Walpurgisnackt. Sara Jacob

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Walpurgisnackt - Sara Jacob

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nackt an ihm vorbei.

      »Mittag.« Widmann stellte die zinnbeschlagenen Holzkrüge auf dem Brett ab, das quer über die Zuber gelegt war, und stieg in die zweite Bütt.

      Das Badehaus war abgesehen von den Mitgliedern des Inneren Rates leer. Nach Erfahrung des Bürgermeisters fanden sich meist erst gegen Abend einige wenige Bürger der Stadt ein, um zu trinken, zu reden, zu lieben und zu essen.

      Seit Jacob Binsfeld in seinen Predigten davon sprach, das gemeinsame Baden der Männer und Frauen berge Laster in sich, Untugend und Lüsternheit, und seit das kollektive Gedächtnis den letzten Pestfall vor drei Jahren bereits wieder vergessen hatte, war das Interesse der Menschen an Bädern deutlich geschwunden.

      »Johannes, wo steckst du?«, rief der Bürgermeister.

      Johannes hatte in einem Nebenraum des Bades, dort wo das Holz und die Lauge aufbewahrt wurden, seine Hand unter das dünne Kleid der Bademagd geschoben, einer schlanken jungen Frau, die ihm lediglich das Badehemd hatte reichen wollen. Doch sie hatte einen Fehler gemacht, einen kleinen nur, als sie Johannes gefragt hatte, ob er noch einen Wunsch habe, und Johannes hatte sie nur angesehen, lächelnd. Wünsche? Genug hatte er davon, reichlich.

      Seine Vorstellungskraft war ausgeprägt, seit er mit dreizehn Jahren den Vorteil davon entdeckt hatte, die morgendliche Erektion statt mit kaltem Wasser mit der warmen Hand zu traktieren. Anfangs war Johannes erschrocken gewesen über den plötzlichen Ausbruch der Flüssigkeit, die ihn an das Weiße des Hühnereis erinnerte, das an einem heißen Sommertag auf warme Steine fiel.

      Mit den Jahren wurde sie zum Symbol für den Höhepunkt der Gefühle, der das gelungene Gegenstück zum Ärger mit seinem Vater sein konnte oder ihm half, nach zu viel Bier einzuschlafen.

      Anfangs noch heimlich schlich sich Johannes aus der Stadt, legte sich in Wiesen oder Kornfelder und produzierte Eiweiß, nackt im Sommer, kratzende Gräser und Halme auf der schweißnassen Haut; zitternd vor Erregung nachts im Lager auf Schafwollballen, wenn der Herbstwind ums Haus fegte und Schritte sowie klappende Türen übertönte und die Gefahr entdeckt zu werden noch erhöhte; dick vermummt im Winter, der Hosenlatz geöffnet hinter Ställen, Schnee auf heißer Haut; zwischen Kirschblüten am Bach, mit den Füßen im Wasser, wenn ihn im Frühjahr ganz spontan die Lust überkam. Dort hatte ihn die drei Jahre ältere Tochter des Fleischhauers, eine grobschlächtige Person ohne Manieren und Schamgefühl, erwischt.

      Zwischen ihren Schenkeln erfuhr Johannes, wie effektiv aber letzten Endes unzureichend seine Hand ersetzt hatte, was Mädchen viel besser tun konnten. Sie setzte sich auf, kniete sich vor und legte sich unter ihn. Brüste und Bauch, Schenkel und Scham, Hintern und Hals waren weich und fest zugleich, waren Schlüsselreize, auf die er endlich lernte anzusprechen.

      Das Erlebnis am Bach, inmitten von Butterblumen und Anemonen, während dicke Wolken über den Himmel zogen, war der Anfang einer Karriere geworden. Sein Auge wurde angezogen von den Rundungen der Brüste, Hinterteilen, Wangen und nackten Schultern jeder Frau in Blankenburg zwischen dreizehn und dreißig.

      Die Fleischhauerstochter heiratete bald darauf den Bäckergesellen und schied aus dem neuen Spiel aus. Johannes fand andere Gefährtinnen, die ebenso daran interessiert waren, den menschlichen Körper zu erkunden. Heimlich, verborgen vor den Augen der sittenstrengen Zünfte, bohrte er sich in jede Öffnung, die sich ihm darbot. Mal im Wald, mal auf einer Wiese, mal im Kornfeld. War die Öffnung zu trocken, halfen sie mit Speichel nach; war sie zu eng, stahl er der Mutter Butter oder Rapsöl aus der Küche.

      Es wurde ein Spiel mit der Lust, der Versuch herauszufinden, ob sich das Verlangen und die anschließende Erlösung steigern ließen. Manchmal wollten die Mädchen, die er mit seinem guten Aussehen, netten Worten oder dem Geld seines Vaters in den Heuschober lockte, nur schnell die Röcke heben und es hektisch hinter sich bringen. Andere schützten ihre Jungfernhäutchen und ließen bloß einen Finger den empfindlichen Punkt massieren, selten genug gab es ein Mädchen, das erfahren genug war, Zunge und Lippen einzusetzen.

      Der Beischlaf, dachte Johannes mit fortschreitendem Alter, konnte nicht allein der Fortpflanzung dienen. So wenig, wie das Leben ausschließlich der Arbeit vorbehalten war. Körper waren zum Anfassen da, Lippen zum Küssen und der männliche Samen zum Benetzen von Gesichtern, Zungen, Bäuchen, Schenkeln und Hinterteilen. Wenn es so viel Lust verschaffte, die Öffnungen des Körpers zu berühren, in sie einzudringen und zu massieren, war es sinnvoll, genau dieses so oft wie möglich zu tun.

      Die Verschwiegenheit, mit der Johannes seinen Siegeszug durch die Welt der Jungfrauen, Mägde, Gesinde und Töchter antrat, sicherte ihm fünf Jahre lang reiche Beute. Der Jäger im Wald setzte leise einen Fuß vor den anderen, um das Wild nicht zu verscheuchen und erzählte nicht einmal seinem besten Freund Dodel Herzimuth von seinen Erlebnissen.

      Und die Mädchen, immer um ihren Ruf besorgt, hielten ihrerseits den Mund nach heimlichen Treffen in Scheunen, auf Dachböden und in Bierkellern mit Margarethe, Kathrin, Agnes und all den anderen prallen Körpern, die sich nach seinem langen Degen sehnten und der Hoffnung, ein reicher Kaufmannssohn würde mehr von einer Magd wollen als pralle Brüste und feste Schenkel, als eine feuchte Möse und einen engen Arsch, in den Johannes besonders gerne mit Hilfe von feinstem Olivenöl eindrang, das auch bei längerer Benutzung nicht sofort fest wurde.

      Seit dem letzten Viehmarkt im Januar schließlich hatte seine Wahllosigkeit ein neues Ziel. Annegret war die Tochter des ärmsten Schneiders der Stadt, der sechs Jahre zuvor seiner an Kindbettfieber gestorbenen Frau und den vier an der Pest krepierten Söhnen ins Grab gefolgt war. Der Schwarze Tod hatte nur Annegret verschont, die Leute in der Stadt sagten Jahre später, der Sensenmann habe sich nicht etwas so Schönes nehmen wollen, denn was ihr Vater an Geld zu wenig besessen hatte, war ihr von der Natur reichlich mit auf den Weg gegeben worden.

      Ihr erster Auftritt in der Stadt nach der Kindheit war zum Sommerfest im letzten Juni gewesen und hatte verheerende Folgen. Die Frauen bewunderten ihre langen blonden Haare, die Alten ihr perfektes Gesicht und die Jungen die üppigen Kurven ihres Körpers, die endlich einen Zustand erreicht hatten, der jedes männliche Wesen, das sie einmal in ihrem engen Baumwollkleid gesehen hatte, nachts schlecht schlafen ließ.

      Johannes war zu der Zeit mit dem Kaufmann Solberg in dessen Augsburger Faktorei gewesen, hatte sich von Dodel bei seiner Rückkehr berichten lassen, wie jeder Geselle in der Stadt, jeder Zimmermann, Bäcker und Fleischhauer, jeder Bierbrauer und Goldschmied in Blankenburg ihr nachgesehen hatte.

      Wenn sie in den folgenden Wochen auf dem Markt verkaufte, was der Hof zu viel produzierte, oder in der Spinnstube mit den anderen jungen Leuten trank, was zu selten vorkam, weil auf dem Hof, der eine halbe Reitstunde entfernt lag, genug zu tun war, bildete sich ein Pulk um sie. Fliegen umschwärmten den Honigtopf, Annegret ignorierte sie.

      Erst auf dem Viehmarkt im Januar begegnete Johannes ihr zum ersten Mal, und auch ihn verzauberte ihr Aussehen. Sie machte es ihm recht einfach, ihr ebenfalls zu gefallen. Zwei Fragen nach ihrem Alltag auf dem Hof, nach ihrer Großmutter, die im Wald aus Händen las, nach dem aufdringlichen Knecht. Zu lange hatte Johannes den Frauen zugehört, zu häufig von ihren Wünschen und Problemen erfahren, um jetzt einen Fehler zu begehen. Sein Plan war natürlich aufgegangen.

      Annegret hatte auf ihn reagiert wie die Pupille auf Belladonna.

      Es war ihr Vorschlag gewesen, sich nach der Kirche zu treffen. Unverfänglicher ging es nicht, und Johannes hatte sofort zugestimmt, weil er somit die Woche über weiter in der Spinnstube saufen und von ausgepusteten Kerzen profitieren konnte.

      Im Dunkeln ist gut munkeln, sagte Dodel immer, und Johannes konnte munkeln, bis die Finger feucht wurden.

      Johannes schob das hauchdünne Hemd der Baderin nach oben und entblößte

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