Nest im Kopf. Beate Morgenstern

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Nest im Kopf - Beate Morgenstern

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über den Abschluss seines Lebens. Aus drei verschiedenen Kameradenberichten ging hervor, dass er laut betend schnell verschieden sei und dass ihm bei der erst nach Tagen stattgefundenen Bestattung die Bibel in der erstarrten Hand mitgegeben worden sei. Und dann kamen Briefe über Briefe, die von dem Segen seines kurzen Lebens und Wirkens Zeugnis gaben, so wussten wir: Der Herr hatte ihn reifen lassen und ihn vollendet und berufen zum Dienst in seinem Reich in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit.

      Ende Oktober 1940 wurde in Hannover (wo Elisabeth wieder in der he ihrer Eltern wohnte) Friedemann und Elisabeth ihr erstes Töchterlein geboren. Zweimal im Urlaub hat er sich noch an diesem seinem Rosenknösplein erfreuen dürfen. Er war in Belgien und kam später nach Rumänien, aber noch nicht zum Fronteinsatz. Im Sommer 1941 besuchte uns Elisabeth mit ihrer kleinen Tochter, die zu ihrem blinden Urgroßvater ein ganz persönliches Verhältnis gewann. Er fühlte, hörte und sprach mit ihr, später diktierte er mir auch Briefe und kleine Gedichte für sie. Elisabeth schrieb täglich an ihren Mann. Das Echo kam unregelmäßig (Feldpost), aber wir erlebten doch viele Briefe mit. Eine liebliche Zeit. Elisabeth, die im Dezember ein zweites Kindlein erwartete, kehrte mit ihrem Töchterlein wieder nach Hannover zurück. Im Herbst kam Friedemann, der lange Zeit nur Gete zu warten hatte, wieder zu seiner Truppe auf die Krim, von wo aus er frohe Briefe schrieb. Der Freundeskreis hatte ihn freudig begrüßt, und seine kleine Familie beglückte ihn in der Ferne. Mit einem Kameraden - er wollte mit ihm ungestört über Jesus sprechen - stieg er im freiwilligen Einsatz auf die schneebedeckten Höhen des Jalta-Gebirges (Patrouillengang, Jalta, 9. November 1941). Man fand die beiden am nächsten Morgen mit Kopfschüssen tot im Schnee. Verwaist die kleine Familie. - Das zweite Töchterlein wurde am 3. Dezember geboren. Erst acht Tage danach erfuhr Elisabeth, dass sie Witwe sei. Man hatte den Tod nicht ihr, sondern mir zuerst mitgeteilt wegen ihrer Hoffnung. Dadurch kam auch diesmal das Echo in großer Fülle zu uns nach Gottshut. Wieder waren es überwältigende Zeugnisse von dem Segen dieses früh vollendeten Lebens.

       Aber die kleine Familie ...

      Mein jüngster Sohn Armin, der nach dem Arbeitsdienst als Fahnenjunker in den Krieg zog, war an der Front in Frankreich und dann in Russland, wo er Leutnant wurde und durch eine schwere Verwundung - er verlor durch Granatsplitter die halbe rechte Hand - wieder in die Heimat kam. Als Genesender war er im Winter 1942 längere Zeit bei uns in Gottshut. In diesen Winter fällt auch meine Erkrankung an einer schweren Lungenentzündung, mein Vater war gleichzeitig erkrankt, und wir wurden beide von lieben Bruderbundschwestern vorbildlich gepflegt. Ich erholte mich nur langsam, aber hinterher wirkte sich die Krankheit als Regeneration aus. Auch der Vater wurde wieder gesund. Wir nahmen die täglichen Spaziergänge wieder auf, das Vorlesen (gut organisiert mit viel freundlicher Hilfe), besuchten alle Gottesdienste: auf der vordersten Bank der Bruderseite, dicht vor dem Liturgustisch, saßen wir. Mit dem Hörrohr konnte der Vater noch folgen.

      Hilde war nach Beendigung ihrer Ausbildung in Dresden tätig und häufig unser Gast. Zuletzt arbeitete sie in Stettin und wurde im Winter 1943 ausgebombt. Sie kam daraufhin ganz zu uns und fand Arbeit in Gottshut. Das führte zu ihrer Verlobung mit Heiner Herrlich, aus einer Familie stammend, mit der Armin eng befreundet war. Am 5. Oktober 1943 erfolgte ihre Kriegstrauung. Der Großvater nahm lebhaften und freudigen Anteil. Am Polterabend erzählte er aus seinem Leben, und zum Schluss segnete er das Brautpaar mit Handauflegung. Dann zogen die Männer wieder in den Krieg. Heiner war als Obermaat aktiv bei der Marine, kam aber eines Knieschadens wegen nicht auf See. Armin kam nach seiner Ausheilung an die Unteroffiziersschule in Ettlingen bei Karlsruhe und erst im Winter 1944/45 mit der Kriegsschule noch einmal zum Einsatz.

      Weihnachten 1943 feierten wir drei, Vater, Hilde und ich, friedlich vereint. Wie jedes Jahr hatte der Vater mir seine Weihnachtspredigt diktiert für die große Verwandtschaft. Wir besuchten die schönen Gottesdienste und waren ohne Sorge an Allernächste friedlich beieinander. Es wurde in der Woche recht kalt. Ich riet deshalb dem Vater dringend ab, in den Silvestergottesdienst mit dem Jahresbericht zu gehen, weil der Saal nach der Pause erst angeheizt wurde. Er erklärte aber: Da gehe ich immer hin, und ich war gewohnt zu gehorchen. Nach dem Gottesdienst hatte er stark geschwollene Füße und konnte sich nicht selbständig ausziehen und zu Bett legen. Am 1. Januar früh fragte ich ihn zaghaft: Wie geht es dir? - Schlecht, du hast mich nicht gut versorgt, war seine Antwort. Er hatte eben nicht alles gefunden. Die Füße waren in Ordnung. Vater stand auf, tat alles wie immer, und wir gingen in den Neujahrsgottesdienst. Wir speisten sogar noch im Gasthof zu Mittag, wie wir es an Sonn- und Feiertagen zu tun pflegten. Erst nachmittags bekam Vater Fieber und musste sich legen. Die Krankheit wurde aber nicht heftig und quälend. Wieder wurde ich gleichzeitig krank und bekam Fieber. Am 4. Januar abends versorgte ich Vater für die Nacht. Er schien nicht zu leiden, war aber schwach und antwortete kaum. Aber als ich fragte: Soll ich dir noch die Andacht vorlesen? kam ein deutliches Ja. Wir lasen Andachten, die er selbst verfasst hatte unter Zugrundelegung aller Sonntagsperikopen. An der Reihe war der Text Römer 8, 28-32. Danach schien er friedlich einzuschlafen, während ich nebenan auf dem Sofa bei offener Tür schlief Weil ich selber nicht wohl war, kam Hilde

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