Dreizehn. Das Tagebuch. Band 1. Carl Wilckens

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Dreizehn. Das Tagebuch. Band 1 - Carl Wilckens Dreizehn -13-

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Versteck im Unterrumpf aufgewacht war und meine erste unerfreuliche Begegnung mit meinem lebendig gewordenen Spiegelbild gemacht hatte. Hätte der Schrumpfkopf im Regal nicht Alarm geschlagen, hätte es mich wohl schon viel früher auf die andere Seite gezogen. Damals glaubte ich, mein Verstand hätte mir einen Streich gespielt – eine Nachwirkung des schwarzen Perls.

      »Und in der ganzen Zeit hast du sonst nichts über ihn erfahren?«, fragte ich.

      Amrei zögerte. »Er ist ein strenger Lehrer«, sagte sie schließlich. »Er weiß viel über die dunklen Runen und die Enerphagen. Er ist nicht sonderlich gesprächig«, fügte sie entschuldigend hinzu.

      Waterstone und Miel kehrten erst zurück, nachdem Amrei und ich gegessen hatten. Als sie die Wohnung betraten, hörten wir zuallererst Clive, der behutsam zu Waterstone sprach: »Wir fühlen uns sehr geehrt, dass Sie uns in Ihr Projekt einbeziehen wollen, Professor, wirklich. Aber es sind eigentlich Semesterferien.«

      Mit der Hand auf der Klinke der Wohnzimmertür hielt Waterstone inne. »Junger Mann, mich interessiert doch sehr, was wichtiger ist als diese einmalige Gelegenheit, an einem wissenschaftlichen Projekt teilzunehmen.«

      »Feiern und so«, erwiderte Clive kleinlaut.

      »Das Niveau der Treedsgower Studenten hat schon bessere Zeiten gesehen, findest du nicht auch, Edgar?«

      »Entweder das, oder sie wussten bislang lediglich, wann es besser war, den Mund zu halten«, ertönte Bennetts Stimme. Ein Lächeln schwang in seinen Worten mit. Jasper und ich tauschten einen belustigten Blick. Die beiden Chemiestudenten glaubten vermutlich, dazu auserkoren worden zu sein, Waterstone beim Sammeln weiterer Messdaten zu unterstützen. Wohl um sich mit ihnen einen Spaß zu erlauben, hatte der Professor die verschüttete Bibliothek von Ad Etupiae mit keinem Wort erwähnt.

      Die Tür zum Wohnzimmer wurde geöffnet, und Waterstone, Bennett und Miel betraten den Raum, gefolgt von Malcolm und Clive: Ersterer groß, schlaksig und mit zurückgekämmtem Haar, Letzterer klein und mit zotteligem Schopf. Als sie mich sahen, hellten sich ihre Mienen auf, und sie wechselten einen freudig erregten Blick.

      Der Schalk in Bennetts Blick gefror, als er Rocío, Jasper und Amrei erblickte. »Wer sind die, Theodor?«, fragte er. Ein warnender Unterton begleitete seine Worte.

      Waterstone räusperte sich verlegen. »Das sind meine Gehilfen Rocío, Jasper und … ähm … Amrei. Von außerhalb«, fügte er ebenso kleinlaut hinzu wie zuvor Clive.

      Bennett seufzte und strich sich über den Bart. »Manchmal verstehe ich dich nicht«, sagte er. »Du sagst mir, du möchtest nicht, dass sonst irgendwer von diesem Projekt erfährt aus Angst, jemand könne es dir wegnehmen. Und jetzt muss ich erfahren, dass du drei Personen von außerhalb in deinem Haus versteckst? Du servierst Hicks hiermit einen Grund auf dem Silbertablett, um dich vom Dienst zu suspendieren.«

      »Ich brauche sie zu meinem Schutz«, erwiderte Waterstone und kratzte sich am Hinterkopf.

      »Schutz? Du hast mit keinem Wort erwähnt, dass es gefährlich wird.«

      »Seit wann muss man in der Wissenschaft nicht mit Gefahr rechnen, Edgar?«, konterte Waterstone. »Ich möchte euch nicht länger auf die Folter spannen.« Er wandte sich an Malcolm, Clive und Miel. »Wir sind unter der Erde, zugänglich über die Kanalisation von Treedsgow, auf ein verschüttetes Bauwerk gestoßen: die Bibliothek von Ad Etupiae, einer Stadt des antiken Dustriens.«

      »Ich wusste es!«, platzte es aus Malcolm heraus. Alle sahen zu ihm, woraufhin der Chemiestudent rot anlief.

      »Du wusstest was?«, fragte Waterstone mit hochgezogenen Brauen.

      »Dass, ähm … es die geheime Bibliothek wirklich gibt«, stammelte Malcolm. Waterstone hatte darauf nur einen strengen Blick für ihn übrig.

      »Es gibt Grund zur Annahme, dass wir dort Informationen finden, die uns zum Durchbruch mit der Entrizität beziehungsweise der Synaígie verhelfen«, fuhr er schließlich fort. »Der Grund, warum ich dazu so viel Unterstützung wie möglich brauche, ist zum einen die schiere Größe der Bibliothek; zum anderen die Tatsache, dass das Register und vermutlich auch ein Großteil der Schriftstücke in Runenschrift verfasst sind.«

      »Wie bitte?«, fragte Clive entgeistert. »Wir sind Chemiestudenten. Wir verstehen nichts von Runen.« Selbst Bennett hob skeptisch die Brauen.

      »Rocío und ich werden euch unterrichten«, sagte Waterstone und nickte zu der Alchemistin.

      »Warst du schon an diesem Ort, Theodor?«, fragte Bennett.

      Waterstone begegnete seinem Blick mit verwirrter Miene. »Aber natürlich.«

      Bennett hob abwehrend die Hände. »Verzeih mir die Frage. Es scheint mir nur so unmöglich, dass ein komplett erhaltenes Gebäude aus der Antike so tief im Boden begraben liegen soll. Es hätte längst unter der Last der Erde einbrechen müssen. Ganz zu schweigen davon, dass die Bücher die Jahrtausende dort unten wohl kaum unbeschadet überstanden haben können.«

      »Ich verstehe deine Zweifel, geschätzter Freund«, sagte Waterstone milde lächelnd. »Wie es scheint, verstanden sich die Segovia darauf, die Entrizität zu nutzen, um ihre Gebäude zu stabilisieren und Gegenstände zu konservieren. Du siehst, sie waren buchstäblich zu Wundern fähig. Wir können nur spekulieren, welche Möglichkeiten diese Form der Energie uns noch bietet. Sicher ist nur, dass sie die Welt revolutionieren wird.« Seine kleine Ansprache schien Malcolm, Clive und Miel überzeugt zu haben. Bennett nickte. Die Zweifel wichen allerdings erst aus seinem Blick, als er die Bibliothek zum ersten Mal betrat.

      Tags darauf erwartete mich Roberto vorm Studentendorf Somerville, wo ich mir wieder das Zimmer mit Miel teilte. Der Izzianer war ursprünglich als Bewahrer der Ehre im Auftrag der Familie Fonti gekommen, um mich zu stellen. Nachdem ich ihm das Leben gerettet hatte, war ihm vermutlich nur Maria, die Perle des Fourier, wichtiger, als seine Schuld bei mir zu begleichen. Er ahnte nicht, dass der Glücksbringer, den er mir einst geschenkt hatte – ein eiserner Kreis mit einer liegenden Acht darin –, eine Kugel aus Damons Revolver abgefangen hatte, die andernfalls mein Herz zerfetzt hätte. Es wäre wohl das Klügste gewesen, den Anhänger ins Meer zu werfen. Das Projektil war immer noch darin eingeklemmt. Sollte Roberto ihn jemals zu Gesicht bekommen, wüsste er, dass er längst nicht mehr in meiner Schuld stand.

      Vor einiger Zeit hatte ich den Izzianer losgeschickt, um Aliona zu finden. Sie gehörte zu den Hibridia, eine Gruppe bestehend aus fünf Personen mit fantastischen Fähigkeiten, die nur durch Magie zu erklären waren.

      »Einer meiner Kontakte teilte mir mit, du hättest Aliona gefunden?«, fragte er mich.

      Ich stutzte. Wie gut jemand über mich Bescheid wusste – und das wenige Tage nach meiner Begegnung mit der Hibridia – war beunruhigend.

      »Woher weiß er davon?«, forschte ich nach.

      »Er hat durch mysteriöse Umstände davon erfahren«, zitierte Roberto seinen Kontakt. »Also stimmt es?« Ich nickte. Vielleicht hatte Aliona selbst ihm diese Info zukommen lassen. Trotz aller Gefahr, die von ihr ausgegangen war, hatte sie einen umgänglichen Eindruck gemacht – immer vorausgesetzt sie verstieß nicht gegen ihr heiliges Gesetz der Neutralität, was auch immer das bedeuten mochte.

      Roberto lachte ungläubig. »Du willst mir nicht weißmachen, dass es sich wahrhaftig um die Hibridia aus den Kindergeschichten handelt, oder?«

      »Keine Ahnung«, erwiderte ich kurz angebunden. Roberto wusste nichts von Enerphagen,

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