Tarzans Sohn. Edgar Rice Burroughs

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Tarzans Sohn - Edgar Rice Burroughs

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lag. Nach einem Monat hatten indessen sorgfältige Nachforschungen das Dunkel schon mehr gelichtet: Es stand fest, daß der Junge den Zug noch vor der Abfahrt von der Londoner Station verlassen hatte. Man hatte schließlich auch den Droschkenkutscher herausbekommen, der ihn nach der Wohnung des alten Russen gefahren, und so kam der Affen-Tarzan denn auch zu der Überzeugung, daß Akut irgendwie etwas mit dem Verschwinden Jacks zu tun haben mußte.

      Der Kutscher hatte seinen Fahrgast vor dem Hause, in dem der Russe gewohnt, den Wagen verlassen sehen. Dann riß der Faden ab. Weder Jack noch der Affe waren seither irgendjemandem zu Gesicht gekommen – wenigstens niemandem, der noch lebte. Der Hausbesitzer konnte sich wohl aus der Zeit vor dem Unglückstage an einen Jungen erinnern, der häufig bei dem Alten ein- und ausgegangen sei und der sich schließlich auf Grund der vorgelegten Photographie tatsächlich als der kleine Greystoke erwies. Darüber hinaus wußte er nichts auszusagen. Und so stand man schließlich enttäuscht vor der Tür jenes elenden Hauses in einem der verrufensten Londoner Viertel. Was hatten alle Nachforschungen genützt? Man stand eben wie vor einer dunklen, undurchdringlichen Mauer!

      Am Tage nach dem Tode Alexei Pawlowitschs hatte sich ein Junge in Begleitung seiner kränklichen Großmutter an Bord eines Dampfers in Dover eingeschifft. Die alte Dame war dicht verschleiert und mußte, da sie durch allerlei Altersbeschwerden und Krankheiten zu sehr geschwächt war, in einem Krankenfahrstuhl an Bord des Schiffes gebracht werden.

      Der Junge schob den Fahrstuhl selbst und duldete keinerlei Unterstützung. Mit eigenen Händen war er ihr auch beim Verlassen des Fahrstuhls behilflich und geleitete sie fürsorglich in die gemeinsame Kabine. Dies war übrigens das einzige Mal, daß Personal und Passagiere des Dampfers die alte Dame zu sehen bekamen, ehe sich beide wieder ausschifften; denn der Junge ließ es sich auch nicht nehmen, alle Arbeiten, die an sich dem Kabinensteward zufielen, selbst zu erledigen, da, wie er angab, seine Großmutter unter schweren nervösen Anfällen litt, die sich in Gegenwart Fremder, nur verschlimmerten und für sie verhängnisvoll werden könnten.

      Was der Junge in seiner Kabine trieb, wußte niemand an Bord. War er nicht dort, führte er sich jedenfalls wie jeder andere gesunde und normale englische Junge auf. Er knüpfte Bekanntschaften mit den übrigen Passagieren an, war bald bei den Offizieren des Dampfers sehr beliebt und schloß mit mehreren einfachen Matrosen Freundschaft. Er war bisweilen freigebig, trug ein natürliches, offenes Wesen zur Schau und hatte im übrigen noch jenen feinen Hauch einer gewissen Würde und Selbstbeherrschung an sich, der ihm die Achtung und Zuneigung seiner vielen neuen Bekannten sicherte.

      Unter den Passagieren befand sich auch ein Amerikaner namens Condon, ein bekannter Falschspieler und Hochstapler, der von mindestens einem halben Dutzend größerer amerikanischer Städte steckbrieflich verfolgt wurde. Er hatte den Knaben anfangs wenig beachtet, doch änderte sich dies, als er ihn eines Tages zufällig beobachtete, wie er ein Bündel Banknoten zählte. Von diesem Augenblick an suchte er öfters mit dem jungen Briten zusammenzukommen. Er brachte leicht heraus, daß der Junge allein mit seiner kranken Großmutter reiste, und daß sein Ziel ein kleiner Hafen an der Westküste war; ferner, daß er Billings hieß, und daß die beiden in der kleinen Kolonie, nach der sie reisten, keine Freunde oder Bekannten hatten. Als Condon dann noch nach dem eigentlichen Zweck der Reise fragte, schwieg sich der junge Engländer völlig aus und ließ auch nicht weiter in sich dringen. Condon seinerseits war klug genug, die Sache nicht auf die Spitze zu treiben; er hatte auch schließlich alles erfahren, was er zunächst wissen wollte.

      Ein paarmal suchte Condon den Jungen für das Kartenspielen zu begeistern, doch fand dieser keinen Spaß daran. Die finsteren Blicke einiger Passagiere bedeuteten dem Amerikaner überdies zur Genüge, daß es Zeit war, auf andere Mittel und Wege zu sinnen, wollte er die Banknoten des Jungen in seine eigene Tasche bringen.

      Eines Tages ging der Dampfer am Fuße eines bewaldeten Vorgebirges vor Anker. Wie ein häßlicher Schandfleck auf dem schönen verlockenden Antlitz der Natur wirkten die zwanzig oder mehr Häuser mit ihren Wellblechdächern und schrien es den Ankommenden gleichsam entgegen, daß die Zivilisation mit ihren Errungenschaften dort ihr grelles Banner aufgerichtet hatte. Etwas abseits lagen die strohbedeckten Hütten der Eingeborenen, malerisch in ihrer Einfachheit und geboren aus der Urgewalt der Wildnis, wunderbar in ihrer Harmonie mit dem Tropenurwald im Hintergrund, und in grellem Gegensatz zu den abstoßend-häßlichen Bauwerken der weißen Kolonisten!

      Der Junge beugte sich über die Reling. Seine Blicke schweiften weit hinweg über die kleine Ansiedlung, dieses nur von Menschenhand hervorgestampfte Machwerk, weit hinaus in die Dschungel, die Gott gebaut. Ein eigenartiges Gefühl beschlich ihn in diesem Augenblick, ein leichter Schauer rann ihm den Rücken hinab ... und dann sah er – ganz ohne daß er es gewollt hätte – auf einmal die liebenden Augen seiner Mutter vor sich ... und das strenge Antlitz seines Vaters, das aber trotz einer gewissen männlichen Härte und Geschlossenheit keine geringere Liebe widerspiegelte. Er fühlte, wie er selbst mit einem Male schwankend und unschlüssig wurde ...

      Nicht weit von ihm stand ein Schiffsoffizier und rief mit dröhnender Stimme der nahenden Bootsflottille allerhand Befehle zu; denn die Eingeborenen kamen, um den für diesen kleinen Hafen bestimmten Teil der Schiffsladung zu löschen. Wann legt der nächste Dampfer nach England hier an? fragte der Junge.

      Der »Emanuel« muß bald vorbeikommen. Ich nahm eigentlich an. wir würden ihm hier begegnen, gab der Offizier zur Antwort und fuhr sogleich fort, das wüste Durcheinander, das auf den Fluten immer näher an den Dampfer heranschaukelte, zu entwirren und richtig zu dirigieren.

      Es war eine äußerst schwierige Aufgabe, die Großmutter des Jungen von Bord des Dampfers in ein bereitliegendes Boot hinabzubefördern. Der Junge hielt sich an Bord ständig an ihrer Seite und ließ sich von niemandem helfen. Erst als sie schließlich unten im Boot, das sie an Land bringen sollte, sicher geborgen war, kletterte der Enkel gewandt wie eine Katze zu ihr hinab. So sehr hatte er sich bemüht, ihr alle Unbequemlichkeiten zu erleichtern, daß er nicht einmal auf das kleine Paket achtgab, das schon etwas aus seiner Tasche herausgerutscht war, während er mit zugriff, um die alte Dame auf einem mit Seilen verknüpften Sitz über die Reling ins Boot hinabzulassen. Er merkte es auch nicht, als das Päckchen ganz herausglitt und ins Wasser fiel.

      Kaum war das Boot mit dem Jungen und der alten Dame nach dem Strande unterwegs, als Condon sich auf der anderen Seite des Schiffes einen Eingeborenen mit seinem Kanu heranrief. Nachdem er sich mit dem Manne über den Preis geeinigt, ließ er sein Gepäck hinab und folgte selber.

      Einmal an Land, beobachtete er aus einiger Entfernung den häßlichen zweistöckigen Bau, der sich mit der hochtrabenden Bezeichnung »Hotel« geschmückt hatte, um arglose Reisende auf seine zahllosen Unbequemlichkeiten usw. hereinfallen zu lassen. Erst als es bereits völlig dunkel war, wagte er hineinzugehen und sich seine Unterkunft zu sichern.

      In einem nach rückwärts gelegenen Zimmer im zweiten Stock erklärte der Junge seiner »Großmutter« – allerdings nicht ohne beträchtliche Schwierigkeiten –, daß er sich entschlossen habe, mit dem nächsten Dampfer nach England zurückzukehren. Er gab sich dabei die größte Mühe, um der alten Dame begreiflich zu machen, daß sie in Afrika bleiben könne, sofern sie dies wünsche. Ihn für seine Person zwinge jedenfalls sein Gewissen, sich zu Vater und Mutter zurückzubegeben; denn beide Eltern grämten sich, zweifellos jetzt bitterlich, weil er ihnen durchgegangen sei ..., woraus zu entnehmen ist, daß seine Eltern nicht in die Pläne eingeweiht waren, die ihn und die alte Dame zu ihrer abenteuerlichen Reise in die afrikanische Wildnis geführt hatten.

      Schließlich waren die beiden doch einig geworden; dem Jungen war es gleich ganz anders zu Mute, und die quälenden Gedanken wichen, die ihn manche schlaflose Nacht wie böse Geister gepeinigt hatten. Und als sich seine Augen heute zum Schlummer schlossen, träumte er von einem glücklichen Wiedersehen mit den Seinen daheim. Doch während ihm diese Träume ihre trügerischen Bilder vorgaukelten, nahte auf dem dunklen Korridor des schmutzigen »Hotels«, in dem er schlief, heimlich und auf leisen Sohlen,

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