Seeschlachten des 1. Weltkriegs: Die Schlacht am Skagerrak. Jürgen Prommersberger
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Die deutsche Flotte lief erst einige Stunden später aus. Die schnellen Aufklärungsstreitkräfte unter Admiral Hipper verließen am 31. Mai die Jade gegen 01:00 Uhr nachts mit Kurs Richtung Helgoland durch einen Zwangsweg wegen der Minenfelder vor der deutschen Bucht. Schließlich ging er mit 16 Knoten Fahrt auf Kurs Nord. Die deutsche Hochseeflotte unter Admiral Scheer folgte ihm wenig später mit insgesamt sechzehn Dreadnought Schlachtschiffen des 1. und 3. Schlachtgeschwaders. Sie verließ die Jade um 02:30 Uhr und vereinigte sich bei Helgoland um 4.00 Uhr mit den sechs Pre-Dreadnought Linienschiffen des 2. Geschwaders. Dann steuerte auch die Hochseeflotte nach Norden.
Kapitel 8 Marinetaktik 1916
Das Prinzip der Konzentration der Kräfte war von grundlegender Bedeutung für die Flottentaktik dieser Zeit (das war aber auch schon früher so gewesen). Gemäß der geltenden Marinedoktrin sollte sich eine ins Gefecht gehende Flotte in mehreren parallelen Schlachtlinien dem Feind nähern. Dies hatte den Vorteil, dass innerhalb der Formation ein relativ einfaches Manövrieren möglich war und Vorteile für die Befehlsübermittlung durch verkürzte Sichtlinien bestanden. Damals wurden nämlich viele Befehle noch per Flaggen- oder Lichtsignal weiter gegeben. Es war also definitiv von Vorteil, die Flotte in mehreren kurzen Säulen aufzustellen, um Positionsänderungen und Kurswechsel schneller durchführen zu können. Bei nur einer einzigen langen Schlachtreihe hätte dies auf jeden Fall wesentlich länger gedauert. Da die meisten Befehlssignale mit Flaggen oder Signallampen zwischen Schiffen gemacht wurden, wurde das Flaggschiff in der Regel an der Spitze der Mittelsäule so angeordnet, dass seine Signale leichter durch die vielen Schiffe der Flotte gesehen werden konnten. Drahtlose Telegraphie war zwar bereits im Einsatz, aber Sicherheit (Funkpeilung) und Verschlüsselung machten die Nutzung von Schiff zu Schiff - Funk weiterhin problematisch. Die Führung und Kontrolle solcher riesigen Flotten blieb nach wie vor sehr schwierig und war eine der großen Herausforderungen in einer Seeschlacht.
Aus beschriebenen Gründen war es daher manchmal recht zeitaufwändig, bis ein Befehl des Flaggschiffes alle übrigen Schiffe der Flotte erreicht hatte. Denn es war in der Regel erforderlich, dass ein Signal von jedem Schiff bestätigt werden musste, bevor das Signal an andere Schiffe weitergegeben werden konnte. Ein Befehl zu einem Kurswechsel musste also von jedem einzelnen Schiff empfangen und rückbestätigt werden, bevor der Befehl des Flaggschiffs umgesetzt werden konnte. Bei einer langen einzelnen Schlachtreihe konnte es also gut 10 Minuten dauern, bis die letzten Bestätigungen vorlagen. Hier lag der große Vorteil der Formation in mehreren parallelen Schlachtreihen. Die Signale konnten schneller weitergegeben werden und die Rückbestätigungen erfolgten deutlich zügiger.
Für den Anmarsch zur Schlacht war also die parallele Formation ideal. Für eine Seeschlacht war sie es nicht. Damit alle Einheiten gleichzeitig auf den Feind feuern konnten, musste eine einzige lange Schlachtlinie gebildet werden. Damit die Befehlshaber der Flotte hier rechtzeitig die richtigen Entscheidungen treffen konnten, war es wichtig den Abstand zur feindlichen Flotte zu kennen, den Kurs und auch die Geschwindigkeit. Dies war die Aufgabe der schnellen Aufklärungsstreitkräfte, die auf beiden Seiten hauptsächlich aus Schlachtkreuzern und Leichten Kreuzern bestand. Sie sollten den Feind finden und diese wichtige Information an das Hauptgeschwader berichten, damit die Hauptflotte ihre Schlachtformation einnehmen konnte. Gleichzeitig sollten die Aufklärungsstreitkräfte die des Gegners daran hindern diese Informationen selbst zu ermitteln.
Im Idealfall würde die eigene Schlachtlinie versuchen, ein sogenanntes "Crossing the T" - Manöver durchzuführen. Dies bedeutet, dass jedes Schiff der eigenen Linie mit der maximalen Anzahl von Waffen feuern konnte, während der Feind nur mit den vorderen Geschützen der Führungsschiffe zurück schießen konnte. Im Jahr 1905 hatte dies Admiral Tōgō im Gefecht mit der russischen Flotte in der Seeschlacht von Tsushima erreicht. Dabei war es den Japanern gelungen, die Russen fast vollständig zu vernichten. Nur wenigen Schiffen war damals die Flucht gelungen und sämtliche große Kampfschiffe des russischen Geschwaders waren ausgeschaltet worden. In der Schlacht am Skagerrak gelang Admiral Jellicoe dieses Manöver sogar zwei Mal, doch jedes Mal gelang es der deutschen Hochseeflotte, sich aus der Umklammerung zu lösen und so der sicheren Vernichtung zu entgehen.
Kapitel 9 Kriegsschiffdesign 1916
Innerhalb der bestehenden technologischen Grenzen, musste ein Kompromiss gefunden werden, der verschiedene Faktoren berücksichtigen musste. Zum einen natürlich das Gewicht und die Größe der Waffen und dann das Gewicht der Panzerung, um das Schiff gegen Feindbeschuss zu schützen. Ferner war dann noch die sich daraus ergebende maximale Geschwindigkeit zu bedenken. Beim Schlachtschiff - Design auf beiden Seiten opferte man bewusst höhere Geschwindigkeit zugunsten von Panzerung und schwererer Schiffsartillerie (mindestens 280 mm oder noch größer). Einen Unterschied gab es jedoch bei den Entwürfen der Schlachtkreuzer. Generell setzte man beim britischen Schlachtkreuzer - Design auf Schnelligkeit und schwere Geschütze. Ihre deutschen Gegenstücke waren dagegen etwas langsamer, dafür aber besser gepanzert.
Der britische Admiral John Fisher, der für die britische Aufrüstung zur See verantwortlich war, bevorzugte schwere Geschütze und hohe Geschwindigkeit. Er war der Auffassung, dass es den britischen Schlachtkreuzern möglich sein müsse, sich durch ihre hohe Geschwindigkeit der direkten Reichweite der Geschütze ihrer Gegner zu entziehen und dann von außerhalb die eigenen (schwereren) Geschütze zum Tragen zu bringen. Ein einziges Mal im ganzen Krieg hatte diese Strategie perfekt funktioniert. Im Seegefecht bei den Falklandinseln hatten britische Schlachtkreuzer genau diesem Konzept folgend das deutsche Geschwader des Admiral Graf Spee zusammengeschossen und vernichtet.
Der deutsche Admiral Tirpitz dagegen hatte die Maxime, dass es die Hauptaufgabe eines Kriegsschiffs sei, schwimmfähig zu bleiben. Daher legten die deutschen Konstrukteure ein großes Augenmerk auf dieses Ziel. Sie waren schwächer bewaffnet, dafür aber weit besser gepanzert. Zum Vergleich hatte der deutsche Schlachtkreuzer SMS Derfflinger einen in der Stärke fast vergleichbaren Gürtelpanzer zu dem britischen Schlachtschiff HMS Iron Duke. Er war damit wesentlich besser geschützt als zum Beispiel der englische Schlachtkreuzer HMS Tiger. Zudem hatten die deutschen Schiffe eine deutlich bessere interne Raumaufteilung und hatten weniger Türen und andere Schwachstellen in ihren Schotten. Dieser Vorteil wurde mit dem Nachteil erkauft, dass die Quartiere für die Besatzung stark reduziert wurden. Da aber deutsche Schlachtkreuzer in erster Linie in den Heimatgewässern operieren sollten, spielte dies nicht die übergeordnete Rolle, da die Mannschaften im Heimathafen nicht komplett auf ihren Schiffen wohnten. Britische Schiffe waren allerdings auch für lange Einsätze auf allen Weltmeeren entworfen und mussten daher den Crews mehr Platz bieten.
Kapitel 10 Aufmarsch der Flotten
Der Aufmarsch der Flotten 31. Mai 1916
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