Süße Lust Tochter. Katrin Ludwig

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Süße Lust Tochter - Katrin Ludwig

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dieses Mädchen!"

      "Ein Revolver wär vielleicht auch nicht schlecht", fuhr Fränzi ungerührt fort. "Wenn man hier so allein ist. Kann doch mal was sein. Hört man doch jetzt alle Tage."

      "Also Ideen hast du", stöhnte die Mutter, "ist mit ihrem Vater in der Sommerfrische und denkt an Einbrecher. Du siehst zu viel Fernsehen. Gibt es denn einen besseren Schutz als deinen Papa?" Die Mutter legte ihren Arm um seine Taille und zog ihn an sich, um ihn zu küssen. Für Fränzis Empfinden ein wenig zu intensiv, weil schließlich noch sie im Zimmer saß.

      So hangelte sie sich aus dem Sessel heraus, tippte im Vorbeigehen der Mutter auf den Rücken und sagte: "Wenn ihr fertig seid mit der Knutscherei, dann komm in die Küche, da wartet ein Stück Hecht auf dich."

      Sie schloss die Tür hinter sich und ahnte, dass die Mutter vorerst nicht kommen würde.

      3. KAPITEL

      Die Tage vergingen in der Sonne, im Sommer, im Nichtstun. Fränzi liebte diese kleinen stillen Stunden. Sie ruderten weit auf den See hinaus. Die Mutter hatte das Ruder in den Holm gelegt und sich mit geschlossenen Augen der späten Nachmittagssonne zugewandt. Fränzi ließ ihr Ruder gleichmäßig und leise ins Wasser tauchen und sah den Wassertropfen zu, die regenbogenfarben aufsprangen.

      Die Mutter seufzte. "Weißt du, wie gut einem schon die Luft tut. Ewig dieser Kneipenmief, ewig dieses Neonlicht. Ich werd bald aussehen, wie eine alte Kartoffel."

      "Ausgerechnet du", sagte Fränzi spöttisch. "Du würdest dir hundert Lifts machen lassen, ehe du wie eine alte Kartoffel aussehen würdest. Außerdem bist du noch so eine schöne Frau. Das dauert noch ein Weilchen."

      Die Mutter öffnete ein wenig die Augen und blinzelte Fränzi zu. "Alles vergänglich, weißt du doch, alles vergänglich. Eh du dich versiehst, bist du fünfzig. Und das war's dann ... "

      "Hast du deswegen eine Kamera gekauft, damit du mit fünfzig weißt, wie du mit fünfunddreißig ausgesehen hast?"

      "Also wenn schon, dann dreiunddreißig. Ich werde dreiunddreißig. Da bin ich allmählich etwas pingelig. Ich kann mit meinen Jahren nicht mehr so rumschmeißen." Sie lachte auf und setzte sich zu Fränzi aufs Ruderbrett. "Es war Papa, der mich auf die Idee brachte. Irgendwann hat er mal gesagt, dass Karl, also dieser Freund mit den vielen Hunden, so schöne Filmaufnahmen von seiner Familie und den Hunden macht. Und dass, man so was haben müsste. Also im Klartext, unser großer Junge brauchte ein neues Spielzeug. Da hab ich angefangen, meine Trinkgelder zu sammeln. Das lief ganz gut und nun hab ich ihm so'n Ding gekauft. Du lieber Gott, wenn er sich so freut. Bin gespannt, was er damit anstellt. Gibt doch diese Fernsehsendungen. Da kann man seine eigenen Filme einreichen. Lustiges oder Pannen oder so. Kann man viel Geld gewinnen noch dazu, und der Spaß ist groß."

      Fränzi planschte mit dem Ruder. "Benjamins früherer Vater tyrannisierte damit die ganze Familie. Kaum waren sie alle zusammen, holte er die Kamera und brüllte rum, dass sie gefälligst mal gucken oder was machen sollten, dabei guckten sie alle und machten auch. Und dann zu Weihnachten oder zu Geburtstagen ..." Fränzi verdrehte die Augen, "da wird immer der Film vom Vorjahr gezeigt und alle wundern herum, wie alt, wie dick, wie groß, wie schön sie alle geworden sind. Hoffentlich wird es bei uns nicht genauso."

      Die Mutter hatte den Blick weit über dem Grün des Ufers und hörte Fränzi nur mit halbem Ohr zu.

      "Lass ihn doch. Er muss auch was zum Spielen haben. Männer sind so. Wirst du noch lernen." Sie zog sich aus und sprang vom Kahn ins Wasser.

      Macht sie gut, dachte Fränzi. Für ihr Alter ist sie gut in Form. Dörtes Mutter dagegen war eine von den Dicken. Sah gut aus, aber zu dick. Solange Fränzi sie kannte, machte sie Diät und nahm kontinuierlich zu. "Frisst heimlich", sagte Dörte zu Fränzi. "Wenn wir alle schon schlafen. Bei den guten, langen Abendfilmen, die ich nicht sehen darf, weil Mausi ins Bett gehört, da isst sie. Nicht aus Kummer, es schmeckt ihr und sie kann eben immer essen. Mich stört ja ihr Dicksein nicht. Ich bin's gewöhnt, nur sie leidet ganz enorm drunter. Aber wenn sie nicht essen kann, ist sie nicht zum Aushalten. Dann geht sogar Papa mit ihr essen, nur damit sie wieder guter Laune bekommt. Und du weißt ja, was Papa für ein Geizkragen ist. Ehe der mit jemandem essen geht, da muss es schon schlimm kommen. Mama ist schlimm, wenn sie Hunger hat."

      Fränzi hatte Dörtes Mutter trotzdem gern. Von ihr ging so etwas Schützendes aus. Fränzi konnte sich vorstellen, dass man sich bei ihr gut ausheulen könnte. Als Kind hatte sie einmal ein Buch gelesen, in dem eine dickbusige Frau gut für Geheimnisse war. Damals musste sie sofort an Dörtes Mutter denken. Die war auch gut für Geheimnisse. Fränzi ruderte den Kahn zur Mutter hin und half ihr beim Reinklettern.

      "Irgendwann klappt das nicht mehr", sagte die Mutter, "dann werd ich wohl ersaufen." Schließlich war sie drin und Fränzi sah an ihrem Hals blaue Flecken. Die Mutter bemerkte ihren Blick und errötete. "Guck nicht so", sagte sie etwas unwirsch, "auch älteren Eheleuten passiert so etwas zuweilen."

      "Läufst du jetzt mit 'nem Seidenschal?" fragte Fränzi feixend.

      Für einen Moment sah die Mutter sie unsicher an, dann brach sie in ein fröhliches Gelächter aus und sagte verschwörerisch: "Wir Weiber müssen eben zusammenhalten."

      Fränzi sah auf den Fleck und Übelkeit überkam sie. Sie roch Unangenehmes und es war nicht auszumachen, woher es kam. Flau und flach schien es aus ihr selbst zu kommen und wollte kein Ende nehmen.

      "Ist was?" fragte die Mutter, "siehst mit einem Mal so blass aus?"

      Fränzi schüttelte den Kopf. "Mir ist übel", sagte sie gepresst und wollte dem Würgereiz, der sich einstellte, nicht nachgeben.

      "Sonnenstich", sagte die Mutter. "Du wirst einen Sonnenstich haben. Wir rudern nach Hause."

      Sie nahm die Ruder und steuerte den Kahn mit Kraft und Gewandtheit in Richtung Haus. Der Wind gab Fränzi wieder Luft und der Geruch verflog.

      "Wird schon", sagte sie, "wird schon besser."

      "Musst aufpassen", riet die Mutter, "auf dem See ist die Sonnenstrahlung besonders stark. Wir sind Blondies!"

      Am Ufer stand der Vater mit der Kamera und filmte ihr Eintreffen. "Ruhig", rief er schon von Weitem, "ganz ruhig kommen und langsam den Kahn anlegen und graziös aussteigen."

      "Siehst du", zischte Fränzi der Mutter zu, "geht schon los, der Quatsch." Bewusst platschte sie das Wasser auf, zeigte dem Vater so wenig wie möglich von sich, trug die Ruder ungeschickt voran. Die Mutter versuchte den stillen Protest durch besondere Grazie wettzumachen und tänzelte auf ihn zu.

      "Beide", schrie der Vater wütend, "beide solltet ihr euch bewegen. Fränzi, los, mach wie Mama. Du Trampel mit deinen Rudern, da vorn."

      Fränzi riss ihre Augen weit auf und fragte scheinheilig: "Wie soll ich mich hinstellen?"

      Der Vater legte gereizt die Kamera zur Seite.

      "Was heißt, wie soll ich mich hinstellen!" äffte er sie nach. "Gar nichts habe ich von hinstellen gesagt. Kommen solltest du, einfach aussteigen, lächeln, von mir aus, Haare werfen. Aber mit den Rudern stehen, wie eine Landgans - dazu ist der Film zu schade."

      Er griff wieder zur Kamera. "Und nun das Ganze wieder von vorn", befahl er.

      Fränzi kniff die Augen zusammen und starrte ihn fassungslos an. "Was denn? Wieder rein ins Boot?"

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