Das Ende der Clara. Helmut H. Schulz

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Das Ende der Clara - Helmut H. Schulz

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Radiolärm nicht leben können. Dem einen und anderen gefällt es auch wenig, dass neben ihm die Essensreste verklappt werden und das Geschirr grob gespült wird.

      Also die »CANBERRA« kam herein, und die Jungens auf der Mole schlossen Wetten ab, mit wem sie kollidieren würde. Prinz Heinrich erschien auch schon auf dem Plan, mit Versicherungsformular, die Flüstertüte geschultert, und wartete ab, wie sich die Dinge entwickeln würden. Da sahen wir verblüfft, dass die Yacht wie angehalten stehen blieb, sich unter allem Zeug im Stern drehte, einen Moment später fielen die Segel wie feuchte Lumpen auf den Großbaum herab. Der Bootsmann ließ Anker fallen, mithilfe des Skippers verholten und warpten sie die »CANBERRA« an einen Liegeplatz, eine freie Stelle ganz vorn an der Mole, wo keiner hin will. Wir sahen, wie sie auftuchten und das Baumkleid bändselten, so als ob sie für längere Zeit hier bleiben wollten. Die nötigen Formalitäten machte gleich darauf Prinz Heinrich mit dem Skipper ab.

      An sich war an der ganzen Geschichte ja nichts Besonderes. Dass eine Yacht im Hochsommer bei diesem trockenen, windigen, fast stürmischen Wetter hinaus- oder hineinwollte, das war uns schon klar. Wie sich ein Boot verhält, weiß man auch immer erst, wenn man eine Weile darauf gefahren ist. Irgendwie wusste die »CANBERRA« jedoch Bescheid mit sich und mit unserem Hafen, wie wir erlebt hatten. Manche Leute glauben ja, dass die Skipper und die Vorschoter Boote segeln. Das ist aber nur teilweise wahr. In Wirklichkeit verhält es sich so, dass sich nach einer gewissen Zeit Boot und Mann die Gretchenfrage stellen, bleiben wir zusammen, oder gehen wir auseinander? Fällt die Entscheidung für die Beziehung positiv aus und macht die Yacht mit, dann können Sie sicher sein, dass Ihr Boot Ihnen aus dem Schiet hilft, auch wenn Sie mal schwer im Tee sind und alles schon als verschollen und total verloren erscheint. Das aufregendste an der »CANBERRA« waren ihre Linien, nicht das Manöver, das sicher auf das Konto der Yacht kam, und schon gar nicht der Skipper, auch wenn er jetzt die Eignerflagge an der Saling setzte und achtern die dänische Hoheitsflagge fuhr. Um es gleich zu sagen, die »CANBERRA« hatte einen Bug wie der Kopf eines Schwertfisches und einen Heckspiegel nicht größer als ein Suppenteller. Sie lag auch ganz leicht auf Festmacher und Spring. Es sah aus, als wippe und schwebe sie über dem Wasser wie eine mächtige weiße Möwe. Mittschiffs erhob sich eine flache Kajüte, die Plicht war auch man klein, aber das Beste und Schönste an ihr war das Rigg. Aus dem Deck stieg ein hölzerner Mast auf wie einer der Finger Gottes, ein Riesenmast für diese Yacht, und wunderbar schmal und so edel wie die Fessel eines Rassepferdes, mit Saling und Jumpstag, einern Achterstag und lose fallenden Backstagen. Das obere Viertel dieses Mastes bog sich wie eine Peitsche leicht und willig nach achtern.

      Der Rumpf des Bootes war weiß, die Decks naturfarben, wie wir vermuteten, ein Stabdeck aus Edelholz, Teak, denn wir konnten dünne schwarze Linien darauf ausmachen. Der Großbaum reichte nach achtern über den Kopf des Skippers hinweg. Im Cockpit standen Rad und Kompasssäule in bescheiden spiegelndem Messing. An der Baumnock hingen Blöcke und Schot, überhaupt war alles laufende Gut sparsam verteilt. So also sah die »CANBERRA« aus, die uns an diesem Nachmittag in den Hafen gekommen war. Wir hatten sie noch nirgendwo gesehen, und die anderen Hafenratten, die wir fragten, kannten sie auch nicht. Als Heimathafen war Klintholm aufgemalt, und es gehörte was dazu, dieses Schifflein von MØN bis hierher zu segeln. Die »CANBERRA« begeisterte uns, und es war wohl doch nicht so, wie wir zuerst angenommen hatten, dass ihr Skipper nicht viel von ihr verstand, ein bisschen hatte er schon dazugetan, sie zu uns zu bringen. Dass ihm unser Hafen fremd war, mit seiner elend engen Durchfahrt und der aus Granitblöcken aufgeschütteten Mole, sonst hätte es hier gar keinen Hafen gegeben, sondern höchstens einen Liegeplatz für flachbödige Boote, das konnten wir ihm ja nicht vorwerfen. Jedenfalls aber nahm sich die »CANBERRA« in unserer Flotte aus wie ein Schwan in einer Herde Sauen. Und Prinz Heinrich sagte auch, es handele sich bei dem Eigner um einen Mann von Reputation.

      2

      Am Abend gingen wir dann doch ins Strand-Café und sahen den Tänzern und den Trinkern zu. Dichte Rauchschwaden hingen unter der Decke des großen, aber niedrigen Raumes. Der Qualm zog nur langsam durch die geöffneten Fenster ab nach draußen. Im Übrigen herrschte die Langeweile vor, obschon das Lokal voller Urlauber und Urlauberinnen war. Ohne Unterbrechung lärmten die Tonsäulen, und irgendein Heini klabusterte sich an seinen Platten ab und beschwor die Leute, nach dem Gedröhn zu tanzen, er sabbelte dermaßen viel und war so ungeheuer einfallsreich, dass Langeweile zwangsläufig aufkommen musste. Wir hatten eben beschlossen, zu gehen, als der Skipper von der »CANBERRA« hereinkam, ein großer dicker Kerl mit einem Bullenbeißergesicht, feist, aber dafür auch ungemütlich. Eigenartigerweise hatten wir ja beim Hereinkommen der »CANBERRA« die Vorstellung eines Seehelden gehabt, schlank und rank, mit weißer Hose und dunkelblauem Blazer und goldenen Knöpfen daran. Hier sehen Sie mal, wie Sie durch den Film versaut werden. Der Skipper sah also ziemlich gewöhnlich aus, energisch schon, anders hätte er das Boot auch nicht segeln können, aber alles doch noch im menschlichen Bereich. Seine Begleiterin, die zugleich sein Maker zu sein schien, gefiel uns hingegen viel besser. Sie wog ungefähr die Hälfte ihres Gemahls, und sie war um anderthalb Köpfe niedriger als er. Außerdem war sie erheblich jünger, höchstens vierundzwanzig, also gewissermaßen vom Skipper auf Zuwachs geheiratet. Während wir den Fall gesprächsweise untersuchten, sahen wir, wie der Dicke in die Tasche seiner verschossenen Jacke griff und ein Papier herausholte. Mit einem Klebestreifen befestigte er den Wisch an der Tür. Danach verließ das Paar den Ort, ohne sich umzudrehen und ohne zu grüßen. Offensichtlich hatte der Skipper nur den Zettel anmachen wollen. Wir machten ihn wieder ab und lasen einen sensationellen Text.

      Ich beabsichtige, meine Yacht »CANBERRA« aus bestimmten Gründen aufzugeben, und habe Herrn Kap. Joh. Johannsen als Unparteiischen beauftragt, das Geschäft in die Hand zu nehmen. Herr Johannsen schlägt vor, demjenigen den Zuschlag zu geben, dessen Boot in drei Rennen hintereinander auf dem zwoten Platz einläuft. Teilnehmen können alle Segler offener Jollen. Bedingung ist, dass jedes teilnehmende Boot nur ein Segel führt. Meldung an Herrn Heinrich Prinz, hierselbst, oder an Herrn Kap. Johannsen.

      Wir besaßen alle Voraussetzungen, um an diesem Rennen teilzunehmen, und zweifelten nicht daran, dass einer von uns gewinnen würde. Uns irritierte es, dass in der Anzeige kein Kaufpreis genannt war. Irgendwie reizte uns der originelle Einfall, auf diese Weise nach einem Mann zu suchen, der dieses elegante, kapriziöse Schifflein verdiente. Ohne Zweifel hatte sie einen erheblichen Preis. Wie viel kostete sie? Das war die Frage, aber der Fall lag andererseits so, dass wir uns über die Finanzierung erst einmal wenig Sorgen machten. Von Geld stand ja nichts in der Anzeige. Insgeheim trauten wir es diesem Abenteurer zu, das Schifflein einfach zu verschenken. Wir befanden uns in Hochstimmung und gingen, obwohl es ziemlich spät geworden war, zum Prinzen Heinrich, um unsere Meldung abzugeben und um ihn nach diesem Johannsen zu fragen, der musste wohl hier herumhängen. Der Prinz Heinrich fertigte uns kurz ab, er meckerte herum, dass wir ihn wegen dieser Sache geweckt hatten, aber wir bekamen wenigstens einen Tipp, wo wir diesen Johannsen finden konnten. Wir wanderten zum Hafen zurück. Johannsen saß in der Plicht seines Bootes, und wir standen auf der Mole etwa in Augenhöhe mit ihm. Er sagte, alles habe

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