Sky-Navy 19 - Konfrontation. Michael Schenk
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Mars, Museumsanlage, Abwehrfestung Fort Nummer 12
Als sich die einstige „Solare Föderation“ in den Weltraum ausbreitete und immer mehr Kolonien gegründet wurden, war es wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, bis einige von diesen ihre Unabhängigkeit anstrebten. Die Dauer interstellarer Flüge, die zu jener Zeit noch Monate und Jahre in Anspruch nahmen, bestärkte die Siedler in ihrem Bestreben und so kam es schließlich zum kolonialen Krieg, der, aufgrund einer Teilmeuterei der damaligen solaren Flotte, mit dem Sieg der Kolonisten und der Gründung des Direktorats endete.
In jener Zeit hatten die Kriegsparteien militärische Raumschiffe gebaut und zivile Frachter mit Waffen nachgerüstet. Die Bedrohung eines Angriffes aus dem Weltraum führte auch zum Bau von orbitalen Waffenplattformen und sogar zu der Errichtung von Festungsanlagen, deren überschwere Geschütze Feindschiffe im Orbit vernichten sollten.
Mit Ende des Krieges waren die meisten dieser Verteidigungsanlagen abgerissen oder dem Verfall überlassen worden. Nach fast zweihundert Jahren war vielerorts keine Spur mehr von ihnen zu finden. Nicht so auf dem Mars, wo man, in Gedenken an die Vergangenheit, eine der Anlagen erhalten hatte. Eine Reihe ziviler Angestellter und Veteranen der Sky-Cavalry bemühten sich darum, die Erinnerungen wach und die Systeme funktionsbereit zu halten.
Rein äußerlich bot Fort Nummer 12 kein sonderlich beeindruckendes Bild. Eine flache Kuppel aus Plas-Beton, mit Verstärkungen aus dem damals üblichen Durastahl, von zweihundert Metern Durchmesser und vierzig Metern Höhe, die im unteren Bereich größtenteils von Marsmoos bewachsen war. Lediglich im Bereich der Zufahrt und des dortigen Panzertores waren die Pflanzen entfernt worden.
Innerhalb der Kuppel gab es die üblichen Räume zur Unterbringung und Versorgung der Soldaten, die Anlagen der Lebenserhaltung, einen Funkraum sowie die Räumlichkeiten für Besprechungen, Lager und den Kommandostab. Alles entsprach, wie zu Kriegszeiten üblich, den notwendigsten Anforderungen. Bei Weitem überdimensioniert wurde es im Zentrum der Kuppel: ein zusätzlich gepanzerter Hohlzylinder, der zwölf Ebenen in den Marsboden hinabreichte und der die riesigen Energieerzeuger für ein ebenso riesiges Geschütz aufnahm.
Es war eine zweiläufige Waffe, deren Bestimmung genauso hässlich war, wie ihr Äußeres vermuten ließ. Eine Kombination aus Raketengeschütz und einem der ersten Hochenergie-Laser.
Die zehn Meter langen und einen Meter durchmessenden Raketen trugen an ihrer Spitze einen sogenannten Fragmentkopf, der dicht vor dem Ziel in zwanzig kleinere Sprengköpfe zerfiel. Die Streuung dieser Projektile sollte die Chance erhöhen, das anvisierte Ziel auch tatsächlich zu vernichten oder zumindest kampfunfähig zu machen. Durch ein ausgeklügeltes System konnte die Waffe innerhalb von zehn Minuten nachgeladen werden.
Der Hochenergie-Laser war zur Zeit des kolonialen Krieges eine Weiterentwicklung der bis dahin üblichen Lichtenergiewaffen gewesen und besaß die tausendfache Stärke der vorherigen Lasergeschütze. Die damalige Konstruktion war, aufgrund ihres hohen Energiebedarfs und der relativ schwachen Energiequellen, plump und eine Art Kompromiss gewesen. Der HE-Laser wurde nicht nur direkt, sondern auch über Speicherbänke mit Energie versorgt. Ein Dutzend armdicker Kabel führte sie der Waffe zu und das Bewegen der Lafette, auf dem die Waffenkombination saß, hatte in der Vergangenheit gezeigt, wie anfällig gerade diese Verbindungen waren.
An diesem Tag war eine Schulklasse durch die Anlage geführt worden. Obwohl Captain (retired) Nick Humboldt eine sehr fesselnde Weise hatte, über die Geschichte des Forts zu erzählen, hatte sich, wie so oft, wieder eine kleine Gruppe der Schüler abgesetzt. Da einige der internen Überwachungskameras wieder funktionierten, war es Sergeant (retired) Björn Arnussen rasch gelungen, diese ausfindig zu machen. Wartungstechnikerin Kana Dalunga konnte die Gruppe rechtzeitig aufhalten, bevor sie ahnungslos zwischen zwei halb aufgeladene Speicherbänke geriet. Die dunkle Haut von Kana war immer noch merkwürdig grau, als sie die Jugendlichen erleichtert bei ihren Begleitern ablieferte.
Die große Sandkatze, die der Gruppe als Transportmittel diente, war gerade abgefahren, als der Alarm durch das alte Fort tönte. Es waren noch alte Klaxxon-Schallgeber, deren infernalisches Auf und Ab seit vielen Jahren nicht mehr zu hören gewesen war.
Direktorin Josefine Zehrendorff erstarrte ebenso wie das Dutzend Mitarbeiter der Museumsanlage. Obwohl sie die Bedeutung des Alarms kannte, war sie zunächst nicht bereit, diese zu realisieren. „Dalunga, da hat jemand an den Klaxxons herumgespielt. Stellen Sie diese nervigen Dinger ab“, ordnete Josefine über ihr Headset an. „Und dann suchen Sie nach dem Fehler, warum die Anlage ausgelöst hat. Ich will dieses nervige Getute nicht mehr hören.“
Captain Humboldt glaubte ebenfalls an eine Fehlfunktion. Da er sich in der Nähe der Kampfzentrale aufhielt, entschloss er sich dazu, diese aufzusuchen und mittels Systemdiagnose auf die Spur des Falschalarms zu kommen. Unterwegs schloss sich ihm Sergeant Arnussen an.
„Ich weiß nicht, Cap, aber ich habe ein ganz komisches Gefühl“, meinte Arnussen und deutete auf einen der eckigen trichterförmigen Schallgeber. „Plötzlich habe ich das unangenehme Empfinden, als befänden wir uns wieder im kolonialen Krieg.“
„Die üblichen Gespenster“, erwiderte Humboldt. „Kein Wunder, wenn man ständig durch so alte Gemäuer schleicht. Ich hoffe nur, wir haben keines der Kids übersehen, das heimlich zurückgeblieben ist und uns nun einen Streich spielt.“
„Ney, Cap, das ist ausgeschlossen.“ Arnussen schüttelte entschieden den Kopf. „Ich habe selbst dreimal nachgezählt, damit uns keiner durch die Lappen geht. Die sind alle weg, den Göttern sei gedankt.“
„Sarge, du solltest froh sein, dass sie uns besuchen. Wir sind eine Museumsanlage und wenn es keine Leute mehr gibt, die sich für uns und die Geschichte interessieren, dann können wir endgültig dichtmachen.“
Sie erreichten das Panzerschott zur Kampfzentrale. Das Schloss war noch auf die alte Weise geschützt, mit Fingerabdruck, Retina-Scan und einem Zahlencode. Als es nach außen schwang, wurde deutlich, dass es einer alten Safetüre ähnelte. Dicker Durastahl in einer mehrstufigen Bettung, mit wuchtigen Scharnieren und einer ebensolchen Hydraulik.
Vor den beiden ehemaligen Soldaten öffnete sich ein Raum mit zwölf Arbeitsplätzen. Es war der altmodischen Elektronik und der einst üblichen Kälteleitertechnik geschuldet. Dank der modernen Tetroniken war es möglich geworden, die Funktionen des Forts von nur drei Konsolen aus zu steuern. An den Wänden zogen sich schlichte dreidimensionale Monitore entlang. Am Platz der Geschützsteuerung hing ein altmodischer und plumper Virtual-Reality-Helm. Das Licht ging nur von zwei rhythmisch pulsierenden Alarmlichtern aus und Arnussen trat zum Pult der Systemüberwachung und aktivierte die indirekte Raumbeleuchtung.
„Check mal das Alarmsystem durch, Sarge“, brummte Humboldt und ging zu einem der anderen kreisförmig angeordneten Pulte. „Ich sehe mir die Objektüberwachung an. Vielleicht haben die Scanner oder Sensoren ja wieder eine der Ratten entdeckt und machen einen auf Panik.“
Die Ratten hatten sich ebenso als Überlebenskünstler erwiesen wie der Mensch selbst und es einst, bei der Evakuierung der Erde, ebenfalls auf eines der Rettungsschiffe geschafft. Zwar hatte man sie bislang aus den Städten fernhalten können, doch in den neuen Grünzonen begegnete man ihnen inzwischen immer öfter. Einige Male waren sie bereits in das alte Fort eingedrungen und man führte einen erbitterten Kleinkrieg gegen die Nager, für welche die alten Kabel, Leitungen und Einrichtungen ein wahrer Leckerbissen zu sein schienen. Viel von dem alten Material konnte nicht mehr ersetzt werden, da man es einfach nicht mehr herstellte und so gingen die ehemaligen Soldaten immer wieder auf die Jagd nach ihrem kleinen Feind.
Der