Seeschlachten des 1. Weltkriegs: Die Schlacht am Skagerrak. Jürgen Prommersberger
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In Deutschland war Beatty schlecht angesehen, nachdem er den Mannschaften seiner Kriegsschiffe, die die in Scapa Flow internierte deutsche Hochseeflotte empfingen, die Worte „Vergesst nicht, dass der Feind eine verabscheuungswürdige Bestie ist“ mit auf den Weg gab, und die Übergabe der Flotte so abhielt, dass sie von den Deutschen als Demütigung empfunden wurde. Deshalb missachtete man die Bitte Beattys, dass bei seiner Beerdigung - wie bei der Jellicoes - die deutsche Flotte durch ihren Oberbefehlshaber vertreten sein sollte.
Nach seinem Tod wurde er in der St Paul’s Cathedral in London beigesetzt.
Kapitel 5 Wichtige Faktoren
Die Grand Fleet war der Hochseeflotte etwa im Verhältnis 8:5 überlegen. Die britischen Schiffe waren im Allgemeinen auch mit größeren Kalibern bestückt, die noch dazu eine höhere effektive Reichweite hatten. Die deutschen Geschütze hatten dafür eine höhere Mündungsgeschwindigkeit, was die Stabilität der Geschossflugbahn und die Aufschlagenergie im Ziel erhöhte. Die am späten Nachmittag herrschende gute Sicht ermöglichte es den britischen Schiffen, ihren Reichweiten Vorteil auszuspielen und die Kampfentfernung bis auf 14 Kilometer auszudehnen. Eine wirkungsvolle Feuerleitung setzte zur damaligen Zeit voraus, dass man die eigenen Granateinschläge beobachten konnte, um so die Ausrichtung der eigenen Geschütze entsprechend zu korrigieren. Die Briten feuerten dazu komplette Salven, beobachteten die Einschläge und korrigierten danach die Schießentfernung um einen Standardwert von 400 Yards und feuerten erneut. Es konnte so einige Zeit dauern, bis man deckend schießen konnte (Bracket System). Die Deutschen verwendeten nur drei Schüsse, jeden mit einer anderen Entfernung. Ihr Einschießen war entsprechend schneller (Leiter System).
Ein weiterer Vorteil wären die Marineluftschiffe der Deutschen gewesen. Admiral Beatty sagte dazu nach der Schlacht: „Der Feind hat immer noch das Monopol der besten Luftaufklärung bei gutem Wetter, bei dem ein Zeppelin so viel tun kann wie fünf oder sechs Kreuzer.“ Allerdings konnten am 30. Mai 1916 aufgrund der Windverhältnisse keine Luftschiffe starten, während am 31. Mai die eingesetzten Luftschiffe nicht näher als 30 Seemeilen an die Flotten herankamen.
Die Führung der deutschen Hochseeflotte hatte auf die im Allgemeinen nur mäßige Sicht – etwa 7 Kilometer – auf der Nordsee gesetzt und die jeweils gleichzeitig mit britischen Einheiten gebauten Schiffe mit etwas kleineren, weniger weittragenden Geschützen bestückt, zugunsten höherer Feuergeschwindigkeit und einer vollwertigen Mittelartillerie. Diesen Nachteil kompensierte die Hochseeflotte mit durchschlagskräftigeren Granaten, besseren Entfernungsmessgeräten und einer besseren Panzerung und besseren sonstigen Schutzeinrichtungen. Folgerichtig war die deutsche Trefferquote mit 3,3 % deutlich höher als die britische mit 2,2 %. Bei den Briten kam erschwerend hinzu, dass ihre Granaten eine geringere Durchschlagskraft besaßen. Sie neigten dazu, schon beim Aufschlag auf die Panzerung zu detonieren, statt diese zuerst zu durchdringen. In anderen Fällen gelang ihnen zwar das Durchschlagen der deutschen Panzerung, sie wurden dabei aber aufgrund ihrer schwächeren Konstruktion so beschädigt, dass sie nicht mehr detonierten. Daher konnten sie zwar Lecks verursachen, nicht jedoch das gesamte Schiff durch Brände und Folgeexplosionen gefährden.
Kapitel 6 Planung des deutschen Flottenchefs
Admiral Reinhard Scheer
Bis zum Januar 1916 verhielt sich die deutsche Hochseeflotte, in Übereinstimmung mit ihren Operationsbefehlen, gemäß ihrer Unterlegenheit defensiv. Einzelne Vorstöße gegen die britische Küste durch Beschießung von Küstenstädten blieben weitgehend ergebnislos. Als Vizeadmiral Scheer im Januar 1916 den erkrankten Admiral Hugo von Pohl als Flottenchef ablöste, erreichte er beim deutschen Kaiser Wilhelm II. die Genehmigung für eine offensivere Seekriegführung.
Der Plan sah vor, einzelne britische Flottenteile durch Angriffe der Schlachtkreuzer auf die Küstenstädte zu provozieren und sie mit der zahlenmäßig überlegenen Hochseeflotte, die in einer Aufnahmestellung wartete, zu vernichten. Dies sollte von U-Booten und Minen vor den britischen Stützpunkten unterstützt werden. Nach einem so erzielten Kräfteausgleich sollte eine Seeschlacht zwischen den Hauptkräften der Grand Fleet und der Hochseeflotte herbeigeführt werden.
Der bereits vorbereitete Flottenvorstoß gegen die britische Küste wurde wegen schlechten Wetters jedoch abgesagt, da keine Luftaufklärung durch Zeppeline erfolgen konnte. Stattdessen entschloss sich der deutsche Flottenchef zu einem Handelskriegsunternehmen vor der norwegischen Küste, um die Briten aus ihren Stützpunkten zu locken.
Am 25. April 1916 traf die deutsche Admiralität die Entscheidung, die willkürlichen U-Boot Angriffe auf die Handelsschifffahrt zu stoppen. Diese Entscheidung wurde maßgeblich durch die heftigen Proteste aus neutralen Ländern, insbesondere aus den Vereinigten Staaten, herbeigeführt, da immer wieder unbeteiligte Staatsangehörige Opfer von Angriffen wurden. Deutschland sicherte dabei zu, bei künftigen Angriffen wieder zu der international vereinbarten Prisenordnung zurück zu kehren. Diese schreibt vor, dass ein Angreifer vor der Versenkung eine Warnung abzugeben habe, damit die Besatzungen der Schiffen Zeit hätten von Bord zu gehen. Neutrale Schiffe sollten überhaupt nicht angegriffen werden. Der deutschen Flottenführung war dabei klar, dass es nicht möglich sein würde, den U-Boot Krieg mit diesen Beschränkungen in der bisherigen Weise fortzusetzen, da man dadurch den Booten ihren wesentlichen Vorteil nahm. Ein U-Boot, das sich an die Prisenordnung hielt, würde künftig auftauchen müssen und an der Oberfläche sehr verwundbar sein. Selbst durch die kleinen Kanonen, die die Briten auf ihren Handelsschiffen montiert hatten, würden die U-Boote großer Gefahr ausgesetzt. Dazu kam, dass die Briten harmlos aussehende Handelsschiffe zu sogenannten Q-Ships umbauten. Dies waren schwer bewaffnete U-Boot Fallen, die mit ihrer schweren Artillerie unvorsichtige Boote leicht versenken konnten. Aus diesem Grund wurde beschlossen, die U-Boot Waffe nunmehr gegen militärische Ziele einzusetzen. Die Deutschen erhofften sich dabei, dass nach erfolgreichen U-Boot Angriffen die schnellen britischen Geleitschiffe wie die Zerstörer durch Anti-U-Boot-Operationen gebunden werden könnten. Nach wie vor war der Plan, zwischen der Royal Navy und der Hochseeflotte ein Gleichgewicht der Kräfte zu erzielen, um dann zur entscheidenden Schlacht antreten zu können. Falls es den U-Booten gelang, die Grand Fleet entsprechend zu schwächen, dann wäre dieses Ziel erreicht. Dazu sollten die U-Boote Stellung vor den Hauptmarinebasen der Briten beziehen. Darüber hinaus sollten Beschießungen der britischen Küstenstädte durch die Hochseeflotte und die schnellen Aufklärungsstreitkräfte die Royal Navy zu einer Reaktion verleiten, die sie vor die Rohre der wartenden U-Boote führen würde. So würden die Briten nur geschwächt zur Verfolgung der Angreifer antreten können und so unterlegen auf Scheers Flotte treffen. Die Hochseeflotte wäre dann in der Lage, einen Teil der englischen Flotte in einen Hinterhalt zu locken und zu vernichten.
U-Boot Aufstellungen
Es wurde ein Plan zur Stationierung von U-Booten vor der Küste der britischen Marinebasen entwickelt. Sobald die Boote ihre Positionen erreicht hätten, sollte von der deutschen Überwasserflotte ein Angriff auf England durchgeführt werden, um die britischen Schiffe zu einer Reaktion zu zwingen, die sie zu den wartenden U-Booten führen würde. Da der Schlachtkreuzer SMS Seydlitz bei einem früheren Angriff beschädigt worden war und nicht früher zur Verfügung stand, wurde als Operationstermin der 17. Mai 1916 festgelegt. Allerdings traten auf einigen Schiffen des dritten Schlachtschiff Geschwaders Maschinenprobleme auf, so dass der Termin auf den 23. Mai verschoben wurde. Zehn U-Boote (die U-24, U-32, U-43, U-44, UC-47, U-51, U-52, U-63, U-66 und U-70) erhielten den Befehl,