Walpurgisnackt. Sara Jacob

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Walpurgisnackt - Sara Jacob

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      Jetzt schrie die Frau. Sie spuckte beim Schreien dem Professor ins Gesicht. Sie drängte ihn zur Tür.

      »Und jetzt ist besser, wenn Ihr geht, überleg‘ grad, wo ich die Mistgabel zuletzt gesehn hab‘, weil ich glaube, dass Ihr einer von denen seid. Beweise, hier brauchen wir keine Beweise, wir glauben an das, was wir gehört und gesehen haben, hä, Beweise, was ist’n das überhaupt, hä, Beweise, schert Euch wech!«

      Sie verschwand im hinteren Teil der Stube und kehrte gleich darauf mit einer gefährlich spitzen Mistgabel zurück. Professor Bechstein hob beschwichtigend die Hände, der Junge befürchtete bereits das Schlimmste, als sich ein lautes Geschrei hundert Schritt die Straße hinauf erhob.

      Ein herausgekehrter grüner Strauß an einem breiten, geduckt wirkenden Gebäude, das kurz vor dem Zusammenbruch stand, deutete in Haribalds Augen auf einen Dorfgasthof hin. Eine Gruppe von zehn Männern drang in den Gasthof ein, man hörte Splittern von Holz und Wehklagen.

      »Diese, diese Hunde!«, rief die Bäuerin und wandte sich ab vom Professor, der bereits zur Kutsche geschlichen war. Sie nahm die Mistgabel und stürmte zur Straße. »Das sind wieder die Quedlinburger, diese Hunde.«

      Haribald hatte das Geschirr der, wie er es nannte, Kreuzung zwischen Armesünderkarren und ungarischem Kotschi-Wagen bereits auf die schmerzenden Schultern genommen, da kamen die Männer wieder aus dem Gasthaus. Drei von ihnen rollten Fässer vor sich her, vier hielten zwei keifende Frauen und einen erbosten Mann zurück, den Haribald für den Wirt hielt, die letzten trugen Äxte.

      »Professor, was...«, begann der Junge, dann holten die Männer mit den Äxten aus. Die Bäuerin kam gerade rechtzeitig, um sich mit dem Schwall Bier, der aus den Fässern rauschte, die Füße nass zu machen.

      »Das ist, nehme ich an, eine Gegenmaßnahme der Quedlinburger«, sagte Bechstein, während er auf den Wagenkasten stieg. »Weil die Dorfbewohner mehr Bier produzieren, als sie für den Eigenverbrauch benötigen.«

      »Na, und?« Mit einer Handbewegung gab ihm der Professor zu verstehen, das Thema fürs Erste nicht weiter zu behandeln. Sie rollten am Gasthaus vorbei. Der aufgebrachte Wirt schimpfte den abrückenden Quedlinburgern hinterher, die Faust erhoben. Die Bäuerin hatte ihre Mistgabel in den vom Bier getränkten Boden gesteckt und guckte grimmig, was Haribald bei der Menge vergeudeten Bieres gut verstehen konnte.

      »Nach Blankenburg?«, fragte er schüchtern.

      Die Bäuerin wies mit der Hand in die Richtung der Kirche. Noch lange hörten die Reisenden das Zetern des Wirtes, der Frauen und der Bäuerin.

      Gold oder Liebe?

      Unter dem Baum war es halbwegs trocken, aber richtig warm war Faust nicht. Das Zetern einer Elster in der Kastanie, die in der leichten Brise rauschte, klang spöttisch in den Ohren des Alchemisten.

      »Ich will Orgien, Orgien, wie im alten Rom«, rief der Markgraf und massierte seinen kümmerlichen Penis. Er war nicht einmal zehn Zentimeter lang und ragte wie ein Pfannenstiel aus dem aufgeklappten Wams heraus, das trotz der weißlichen Flecken seine edle Herkunft nicht verbergen konnte.

      Faust, mit kurzgeschorenem, an den Schläfen bereits ergrauendem Haar und einem jugendlich gebliebenen Gesicht, das sein wahres Alter nicht erahnen ließ, wand sich.

      Vielleicht, dachte er, vielleicht war es doch nicht der richtige Ort.

      Der junge Mann bearbeitete seinen Knebel mit einer Vehemenz, die Faust weh tat. Orgien, immer wieder Orgien. Eine Spanische Fliege herzustellen war möglich aber nicht das, was er im Sinn hatte. Schon einmal hatte er damit eine gesamte Stadt vergiftet. Zu viel Aufwand und zu wenig Lohn.

      »Ich denke, dass sich das auch bewerkstelligen ließe, Eure Exzellenz. Aber vielleicht kommen wir noch einmal auf mein ursprüngliches Angebot zurück. Ihr müsst verstehen, Eure Exzellenz, diese Kräuter sind selten. Ich lasse sie mit großem Aufwand eigens aus Afrika importieren, damit sich hochgestellte Persönlichkeiten wie Ihr an diesem Schauspiel ergötzen können.«

      Das Lachen des jungen Mannes war leicht hysterisch und schrill und stoppte so abrupt, wie es begonnen hatte. Im Gras hockend rieb er seine kleine Erektion und starrte zu der fernen Stadtmauer hinüber, die hinter den Bäumen aufragte. Wieder lachte er unvermittelt auf. Es kam dem Grunzen eines Wildschweins gleich.

      »Geld, Geld, es geht um Geld, nicht wahr?«

      Der blonde Mann auf dem Boden bewegte seine Hand schneller. Jörg Faust räusperte sich.

      »Nun, Euer Exzellenz, da Ihr es so direkt ansprecht, darum geht es. Ich brauche für meine Forschungen natürlich weitere Mittel. Ich kenne die Bemühungen des Stadtalchemisten, lasst Euch gesagt sein – er ist auf der falschen Fährte. Mit seiner Methode werdet Ihr in hundert Jahren keine Unze Gold in den Händen halten.«

      »Und warum, warum, warum.« Die nächsten Worte gingen unter in mehreren Drehungen.

      »Warum er es nicht schafft? Nun, er hat nicht das richtige Pulver.«

      »Und, und, Ihr?«, bellte der junge Mann und hob die Hände. »Ihr wisst, was man braucht? Wisst Ihr auch, wie man Orgien feiert?«

      Ein kühler Wind wehte von den Äckern herüber. In der Ferne zogen sich neue Wolken zusammen Faust dachte an den Hagelschauer am Morgen.

      »Der April macht, was er will. Hagel und Regen, Sonne und Wolken. Natur lässt sich nicht kontrollieren, die Natur hat ihre eigenen Regeln. Es kommt darauf an, diese Regeln zu verstehen und sich danach zu richten. Fünf Jahre waren vergangen, seit Galilei den Energieerhaltungssatz aufgeschrieben hatte. Energie geht nicht einfach so verloren. Bis die Menschen das endlich einsehen, werden Tausende von Jahren vergehen. Man muss die Natur, und natürlich die des Menschen, verstehen und sich nach ihr richten, sie überlisten, dann kann man sie zu seinen Gunsten nutzen. Erst das Verständnis der Dinge bringt den Fortschritt.«

      Wenn er nur alle so gut konnte wie schwafeln, dachte Faust und hoffte, dass sich diesmal der Erfolg einstellte.

      »Und wie geht das mit dem Pulver?«

      »Das kann ich Euch natürlich nicht en détail erklären, Ihr müsst verstehen, davon lebe ich.«

      »Wenn, ja wenn...« Der Markgraf kniete sich hin, spuckte in die hohle Hand und massierte weiter. Faust wandte seinen Blick ab. Schade. Ein paar Zentimeter mehr, und er hätte schwach werden können. »Wenn, wenn, wenn Ihr Gold herstellen könnt, warum seid Ihr auf mein Geld angewiesen?«

      Fausts Zwerchfell begann zu zittern. Wieso war der Wirrkopf zu solch klaren Gedanken fähig? Jetzt wurde die Angelegenheit kompliziert. Die Hände des Alchemisten begannen zu zittern. Das war keine normale Reaktion. Zu häufig war er in eine schier aussichtslose Situation geraten, nie hatten seine Hände angefangen zu zittern. Es musste der Wirrkopf sein, der Wirrkopf und die Stadt Goslar. Zu groß die Stadt, zu wichtig. Zweifel jagten durch Fausts Hirn, umso mehr überraschten ihn die nächsten Worte des Markgrafen.

      »Wie viel braucht Ihr, für diese, diese Trans... hö?«

      Er hörte auf sich zu drehen und sah Faust an. Die Augen weit offen, auf der Unterlippe ein Tropfen, der langsam von der Anziehungskraft gezwungen, einen Faden zog.

      »Transmutation. Vorerst tausend Taler«, sagte Faust. Schwierig genug, seine Erregung zu überspielen,

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