Die Kinder Paxias. Laura Feder

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zu können.

      Nehmt es als Basis für den Charakter des herrschenden Sagenwesens über die Dämonen der Finsternis.“ Maya schloss die Augen. Ein Bild der Regentin schien hinter ihren Lidern Gestalt anzunehmen.

      „Sanjo, wie ich sie kenne, besitzt eine innere Stärke, die ihresgleichen sucht.

      Aber diese Sanjo lebt seit langen Jahren nicht mehr – seit sie den Platz ihres Vaters eingenommen hat.

      In jedem Moment ihrer Existenz, im Angesicht der Un­sterblichkeit, unterliegt sie heimtückischen Anfechtungen, bannenden Verlockungen und gefährlichen Versuchungen, die sie an den Rand des Abgrundes des Bösen führen.

      Ein gieriger, unersättlicher Schlund, der erlösende Befreiung aller negativen Gewissensregungen verspricht – ergäbe sie sich einer einzigen schwachen Regung.

      Ihre Widerstandskraft bezieht sie aus einer Quelle, die sich meist an ihrer Seite und immer in ihrer Nähe aufhält.

      Meine Sorge gilt nun den Konsequenzen eines Treffens mit Euch, Saya, denn Euer kriegerischer Geist ist von einer Wildheit, die sich sicher nicht in Unterdrückung zwingen lässt.

      Ich weiß nicht, ob Eure Anwesenheit allein nicht schon zu einer Störung des Gleichgewichtes Sanjos Wesens führen könnte.

      Eure gewaltbereite Aura ist sehr ausgeprägt. Für Euch bedeutet jeder Kampf eine Genugtuung.

      Ich kann Euch versichern, wenn ich das bereits wahrnehme, wird es für Sanjos Sensitivität greifbare Materie sein.

      Nahrung für die machtbesessenen Dämonen unter ihr.

      Ablehnen kann und will ich Euer einleuchtendes Streben aber auch noch nicht.

      Ein Scheitern Eurer vielleicht über Paxias Leben entscheidenden Mission sollte nicht durch meinen Starrsinn verursacht werden.

      Ich bitte Euch lediglich um einen weiteren Tag, an dem ich eine Entscheidung in überlegter Ruhe finde.

      Ihr seid natürlich eingeladen, unser Gast zu bleiben.

      Lehne ich dann weiterhin die Preisgabe Sanjos Wohnstätte ab, habt Ihr immer noch ausreichend Möglichkeit, Eurer augenblicklichen Neigung nachzugeben und Euch in einem Zweikampf mein Geheimnis zu ertrotzen.

      Grausame Foltermethoden, die ich, in Anbetracht der Anwesenheit eines jungen Mädchens, nicht beschreibend erläutern werde, haben mich niemals zum widerwilligen Sprechen veranlasst. Angst vor dem Tod kenne ich ebensowenig wie die Flucht vor unerträglichen Schmerzen. Meine Narben sind mir stets Erinnerung und Beweis.

      Ein vergebliches Unterfangen also, wie ich garantiere, wenn auch sicher befriedigender für Euch als der Zwang abzuwarten.“ Mit einem leisen Schnappen öffnete Maya den Riemen ihres rechten Armschoners und löste ihn von ihrem Unterarm. Demonstrativ legte sie ihn auf den Tisch und gab den Blick auf eine verblasste, aber ausgeprägte und lange Narbe frei, die von einer bedrohlichen Verletzung und ebenso schwierigen Wundheilung berichtete.

      Die eindringlichen, überzeugten Worte der Paxianerin brachten Sayas zorniges Aufbegehren zum Verstummen. Mayas Fähigkeit, ihre Wesensart, Neigungen und Reaktionen einzuschätzen, identifizierte sie als die talentierte und siegreiche Kämpferin, die sie in jungen Jahren gewesen sein musste.

      Auch Cedric machte keinerlei Eindruck, seiner Gemahlin darin nachzustehen, wie die aufrechte Haltung, mit der er ihrem Blick unerschütterlich begegnete, zeigte.

      „Ich warte bis Einbruch der Dunkelheit morgen“, bestätigte Saya schließlich zähneknirschend die Frist. Eine weitere Verzögerung, die sie akzeptieren musste.

      Angesichts des Wissens, welches Maya und ihr Gemahl ihr als Zeitzeugen und Beteiligte einer finsteren Epoche Paxias Historie boten, würde sie diesen Verlust allerdings wesentlich leichter verschmerzen.

      „Wunderbar.“ Das täuschend unbeschwerte Lächeln verschönte Mayas Züge und brachte ihre herzliche Ausstrahlung zurück.

      Wer hätte gedacht, welch ehernes Wesen wirklich in der zierlichen Frau steckte?

      Kaelis Staunen wandelte sich in ehrfürchtige Bewunderung bei der Konfrontation mit Sayas Kapitulation, die in Maya eine wahre Meisterin gemeinsamer Disziplinen gefunden hatte.

      In der entstandenen friedlichen Stille erhob Cedric sich vom Tisch und begann die Kerzen in dem saalartigen Raum zu entzünden. Erst jetzt bemerkte Kaeli die nächtliche Schwärze des Horizontes. Stunden mussten seit dem Kennenlernen des Ratsvorsitzenden vergangen sein. Und eine Fülle neuer Erkenntnisse galt es, einzuordnen und zu verarbeiten.

      Die stillsitzende, fremde Haltung dabei nicht länger ertragen könnend, stand auch sie auf und bewegte sich erleichtert umher.

      Nun war sie bereit, ihre Umgebung bewusster wahrzunehmen. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf den größten Wandvorhang über dem Marmorkamin, vor dem zwei bequem gepolsterte, hölzerne Schaukelstühle platziert waren und der von einem hohen, gefüllten Bücherregal flankiert wurde.

      Ein dichtbewachsener Laubwald bildete den Hintergrund des kunstvollen Motivs auf dem Vorhang. Eine blonde Elfe, in fast lebensgroßer Darstellung, richtete ihren gespannten Bogen auf den Betrachter. Über ihr im Baum hing eine schmale, unkenntlich vermummte Gestalt mit gezückten Wurfmessern. Ein etwas kräftigeres vergleichbares Wesen hockte zum Sprung bereit auf dem Boden – hinter ihm ein hochgewachsener, aufrechter Mann, der sich gelassen auf seinen Kampfstab stützte. Zwei weitere Männer, die mit Schwertern bewaffnet waren, lehnten Seite an Seite an einem breiten Baumstamm. Der etwas kleinere, sehnigere wies verblüffende Übereinstimmungen mit Cedrics Zügen auf.

      Maya war leise neben sie getreten. Ihren Blick auf den gleichen Fokus gerichtet, spürte sie Kaelis wachsende Überraschung.

      „Du vermutest richtig. Das sind wir vor über 250 Jahren. Unsere Freunde, unsere siegreiche Gruppe. Auf dem Boden findest du mich. Sanjo ist die andere Maskierte.“

      „Sechs? Ihr habt eine gesamte Armee besiegt?“

      Maya und Cedric lachten fröhlich unter den fassungslosen Mienen der beiden Gäste auf. Cedric legte Kaeli freundschaftlich die Hände auf die Schultern.

      „Wir waren eben hervorragende Strategen.“

      „Und mahnten uns gegenseitig immer wieder zur Geduld“, Maya zwinkerte belustigt über die Erinnerung an die wenigen glücklichen Momente des Krieges.

      Mit wachsendem Interesse betrachtete Kaeli auch die anderen Vorhänge und Läufer, die ausnahmslos durch ähnliche Abbildungen geprägt waren: Viel Wald und immer wieder verschiedene Kombinationen der Gefährten in Stadien aktiver Kampfbereitschaft.

      Ihre Finger strichen geistesabwesend über die Lehne des Schaukelstuhles, folgten den Konturen eines detailgetreu geschnitzten Waldtierchens. Beeindruckt wanderten die Augen des Meereswesens über die Blätter und Waldtiere, die jedes Holzstück des Raumes zu verzieren schienen.

      „Geschenke des Elfenvolkes“, erklärte Cedric, dem ihr bewunderndes Staunen nicht entgangen war. „Ich habe mein gesamtes Leben, vom Zeitpunkt kurz nach meiner Geburt bis zum Ende des Krieges, im Wald bei den Elfen verbracht, und Maya ist am Rande eines solchen aufgewachsen.

      Nachdem wir an diesen Ort ziehen mussten, um den Rat wieder aufzubauen, haben sie uns mit selbst angefertigten Möbeln,

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