www.buch-den-mord.de. Charlie Meyer

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der grinsenden Visage seines Peinigers, und wann immer ihm danach war, nahm Niklas seine Pfeile zur Hand.

      »Wir sind heute ausgesprochen schweigsam«, stellte sein Boss anklagend fest und hörte sich wie die letzte Tunte an. »Irgendetwas, was uns nicht passt?«

      Niklas zwang sich zu einem Lächeln und packte weiter den Koffer aus. »Nein, nein, alles bestens. Wann soll das Theater losgehen?«

      »Ach, wir sprechen wieder mit mir? Wie großzügig. Vielleicht sollten wir ihn gleich belohnen, unseren kleinen unartigen Sklaven.«

      Niklas drehte sich nicht um, aber er hörte von Thorens Reitgerte gegen irgendetwas schlagen, was sich nach Leder anhörte. Hatte der kleine Scheißer etwa wieder seine Reitstiefel angezogen? Wenn ja, trug er außer den Stiefeln nichts. Ganz kurz nur schloss er die Augen und atmete tief durch.

      Über dem Sideboard neben dem Bett hing ein Spiegel, doch er hütete sich hineinzusehen. Das Letzte, was er wollte, war ein Blick auf einen nackten Baron in Reitstiefeln.

      Sein Schwanz pulsierte noch immer vom Vorabend. Der Kerl hatte so getan, als wolle er ihm das gute Stück abbeißen, und wenn ihm Niklas nicht in Panik seine Hand so weit zwischen die Zähne geschoben hatte, dass von Thoren würgen musste, wäre es ihm vielleicht sogar gelungen. Cord von Thoren hatte jegliches moralische, ethische und sittliche Empfinden verloren, und es sprach absolut nichts dagegen, dass er sich früher oder später auf einer dieser Kannibalenseiten im Internet ein Opfer zum Schlachten und Verspeisen aussuchte.

      Heutzutage gab es nichts, was es nicht gab.

      »Tut mir Leid, Meister«, brachte er so burschikos wie nur möglich über die Lippen und vermied es aufzusehen. »Die Zeit reicht leider nicht mehr. Ihre Tante Margarete hat Sie zu einem Cocktailempfang ins Foyer bestellt. In zehn Minuten.«

      Der Scheißkerl liebte es, Meister genannt zu werden.

      »Hat sie? Ach du mein liebes Lieschen, da wird sie uns aber böse sein, wenn wir eine halbe Stunde später erscheinen. Was für böse böse Jungs wir aber auch sind.«

      Niklas Krawinkel, der gerade mit dem Auspacken bei Hieronymus von Thorens antikem Dolch angelangt war, den sein Boss zu jedem Familientreffen mitschleppte, um sich damit während der Party demonstrativ die Fingernägel zu säubern, wickelte den Dolch aus seinem Seidenpapier und umfasste ihn sehnsuchtsvoll.

      4

      Der Reeder hieß Robert Hirschfeld, genannt Bobsie, wie ich aus dem Internet wusste. Warum auch immer. Von der Statur her sah er aus wie Danny de Vito. Klein und dick und irgendwie verschlagen. Nach unseren Telefonaten hatte ich ihn mir groß, schlank und integer vorgestellt. Gewissermaßen ein Inbegriff aufrechter Redlichkeit, was möglicherweise daran lag, dass ich nach der Sache mit dem Serienmörder von Hinterhältigkeiten einfach die Nase voll und mir das Wunschmodell eines Reeders zusammengeträumt hatte.

      Wir trafen uns auf dem Schiff, das nahe der Nienburger Weserbrücke an einer Spundwand lag. Der Weg dorthin war unbefestigt, in den Schlaglöchern stand das Wasser bis zum Rand. Dazwischen Matsch, Matsch und noch mal Matsch. Ich stellte mir vor, wie bei Schiffstrauungen die Bräute ihre blütenweißen Kleider und Schleppen rafften, die High Heels auszogen und barfuß durch den Modder wateten. Keine große Sache. An Bord würde der Decksmann einen vorbereiteten Eimer mit warmem Wasser bereithalten. Und natürlich den Papst, damit er den Bräuten die Füße wusch.

      Das Schiff war ein typisches Lux-Schiff mit klassischer Silhouette. Spitzer Bug, schlanke Form. Ein Schmuckstück zu seiner Zeit, jetzt allerdings nicht mehr als ein verrostetes Wrack, das wie ein Notfall für die SUK aussah. Die Sonderuntersuchungskommission ist eine Art TÜV für Schiffe und in Mainz eine Abteilung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Von der Dicke des Bodens, über die Funktionsfähigkeit des Davits bis hin zur Rutschfestigkeit der Decks kontrolliert sie einfach alles. Sie verlängert die Schiffsatteste für längstens fünf Jahre. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Attest dieses Schiffes erst kürzlich verlängert worden war, eher, dass es zur Vorbereitung der SUK noch vor der nächsten Saison auf die Werft musste.

      Später sollte ich eher an die Schrottpresse in Duisburg denken.

      Ich hoffte auf einen gut bestückten Werkzeugkasten und einen Hochdruckreiniger, als ich den Weg mit dem Mountainbike hinunterschlidderte, die abgespeckte Version eines Seesacks inklusive der Sommerversion eines Schlafsacks auf dem Rücken.

      Das einzig Neue an dem Kahn war der aufgepinselte Name, und auch den hatte es bestimmt schon früher sowohl in der weißen Flotte als auch bei den Schwarzen, den Frachtschiffen, gegeben. Er hieß Weserlust.

      Bobsie empfing mich mit einem Pott Kaffee in der Hand und sah mit seinem schlecht sitzenden Toupet sandfarbener Haare und dem verkniffenen Gesichtsausdruck zehn Jahre älter aus als Mitte zwanzig. Mindestens. Ich versuchte mir erst gar nicht vorzustellen, wie ihn die Crew der Meerjungfrau zu Hause verspotten würde, wenn er an Maxens Stelle wäre. Max ist mein Reeder.

      Er tat mir leid, was natürlich nach hoher Warte und Arroganz klingt, aber das war es nicht. Einige Menschen sind einfach durch ihr Äußeres benachteiligt. Starke Charaktere, wie Max' Tochter mit ihrem von der Glasknochenkrankheit verformten kleinen Körper stecken es weg, während sich die Bobsies dieser Welt ihre Egos aufpeppen, in dem sie andere schikanieren.

      Wir waren allein an Bord, da er, wie er sagte, Personalgespräche gern ungestört führte. Was auch Sinn macht, wenn es denn ein Personalgespräch zu führen gäbe. Unseres war aber bereits vor Tagen telefonisch über die Bühne gegangen, und ich war bestimmt nicht hier, um mich wieder nach Hause schicken zu lassen.

      »Ich dachte, zwischen uns wäre alles klar«, erwiderte ich und zog von meiner optimistischen Fünfsternebewertung meines zukünftigen Arbeitgebers vier Sterne ab.

      Er sah mich einen Moment lang perplex an. »Mein Partner und ich sehen uns die Kandidaten natürlich noch einmal persönlich an, bevor wir ihnen unser Schiff anvertrauen. Schließlich habe ich den Vertrag noch nicht unterschrieben. Haben Sie ein Problem damit?«

      Hatte ich ja, aber andererseits brachte es mir nichts, jetzt den Klugscheißer raushängen zu lassen. Ich wollte etwas Neues erleben, und das Schiff hatte es mir angetan. Es brauchte jemanden, der ihm den Rost von den Rippen scheuerte, um es gleich darauf in frischem Weiß erstrahlen zu lassen. Manchmal liebe ich Herausforderungen wie diese. Man sieht, was man schafft.

      Ich fuhr mir mit der Hand durch die braunen Locken und überlegte, während mein Zeigefinger unbewusst die Narbe entlangfuhr, die zackig von der Mitte meiner rechten Wange den Hals hinunter bis zum Schlüsselbein verlief. Andenken an meinen Autounfall mit Lucy. Ich hatte Hirschfeld den Vertrag zwar unterschrieben zurückgeschickt, aber, da der Arbeitgeber zuletzt unterschreibt, tatsächlich nichts in der Hand.

      »Nein«, log ich und versuchte ganz entspannt zu klingen. »Ich sehe mir die Reeder, für die ich arbeite, auch gern im Vorfeld an. Vor allem, wenn ich zwischen zwei Angeboten wählen kann. Da ist noch ein Ablöserjob auf einem Bunkerboot auf dem Rhein frei. Ich würde Sie nur bitten, mir jetzt Bescheid zu geben, damit ich gegebenenfalls gleich nach Duisburg weiterfahren kann.« Das war im Großen und Ganzen nicht gelogen. Ich hatte mich tatsächlich zwischen Bunkerboot und Fahrgastschiff entscheiden müssen, wobei ich dem Bunkerboot allerdings schon abgesagt hatte.

      »Bunkerboot«, echote er nachdenklich und ich sah ihm an, dass er mit dem Begriff wenig anfangen konnte.

      »Tankboot. Fährt Gasöl zu den Schiffen und den Bunkerstellen.«

      »Ja,

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