Wenn Sie mir versprechen, keinen Skandal zu machen, würde ich ja reden«, antwortete er ihr, Primes‘ Blick ausweichend. »Ich müsste allerdings Ihre Zusage haben. Ohne diese werde ich schweigen wie ein Grab.«
Celeste konnte ihm das geforderte Versprechen nicht geben und wandte sich Primes fragend zu.
»Sie haben es gehört, Inspector«, sagte sie leise. »Können Sie ihm eine solche Garantie geben? Vielleicht ist es spannend zu hören, was er zu sagen hat.«
Primes, der sich auch eine Zigarette angezündet hatte, nahm einen tiefen Zug. Abschätzend betrachtete er den Gefangenen.
Er war entschlossen, sehr weit zu gehen, wenn er dafür einen Hinweis auf die Hintermänner des Opiumringes und schlussendlich die Verbrecher in die Hände bekam. Diese dingfest zu machen stand bei ihm momentan an oberster Stelle.
Der Festgenommene hatte viel von seinem anfänglichen Selbstbewusstsein eingebüßt. Er zitterte am ganzen Körper, als Primes ihm gegenüber Platz nahm.
»Sie wollen also gestehen?«, fragte er ihn. »Wenn Sie uns helfen, die Verbrecher zu fassen, können Sie auf milde Behandlung und meine Fürsprache hoffen.«
Der Mann starrte zu Boden.
»Es ist nicht viel, was ich Ihnen mitteilen kann. Sie werden es mir kaum glauben, aber ich wollte das Zeug zurückbringen.«
Primes ließ einen Stenotypisten kommen, um sich nichts von dem Geständnis entgehen zu lassen. In diesem Fall war es besser auf Nummer sicher zu gehen.
»Mein Name ist Harrington und ich habe das Päckchen tatsächlich zurückbringen wollen. Das schwöre ich, beim Grabe meiner Großmutter«, begann er, sobald sich der Polizeischreiber gesetzt hatte und zum Protokollieren bereit war. »Ich habe in der letzten Zeit bei meiner Tochter eine Veränderung bemerkt und bin der Sache nachgegangen. Ich war besorgt. Sie arbeitete plötzlich nicht mehr und hatte doch viel mehr Geld als üblich zur Verfügung. Angeblich sei sie krank, zumindest hat sie mir das gesagt. Zum Arzt wollte sie jedoch nicht. Na ja, das ist ja ohnehin alles nicht wahr gewesen. Schuld an allem sind diese jungen Burschen, mit denen sie zu meinem Leidwesen zusammensteckt. Sie müssen wissen, meine Frau ist schon vor einigen Jahren an Tuberkulose verstorben, und ich habe mein möglichstes getan, meine Tochter allein groß zu ziehen. Doch wenn ich früh morgens zur Arbeit gehe und erst am späten Abend zurück bin ... wie soll ich da auf sie aufpassen?« Er sah Celeste und Primes entschuldigend an und ein Ausdruck von Bedauern huschte über seine Züge. »Die jungen Leute nennen sich selbst ›Sailors‹.« Harrington nahm noch einen Zug von seiner Zigarette, warf sie auf den Boden und trat sie aus. »Gestern fand ich bei ihr dieses Päckchen. Ich wollte von ihr wissen, was es ist, obwohl ich es mir denken konnte, und warum sie es in ihrem Zimmer versteckt. Zugegeben, ich war sehr hart zu ihr. Abigail verriet mir dann alles, wenn auch sehr widerstrebend. Sie hatte das Päckchen angeblich von einem Mann bekommen. In zwei Tagen sollte sie es einem ihrer zwielichtigen Bekannten übergeben und dafür ein Pfund bekommen. Das ist etwas viel für die Besorgung eines Päckchens, das müssen Sie doch zugeben, Inspector. Ich habe nicht eher Ruhe gegeben, bis ich die ganze Wahrheit erfahren hatte.«
»Dann lassen Sie uns an Ihren Erkenntnissen teilhaben, Mister Harrington«, forderte ihn Primes auf und schob dem Mann eine weitere Zigarette zu.
»Sie erzählte mir, dass sie bereits mehr als ein Dutzend Mal solche Päckchen abgeholt und