Walpurgisnackt. Sara Jacob

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Walpurgisnackt - Sara Jacob

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      »Und wie soll ich dich das Spielen lehren, du hast doch nicht mal Finger.«

      »Ach, Mensch, was weiß ich denn. Ich hab nur gesagt bekommen: Lass dir das Spielen beibringen. Nun hinterfrag doch nicht alles.«

      »Bin ich in all den Jahren etwa der erste Spielmann in diesem Wald?«

      »Ja, Mann, die scheinen alle einen großen Bogen um diese Gegend gemacht zu haben. Also los, zeig mir, wie das geht.«

      »Und du sollst nicht drei machbare Aufgaben lösen, ich meine, so was wie: drei Riesen erschlagen, in deinem Fall fressen, die Prinzessin retten und das Herz eines Alten fangen, das in einem Vogel lebt, der in einer riesigen Kirche im Wald herumflattert?«

      »Nö. Davon weiß ich nichts.«

      »Das ist ganz schön beknackt. Wer hat sich denn das ausgedacht? Was kommt im Anschluss? Du haust in die Saiten und es macht Puff, und du bist wieder ein Königssohn mit haarigem Rücken? Oder bildest du ein musikalisches Quartett mit einem Esel, einem Hund und einer Katze, und zusammen zieht ihr als Combo Katzenjammer durch die Landen?«

      »So weit hab ich das nicht durchdacht.«

      »Ich glaub, man hat dich verarscht.«

      »Meinst du?«

      Langsam legte sich die Angst, und während er nachdenklich in die dunklen Tannen starrte, kam ihm eine Idee. »Gut, Herr...Wolf, ich werd’s versuchen. Aber eine Regel gilt.«

      »Keine Frage.« Der Wolf hüpfte hechelnd im Kreis herum. »Sage mir ganz einfach, was ich tun soll.«

      Ein breites Lächeln zeigte sich auf Tims Gesicht. Schlecht spielen. Er packte seine Gitarre, zupfte ein paar Saiten und ging zum Wegesrand. Auf dem Fuß folgte ihm der Wolf. Tim ging am Waldsaum entlang und sah auf die Bäume, seine Augen folgten dem Stamm bis zur Krone, dann ging Tim weiter.

      Den Baum, der seinen Ansprüchen gerecht wurde, packte er an einem tiefhängenden Ast, zog an ihm, ergriff den nächsthöheren Ast und zog an ihm die Tanne bis zur Krone hinunter.

      »Kraft und Biegsamkeit ist voll gefragt, auch beim Spielen der Gitarre. Also fass mit an...«, knirschte der Spielmann zwischen zusammengebissenen Zähnen. Der Wolf trat heran, Tim drückte ihm das herunter gebogene Ende der Tanne zwischen die Zähne, sagte »halt gut fest« und ließ, gerade als der Wolf seine Tatzen in den Ast krallte, die Tanne los. »Allerbest.«

      »Ooooaaaahhhaaauuuuuu!«

      Der Wolf wurde von der sich ruckartig aufrichtenden Tanne weit in die Luft geschleudert und fetzte durch die dichten Kronen der Bäume. Irgendwo, weit hinten im tiefsten Wald, fand der Wolf nach einem Parabelflug den Erdboden wieder.

      »Verzauberter Königssohn, jaja.« Tim nahm seine Gitarre wieder vom Rücken, zupfte an der untersten Saite, spannte sie eine Idee straffer, zupfte erneut, wich einer Luftwurzel aus, strich über alle fünf Saiten und spielte wieder eine Melodie, die er vor Jahren einmal auf einem Volksfest gehört hatte.

      »Oooh!«, begann Tim aus vollem Halse zu singen. »Ach wie guuut, dass niemand waißßßß, dass ich auf die Wöööölfe scheiß‘!«

      Singend wanderte Tim durch den grünen Wald. Das Gelände wurde welliger, und weit vor ihm erhoben sich die ersten Ausläufer des Harzes. Der Weg machte immer wieder einen Bogen um ein besonders dichtes Waldstück oder schlängelte sich an einem Bach entlang.

      Wenn Beleidigungen alles war, das er von einem sprechenden Wolf zu fürchten hatte, freute er sich schon auf die nächste Begegnung. Vor allem aber war Tim gespannt, wie sich Graf von Regenstein oder Blankenburg oder wie immer er hieß, auf seine Musik reagierte.

      Not, geil

      Graf Johann Ernst von Blankenburg, oder Botho, wie er sich seit einigen Monaten selbst nannte, saß in seinem hohen Lehnstuhl und grübelte ins trübe Halbdunkel des regnerischen Morgens. Mit der rechten Hand massierte er gedankenverloren eine für sein Alter überaus beeindruckende Erektion.

      Der Graf hatte beinahe 60 Winter gesehen, und weiß war sein Haar geworden, das an der Stirn schon weit zurück gewichen war, doch bis auf ein paar Zipperlein wie der steife Rücken, wenn er sich morgens von der Bettstatt wälzte, erfreute er sich bester Gesundheit.

      Dennoch seufzte Botho, und das aus gutem Grund.

      Hagel prasselte auf das Dach des Palas, sprang von der Fensterbank hoch, rollte herunter auf die durchgewetzten Dielen im Rittersaal oder fegte hinter dem Fenster vorbei, um als kleiner Wasserfall den steilen Sandsteinfelsen hinabzujagen.

      Irgendwo in der Rüstkammer rumpelte der alte Theodor, sein letzter Vertrauter, Diener, Begleiter seit Kindheitstagen. Wie alt Theodor war, wusste Botho nicht zu sagen, und Theodor selbst erinnerte sich nicht mehr daran. Botho konnte sich aber nicht an eine Zeit ohne Theodor erinnern, wusste, dass der Alte schon immer auf Schloss Blankenburg gedient hatte.

      Erst Blankenburg, jetzt Regenstein.

      Theodor, dachte Botho, du treue Seele. Wer sich um wen kümmerte, war allerdings nicht mehr ganz klar voneinander zu trennen. Theodor, der nicht mehr so gut hörte und sah, bereitete dem Grafen jeden Morgen die Hafergrütze vor, versorgte Hirsedieb, den klapprigen alten Zossen, im Stall mit Heu und schlurfte manchmal nur recht ziellos durch die leeren Räume der Burg.

      Theodor hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Monat die Rüstung zu polieren. Harnisch, Helm, Schwert, Brustpanzer - alles blitzte und blinkte. Und auch die Hakenbüchse hielt sein alter Diener in Ordnung. Mit einer solchen Hingabe putzte sein alter Diener das Metall, dass er Botho fast leid tat. So viel Arbeit für nichts. Nie wieder würde der Graf von Blankenburg die Rüstung anlegen, nie wieder würde er das Schwert schwingen.

      Aller Tatendrang war aus ihm gewichen. Er wollte nur noch am Fenster sitzen und in den Regen sehen. Und vielleicht noch darauf hoffen, dass die Köchin wieder kam.

      Schließlich ließ der Hagelschauer nach, bis lediglich ein leises Plätschern durch das offene Fenster zu ihm hereindrang. Der Regen fiel schnurgerade. Die Vorhaut glitt über die Eichel, auf und ab, auf und ab. »Ach ja.«

      In der Ferne blitzte es. In einem kleinen Vogelbauer hockte ein rotbäuchiger Dompfaff und bellte vergnügt.

      Mit knackenden Gelenken stand der Graf auf, sah zum Wappen derer von Blankenburg hinauf – weißer Turm auf schwarzem Grund, links und rechts flankiert von zwei stilisierten Geweihen – schüttelte den Kopf, bis die grauen Haare wippten und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, ehe er unruhig den Rittersaal von einer Seite zur anderen durchquerte.

      Die beeindruckende Erektion ragte wie ein Speer aus seiner Hose, zitternd und mit einem feuchten Tropfen an der Spitze. Einmal hin, wieder her und wieder hin. Die Dielen im Rittersaal knarrten ebenso altersschwach wie das ganze übrige Gebälk der Burg.

      »Ach, ja doch«, murmelte Botho leise und blieb stehen. Bevor die Erektion nachlassen konnte, baute Botho sie mit einigen schnellen Handbewegungen wieder auf. Das lustvolle Zittern, das ihn schon sein Leben lang treu begleitet hatte, schenkte seinem arthritischen Körper wohlige Wärme.

      Ihm ging nicht aus dem Kopf, was der Bürgermeister bei seinem letzten Besuch vor einer Woche im Schloss gesagt hatte.

      Es

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