Von den Göttern verlassen IV. Sabina S. Schneider

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Von den Göttern verlassen IV - Sabina S. Schneider

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das Kloster, das sich einsam von der weißen Schneehölle abhob. Sie gelangten durch eine geheime Tür hinter die dunklen Mauern und liefen Halif, Armirus‘ und Larons verschollenem Halbruder, in die Arme. Gemeinsam mit Nadine war es ihm gelungen, in wenigen Monaten die Kunst der Magie zu meistern. Mit ihrer Hilfe konnten sie nach einem langen Kampf den bösen Zauberer besiegen. Alara jedoch war nicht auffindbar.

       Der Prinz des Waldvolkes gestand Serena seine Liebe. Seinen vor Leidenschaft glühenden, grünen Augen mit goldenen Sprenkel gelang es, die Eismauer um Serenas Herz zum Schmelzen zu bringen und sie kehrten gemeinsam in seine Heimat zurück. Kurze Zeit später bekamen sie einen hübschen Jungen, dem sie den Namen Lucel gaben.

      [Sanil beobachtete aus dem Augenwinkel Selena und Lucel. Selbst mit ihren sechszehn Sommern, die sie jetzt zählten, lagen sie auf dem Fell und hörten gebannt ihrer Mutter zu. Er wusste, dass diese Tage bald vorbei sein würden und genoss jeden Abend, den sich die Jungspunde noch zähmen ließen.]

       Sie lebten glücklich, besuchten oft ihre Freunde sowohl im Bergland als auch im Flachland. Es hätte ein Happy End werden können, doch plötzlich erkrankte Serena. Keiner wusste sich zu helfen, kein Heilmittel war bekannt, über die Krankheit an sich wusste man nichts. Voller Trauer bat Malhim das Bergvolk um Rat und man beschloss gemeinsam, Serena in einen Schlaf zu versetzen und ihren Körper tief im Gebirge aufzubewahren. Bis zu dem Tag, an dem man ein Heilmittel finden würde.

       Sie würde keine Schmerzen leiden und die Krankheit würde ihr gemeines Werk in dem Raum ohne Zeit nicht vollenden können. Und wenn noch keiner ein Heilmittel für ihre Krankheit gefunden hat, liegt sie vielleicht heute noch dort und wartet, eingehüllt in Träume von Abenteuer, Liebe und Freundschaft, darauf, dass jemand sie retten kommt.

      Selena war wie immer mit dem Ende, das keines war, unzufrieden und konnte nicht umhin, ihre traditionelle Frage zu stellen: „Wie geht die Geschichte weiter?“

      Wie immer füllten sich die Augen ihrer Mutter mit Tränen und es tat Selena leid, dass sie gefragt hatte.

      Laura lächelte, sah voller Liebe von ihrer Tochter zu Lucel. So sehr sie sich wünschte, dass Lucel ihr leiblicher Sohn wäre, war sie doch froh für Selena, dass sie nicht blutsverwandt waren.

      „Ich kenne die Geschichte nur bis hierhin. Den Fortlauf zu erzählen ist eine Sache der nächsten Generation. Vielleicht erzählst du ihn ja eines Tages deinen Kindern.“ Laura blickte wieder zu Lucel, der immer noch mit geschlossenen Augen auf dem Rücken lag. Die langen Holznadeln in ihren Händen bewegten sich rhythmisch im geübten Takt. Ihre Augen verloren sich im Feuer und sie sah ein kleines Mädchen mit schwarzen Locken und blauen Augen, wie sie Lucel hatte. Es war nicht traurig und doch lachte es nicht.

      Eine Träne, die sich kurz in ihren Wimpern verfing, kullerte über die Nase und tropfe auf den grünen Wollknäuel. Als sie aufblickte, starrten sie blaue Augen, die sie so gut kannte und so sehr liebte, voller Sorge an. Laura konnte nicht anders und sie schenkte Lucel ein strahlendes Lächeln.

      Ihr entging Selenas Schnauben nicht und sie spürte sofort Sanils Hand auf ihrer. Die Luft vibrierte von den gemischten Gefühlen. Liebe und Eifersucht. Dann rettete sie ein Klopfen aus der peinlichen Lage. Laura legte das Strickzeug auf den kleinen Holztisch neben ihrem Schaukelstuhl, den Sanil ihr zu irgendeinem Geburtstag geschenkt hatte. Er war ein praktischer Mann und hatte nur wenig Ahnung von Romantik.

      Doch er war ein guter Mann. Er hatte kein Wort darüber verloren, als Laura mit dem kleinen Lucel im Arm nachhause gekommen war und hatte die fadenscheinige Geschichte, Lucel sei der Sohn einer entfernten Cousine, die bei einem Unfall ums Leben gekommen war, nicht in Frage gestellt. Sanil hatte Lucel wie seinen eigenen Sohn großgezogen, soweit es ihm möglich war. Laura wusste, dass Lucel ihm unheimlich und seine Anhänglichkeit gegenüber Laura unangenehm war. Doch Sanil gab sein Bestes, vergötterte Selena und tat alles für die Familie.

      In Gedanken versunken, öffnete Laura die Tür und blickte in Augen, von denen sie nicht gedachte hatte, sie je wiederzusehen. Von einem Grün, etwas dunkler als ihre eigenen, starrten sie Laura aus einem haselnussfarbenem Gesicht entgegen. Augen, die sonst voller Güte, Freude und Fröhlichkeit waren, wirkten hart und bitter.

      Lauras Herz hüpfte ihr in den Hals und ihre Knie wurden schwach. „Ist etwas mit Serena?“ Lauras Stimme zitterte.

      Die Frau schüttelte den Kopf, presste aber die vollen Lippen aufeinander, bis alles Blut aus ihnen gewichen war und sie weiß wie Marmor wurden.

      „Ich komme wegen Lucel.“ Leise entschlüpften die Worte dem widerwilligen Mund.

      Laura sank zu Boden, presste ihre geballten Fäuste an ihre Burst und sagte mit tränenden Augen: „Er ist zu jung. Was auch immer ihr plant. Er ist zu jung.“

      „Die anderen wissen nicht, dass ich hier bin.“

      Bei den leisen Worten des schlechten Gewissens, sah Laura erleichtert auf.

      „Krieg droht. Dunkle Mächte haben sich in Schatten und Licht versammelt. Sie sind kurz davor, wieder die Welt zu betreten ... “

      „Liebling, alles in Ordnung? Wer war denn das so spät noch an der Tür?“, unterbrach Sanil die schwarze Botschaft. Laura rappelte sich auf, strich ihr Kleid mit zitternden Händen und bleichem Gesicht glatt.

      „Eine Freundin der Familie. Sie war in der Gegend und hat an mich gedacht.“

      Die schweren Schritte ihres Mannes hallten auf dem Holzboden. Er warf einen besorgten Blick zu seiner Frau und musterte den Ankömmling.

      Der unangekündigte Gast strich die Kapuze ab. Braune, lange Locken sprangen ungezähmt über die Schultern. Sie lächelte den Hausherrn an und sagte entschuldigend: „Es ist eine ungeplante Reise und ich hatte leider nicht die Zeit meinen Besuch anzukündigen. Ich wäre so oder so vor meinem Brief angekommen und ich musste unbedingt Lucel sehen.“

      „Das macht doch nichts. Lucel wird sich sicher freuen, Frau ... ?“ Fragend sah Sanil die Schönheit an.

      „Nadine, einfach nur Nadine. Ich glaube nicht, dass er sich an mich erinnert, doch ich habe ihn nie vergessen.“ Ihre zarten Hände schlossen sich um einen rosafarbenen Kristall, der an einer Kette um ihren Hals hing.

      „Kommen Sie doch herein! Wir sitzen gerade alle beim Kamin und lauschen den Geschichten meiner Frau. Haben Sie zu Abend gegessen? Können wir Ihnen etwas anbieten?“ Mit einer galanten Bewegung und einer Rücksichtnahme, die Laura an ihrem Mann nicht kannte, zeigte er Nadine den Weg ins Wohnzimmer.

      „Ich bin heute weit geritten. Ein kleines Mahl würde ich nicht ablehnen“, erwiderte Nadine höflich, strich sich die dunkelgrünen Reiterhandschuhe von den Händen und streckte Sanil die Hand hin.

      „Wo habe ich nur meinen Kopf! Ich mache gleich etwas Tee und ein paar belegte Brote“, stotterte Laura und eilte in die Küche, während Sanil Nadine den Umhang abnahm. Zum Vorschein kam eine seltsame, waldfarbene Tunika und Stiefel, zu kurz, um nützlich zu sein. Sanil führte Nadine ins Wohnzimmer, wo sie neugierig von Selena gemustert wurde.

      Eine Frau in Hosen war in Krem eine Seltenheit, vor allem in so engen. Selena bewunderte die schöne Figur, die lockigen Haare, die nussbraune Haut und Augen, grün wie eine saftige Sommerwiese. Ihr Herz sprang der Fremden entgegen, die sie freundlich anlächelte.

      Dann fuhr der Blick der Frau zu Lucel und Schmerz trat in die schönen Augen.

      Selenas Herz zog sich zusammen

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