Walpurgisnackt. Sara Jacob

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Walpurgisnackt - Sara Jacob

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es einmal so, ganz einfach, haben benutzt schon viele, um einen Vorteil sich zu verschaffen, sage ich. Seid auch Ihr einer von denen, sagt mir? Macht Gold aus Quecksilber?«

      »Aus Blei.« Faust legte den Kopf schief. Er musste dem Zigeuner nichts vormachen. Vogelfrei waren sie alle, da half auch keine Zauberkunst.

      »Sagt mir Euren Namen, sagt ihn mir.«

      »Jörg Faust, Alchemist und Wahrsager.«

      »Heinrich Malfoss bin ich, erfreut.« Sie schüttelten sich die Hände. Die Frauen holten, Töpfe und Pfannen hervor, Männer schichteten zwischen den Wagen Feuerholz auf, Kinder rannten umher.

      »Was ist Euch widerfahren?«

      »Das Übliche, nicht? Haben Messer geschärft und Scheren geschleift, wie immer in den letzten Jahren, sage ich, haben vorhergesagt die Zukunft und sind getanzt auf dem Seil, nicht? Dann ist in der Stadt eine Frau zusammengebrochen, schlimm, sage ich, hat gezittert und sich übergeben, selbst gesehen habe ich es und gehört, weil sie vorher bei mir war, hat geschrien und wie ein Derwisch getanzt. Tot umgefallen mit Schaum vor dem Mund ist sie schließlich.

      Zwei Kinder sind verschwunden in der Stadt, ganz auf einmal, spurlos, sage ich, aber wir waren es nicht, doch wer war schuld? Wir natürlich, sage ich, wie in den letzten Jahren immer wieder. Ich habe gedacht, es sei aus mit uns, ganz aus. Nur weil sie sich nicht einigen konnten, ob erst wir verprügelt oder erst unsere Wagen zerstört werden sollten, bekamen wir Gelegenheit, auf unsere Wagen uns zu schwingen, nicht?«

      Malfoss hatte den Backys die Peitsche zu schmecken gegeben, einen vorwitzigen Bäckergesellen, dem er Tags zuvor aus der Hand gelesen und ihm viel Geld vorhergesagt hatte, mit der Faust ins Gesicht geschlagen und anschließend leichter Hand vom Kutschbock geworfen, bevor sie alle durchs Stadttor entkommen waren.

      »Was hat Euch vertrieben aus der Stadt, sagt mir?«

      »Der Neid. Der Alchemist der Stadt ist ein Halunke, der dem Grafen das Geld aus der Tasche zieht. Ich hingegen kann Gold herstellen. Und weil er sich nicht damit abfinden konnte und jemanden, der in seinem Revier wildert, nicht tolerieren konnte, hat er mich verjagt.«

      Malfoss sah unter Fausts rechtem Auge eine blutige Schramme. Die tiefsten Verletzungen hingegen, dachte er, kann man nicht sehen.

      »Sie haben aus allen Rohren geschossen, doch man bekommt mich so nicht.«

      »Was ist denn Euer Geheimnis, wollte Ihr es mir verraten? Warum könnt Ihr Gold herstellen und die nicht anderen, das ist es doch, das Geheimnis?«

      Fausts Lächeln war leiser als das Rauschen des Waldes.

      »Eine besondere Zutat, die ich Euch natürlich nicht verraten kann. Sie ist schwer zu bekommen, das ist alles, was ich sagen kann.«

      Der Rom sah zu Boden, auf einen Maulwurfshügel, auf saftiges Gras, auf Kornblumen. Feuer war aufgeschichtet, Hasen waren gefangen, Igel hatten den Tod im Lehmmantel gefunden.

      Malfoss ballte die Faust. »In der Hand hatte ich sie alle, konnte ihnen erzählen, was ich wollte, alles, nicht wahr, und sie wollten viel. Viel, die Menschen wollen immer alles, Geld und Macht und Einfluss, nicht?«

      »Ihr versteht Euch in der Wahrsagerei?«, fragte Faust.

      Malfoss zwirbelte seufzend die Enden seines spitzen Bartes.

      »Ich wollte, es wäre so. Dann hätte ich gesehen, was kommt, hätte ich, nicht? Unsere Kunst besteht leider nur darin, den Menschen zu sagen, was sie hören wollen.«

      Die Männer setzten sich schließlich ins Gras, aßen Hase und Igel, tranken Wasser aus dem nahegelegenen Bach, rückten nach Sonnenuntergang näher ans Feuer, bis ihre Gesichter glühten, die feuchten Schuhe dampften und auf ihren Hemden die Funken kleine schwarze Punkte hinterließen.

      »Wir werden seit Jahren gejagt, von einer Stadt in die andere, werden wir, ich habe es satt, das Leben auf der Flucht, krank macht es, nicht das Umherziehen, zu flüchten und vogelfrei zu sein macht krank.«

      »Was wollt ihr machen? Euch in den Wäldern verkriechen?«

      Malfoss kratzte sich an einer unrasierten Wange und räusperte sich.

      »Das Beste wäre es vielleicht, ja verkriechen, sind gejagtes Wild, sind Diebe, Mörder und Betrüger, oder nicht? Verkriechen im Wald werden wir uns. Es kommen Zeiten, in denen wir uns wieder herauswagen werden, wir uns wieder zeigen können in den Städten.«

      »Nein, es wird immer schlimmer«, sagte der Alchemist. »Die Zeiten, in denen euch ein Schutzbrief helfen konnte, sind lange vorbei. Ich fürchte, es kommen schwere Zeiten auf euch zu.«

      Malfoss zuckte mit den Schultern.

      »Wir sind vor Verfolgung geflohen, wir werden weiterziehen, das ist nichts Neues für uns, ist es nicht. Vielleicht ist das unser Schicksal, weil wir immer wieder von Flüchen getroffen werden, hört Ihr?«

      »Wer hat euch denn verflucht?«.

      »Wie, wer?«

      »Verflucht?«

      »Keine Blasphemie, bitte. Mein Großvater hat mir eine Geschichte erzählt, da ich ihn einmal fragte, woher wir kommen und warum wir immer unterwegs sind. Er erzählte mir vom Beginn unserer Reise vor vielen, vielen Jahren«, sagte Malfoss sich über den Schnurrbart streichend.

      »Damals lebten wir alle in einem Land namens Sind, und wir waren glücklich und zufrieden. Unser König hieß Mar Amengo Dep. Er hatte zwei Brüder namens Romano und Singan. Dann brach ein großer Krieg aus und die Mohammedaner legten alles in Schutt und Asche. Die drei Brüder sammelten ihre Anhänger und zogen über die Straßen dahin. Manche gingen nach Arabien, andere nach Byzanz und Armenien.«

      »Das Herumziehen liegt Euch Zigeunern im Blute, oder?«

      Der Schnurrbärtige sprang auf, er hatte rote Wangen bekommen, die im Licht des flackernden Feuers glühten, das erst verhalten, schließlich fordernd in der Mitte des Rundes gen Himmel loderte.

      »Roma sind wir, nennt uns nicht so abwertend, oder gar nicht. Sind keine Zieh-Gauner.«

      »Das habe ich nicht gesagt, ich sagte Zigeuner und nicht Zieh-Gauner. Setzt Euch, Malfoss, bleibt ruhig. Warum so gereizt?«

      »Zieh-Gauner oder Zigeuner ist gleich, ist Unrecht, trägt Hass, das Wort. Griechen nannten uns Atsingani, Unberührbare, um die Ungerechtigkeit in unserer Heimat fortzuführen taten sie das. Aber wir, wir werden darauf beharren, auf Kaiser Sigismund und seinem Brief, der uns vor Unzuträglichkeiten und Ärgernissen schützen wollte, der Brief, der Kaiser. Zu Beginn, da die Menschen nicht so feindselig waren, die Pest nicht so viele Gedanken getötet hatte, da waren die Menschen freundlicher, das waren sie, ja, damals, freundlicher.«

      »Die Pest war schon da, bevor ihr kamt.«

      »Dann war es die Armut.«

      »Den Menschen ging es schon immer schlecht, glaube ich.«

      Malfoss hob die Hände über den Kopf und schüttelte sie unwirsch. »Es ist etwas mit den Menschen geschehen, ist es mit ihnen, und Schluss. Und wichtiger ist es, Herr Faust, wichtiger ist, wohin wir gehen, und nicht woher wir kommen, wir, ist so.«

      »Die

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