Walpurgisnackt. Sara Jacob

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Walpurgisnackt - Sara Jacob

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Degen zwischen den Schenkeln und die Tatsache, dass er immer ein großzügiges Trinkgeld hinterlegte, wenn er das Bad besuchte. Sie sei der einzige Grund für ihn zu kommen, hatte er ihr mehrfach zugeflüstert, und da er sich vor dem Beischlaf nur unwillig waschen ließ, glaubte sie ihm aufs Wort.

      »Johannes«, hörte er wieder seinen Vater rufen, »lass die Finger von der Magd.«

      Johannes seufzte, die Magd kicherte verlegen und machte einen Schritt zurück. Ihr dampfnasses Hemd ließ Brustwarzen erahnen und die dunkle Scham, an der Johannes seine Finger hatte und die feuchter war als der Weiher hinter der Bartholomäuskirche.

      »Ich komme gleich«, rief Johannes, obwohl er längst nicht mehr daran glaubte. In diesem Moment kam der Bader in den Raum, in der Hand einen leeren Laugeneimer. Kichernd verschwand die Bademagd und Johannes seufzte.

      Beim nächsten Mal, dachte er, beim nächsten Mal geh ich wieder alleine baden, und du wirst bis zur Bewusstlosigkeit gevögelt.

      Als Johannes in die Badestube trat, war seine Erektion längst wieder zusammengefallen. Die Erinnerung an das letzte Gespräch mit seinem Vater, der selbstgefällig mit dem Zinnkrug vor dem Bauch in seinem Zuber saß, war alles andere als erregend.

      Johannes wusste, was das ernste Gesicht zu bedeuten hatte. Seinem Vater gefielen das wahllose Herumvögeln in der ganzen Stadt nicht, seine Neigung zum übermäßigen Alkoholkonsum und nicht zuletzt die Schwärmereien für alles, was nicht bei drei auf den Kirschbäumen war.

      Zum Glück wusste niemand von Annegret. Was hätte er seinem Vater auch sagen sollen? Dass dieses schüchterne Mädchen nur den Ehrgeiz des größten Liebhabers von Blankenburgs angestachelt hatte? Nichts hätte seinen Vater beeindruckt.

      Hier ging es nicht um die Frage, ob ein Pferd sich wirklich leichter beschlagen ließ, wenn man es vorher mit der Nasenbremse ruhig gestellt hatte. Sein Vater brachte gleich die Zukunft seines Unternehmens ins Spiel, die Zukunft der Familie, die der ganzen Stadt und viel mehr, das Johannes in seinem jugendlichen Eifer gar nicht überblicken könne.

      Wie würde er es ihm sagen? Vater, mach dir keine Sorgen, ich will nur vögeln.

      Johannes setzte sich in einen Zuber mit heißem Wasser. Wie er diesen Zwang hasste. Er hasste seinen Vater, für den der Tag fast ausschließlich aus Arbeit bestand. Besitz wollte vermehrt werden, Handelsbeziehungen ausgebaut, neue Märkte erschlossen.

      Und wo blieb die Lust? Ob Fugger oder Filius: Es ging immer nur um das Geschäft.

      Der Vorsitzende der Handwerkerinnung polterte ungeduldig mit seinem Bierkrug.

      »Die Idee, Richard. Erzähl uns davon.«

      Der Bader brachte Bier und legte Holz auf das Kaminfeuer. Der Schornstein zog schlecht, ein offenes Fenster glich das aus. »Das läuft. Es nennt sich Aktiengesellschaft.«

      Widmann zog die Nase hoch. »Und was soll ich darunter verstehen?«

      Widmann, ein großer, hagerer Mann mit dünnem Haar, Adlernase und fliehendem Kinn, war der Stadtkämmerer - ein durch dieses Amt zu großer Machtfülle gelangter Kaufmann, dessen Frau vor zwei Jahren während der letzten Pestepidemie gestorben war.

      Eine Macht, die Widmann nur zum Wohle der Stadt einsetzte, so betonte Johannes' Vater gerne und häufig. Denn er wisse, dass, was gut für die Stadt sei, auch den Bürgern gut tue. Widmann wisse auf dem Kopf genau zu sagen, woher die Steuern kamen und wohin sie gingen. Ein guter Kämmerer, so sein Vater, müsse die Ausgaben der Stadt auf Heller und Pfennig, Taler und Kreuzer kennen.

      »Du kaufst Anteile an einem Unternehmen, gibst Geld und streichst den Gewinn ein.«

      »Ich soll mein Geld hergeben und kann das Unternehmen nicht selber führen?«

      »Das ist die Idee dahinter. Ein anderer hat ein Geschäftsmodell und kein Geld, du hast das Geld, nicht die Idee. Also bekommst du anteilig deinen Gewinn ausbezahlt. Das nennt sich Dividende.«

      Nowak schüttelte den Kopf. Nowak war Johannes immer rätselhaft geblieben. Und mit seinen Kindern, humorlosen Blagen, konnte er schon gar nichts anfangen. »Diviwas?«

      »Dividende. Das kommt von divido, lateinisch für Teilen.«

      »Das ist mir zu hoch. Wer will denn freiwillig sein Geld für ein Geschäft hergeben, das er nicht selbst kontrollieren kann?«

      »Ich, zum Beispiel. Die Ausgabe der Anteile an der Kompagnie beginnt erst in drei Jahren. Aber wenn ich mich nicht jetzt schon darum kümmere, schnappt mir ein anderer die Anteile weg.«

      »Rechnest du mit Gewinn?«

      »Ganz sicher. Ich mag die Holländer nicht, geht es jedoch um Geld...«

      Dülmen nickte langsam, Nowak eifrig, Widmann skeptisch. »Du hast dich ja nie geirrt«, sagte Solberg schließlich.

      »Ich habe den Anteil von euch allen bereits mit eingeplant. Die Namen unserer Familien werden bald den gleichen Klang haben, wie die der Fugger oder der Welser heute. Deren Zukunft sieht ja wiederum nicht so gut aus.«

      Johannes legte sich ein feuchtes Tuch über das Gesicht und schloss die Augen. Die Stimme seines Vaters, der jetzt von Baumwolllieferungen und Bernstein redete, blendete er aus. Er hatte wenig Muße, sich noch mit seinem Vater zu streiten. Stattdessen freute er sich, dass das warme Wasser bei dem Gedanken an Annegret eine harte Erektion gestattete.

      Die Macht der Musik

      Die Wagen der Zigeuner rollten aus dem Wald heraus. Rechts lag eine Wiese in der Abenddämmerung. Auf diese ließ der Rom seine Pferde traben. Kreisförmig formierten sich die Wagen auf der abschüssigen Lichtung, an deren Ostende, wo der Himmel bereits düster war, ein kleiner Bach floss.

      Malfoss sprang vom Bock und durchquerte das Rund, das sich jetzt zwischen den bunten Wagen erstreckte. Mit raschem Schritt, der für einen Mann seiner Leibesfülle erstaunlich behende war, legte er die kurze Distanz zum Waldrand zurück, an dessen Saum der Alchemist seinen Wagen abgestellt hatte. Faust legte Keile vor die Räder seines Karrens. Ein wenig entfernt von den anderen Wagen

      »Fremder, sagt mir«, sagte Malfoss mit einer Spur Feindseligkeit in der Stimme. »Was glaubt Ihr eigentlich, was Ihr da tut, hier bei uns, heute, frage ich? Um Gesellschaft haben wir nicht gebeten, hört Ihr?«

      »Ich raste«, erwiderte Faust freundlich. »Ich bin ebenfalls ein Vertriebener und suche Gemeinschaft, die nicht mit Steinen nach mir wirft und mich wegen dem, was ich bin, verfolgt. Oder seid Ihr feindselig allen anderen gegenüber, die nicht wie Ihr sind? Seid Ihr also wie die in Goslar?«

      Seufzend nickte der Rom, fahrige Handbewegung obendrein.

      »Und was könnt Ihr machen, frage ich Euch?«

      Faust beschloss, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. »Verschiedene Tinkturen für ein besseres Leben. Ich habe Salben gegen schmerzende Rücken, und auch Mittelchen, wenn der kleine Mann nicht mehr den Kopf heben will.«

      »Das können wir viel besser. Die Musik, wisst Ihr, ist ein größerer Verführer. Doch ist das alles, was Ihr zu tun vermögt?«

      »Auch Gold kann ich herstellen. Aber das, verehrter Herr, mache ich nur auf besonderen Wunsch und vor großem

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