Die Schwarze Biene. Jean-Pierre Kermanchec

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Die Schwarze Biene - Jean-Pierre Kermanchec

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dem Bunker keinerlei Patronenhülsen gefunden worden waren und sie auch keine Spuren rund um den Bunker entdeckt hatten. Schließlich wurde der Bunker täglich von vielen Passanten betreten, und so war eine deutliche Spurensicherung leider nicht möglich gewesen. Der Fall würde erst einmal zu den Akten gelegt. Sollte sich noch einmal etwas Derartiges ereignen, dann sollten sie sich wieder melden. Jean war empört über die Nonchalance und knallte den Hörer auf den Apparat.

      „Die werden wohl erst aktiv wenn es Tote gibt! Das ist doch nicht zu glauben!“

      „Vielleicht war es auch nur ein böser Scherz, Jean. In den letzten Tagen war alles völlig normal.“

      Jean wusste nur zu genau, dass Marie ihn eher beruhigen wollte, als dass sie an eine Normalität glaubte. Seit Tagen war Marie schreckhaft und zuckte bei den kleinsten Geräuschen zusammen. Er wusste nicht, wie er ihr helfen konnte. Die Polizei schien der Sache keine große Bedeutung beizumessen.

      Als dann nach einigen Tagen der Drohbrief eintraf, war für Jean klar, dass er eine Entscheidung treffen musste. Der Umschlag enthielt einen Zettel, auf den der Absender drei Worte aufgeklebt hatte: DU BIST TOT! Die Buchstaben waren aus einer Zeitung ausgeschnitten worden.

      Jean würde zwar selber eine Entscheidung über ihr weiteres Vorgehen treffen, aber er würde der Gendarmerie diesen Brief nicht vorenthalten. Er entschloss sich, den Umschlag den Beamten der Gendarmerie zu übergeben und mit Marie eine Zeit lang Melgven zu verlassen. Die Herbstferien hatten soeben begonnen, und so war es für Marie kein Problem, Melgven für zwei Wochen zu verlassen.

      Der Besuch bei der Gendarmerie gestaltete sich diesmal etwas erfolgreicher. Der Beamte schien die Drohung jetzt ernst zu nehmen und sagte zu, den gesamten Vorfall an die police judiciaire in Quimper zu schicken. Die Kollegen aus Quimper würden sich dann sofort mit ihm in Verbindung setzten. Mit dieser Information verließ Jean die Gendarmerie und fuhr zurück zu Marie.

      „Wir werden morgen Melgven verlassen! Wohin möchtest du reisen?“, fragte er Marie.

      „Jean, für mich gibt es nur einen Ort an dem ich mich sicher fühle, das ist die Île d´Ouessant. Dort bin ich geboren worden und aufgewachsen, dort kenne ich die Menschen und weiß, wem ich vertrauen kann.“

      „Einverstanden, wir fahren morgen früh. Ich buche uns sofort ein Zimmer.“

      Jean ging an seinen Computer und suchte nach einem passenden Hotel.

      Kapitel 3

      Ewen Kerber und seine Frau waren, nach dem Gespräch mit Gilles Roudaut, zurück zu ihrem Hotel spaziert. Der Wind hatte soeben aufgefrischt, so dass sie froh waren, wieder in ihrem Zimmer zu sein.

      Carla wollte sich vor dem Essen umziehen. Ewen wartete im Sessel am Fenster auf sie. Er ließ seinen Blick über die Häuser der kleinen Ortschaft schweifen. Seine Gedanken kreisten um die Ereignisse des Nachmittages. Das Verschwinden von Marie Le Goff beschäftigte ihn nach wie vor.

      Gilles Roudaut war mit dem jungen Mann bestimmt schon in Brest eingetroffen. Mit dem Hubschrauber dauerte es nicht lange, die circa 50 Kilometer Luftlinie bis nach Brest zurückzulegen. Ewen versuchte, sich den Verlauf des Tages noch einmal ins Gedächtnis zu rufen. Er erinnerte sich an das Gespräch mit Jean Le Goff auf dem Schiff und an den liebevollen Umgang, den er mit seiner Frau Marie gepflegt hatte. Sollte er sich in dem Menschen so irren? Könnte Jean seine Frau ermordet haben? Für Ewen passte das Verhalten von Jean Le Goff nicht zu dem eines Mörders. Er begann daran zu zweifeln, dass Jean seine Frau getötet haben könnte. Aber wenn er sie nicht umgebracht hatte, wo war sie dann? Ewen kam Jeans Verhalten an den Klippen wieder in den Sinn. Dieses ständige durch die Haare fahren erschien ihm plötzlich gekünstelt. Sollte Jean Le Goff ihnen nur ein Theater vorgespielt haben? War Marie überhaupt nicht abgestürzt?

      „Ewen, bist du fertig für das Restaurant?“

      Carla riss Ewen aus seinen Überlegungen. Sie sah ihn mit fragendem Gesichtsausdruck an.

      „Bist du fertig für das Restaurant, Ewen?“

      „Oh ja, ich bin fertig. Ich war mit meinen Gedanken abwesend.“

      „Das habe ich gemerkt, du bist gedanklich nicht im Urlaub, sondern bei einem nächsten Fall. Ewen, es ist nicht deine Angelegenheit! Dein Kollege, Gilles, hat sich dem Verschwinden von Marie angenommen und wird den Fall klären. Du kannst dich ruhigen Gewissens auf unseren Urlaub einlassen.“

      „Du hast recht, Carla, aber wer gewohnt ist, Ungereimtheiten nachzugehen, kann nicht so einfach davon ablassen. Ich werde mir Mühe geben.“

      Ewen verließ seinen Fensterplatz und zog sein Jackett an, das er zuvor aus den Schrank geholt und aufs Bett gelegt hatte. Dann verließ er mit Carla das Zimmer, und sie gingen in den kleinen Speisesaal des Hotels. Ewen war ein echter Bretone, und wie alle Bretonen schätzte er gutes Essen. Er war gespannt auf die Küche des Hauses.

      Sie erhielten einen Fensterplatz, mit Blick auf die Hauptstraße, die zur Kirche führte. Eine freundliche junge Bedienung brachte ihnen die Speise- und Weinkarte.

      „Darf ich Ihnen einen Aperitif bringen?“, fragte sie lächelnd.

      „Gerne!“, sagte Ewen und sah Carla an.

      „Für mich bitte ein Glas Champagner“, antwortete Carla dem jungen Fräulein.

      „Für mich bitte einen Campari Orange.“

      Schon nach wenigen Minuten stand der Aperitif auf dem Tisch, begleitet von Baguettestückchen und einer kleinen Schale Rillette de maquereau. Ewen hatte seine Menüwahl schnell getroffen. Er wählte ein Cassoulet de Saint-Jaques, danach ein Filet de bar rôti und zum Abschluss ein Délice de Fromveur. Wobei er überhaupt nicht wusste, was sich hinter diesem Délice verbarg. Carla entschied sich für Austern. Sie bestellte ein halbes Dutzend als Vorspeise. Als zweiten Gang wählte sie Saumon. Auf ein Dessert verzichtete sie.

      Nach dem Hauptgang brachte die junge Frau Ewen das Délice de Fromveur. Das Dessert sah ein wenig wie ein Auflauf aus Reis aus. Ewen fragte nach, um was es sich dabei handelte. Die Bedienung schien über sein Interesse erfreut zu sein und erklärte Ewen, dass es sich bei dieser Spezialität um ein Dessert handelte, das es nur auf Ouessant gab. Es war ein Milchreis, der in einer kleinen Räucherkammer hergestellt wurde. In dieser Kammer wurde ein Feuer aus dem famosen Torfrasen von Ouessant angezündet. Der Topf mit dem Milchreis wurde mit einem Deckel verschlossen und auf das Feuer gestellt, mit Rasensoden bedeckt und dort garte er dann drei Stunden lang. Dadurch bekam der Reis einen Geschmack, der ein wenig an Geräuchertes erinnerte. Das Dessert schmeckte ausgezeichnet, und Ewen war erstaunt, was die Insulaner aus einem ordinären Milchreis zaubern konnten.

      Das Tischgespräch hatte sich um den vergangenen Tag gedreht. Dabei waren sie zwangsläufig wieder auf das Verschwinden von Marie zu sprechen gekommen. Ewen war bemüht gewesen, das Gespräch nicht mit Vermutungen und Spekulationen anzureichern.

      Das Essen war ausgezeichnet gewesen und die Flasche Muscadet hatte ihnen ganz hervorragend dazu gemundet. In einem einfachen Restaurant, wie es das Fromveur war, hatten sie ein ganz köstliches Menu genossen. Auch an dem Preis hatte Ewen nichts auszusetzen. Und die Halbpension kostete gerade einmal 25 Euro in der Nachsaison.

      Als sie das Restaurant verließen, war die Sonne schon seit geraumer Zeit untergegangen. Der Hafen lag im Mondschein und war nur noch schwach zu erkennen. Es war bereits 23 Uhr, und so gingen sie auf

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