Walpurgisnackt. Sara Jacob

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Walpurgisnackt - Sara Jacob

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und die gepflasterte Straßen genau zu sagen, warum sie bankrott war - um den Gesundheitszustand des Grafen, um die Schließung der Münze im Falle seines Ablebens, um die Wolfenbüttler, an die sein Lehen und die ganze Stadt Blankenburg fallen würde, weil er alt geworden, kinderlos und ohne Erben geblieben war.

      Seit dem Tod seines Bruders vor fünf Jahren war er der letzte männliche Nachfahre der Regensteiner, war er der Letzte seiner Art.

      Die Regensteiner waren bereits ausgestorben und die Blankenburger würden es ihnen bald gleichtun. Dabei lag es nicht an seiner Potenz. Die war vorhanden, wie er sich immer wieder und bis zu zehnmal am Tag selbst bewies. Und auch an den Gelegenheiten lag es nicht. Die Frau des Bäckers in der Kirchgasse hatte es ihm besonders angetan. Wann immer er sie sah, hob sein stolzer Recke in der weiten Hose den Kopf.

      Doch nicht nur einmal hatte Botho erfahren, dass zwischen Wunsch und Wirklichkeit ein himmelweiter Unterschied lag. Kaum hatte Botho die Bäckersfrau mit viel Geduld und Geld dazu überredet, sich in der Backstube zwischen den Mehlsäcken bäuchlings auf den Tisch zu legen und den Rock hochzuziehen, war seine Erektion in sich zusammen gefallen.

      Obwohl sie die Pobacken auseinander gezogen und die Beine gespreizt hatte, obwohl sie die Möse mit ihren mehlbestäubten Fingern geöffnet und ihn angefleht hatte, sie zu ficken, hatte nichts seine Erektion wieder herstellen können. Ihre Finger nicht und auch nicht ihr Mund.

      Später am Tag hatte seine Hand den Akt vollenden müssen.

      Bei einer anderen Gelegenheit war Botho über seine Köchin hergefallen, nachdem er sie bei der Zubereitung eines saftigen Wildschweinbratens beobachtet und dabei mit der rechten Hand die Vorfreude vergrößert hatte.

      Doch kaum hatte er sie auf den Rücken geworfen, ihr die Knie auseinander gedrückt und die feuchte Möse gefingert, war sein hartes Schwert zu einer schlaffen Peitsche geschrumpft. Seine Verblüffung, Enttäuschung, Scham ausnutzend hatte seine Köchin entsetzt das Weite gesucht und Botho wusste, dass er, selbst wenn er eine gebärfreudige Frau gefunden hätte, nie wieder für Nachwuchs würde sorgen können.

      Was hätte Albrecht II. jetzt wohl zu ihm gesagt? Botho sah hinauf zum Porträt an der Wand. Ein massiger Mann mit wallendem Vollbart starrte zu ihm herab. Es hieß, Albrecht habe damals einen Bären mit bloßer Hand erwürgt, der ihn bei einem Raubzug durchs Land hinterrücks angefallen hatte.

      Das war vor 1343 gewesen, bevor ihn die Quedlinburger in einem heimtückischen Komplott gefangengenommen und in einen Käfig gesteckt hatten. Raubgrafenkasten, hatten die Quedlinburger den Käfig spöttisch genannt. Raubgraf. Als wäre Albrecht II. nur ein Raubritter gewesen.

      Er spürte, nachdem er sich umgedreht hatte, die Augen seines Ahnen ganz deutlich im Nacken. Seht her, hätte Botho am liebsten gesagt, ich kann es noch, ich bin noch ganz das starke Geschlecht, nur ach, es geht nicht mehr.

      Schwing deinen Hintern auf dein Pferd und zeig ihnen, dass wir Blankenburger und Regensteiner mit wehenden Fahnen untergehen, wären vielleicht seine Worte gewesen. Wehende Fahnen. Die letzte Fahne war vor drei Jahren den Motten zum Opfer gefallen.

      Vielleicht war es wirklich keine gute Idee, seine letzten Tage mit Theodor auf Regenstein zu verbringen, statt im großen Blankenburger Schloss zu residieren. Andererseits war es dort noch leerer und einsamer, seit er alle Möbel verkauft und das Gesinde entlassen hatte. Selbst den Verwalter seiner Güter, der die Pacht mit harter Hand einzutreiben pflegte, hatte er von zwei Jahren entlassen, seit die Pacht immer spärlicher geflossen war. Die Hexen, die Wirtschaft, das Wetter, hatten seine Pächter geklagt.

      Sein Verwalter hatte mit Gewalt versucht, den Zehnt einzutreiben, so lange, bis ein Bauer bei Botho über Totschlag, Misshandlung und Willkür geklagt hatte.

      Von einem Tag auf den anderen hatte Botho die Aufgabe dem Amtmann der Stadt, Yorick von Bühler, übertragen, um seine Interessen als Landesherren in der Stadt zu vertreten. Von Bühler war der Cousin der Nichte einer angeheirateten Blankenburger Gräfin und stammte aus einem alten Adelsgeschlecht, das aber im Laufe der letzten Jahrhunderte durch einen überaus exzessiven Lebenswandel der Freiherren von Bühler so verarmt war, dass es alle seine Ländereien hatte verkaufen müssen. Graf Botho hatte damals viel Mitleid gehabt und ihn zum Amtmann erkoren.

      Von Bühler, ein tumber aber ehrlicher Mann, hatte ein Gefühl dafür, wo etwas zu holen war und wo es besser war, Milde walten zu lassen. Den Verwalter hingegen hatte er mit der Arkebuse im Anschlag vom Schloss gejagt.

      Nur Theodor war bei ihm geblieben, und das hatte vermutlich auch damit zu tun, dass er Botho einfach nicht verstanden hatte, weil er kaum noch etwas hörte.

      »Du bist entlassen«, hatte Botho mehr als einmal gerufen, und Theodor hatte ihm mehr als einmal ein Bad eingelassen. Irgendwann hatte Botho es aufgegeben und ihn sowie die Köchin mit nach Regenstein genommen.

      Köchin, ja, das war dann wohl auch Geschichte.

      Das Leben hatte nicht mehr viel übrig für ihn, und Botho, was er sich in manchen Momenten eingestand, hatte gleichfalls nicht mehr viel für das Leben übrig. Nicht für Baden und Kochen und die anderen alltäglichen Dinge, nicht für die Sorgen seiner Untertanen, die sicherlich unter Hunger litten, unter den Missernten und hohen Abgaben. Jeder lebt sein eigenes Leben, dachte der Graf bitter.

      »Ach ja.« Botho seufzte wieder. Das lustvolle Kribbeln in seinem Schwanz wurde stärker. Jetzt nur keinen Tropfen verschwenden. Die Augen brannten vor Müdigkeit. Seit Tagen fand er kaum Schlaf, wälzte sich unruhig auf seinem Nachtlager, stand nach wenigen Stunden Unruhe bereits wieder auf, stellte sich auf seinen Burgturm und sah zu, wie sich im Osten der Himmel erst grau färbte, dann rosa und wie schließlich die Sonne aufging.

      Manchmal steckte er sein hartes Schwert in alle Öffnungen, die auch nur im Entferntesten an die Möse der Bäckerin erinnerten. Einmal hatte er sich sogar dabei erwischt, wie er mit einem Schemel in der Hand vor dem Pferdestall stand.

      Ein Schritt weiter, hatte er gedacht, und du bist für alle Zeit für die Frauen verloren. Er hatte diesen Schritt dennoch gemacht, aber kaum hatte er sich auf den Schemel hinter sein Pferd gestellt, rettete ihn der Fluch. Innerhalb eines Wimpernschlags war die Erektion in sich zusammengefallen.

      Im ersten Moment hatte Botho nicht gewusst, ob er froh darüber sein sollte. Beschämt hatte er sich wie so oft eine Weile in den Rittersaal in seinen alten Sessel vor dem Fenster gesetzt, seine Pluderhose geöffnet und hinaus ins Land geblickt, bis es Zeit geworden war für das Ritual gegen die Weitsichtigkeit.

      Botho stieg mit der Hand an seinem steifen Schwert ein paar Stufen hinab in die Küche, suchte eine tönerne Schale und setzte sich an die Feuerstelle auf einen Hocker. Wieder hörte er Theodor in der Rüstkammer rumpeln. Etwas schepperte. Jemand fluchte heiser. Der gute alte Theodor.

      Mit der linken Hand hielt er die Schale, mit der rechten verstärkte er die Bewegungen. Seine Finger waren kalt, aber das machte ihm auch an diesem Morgen nichts aus. Der Gedanke an die Frau des Bäckers bewies Botho wieder einmal, wie wenig er zum alten Eisen zählte.

      Woher wollte der Bürgermeister überhaupt Bothos Lebensspanne kennen? Die konnte niemand vorhersagen. Irgendwann einmal musste es doch klappen, seinen Samen noch einmal dorthin zu vergießen, wo die Saat aufging. Er war grau und nicht mehr so ausdauernd, aber bekäme er in Schierekschestal hingegen einmal wieder ein Huhn vor seine Flinte, würde er es so richtig rupfen.

      Rupf, rupf, rupf. Botho schloss die Augen. Rupf, rupf, rupf.

      Die Armmuskeln spannten sich, Bothos rechter Arm war inzwischen zu seinem kräftigsten Körperteil geworden. Er stellte sich die Frau des

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