Denk mal!. Helmut H. Schulz

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Denk mal! - Helmut H. Schulz

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mit der Schifffahrt verbundene Einrichtungen sein mussten. Das ist beinahe undenkbar, falls er wirklich Ägypter ist. Halbe Tage verbrachte er damit, im Zorn auf den ruhig fließenden Halys zu blicken; den Ewigen und Einzigen rief er öffentlich jedoch nicht an. Am Morgen des dritten Tages entschloss er sich zu einer Tat, er opferte einen makellosen schwarzen Stier, erwartend, dass der Flussgott sich gnädig erweisen würde. Nichts geschah. Weder wichen die Fluten vor uns zurück, noch bildeten die Wellen einen festen Weg, oder was sonst der Schändliche erwartet hatte. Der Nachmittag dieses Tages, der doch eine Wende hatte bringen sollen, brachte Sturm und Regen. Beides erregte den Halys, er trat über die Ufer, was zur Folge hatte, dass im Heer geflüstert wurde, die Gottheit zürne dem Amon-Es und habe sein Opfer zurückgewiesen.

      Großer König, solche Gerüchte sind, wie du wohl weißt, nicht ungefährlich, und so war es vernünftig, uns um das Zelt des Ägypters zusammenzuziehen. Die Leibwache umlagerte es in dichtem Ring. Da es kalt war, hüllten sich die Soldaten in ihre Pänulen oder in die langen Ziegenhaarmäntel des Landes und schoben die Masken vor die Gesichter.

      Karsos trat ins Zelt. Amon-Es wärmte sich die Hände über dem kleinen Feuerbecken und sagte:

      "Hast du die Gerüchte gehört? Und weißt du auch, wer dahintersteckt? Simon, der Stumpfnasige. Ich werde mit ihm abrechnen. - Nun Grieche, was hältst du davon? Soll ich den Fluss peitschen lassen? Soll ich ihn mit Feuer verbrennen, da Opfer und Gebet nichts zu nutzen scheinen?"

      In seinen Augen las Karsos weder Zweifel noch Furcht, eher kühle Neugier und Unverständnis darüber, dass sich ein Fluss zu widersetzen wagte und wohl auch darüber, dass der Ewige schwieg.

      "Herr, hat der Ewige und Einzige keine Macht, dem Fluss zu gebieten? War es nötig, einen Frevel zu begehen, einen Stier zu opfern, ein dem Osiris wie dem Helios heiliges Tier, da wir die Eigenarten des Flussgottes doch nicht kennen?"

      Mit einem kurzen und höhnischen Lachen antwortete der Ägypter: "Mitras hat auch den Stier getötet".

      "Er war ein Gott."

      "Darüber werde ich nachdenken. Was sollen wir tun, über den Fluss zu gelangen?"

      "Meiner Ansicht nach ist es unnötig gewesen, die Götter zu erzürnen. Die Unsterblichen lassen ihrer nicht spotten. "

      Der Ägypter warf eine Handvoll wohlriechender Holzspäne in das Glutbecken und sagte in fragendem Ton:

      "Wir müssen den Fluss umgehen. Was liegt an einigen Tagesmärschen mehr oder weniger."

      Karsos sah ein, es wäre besser, dieses Heer rasch nach Sesach zu führen. Da es aber weithin kein Holz gab für den Schiffsbau, auch keine Binsen, so blieb nur ein Ausweg.

      "Herr, vielleicht weiß ich einen Weg, das Heer hinüberzubringen."

      "Welcher Weg wäre das?"

      "Es ist kein Weg, den uns die Götter weisen, es ist der, den Menschen gehen. Sie tun es allerdings nicht ohne sich des Beistands durch die Gottheit zu versichern. Wir haben Tiere, Schafe und Ziegen. Schlachten wir sie und ziehen sie in der Weise ab, bei dem der Balg unversehrt bleibt. Wenn wir die Beinstummel und das Halsstück fest verschließen, so wird die Luft aus dem Balg nicht entweichen können. Verfügen wir über viele solcher Luftschläuche, ähnlich denen der Weinhändler, wird man diese leicht miteinander zu Flößen verbinden können. Auf diese Weise, glaube ich, ist der Fluss nach und nach zu bezwingen."

      So wurde der Halys innerhalb zweier Wochen überschritten.

      Auf der anderen Seite des Flusses nahm Amon-Es eine neuerliche Musterung und Zählung des Heeres vor. Der Zug besteht jetzt aus rund dreitausend Bewaffneten. Hinzukommen die Dirnen und die Weiber der Krieger, deren Diener und Knaben, die Kleinhändler, die Köche, Handwerker, Viehknechte, die Ärzte, Priester und zuletzt eine gewisse Anzahl Kinder, die entweder schon mit den Eltern kamen oder auf dem Marsche geboren wurden.

      Großer König, Karsos berichtet.

      Nach dem Übergang fand ein geheimes Treffen zwischen Amon-Es und einigen seiner Satrapen statt, letztere führten dem Heer Pferde zu, aber sie brachten auch große Mengen Geld. An den Beratungen, die einen ganzen Tag dauerten, nahmen nur der schurkische Ägypter und die Würdenträger der umliegenden oder schon durchzogenen Satrapien teil. Großer König, es ist ein offenes Geheimnis, dass sich ein Aufstand anbahnt. Woher sollten die Mittel für das 'heilige Unternehmen' kommen? Versäume es nicht zu rüsten, am Euphrat muss der Gegenschlag geführt werden.

      Nach so vielen Marschtagen ist die Stimmung im Heer nicht mehr gut. Die Leute bekommen wochenlang kein Geld, sie leben von ihren zwei Mahlzeiten täglich, die aus einer Handvoll Zwiebeln und Getreide bestehen, die Zahl der Kranken wächst und das Tempo des Marsches ist für das Heer insgesamt mörderisch schnell.

      Großer König, Karsos wollte so verstanden werden, dass deine Satrapen den Zug nicht behindern, aber sie sollten ihn auch nicht durch Geldmittel befördern. Jetzt ist Sold ausgegeben worden und eine lange Rast wurde angeordnet. Amon-Es hatte plötzlich keine Eile mehr.

       4. Die Zeugen des Erleuchteten

      Karsos berichtet.

      Großer König, König der Könige, die letzte Nacht war ein Gräuel. Simon, der Stumpfnasige ist tot, Hunderte anderer sind erschlagen, verstümmelt. Dazu kam es so.

      Der Nacht der Zeugen des Erleuchteten ging ein zügelloses Treiben voraus. Fleisch gab es, dank der Notwendigkeit viele Häute gewinnen zu müssen, in Hülle und Fülle. Geld brachten deine Satrapen, Großer König, und demzufolge wurde Wein von den Kleinmarketendern in Krügen und Schläuchen herangebracht. Amon-Es hatte Marktfreiheit erklärt, zunächst schnellten die Preise in die Höhe, da viel Geld vorhanden zu sein schien. Bald jedoch drückte das Überangebot die Preise, für einen Obolus bekam der Soldat des Ewigen ungewöhnlich viel an Lebensmitteln oder Wein. Tausende, Soldaten und Trossangehörige hatten keine nüchterne Zeit, es wurde gespielt und getrunken. Sogar ein Sklavenmarkt entstand. Zu denen, die bereits mit durchlöcherten Ohren hergekommen waren, gesellten sich neue, denen von Sklavenhändlern die Ohren durchbohrt wurden. Keiner der Offiziere wagte es mehr, die Tiefen der Lagergassen zu betreten.

      Und Amon-Es schwieg zu allen Berichten und Bitten, das Lager abzubrechen, es ist auch noch die Frage, ob das zu diesem Zeitpunkt möglich gewesen wäre. Dann kam die Zeit, wo einzelne Offiziere von den Soldaten-Bauarbeitern angegriffen wurden; von jetzt an war das Lager völlig sich selbst überlassen. Das Heer befand sich in voller Auflösung, Großer König, damals wusste Karsos nicht, weshalb Amon-Es nichts tat, bald sollte Karsos darüber Klarheit bekommen.

      Das Lager bot ein Bild des Wahnsinns, die Galli, Priester der Kybele, rasten um die Altäre, Simon aus Damaskus sammelte eine Anzahl Frauen und Männer um sich. Sie sangen die alten heiligen Hymnen, vollbrachten im Wein- und Blutrausch das Opfer in ihrer Weise, zerrissen ein Lamm und tauchten die Hände in das heiße Blut, beschmierten sich damit und begannen ihren Lauf durch das Lager. Höhepunkt bildete die Einweihung eines Mysten ein Mädchen, nackt in einer Grube, über welche auf einem Lattengerüst eine Ziege geopfert wurde, deren Blut auf die neue Orphikerin rann. Die Barbaren, verzeih, Großer König, nicht du bist gemeint, kannten kein Maß mehr. Überall klangen Trommeln, Flöten; Männer und Frauen lagen auf den Gassen einander bei, kein Befehl erreichte mehr das Ohr der Soldaten.

      Karsos hatte versucht, seine zwölf beisammen zu halten, Männer aus den Städten, aus Sinope, aus Laranda, Mirandos; Männer, von denen viele bereits Feldzüge mitgemacht hatten, gute Soldaten.

      Karsos

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