Süße Lust Tochter. Katrin Ludwig

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Süße Lust Tochter - Katrin Ludwig

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stand erstarrt, konnte sich nicht rühren, nicht lösen von diesem Bild, das Entsetzen und Zwang auf sie ausübte. Dann spürte sie den Blick des Vaters auf sich. Er grinste sie breit an und Gier trat noch stärker in seine Züge. Zugleich sah Fränzi aber auch die erschrockenen Augen der Mutter, sah ihre hastige Bewegung zum Vater hin. Das löste Fränzis Entsetzen. Sie jagte zurück in ihr Zimmer, vergrub sich in ihr Bett, zog sich das Kissen über das Gesicht und konnte dennoch die Bilder nicht abschütteln, die sie anekelten und auch wieder seltsam erregten.

      Sie hatte später mal Dörte davon erzählt und die hatte feixend zugehört. "Vergiss es", sagte sie. "Eltern sind auch nur Menschen. Meine machen es immer altdeutsch. Dann quietschen die Betten, hörst du im ganzen Haus. Ist eben nicht anders. Mal sehen, wie wir es später machen."

      Wäre jetzt die Freundin da, könnte sie ihr vom gestrigen Abend erzählen. Was würde sie ihr wohl erzählen? Und Dörte? Würde die sie dann nicht verachten? Dörte war zuweilen sehr entschieden. Hatte ihre Meinung und punktum. Wie, wenn sie nun auch eine Meinung über Fränzi hätte, über eine, die mit ihrem Vater im Bett war! Mit ihrem Supervater! Er lässt es sich von seiner Tochter machen!

      Sie hätte vielleicht gar keinen Mut, es irgend jemandem zu erzählen.

      Während sie langsam zurückruderte, kamen ihr seine Sätze in den Sinn, die Worte, die er benutzt hatte. Eigentlich hatte sie die bislang nur in Filmen gehört. Wenn sie heimlich Videos bei Dörte guckten, die in der Klasse umgingen. Fränzi fand sie immer ein bisschen langweilig, aber Dörte und Benjamin kriegten blanke Augen und heiße Wangen davon.

      Sie zurrte das Boot fest und sah sofort das zweite Boot am Steg, spürte ihr Herz schlagen und hatte Angst; Angst vor seinen Augen und seinen Händen, seinem Zugriff.

      Der Vater hatte tatsächlich einen Hecht gefangen und war enttäuscht, dass Mädchen nicht im Haus zu sehen. Aber er wollte Frieden und so hatte er sich schon an die Zubereitung des Hechtes gemacht. Sie schob sich zaghaft und mutig durch die Tür, blieb dort schwer atmend stehen und sah ihn an.

      "Es ist ein schöner Hecht", sagte der Vater.

      Fränzi nickte.

      "Wie wollen wir ihn machen? Braten? Dünsten? Soll ich oder machst du ihn?"

      Er sah sie an, fragend, heiter, stolz auf seinen Fang. Sie mochte seine abenteuerlichen Geschichten, die er mit jedem ordentlichen Fang verband und später bei Tisch erzählte.

      "Wie du willst", sagte sie ausweichend und weil sie seine Enttäuschung aufflackern sah, entschied sie sofort: "Gebraten."

      Der Mann nickte und machte sich kommentarlos an die Zubereitung, während Fränzi ebenso selbstverständlich einen Tisch deckte, wie sonst nur zu Geburtstagen oder Feiertagen. Als der Vater mit den dampfenden Hechtstücken ins Zimmer trat, blitzte das Fischservice der Großmutter ihm entgegen.

      "Donnerwetter", sagte er staunend. "Mamas Erbe! Du traust dich was."

      Fränzi lachte vergnügt, weil er "Mamas Erbe" gesagt hatte. So nannten sie noch zu Großmutters Lebzeiten ein wunderschönes Service, dessen einzelne Teile mit Fisch- und Wassermotiven bemalt waren. Die Großmutter nahm es heilig nur zu Silvester aus dem Schrank, wenn es den Karpfen mit Meerrettichbutter gab, und wusch es - komme, was da wolle - auch sofort ab, um es sogleich wieder wegzustellen. Dabei pflegte sie zu sagen: "Das ist Mamas Erbe. Das mir da keiner beigeht."

      Doch. Er wusste es zu würdigen, dass Fränzi heute die Teller und die große Fischplatte hervorgeholt hatte. Sorgsam legte er die duftenden, glänzend braunen Hechtstücke auf die Platte, hatte frisches Gemüse in der Schüssel. Sie rollte auf einem kleinen Beistelltisch die Bierflaschen heran und stellte ihre Fanta-Dosen dazu. Dann betrachteten sie beide zufrieden ihr Werk, wünschten sich gleichzeitig "Guten Appetit", lachten darüber wie die Kinder, er rückte ihr den Stuhl zurecht und legte das schönste Stück auf ihren Teller.

      Es schmeckte vorzüglich und der Vater lehnte sich genießerisch zurück. "Zufrieden?" fragte er und Fränzi nickte gelöst und glücklich. Es schmeckte gut und sie war ihm für seine deutliche Fürsorge so dankbar. Ich hab ihn so lieb, dachte sie zärtlich und fragte erwartungsgemäß nach dem Hergang des Fangs. Das mochte der Vater zumindest genauso wie das Fischessen selbst.

      "Kapital", sagte er, "ich habe auf Blinker geangelt. Und wusste gleich, dass er wieder hinten im Schilf steht. Als ich früh ran bin, schoss er davon. Ich hab mich schon geärgert, weil ich dachte, ihn nie wieder zu bekommen. Aber dann hab ich mich doch wieder an die gleiche Stelle gesetzt und er hat mich nicht enttäuscht. Die Angel - ich sag - die Angel, ein Bogen. Fast dachte ich, sie hält es nicht. Wie damals, weißt du, wie wir beide den Sechspfünder am Haken hatten? Du hättest dabei sein sollen. So ein Bursche! Wie der abgezogen ist", der Vater sah bewundernd auf die Gräten, die am Tellerrand lagen, "einfach abgezogen, dabei saß der Blinker, das hab ich später gesehen, aber schon geahnt, tief."

      "Aber aus dem Kahn bist du dieses Mal nicht gefallen", sagte Fränzi kichernd und goss die Fanta ins Glas. Er sah etwas ungehalten auf. "Hör mal", er räusperte sich, "man kann doch mal die Balance verlieren. Du bist noch nie aus dem Boot gefallen, weil ich immer auf dich aufgepasst habe. Geh nur mal allein angeln, dann wirst auch du noch kippen."

      "Mein ja bloß so", beschwichtigte Fränzi ihn, "war doch aber auch ganz lustig, oder?" Sie sah ihm zum ersten Mal seit jener Nacht, die eigentlich erst gestern war, wieder in die Augen. Erleichtert stellte sie fest, dass es wieder seine ganz normalen Augen waren, keine Gefahr war in ihnen, es waren die guten Vateraugen, die sie kannte.

      Fränzi hätte ihm stundenlang zuhören mögen, ihr war so leicht ums Herz, wie lange nicht. Abends dann im Bad lächelte sie ihrem nackten Spiegelbild zu. Was war schon geschehen? Nichts! Nichts, was sich lohnen würde, weiter bedacht zu werden. Er war etwas betrunken gewesen, der Vater. Na und? Kommt das nicht überall mal vor? Wir sind eine Familie, da bleibt die Welt außen vor, sagte die Mutter gern. Fränzi hatte ihm vergeben. Sie hatte ihn lieb.

      Die Mutter kam früher als erwartet, schon am nächsten Morgen war sie da und Fränzi freute sich. Ganz leise gab es einen Klick in ihr und die Angst war nun endgültig weg. Ein warmes Gefühl breitete sich wohlig in ihr aus. Sie vergrub das Gesicht im Haar der Mutter und man sah ihr tatsächlich große Freude an.

      Die Mutter schob sie gerührt ein wenig von sich.

      "So lange waren wir doch nun auch wieder nicht getrennt." Fränzi strahlte und sagte: "Ich freu mich so."

      "Dann kann unser Familienurlaub beginnen", sagte der Vater laut.

      Die Mutter sah friedlich ihre Leute an. "Ihr seht beide unverschämt nach Urlaub aus", sagte sie, "das wollen wir gleich mal festhalten."

      Der Vater wehrte ab. "Fang nicht gleich mit der Fotografiererei an."

      "Wer redet von so was", sagte die Mutter und machte ihr spitzbübisches Gesicht. Sie verschwand für einen Moment und kam mit einem voluminösen Karton zurück. "Wer arbeitet denn mit solch mittelalterlichen Methoden. Die moderne Welt filmt!" Mit diesen Worten hatte sie eine Videokamera aus dem Papier gegraben, klein, handlich, schwarz und hart.

      Der Vater sprang freudig drauf zu, legte sie sich auf die Schulter und tanzte wie ein Junge damit durch die Gegend. Dann richtete er die Kamera auf Fränzi. "Etwas mehr Haltung, wenn ich bitten darf. Wir gehen zum Film."

      Fränzi blieb gelassen im Sessel hängen, die Beine über die Lehne. "Sieht eher aus wie ein Revolver", sagte sie, "sieht eher nach erschießen aus!"

      Der Vater sah sie

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