Seeschlachten des 1. Weltkriegs: Die Schlacht am Skagerrak. Jürgen Prommersberger
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U-43 und U-44 wurde vor dem Pentland Firth stationiert. Dieses Gewässer musste die Grand Fleet aller Voraussicht nach durchqueren, wenn sie ihre Basis in Scapa Flow verließ. Die übrigen U-Boote sollten sich vor dem Firth of Forth auf die Lauer legen, um die britischen Schlachtkreuzer abzufangen, die in Rosyth ihre Basis hatten. Jedes Boot hatte einen definierten zugewiesenen Bereich, in dem es sich nach Bedarf bewegen durfte, um nicht entdeckt zu werden. Aus Tarnungsgründen hatten die Boote während der Nordsee Patrouille zudem die Anweisung nur auf Südkursen zu fahren, um bei einer Sichtung durch den Gegner den Anschein zu erwecken, es handle sich lediglich um heimkehrende Einheiten. Einmal an ihren endgültigen Positionen angekommen, hatten die Boote den strengen Befehl, vorzeitige Sichtungen um jeden Preis zu vermeiden, um die geplante Operation nicht zu verraten. Mit einem codierten Funksignal, das an die U-Boote gesendet werden würde, sollten diese dann vom Beginn der Offensive in Kenntnis gesetzt werden. Ab diesem Zeitpunkt sollten die Boote mit auslaufenden britischen Seestreitkräften rechnen.
Zusätzlich wurde UB-27 am 20. Mai beauftragt, in den Firth of Forth selbst einzudringen. U-46 wurde angewiesen an der Küste von Sunderland zu patrouillieren, die für den Ablenkungsangriff ausgewählt worden war. Allerdings hatte das Boot Probleme mit dem Antrieb und konnte daher nicht auslaufen. Als Ersatz wurde U 47 für diese Aufgabe abgestellt. Ferner sollten die möglichen Auslaufwege der Royal Navy noch von U-Booten vermint werden. Am 13. Mai wurde U-72 zum Minen legen in den Firth of Forth geschickt, am 23. Mai folgte U-74 mit Ziel Moray Firth und am 24. Mai hatte U-75 die gleiche Aufgabe vor den Orkney-Inseln zu erfüllen. UB-21 und UB-22 gingen in See, um vor der Humber Mündung zu patrouillieren, wo fälschlicherweise die Anwesenheit von britischen Kriegsschiffen vermutet wurde. Schließlich bezogen U-22, U-46 und U-67 nördlich von Terschelling Position, um die Operation gegen das Eingreifen der leichten britischen Streitkräfte in Harwich abzudecken.
Am 22. Mai 1916 stellte man fest, dass die Seydlitz trotz Reparatur wegen verschiedener Lecks immer noch nicht einsatzbereit war. Der neue Fertigstellungstermin war nun der 29. Mai. Das Problem war, das die U-Boote bereits ihre Hinterhalt-Positionen bezogen hatten und sich daraus spezielle Probleme für sie ergaben: die Küstensicht war wegen Nebels extrem schlecht und zudem wechselten sich glatte See und starker Wellengang immer wieder ab. Denn entweder waren die Boote bei ruhiger See schon von weitem zu erkennen (zumindest, wenn sich der Nebel auflöste) oder die Boote hatten es schwer, bei rauer See eine konstante Tiefe zu steuern. Die Briten hatten bald von den ungewöhnlichen U-Boot-Aktivitäten Wind bekommen und begannen mit Patrouillen, die die U-Boote aus ihren Wartepositionen verdrängten. Doch auch die anderen U-Boot Operationen der Deutschen waren nicht vom Glück begünstigt. So passierte UB-27 wie geplant Bell Rock in der Nacht des 23. Mai auf dem Weg den Firth of Forth hinauf, wurde aber durch einen Motorschaden gestoppt. Nach der Reparatur ging es weiter, indem das Boot hinter einlaufenden Handelsschiffen herlief, um von diesen gedeckt seine Bestimmung zu erreichen. Schließlich erreichte UB-27 am 25. Mai die Largo Bay. Dort verfing sich das Boot in Fischernetzen, die einen der Propeller blockierten. Derart beschädigt verließ das Boot die Station und nahm Kurs auf den Heimathafen, um dort die notwendig gewordenen Reparaturen durchzuführen. Das Minen - Boot U-74 wurde am 27. Mai von vier bewaffneten Trawlern rund 25 Meilen südöstlich von Peterhead (etwa 20 km nördlich von Aberdeen im Osten von Schottland) gestellt und versenkt. U-75 konnte dagegen seinen Auftrag durchführen und legte seine Minen vor den Orkney-Inseln ab. Diese Operation hatte gleichwohl keinen direkten Einfluss auf den Ausgang der Skagerrak Schlacht, da keines der englischen Schiffe diesen Minen zum Opfer fiel. Allerdings geriet am 5. Juni der Kreuzer Hampshire in das Minenfeld. Er sollte den Chef der Armee Lord Kitchener nach Russland bringen. Der Kreuzer sank mit schweren Verlusten nach einem Minentreffer. Das letzte Minen U-Boot U-72 war gezwungen, seine Mission abzubrechen, ohne Minen verlegt zu haben, denn infolge eines Öl Lecks zog das Boot eine deutlich sichtbare Spur an der Oberfläche hinter sich her und musste wie U 74 zum Hafen zurückkehren.
Zeppeline
Die Deutschen besaßen eine Flotte von Zeppelinen, die sie für die Luftaufklärung und gelegentliche Bombenangriffe einsetzten. Beim geplanten Angriff auf Sunderland sollten Zeppeline zum Einsatz kommen, die die Aufgabe hatten Luftaufklärung nach Norden hin zu betreiben um zu verhindern, dass die Royal Navy die Hochseeflotte überraschen konnte. In der ganzen Zeit bis zum 28. Mai führten starke nordöstliche Winde dazu, dass es nicht möglich war, die Luftschiffe starten zu lassen. Auch aus diesem Grund wurde der Überfall wieder verschoben. Allerdings saß die deutsche Marineleitung nun in der Zwickmühle. Die U-Boote waren ja schon seit längerem auf See und ihre Vorräte reichten nur noch bis etwa 1. Juni. Dann würden sie gezwungen sein, ihre Positionen aufzugeben und den Rückmarsch anzutreten. Eine schnelle Entscheidung über das weitere Vorgehen wurde daher dringlich.
Es wurde nun ein Alternativplan diskutiert. Hierbei sollte der Angriff auf Sunderland abgeblasen und stattdessen eine groß angelegte Aufklärung in das Skagerrak durchgeführt werden. Dort hoffte man auf britische Versorgungsschiffe und auf die Einheiten der britischen Kreuzer Patrouille zu treffen, die die Fernblockade der deutschen Küste aufrechterhielten. Dies hätte den Vorteil, dass man auf die Unterstützung aus der Luft leichter verzichten konnte, da man ja näher an den deutschen Heimatgewässern war. Stattdessen würde man sich zur Aufklärung auf Kreuzer und Torpedoboote verlassen müssen. Die Befehle für den Alternativplan wurden am 28. Mai ausgegeben, obwohl man immer noch hoffte, dass sich das Wetter in letzter Minute verbessern würde und man sich dadurch an den ursprünglichen Plan halten konnte. Die deutsche Flotte wurde daraufhin in der Jade-Mündung und in Wilhelmshaven zusammen gezogen und wurde angewiesen, Dampf auf zu machen, um von Mitternacht am 28. Mai an gefechtsbereit zu sein. Am Nachmittag 14:00 h des 30. Mai war der Wind aber immer noch zu stark für einen Einsatz der Luftschiffe und so wurde die endgültige Entscheidung getroffen, den Alternativplan zu verwenden. Mittels codierten Signal "31. Mai G.G.2490" wurde die Flotte informiert, dass der Angriff auf das Skagerrak am 31. Mai beginnen würde. Das vorbereitete Signal an die wartenden U-Boote wurde im Laufe des Tages vom E-Dienst Radiosender in Brügge weiter gegeben. Allerdings empfingen nur zwei der wartenden U-Boote, das U-66 und das U-32, diese Meldung.
Kapitel 7 Britische Lagebeurteilung
Die deutsche Marineleitung war bei den ganzen Operationsplanungen davon ausgegangen, die Briten überraschen zu können. Allerdings besaßen die Engländer einen entscheidenden nachrichtentechnischen Vorteil, der den Deutschen während des gesamten Krieges verborgen blieb. Denn seit Oktober 1914 war der britische Geheimdienst in der Lage, die deutschen Funksprüche mitzulesen. Bereits Ende August 1914 war der russischen Marine das Hauptcodebuch des Leichten Kreuzers SMS Magdeburg in die Hände gefallen, der in der Ostsee auf Grund gelaufen war. Der deutsche Kreuzer war von den Russen geentert worden, wobei die Vernichtung der Code-Unterlagen misslang. Die Russen hatten daraufhin eine Kopie dieser Beute an ihre englischen Verbündeten weiter gereicht, so dass diese ab dem Herbst 1914 den deutschen Funkverkehr entschlüsseln konnten. Daher wusste die britische Admiralität relativ frühzeitig über die deutschen Planungen und Aktivitäten Bescheid.
Der sogenannte Room 40 hatte die Aufgabe durch Funkpeilung und Abhören des deutschen Marinefunkverkehrs die jeweiligen Positionen des Gegners festzustellen. So wurde am 28. Mai ein Funkspruch abgefangen und entschlüsselt, der einen deutlichen Hinweis auf eine bevorstehende deutsche Operation in der Nordsee gab. An den Tagen danach wurden noch weitere Meldungen abgefangen, die obwohl noch nicht entschlüsselt, durch ihre Anzahl darauf hindeuteten, dass eine größere Operation der Deutschen bevorstand. Am 30. Mai um 11:00 Uhr mittags erhielt Admiral Jellicoe die Warnung, dass die deutsche Flotte sich bereit machte, am folgenden Tag in See zu gehen. Und um 17.00 Uhr desselben Tages hatte die Admiralität dann das Signal von Scheer "31. Mai G.G.2490" vorliegen, das endgültig bestätigte, das in kürzester Zeit mit dem Beginn einer wichtigen Operation zu rechnen sei.
Da das Ziel der Deutschen noch im Dunklen lag, beschlossen Jellicoe und sein Stab die Flotte so zu positionieren, dass sie jeden Durchbruchsversuch in den offenen Atlantik abwehren konnte. Außerdem sollte