Die Missionäre. Gerstäcker Friedrich

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Die Missionäre - Gerstäcker Friedrich

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style="font-size:15px;">      „Hat nicht unser Heiland selbst am Kreuz für seine Richter gebeten und gerufen: Herr, vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun? Jene Wilden wußten in der That nicht, daß sie das irdische Glück eines Mannes zerstörten, der nur allein zu ihnen gekommen war, um das Heil ihrer Seelen zu retten und ihnen zu zeigen, wie man auch friedlich und im Glück zusammen auf der Erde leben könne. Doch ich ermüde Sie, mein gnädiges Fräulein," brach er plötzlich ab, „zu lange schon habe ich Sie von mir selber unterhalten, wenn auch freilich nur zu dem Zweck, um Ihnen zu zeigen, welchen Gefahren Einzelne von uns ausgesetzt waren, um ihren hohen Zweck, ihre Sendung zu erfüllen. Unsere Herzen müssen stark, unsere Glieder zäh sein, kein weichliches Leben darf sie entkräftet haben, und nur in dem Beruf selber müssen wir unsere Erholung, unsern Lohn suchen und finden, oder - er würde eine untragbare Last und Bürde werden."

      „Und schildern Sie Ihren Beruf da nicht zu ernst und mit zu schwarzen Farben?" fragte Berchta; „hat er nicht auch glückliche Augenblicke, glückliche Stunden und Tage, wenn Sie Ihre Arbeiten mit Erfolg gekrönt und dann glückliche, gute Menschen um sich sehen?"

      „Gott verhüte, daß ich das Gegentheil behaupten wollte," rief der Missionär rasch. „Besonders auf den Südsee-Inseln haben sich diese in froher und erhebender Weise gezeigt. Ja, wir würden deren sicher noch mehr aufzählen können, hätten Alle, die sich dem schönen Werk gewidmet haben, weniger Hast bewiesen, um ihr Ziel zu erreichen, mehr Nachsicht mit den unwissenden Bewohnern gehabt und weniger starr an der Form als an dem eigentlichen Wesen des Christenthums gehangen. Aber sie sind auch darin vielleicht zu entschuldigen," setzte er mild hinzu, „denn der Charakter des Mannes ist an sich starr und zäh. Nur zu häufig glaubt er fälschlicher Weise, daß er alles das, was er von sich selber fordert, auch von Anderen fordern könne - und Gott hat doch nicht allen /40/ Menschen gleiche Mittel gegeben. Es fehlt uns da häufig das versöhnende Element der Frauen, die mit weit mehr Geduld und Milde oft viel größere Ziele erreichen."

      „Und so sind wirklich nicht alle protestantischen Missionäre verheirathet?" fragte Berchta.

      „Kaum die Hälfte von ihnen."

      „Aber sie sollten gar nicht ohne Frau in ein so fernes Land ziehen."

      „Das würde im Anfang ihre Bewegungen zu sehr hemmen," erwiderte der Missionär, „und ihre Familie doch zu großen Gefahren aussetzen. Sie haben ja da mein eigenes Beispiel. Nein, erst wenn sie sich einen festen Wirkungskreis gebildet, oder genau wissen, daß sie ihren Aufenthalt wenigstens auf einer Insel nehmen können, wo ihr Leben nicht fortwährend bedroht ist, schreiben sie an die Missionsgesellschaft und bitten diese, ihnen eine Frau hinaus zu senden."

      „Und ist es wirklich möglich, daß etwas Derartiges geschieht?" rief Berchta. „Sie deuteten es schon neulich an, aber ich glaubte fast, ich müßte Sie falsch verstanden haben."

      „Allerdings, und noch dazu sehr häufig," versicherte Johnson. „Sie finden sogar derartige Bitten in unseren Missionsblättern, daß ein dort einsam wohnender Missionär sein Loos mit einer achtbaren Jungfrau zu theilen wünscht. Die Missionsgesellschaft übernimmt nachher etwaige Anerbieten, um zuerst Erkundigungen über den Charakter der Gemeldeten einzuziehen, und befördert diese dann nach dem gewünschten Punkt, was nicht immer leicht ist, da ja eine regelmäßige Verbindung zwischen den Inseln gar nicht existirt.

      „Wunderbar, wunderbar," sagte Berchta und sah den Missionsprediger staunend an, „und so von Haus und Heimath ziehen sie fort? Schwache Frauen nur, um einem fremden, wilden Volk zu seinem Seelenheil zu verhelfen?"

      „Wohl gehört Muth und Entschlossenheit dazu," nickte der Missionär, „doch Leute, die daheim schon in gedrückten Verhältnissen leben, finden sich auch leichter da hinein, ja manchmal sogar eine Verbesserung ihrer Lage in einem solchen Schritt. Ich weiß auch noch kein Beispiel, daß eine Jungfrau aus vornehmer und reicher Familie ein derartiges Opfer ge-/41/bracht hätte. Die Bande, welche sie an die alten, gewohnten Umgebungen knüpfen, sind zu stark, und das Bewußtsein, den Himmel zu gewinnen, wirkt bei ihnen nicht überzeugend genug, um dafür alle irdischen Freuden und Vortheile zu opfern. Und es ist vielleicht gut so," setzte er, das Haupt neigend, hinzu, „denn aller Wahrscheinlichkeit nach würden sie sich in die neuen Verhältnisse nicht einleben können und sich dann unglücklich fühlen. Der Herr aber verlangt nur freudige Herzen, die ihm mit Lust und Liebe dienen. Doch, mein gnädiges Fräulein," brach er ab, „ich mißbrauche, wie mir scheint, Ihre Geduld und möchte die kurze, mir noch vergönnte Zeit auch benutzen, Ihnen die nöthigen Adressen zurückzulassen, welche Sie haben müssen, um als Vorsteherin Ihres kleinen Vereins die eingegangenen und eingehenden Geschenke an den Ort ihrer Bestimmung zu befördern. Sie finden Alles, was Sie darüber fragen könnten, in diesem kleinen, besonders zu dem Zweck gedruckten Büchelchen. Außerdem habe ich mir erlaubt, Ihnen die Hefte unseres Vereinsblattes aus dem letzten Vierteljahr mit beizulegen, damit Sie doch einen Ueberblick über unsere Thätigkeit gewinnen. Die Blätter enthalten auch einige recht gut geschriebene Artikel über manche jener, noch wenig oder gar nicht bekannten Inseln, mit genauer Angabe der Fortschritte, welche die Mission dort gemacht hat, wie viel sie dem wahren Glauben gewonnen, wie viel noch übrig bleibt, um sie zu neuer, rastloser Thätigkeit anzuspornen. Sie werden überhaupt mancher interessanten Notiz darin begegnen, und nun möchte ich Sie nur noch ersuchen, mich bei Ihrem Herrn Vater anmelden zu lassen, denn meine Zeit ist beschränkt und ich muß Schölfenstein, so gern ich hier weilte, noch selbst diesen Morgen wieder verlassen."

      „Sie wollen schon fort?"

      „Ich muß, um einer Entladung zu folgen und in der benachbarten Stadt Hausburg einen Vortrag zu halten. Für mich giebt es keine Ruhe, mein gnädiges Fräulein, und so lange mir Gott nur die Kraft läßt, will ich ja auch gern seiner Sache dienen. Ist Ihr Herr Vater jetzt zu sprechen?"

      „Mein Vater ist mit meinem Vetter heute Morgen in den /42/ Wald geritten. Sie werden kaum vor dem Diner zurückkehren. Können Sie denn nicht wenigstens so lange nur bleiben?"

      „Ich kann und darf nicht," sagte der Missionär; „vielleicht ist es mir später einmal gestaltet, dem Freiherrn von Schölfe meinen persönlichen Dank für seine Gastfreundschaft zu sagen; für heute ersuche ich Sie, das für mich zu übernehmen. Auch Ihnen, mein gnädiges Fräulein, danke ich nicht allein herzlich für die Theilnahme, die Sie der guten Sache gezeigt, sondern auch für das freundliche Wohlwollen, das Sie mir selber bewiesen. Leben Sie glücklich, und möge nie eine Wolke des Leids diese klare und reine Stirn trüben!"

      Damit reichte er ihr seine Hand, in welche Berchta schüchtern die ihrige legte, drehte sich dann um und verließ das Zimmer.

      Er säumte auch in der That nicht länger im Schlosse. Kaum eine Viertelstunde später schritt er mit einem der Tagelöhner, der seinen kleinen, leichten Koffer trug, nach Rothenkirchen hinab, und bald darauf rollte er in einem Einspänner die Chaussee entlang, um den Samen der Mission weiter und weiter auszustreuen und Propaganda für eine ihm heilige Sache zu machen.

      4.

      Die Entscheidung.

      Als der Freiherr am Mittag mit Franz zurückkehrte, that es ihm eigentlich leid, den Missionär nicht mehr zu finden, denn der Mann hatte ihm durch sein offenes und zugleich begeistertes Wesen gefallen. Franz dagegen schien vollkommen damit zufrieden.

      „Ich will Dir etwas sagen, Onkel," meinte er. „Daß der Mann es aufrichtig mit Allem meint, was er hier er¬trebt, glaube ich ihm auf sein Gesicht, und aus allen seinen /43/ Worten spricht es ebenfalls heraus, aber - ich habe einmal eine Antipathie gegen alle Leute, die aus der Religion ein Geschäft machen, und so sehr mich selbst, was ich gar nicht etwa leugnen will, seine Rede gestern über die sittlichen und moralischen Zustände jener fernen Länder ergriff und so warm ich dabei wurde, so gänzlich abgekühlt fühlte ich mich, als

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