Anno 2100 - Moderne Kurzgeschichten und Gedichte über das 21. Jahrhundert. Gino Aliji

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Gewächshäusern gedüngt, aus denen später unser Gemüse und unser Obst wird. Außerdem kann man das CO 2 super zu Kohlensäure weiterverarbeiten, das sich wunderbar für die Zubereitung von erfrischenden Getränken macht! Ich liebe einfach das prickelnde Gefühl von solchen Getränken in meinem Mund!

      Auf der Donau leben unzählige Familien und die Arche ist in mehrere Bezirke aufgeteilt, die mit einem elektrischen Schnellbahnsystem miteinander verbunden sind. Wir haben hier mehrere Schulen und Krankenhäuser, aber eben auch mehrstöckige Farmen, von denen wir unser Obst und Gemüse beziehen. Ich habe gehört, dass es auf dem Festland oft Fleisch von Tieren zu essen gibt. Das haben wir hier nicht, weil der nötige Platz für die Aufzucht, Haltung und Verarbeitung der Tiere nicht vorhanden ist. Ganz selten – ich glaube einmal im Monat – wird es uns allerdings erlaubt, Fische zu fangen und zu essen. Das sind immer meine Lieblingstage! Mein Vater sagt, dass wir das nicht öfter machen können, weil die Fischbestände weltweit fast nicht mehr vorhanden sind und wir den Fischen genug Zeit geben müssen, um sich wieder zu erholen. Natürlich ist das wieder mal die Schuld von unseren Vorfahren!! Manchmal würde ich gerne mal ein Wörtchen mit einem von denen wechseln … Das Fleisch der Fische muss übrigens vor dem Kochen in einer speziellen Flüssigkeit behandelt werden, damit sich dort das feine Mikroplastik herauslösen kann. Die Fische und andere Meerestiere sind besonders in den großen Strömungsstrudeln mit Plastik verseucht, weil sich der ganze Müll dort sammelt und von den Tieren mit Futter verwechselt wird. Zugegeben, das Fleisch schmeckt nach der Behandlung ein wenig bitter, aber man gewöhnt sich schnell an den Geschmack.

      Zurück zum Thema. Die Donau verwendet verschiedene Strategien, um den im Wasser herumschwimmenden Plastikmüll einzusammeln. Zum einen sind da die fünfzig Fangarme, von denen jeder rund fünf Kilometer lang und in eine Richtung gekrümmt ist. Sie liegen zum Teil auf der Wasseroberfläche auf und fangen so den aufschwimmenden Müll ein. Dadurch, dass sich die Donau um die eigene Achse dreht, wird der Müll durch die gekrümmten Fangarme langsam aber sich in Richtung Arche transportiert, wo er durch besondere Einlässe ins Innere der Arche gesaugt wird. Am Anfang muss man sich vielleicht an die Eigenrotation der Arche gewöhnen, aber ich kann euch garantieren, dass ihr euch schnell hier wie zuhause fühlen würdet. Falls einmal Meerestiere in die Einlässe gesaugt werden, können sie durch spezielle Fluchtöffnungen wieder nach draußen gelangen, also keine Angst. Hier im nordatlantischen Wirbel – dem Eisatzort der Donau – scheint dieses Prinzip gut zu funktionieren. Natürlich verfängt sich immer mal wieder größerer Müll wie alte Fischernetze in den Einlässen und dann müssen sie per Hand wieder freigemacht werden. So werden wir mit dem aufschwimmenden Plastikmüll fertig.

      Leider haben sich über die vielen Jahrzehnte auch große Mengen an kleinen Plastikteilchen im Wasser gebildet, die entweder unterhalb der Wasseroberfläche schweben oder gar bis auf den Meeresgrund abgesunken sind. Gegen die abgesunkenen Teilchen können wir leider noch nicht viel tun, aber zum Glück verfügt die Donau an ihrer Unterseite über große Rohrfiltersysteme, die bis zu dreihundert Meter in die Tiefe reichen und so die kleinen Plastikteilchen aus dem Wasser filtern. Wie das ganz genau funktioniert, davon habe ich keine Ahnung, aber mein Vater sagt mir, dass dort auch organische Hochleistungsfilter zum Einsatz kommen.

      Und zum Schluss möchte ich noch von meinem Lieblingsort auf der Donau erzählen – dem Poseidonpark. In der Mitte der Arche befindet sich ein riesiger Park, der so groß ist, dass er sogar kleinere Wälder beheimatet! Er ist mit einer gigantischen Glaskuppel überzogen, denn wir benutzen den Park auch für die natürliche Filterung unseres Abwassers und können damit sogar wieder neues Trinkwasser gewinnen. Da die Pflanzen im Winter ihre Funktion weitgehend einstellen, wird der Park immer auf einer gleichbleibenden Temperatur gehalten, damit das nicht passiert. Am meisten liebe ich dort die kleine Ecke mit dem Teich und den vielen bunten Blumen! Es riecht dort nicht nur herrlich, sondern sieht auch immer super aus!

      Ich fühle mich auf der Donau wohl. Sie ist mein Zuhause und ich habe hier alles, was ich brauche. Freunde, meinen Vater und natürlich unseren lieben KAI, die künstlichen Archenintelligenz, der über uns alle wacht und die verschiedenen Vorgänge auf der Arche steuert. Obwohl ich KAI mittlerweile in mein Herz geschlossen habe, finde ich, dass er für eine künstliche Intelligenz manchmal etwas schwer von Begriff ist. Außerdem hätte man sich schon einen besseren Namen für ihn überlegen können … Aber das ist ein anderes Thema.

      Liluana Meye

      ***

      Als mein Vater den Aufsatz las, konnte ich eine Mischung aus Skepsis und Überraschung in seinem Gesicht sehen.

      „Sag mal, hast du deinen Aufsatz hier wirklich alleine geschrieben?“

      Ich versuchte, der Frage auszuweichen. „Na ja, du hast mir ja streng genommen dabei geholfen.“

      „Ich habe dir nur deine Fragen beantwortet, aber du verwendest hier teilweise Satzstellungen und Wörter, die ich … sagen wir mal, nicht von dir erwartet hätte …“

      „Nun, es könnte natürlich sein, dass mir KAI ein kleines Bisschen beim Schreiben geholfen hat“, sagte ich und schaute ihn mit unschuldigen Augen an.

      Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. „Ein kleines Bisschen, eh?“, sagte er und fing dann an, laut zu lachen.

      Zuerst war ich über diese Reaktion überrascht, denn ich hatte eigentlich erwartet, dass ich von ihm Ärger bekommen würde. Aber sein Lachen war so offen und ehrlich, dass es mich wenige Momente später ansteckte und wir uns am Ende beide über die witzige Situation amüsierten.

      Stellt euch vor,

      die Erde brennt

      und keiner schaut hin ...

      Die Wälder, sie brennen,

      Die Bäume, sie fallen,

      Werden die Geräusche

      in den Ohren verhallen?

      Stellt euch vor,

      die Erde stirbt

      und keiner schaut hin ...

      Die Tiere, sie sterben,

      verrotten, verwesen,

      Erinnert sich denn keiner,

      was einst war gewesen?

      Stellt euch vor,

      die Erde ertrinkt

      und keiner schaut hin ...

      Das Eis, es schmilzt,

      die Bären ertrinken,

      Ja, sieht den niemand,

      dass die Küsten versinken?

      Stellt euch vor,

      die Erde schwitzt

      und keiner schaut hin ...

      Die Gase, die Gase,

      auf steigen sie fein

      und fangen gekonnt

      das Sonnenlicht ein.

      Stellt euch vor,

      die Meere verderben

      und keiner schaut hin ...

      Die

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