Die Missionäre. Gerstäcker Friedrich

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Die Missionäre - Gerstäcker Friedrich

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erzogen; Sie ahnen noch gar nicht, welchen Segen ein weibliches Herz über seine Umgebung ausgießen kann, wenn es sich opferfreudig selbst dem Schwersten unterzieht."

      „Und wie leben überhaupt die Frauen dort?" sagte der alte Freiherr, den diese wunderlichen Ehestandsverhältnisse nicht besonders interessirten und der gern mehr von den Eingeborenen des Landes hören wollte. Johnson ging auch gern darauf ein, und erzählte jetzt auf so einfache, aber wirklich höchst anziehende Weise von den Eigenthümlichkeiten der dort lebenden verschiedenen Stämme, daß sie ihm Alle gespannt lauschten und das Gespräch erst zum Schlusse allgemein wurde, wo verschiedene Fragen und Bemerkungen herüber und hinüber wechselten.

      Diakonus Kästner hatte im Anfang fast gar keinen Antheil der Unterhaltung genommen, sondern nur mit großer Aufmerksamkeit die Erzählung des Missionärs verfolgt und dann und wann durch eine geschickt eingeworfene Frage dessen Erklärungen bald auf diesen, bald auf jenen Punkt gelenkt. Cigarren wurden jetzt herumgereicht, aber der Missionsprediger rauchte nicht, er trank auch fast keinen Wein oder doch nur mit Wasser verdünnt, und schien überhaupt an ein sehr mäßiges Leben gewöhnt - wohl die natürliche Folge eines langen Aufenthalts in wilden Ländern und unter daraus folgenden Entbehrungen aller Art.

      Bald nach Tisch empfahl er sich aber, da er noch hinunter in das Städtchen wollte, um mit dem durch Unwohlsein an sein Zimmer gefesselten Geistlichen Manches zu bereden. Die kleine Gesellschaft blieb jedoch im Salon, denn zu viel neue und fremdartige Eindrücke waren ihr geboten worden, um diese /24/ nicht, wo sie noch so frisch in ihrem Gedächtniß lagen, weiter zu verfolgen.

      So saßen sie noch beisammen, als drunten im Hof klappernde Hufschläge gehört wurden; der Freiherr drehte den Kopf danach um, und Claus, der mit im Zimmer servirt hatte und jetzt eben damit beschäftigt war, eine frische Flasche Bordeaux auf den Tisch zu stellen, trat zum Fenster, um zu sehen, wer da gekommen wäre. Sein ganzes Gesicht leuchtete aber auf in demselben Augenblick, und schmunzelnd sagte er:

      „Der junge Herr Baron! Das ist gescheidt!"

      „Der Franz?" rief der alte Freiherr, beide Arme auf den Tisch stemmend.

      „Gewiß! auf einem prächtigen Rappen!" rief Claus. „Und wie er geritten sein muß! Schade, daß er nicht ein bischen früher gekommen ist," setzte er dann halblaut und mehr zu sich selber redend hinzu.

      „Ei, wo kommt der Wetterjunge her?" rief der alte Baron, erfreut von seinem Stuhl aufspringend; aber es blieb ihm kaum Zeit, zum Fenster zu gehen, als die Thür schon aufgerissen wurde, denn Franz, wie er nur einem der Stallknechte den Zügel zugeworfen, war in wenigen Sätzen die Treppe hinausgeflogen und wurde jetzt mit Jubel von dem Onkel und Berchta empfangen.

      Franz war der älteste von seines Bruders Söhnen, eine edle, männliche Gestalt, dabei immer heiter, oft ausgelassen, ja wild, aber seelengut von Herzen und eigentlich der Liebling des alten Barons, der ihn auch als Kind oft Jahre lang in seinem eigenen Hause gehabt und mit erzogen. Franz und Berchta waren deshalb auch - überdies ja schon Geschwisterkinder - wie Bruder und Schwester mitsammen aufgewachsen.

      „Junge," rief ihm der Alte entgegen, indem er ihn in die Arme schloß, „Du triffst gerade zur rechten Zeit ein, um zu spät zu kommen. Wir sind eben mit dem Essen fertig."

      „Thut nichts, Onkel," lachte Franz, „für mich wird schon noch ein kalter Imbiß da sein. Berchta, mein Schatz, wie geht es Dir? Aber ich brauche nicht zu fragen: frisch und blühend wie eine Rose!" Und seinen Arm um ihre Taille /25/ legend drückte er einen Kuß auf ihre Lippen, die sie ihm willig bot. In dem Augenblick sah er den Diakonus, gegen den er sich aber nur förmlich neigte.

      „Also den Braten noch einmal herauf, Claus, aber ein wenig schnell und ein frisches Glas hierher!"

      „Hallo, Claus, mein alter Bursche, wie geht's?" rief Franz, ihm die Hand entgegenstreckend.

      „Danke unterthänigst, Herr Baron,“ schmunzelte der alte Jäger, „famos geht's, so lange die alten Knochen eben noch aushalten."

      „Alte Knochen?" lachte Franz. „Wer weiß, ob Du uns nicht noch Alle zu Grabe trägst!"

      „Das verhüte Gott!" sagte der Alte ernst, „ich möchte es Ihnen und mir eben so wenig wünschen!"

      „Aber was führt Dich so plötzlich her, Franz?" rief der alte Baron, während Claus das Zimmer verließ, „komm, setz' Dich, Junge, und schenke Dir einmal vor allen Dingen ein. Dort neben Dir steht noch ein reines Glas. Unser Herr Johnson hat getrunken, als ob er Vorsteher irgend eines Mäßigkeitsvereins wäre."

      „Was mich herführt?" sagte der junge Mann, der Einladung ohne Weiteres Folge leistend, indem sein Blick aber doch, halb unbewußt, nach dem Diakonus hinüberflog, „reine Familienangelegenheit, Onkel, die wir nachher besprechen. Vorderhand werde ich einmal einen Schluck Wein trinken, denn ich bin durch den Ritt wirklich durstig geworden."

      Der Diakonus Kästner hatte den Blick aufgefangen, so flüchtig er gewesen, und die nachherige Andeutung, daß eine Familienangelegenheit zu besprechen wäre, genügte ihm vollkommen. Er wendete sich gegen den Freiherrn und sagte dabei freundlich:

      „Sie entschuldigen mich wohl, Herr Baron, wenn ich unserem Herrn Johnson hinunterfolge. Es ist auf morgen noch Manches zu besprechen, wobei meine Gegenwart nothwendig sein könnte."

      „Mein lieber Kästner," ries der Baron, „machen Sie keine Umstände. Sie wissen, daß Sie bei mir wie zu Hause sind."

      Der Diakonus nahm seinen Hut, sprach noch leise einige /26/ Worte mit Berchta und verließ dann mit ehrfurchtsvollem Gruß das Zimmer, während ihm Baron Franz wohl vornehm höflich dankte, seiner Gestalt aber mit eben nicht freundlichen Blicken folgte.

      „Sag' einmal, Onkel," begann er auch, wie jener die Thür hinter sich zugezogen hatte, „Du hast dir wohl ein ganzes Nest von solchen Schwarzröcken eingeladen? Dicht vor dem Schlosse begegnete ich ebenfalls einem ältlichen Herrn, der ganz in das Fach zu schlagen schien."

      „Es war ein Missionsprediger, der morgen früh hier predigen will," erwiderte der Freiherr. „Aber was ist das für eine Familienangelegenheit, die Dich hierher geführt? Doch nichts Unangenehmes, wie ich hoffe?"

      „Ich denke nicht," lachte Franz von Schöffe, bei der Frage alles Andere vergessend. „Ich bin glücklicher Bräutigam, Berchta!"

      „In der That?" rief diese, „und mit wem?"

      „Mit Selma von Hohenstein, Euren Nachbarn fast."

      „Mit Selma von Hohenstein?" rief Berchta erstaunt aus.

      „Nun sage mir um Gottes willen, Franz, wie kommst Du dazu?"

      „Das möchte ich auch fragen," schüttelte der Baron mit dem Kopf. „Höre, mein Junge, ich fürchte fast, Ihr Beiden paßt nicht recht zu einander. Du bist ein halber Heide und sie ein tief religiöses, fast schwärmerisches Wesen. Ich begreife auch, aufrichtig gestanden, gar nicht, daß sie Dir nur ihr Jawort gegeben hat."

      „Ist es nicht ein prächtiges Mädchen?" lachte Franz.

      „Das ist sie," bestätigte der Onkel, „aus guter Familie, dabei reich, hübsch, klug und auch gut von Herzen; ich kenne sie ja von klein auf. Doch in Euren Ansichten geht Ihr weit auseinander."

      „Sage mir nur, Franz," bat Berchta, „wie Ihr Euch habt kennen lernen, und daß selbst wir, die nächsten Nachbarn, nichts davon erfuhren."

      „Die

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