Die Kinder Paxias. Laura Feder

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Die Kinder Paxias - Laura Feder

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Basis.

      Meine persönlichen Favoriten sind Dolche und Wurfsterne. Im Krieg haben diese mir die besten Dienste geleistet.“

      „Bei dieser Kampfkunst habt Ihr mir etwas voraus“, gab Saya ungewöhnlich offen zu. „Ich bin nur im Nahkampf ausgebildet. Bei den Dolchen halte ich sicher mit, aber im Schleudern liegt keine meiner Stärken. Sie findet keine Anwendung in meiner Heimat.“

      „Ich gestehe, Ihr weckt mit jedem Wort meine Neugier. Ich kann kaum erwarten herauszufinden, wie viel Können wirklich in Euch steckt.“

      „Mir ergeht es ähnlich, Maya, doch bedenkt, dass Ihr in der Dunkelheit mit Eurem schwachen Sehvermögen im klaren Nachteil seid.“

      Amüsiert blitzten die Augen der Paxianerin, während sie ein Stoffbündel in Sayas Arme warf. Ein weiteres landete leise raschelnd an Kaelis Brust.

      „Ihr solltet Euch keine Gedanken über dieses Thema machen. Nacht und Finsternis waren mir in Kriegszeiten wertvollster Schutz und Verbündeter.

      Ich weiß meine beschränkten Sinne ausreichend zu kompensieren, um dieses Defizit zu eliminieren.“

      „Ich wollte auch nur vermeiden, dass Ihr hinterher behauptet, ich hätte Euch nicht gewarnt.“

      „Das würde ich nicht“, erklärte Maya ruhig.

      Saya glaubte ihr ohne weiteren Beweis und widmete sich nun mit einiger Neugier den Kleidungsstücken, die die Paxianerin ihr überlassen hatte.

      Sie bestanden ganz schlicht nur aus einer nachtblauen, weit geschnittenen Hose, einem gleichfarbigen, losen Pullover und einigen silbergrauen Tüchern – alles aus leichtem, weichen Stoff gefertigt.

      Saya erfasste sofort anerkennend die Eigenschaften Tarnung und Bewegungsfreiheit und vertauschte ihre Sachen mit den überlassenen. Dabei imitierte sie Mayas Technik, die Tücher straff um Fußgelenke, Beine, Taille und quer über die Brust um eine Schulter zu wickeln. Es waren perfekte Aufbewahrungsorte und Verstecke für Munition und kleinere Waffen wie Dolche.

      Kaeli verweilte unschlüssig beobachtend neben den beiden Frauen.

      Ihr Verstand konfrontierte sie zunehmend bewusster mit dem Gedanken, dass es an reinen Wahnsinn grenzte, sich auf einen Kampf mit diesen beiden erfahrenen – und offensichtlich auch begeisterten – Kriegerinnen einzulassen. Selbst wenn es nur zu Trainingszwecken wäre.

      Leider aber war ihr Mundwerk wieder einmal schneller gewesen als ihr Kopf und zwang sie zum Handeln, um nicht wie ein elender Feigling dazustehen. Was ihr wahrscheinlich noch mehr zum Nachteil gereichen würde, im Angesicht Sayas Verachtung für eben jenen Charakterzug.

      Mit einem ergebenen Seufzen in die Vorstellung, den nächsten Morgen mit zahlreichen neuen Blessuren, Schnittwunden und blauen Flecken zu erleben, entledigte sie sich endlich ihres Kleides.

      Maya, die die Stofffalten ihrer Tücher gerade mit ihrem gewohnten Arsenal ausrüstete, erstarrte mitten in der Bewegung, als sie die halbnackte Gestalt Kaelis in Augenschein nahm.

      „Weiße Bandagen der Unschuld!“

      Hellhörig, wenn auch nur mäßig interessiert, wandte Saya kurz den Blick von dem gebogenen Kurzschwert, das erstaunlich leicht und griffig in der Hand lag, zu dem Meereswesen. Der Sinn Mayas Ausrufes war ihr fremd, nicht aber die Emotion, die an ungläubige Fassungslosigkeit grenzte.

      Mit verlegen geröteten Wangen beeilte Kaeli sich, die paxianische Kleidung bedeckend überzuziehen. Dennoch entging sie in keinster Weise Mayas nachhakender Neugierde.

      „Mein Augenlicht muss getrübt sein. Nie bin ich in meiner Einschätzung so fehlgeleitet gewesen.

      Dein Erscheinungsbild täuscht verblüffend, Kaeli, also steht in dir tatsächlich ein Kind vor mir.

      War deine Fruchtbarkeitszeremonie schon geplant? Sicher kann es nicht mehr lange hin sein oder?“

      Ein trauriger und wehmütiger Ausdruck prägte die Miene des jungen Mädchens bei der Erinnerung an das freudige Ereignis ihr zu Ehren – von allen Kindern auf Paxia mit Spannung erwartet. Ihre Antwort erfolgte dementsprechend in müder Lakonie.

      „Gestern.“

      „Fruchtbarkeitszeremonie?“ Noch bevor Maya ihrer erschrockenen Bestürzung Luft machen konnte, unterbrach Sayas Wissen suchende Frage den Dialog über dieses ihr seltsam anmutende, unbekannte Thema. Ihr Forschergeist, welches Ritual eine solche Gefühlsspanne verursachen konnte, war geweckt.

      „Erklär es ihr“, bat Kaeli die Paxianerin. Als ehemalige Beteiligte vermochte sie Zweck und Inhalt dieses uralten Brauchtums wesentlich besser zu erläutern, zumal Kaeli selbst nur Vorstellungen und verträumte Fantasiegebilde des prägenden Ereignisses hatte, welches bis zum feierlichen Tag von allen Kindern ferngehalten wurde. Selbst die Vorbereitungen lieferten nur schwammige Informationen, ohne etwas Greifbares zu hinterlassen.

      Ein Grund mehr, die Ohren aufnahmebereit zu spitzen, als Maya bereitwillig mit der Erläuterung begann.

      „Mit sechzehn Jahren ist ein Mädchen das erste Mal in ihrem Leben empfangsbereit und ein Junge zeugungsfähig.

      An diesem Geburtstag wird ein besonderes Fest begangen: Der Abschied von der Kindheit und die Aufnahme in die Welt der Erwachsenen.

      Die Zelebrierung der Fruchtbarkeitszeremonie bildet dabei den Beginn.

      In Kaelis Fall würden sich die Frauen ihrer Familie mit ihr zurückziehen und über die geschlechtlichen Interaktionen von Mann und Frau aufklären. Sie würde im wahrsten Sinne des Wortes in alles eingeweiht, was zwischen einem Paar passiert, welches sich körperlich näher als eine Handbreit kommt.

      Nach den meist sehr detaillierten, bildhaften Beschreibungen entkleidet sich das Mädchen, reinigt sich als symbolische Läuterung von den anrüchigen Eindrücken und wird mit farbiger Unterwäsche ausgestattet.

      Zum Abschluss des Rituals trägt sie die Bandagen der Unschuld in den Kreis aller Versammelten und zerstört sie.

      Diese Handlung kennzeichnet ihre Bereitschaft, einen Gefährten zu nehmen.“

      „Faszinierend“, murmelte Saya, die enttäuscht und verständnislos wirkende Kaeli musternd. Im Gegensatz zu der Gelehrten, schien dieser Mayas Belehrung unzureichend in der mangelhaften Ausführlichkeit.

      „Ein weiterer Beweis, wie wenig mein Volk mit den anderen Kindern Paxias gemein hat.“

      „Wie meinst du das? Wie wird man in deinem Reich erwachsen ohne Fruchtbarkeitszeremonie?“, begehrte Kaeli zu wissen, hoffend, die Wächterin in den entscheidenden Einzelheiten weniger verschwiegen zu finden als Maya.

      „Mit Fertilität hat dies jedenfalls nichts zu tun. Eine Aufklärung in eurem Sinne existiert ebensowenig, dafür ist diese Materie schlicht zu untergeordnet.

      In diesem Punkt sind unsere Völker wahrlich nicht zu vergleichen.

      Prinzipiell unterscheiden wir nicht einmal zwischen Kind und Erwachsenen.

      Sobald ein Halbwüchsiger lesen beziehungsweise ein Schwert führen kann, wird er der Rangordnung entsprechend anerkannt und darf seinen Platz im Rat einnehmen.“ Zu tiefergehenden Formulierungen war Saya nicht bereit.

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