Mississippi-Bilder. Gerstäcker Friedrich

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Mississippi-Bilder - Gerstäcker Friedrich

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und Bahn breche, oder willst Du hier warten und vielleicht meinen Notruf von dort drinnen hören, ohne mir zu Hilfe eilen zu können? – Denn versuchen muss und will ich es!“

       „Mein Bruder ist brav und mag den Versuch wagen, wenn er aber seinen Kopf wendet, wird er, wo er auch sei, in die Augen Tessakehs sehen“, antwortete der Indianer, und ohne weiter ein Wort zu verlieren, kniete Werner im Wasser, dicht an der Öffnung der Höhle nieder und leuchtete hinein. Kein besonderes Hindernis schien ihm entgegen zu stehen und die Büchse, den Lauf nach vorne, auf der linken Schulter mit der linken Hand, in der er das Licht trug, haltend, legte er sich auf den rechten Ellbogen nieder und kroch langsam in die schmale Mündung, von Tessakeh gefolgt, der sich, da er seine Flinte zurückgelassen hatte, leichter fortbewegen konnte. Wohl ragte nur Werners Kopf und der linke Arm mit der Schulter aus dem Wasser hervor, und er war genötigt, die Schnüre des Pulverhorns zwischen die Zähne zu nehmen, um dieses trocken zu halten, doch verfolgte er mutig und unerschrocken seinen gefährlichen dunklen Weg und erreichte, nachdem er etwa 30 – 40 Schritt auf solch unbequeme Art fortgekrochen war, zwar ganz durchnässt und vor Frost zitternd, aber doch wohlbehalten, den trockenen Teil der Höhle, die sich hier in die Höhe zog und in drei verschiedenen Mündungen auslief. Tessakeh war in demselben Augenblick, als er sich erhob, und den offenen Raum betrat, an seiner Seite und schüttelte sich wie ein Hund, der eben dem Wasser entstiegen ist; dann vorsichtig mit seinem Lichte umher leuchtend, betrachtete er mit vieler Aufmerksamkeit den weichen Boden, in dem eine Unmasse verschiedener Fährten eingedrückt waren, und wandte sich nun lächelnd zu dem weißen Freunde, der seinen Gürtel abgelegt hatte, sein Jagdhemd auszog und ausrang und seine Büchse untersuchte, ob sie nicht, trotz aller Vorsicht, durch eine unbeachtete Bewegung feucht geworden wäre.

       „Die Jäger haben oft die Höhle gefunden, aber mein Bruder und Tessakeh waren nie unter ihnen; sie haben ihre Feuer am Eingange angezündet, aber bis hierher hat keiner einen Funken getragen; sie sind wie der Wolf, der das Lager des schlafenden Jägers umschleicht – sie wittern das aufgehangene Wild, aber sie fürchten den Blick des Menschen.“

       „In welcher von den drei Höhlen mag die Bestie nun stecken?“, frug Werner, indem er das ausgerungene Jagdhemd wieder anzog und den Gürtel mit dem Messer darin umschnallte. „Sie sehen eine wie die andere aus und scheinen, hol’s der Henker, alle drei gleich unbequem.“

       Tessakeh hatte unterdessen seine Beobachtungen fortgesetzt und jetzt auf eine breite Fährte zeigend, die in die linke Öffnung hineinlief und wo die eingehenden Spuren in die der ausgehenden eingedrückt waren, rief er, indem er genau die Tapfen beleuchtete und die Knöchel seiner rechten Hand darauf hielt, um die Größe des Feindes danach zu erkennen:

       „Hier!“ Und die gebogenen Finger der Rechten, nach dem Maß der Fährte gespreizt, seinem Kameraden entgegenhaltend, fuhr er fort: „Er ist groß und schwer, seine Ballen sind tief eingedrückt und er wird schlafen!“

       „Nun, wenn er schläft, Tessakeh“, entgegnete Werner, der jetzt mit seinen Zurüstungen fertig geworden war und eben ein neues Zündhütchen aufsetzte, um seines Schusses gewiss zu sein, „dann haben wir leichtes Spiel, und es wird mehr Mühe kosten den alten Burschen ans Tageslicht zu schaffen, als ihn zu erlegen. Aber“, fuhr er fort, indem er sein Licht vom Boden aufnahm, „wir dürfen keine Zeit mehr verlieren, Redham wird da oben schreckliche Langeweile haben, und ich hätte doch gerne, dass wir noch zum Abendessen ein tüchtiges Stück Fleisch am Feuer braten sähen.“

       „Zum Abendessen?“, sagte Tessakeh lächelnd. „Unser Bruder wird die Sonne über die Gebirge kommen sehen, und immer noch am Feuer liegen und unser warten. Die Höhle ist eng, und hart werden wir arbeiten müssen, ehe wir die Last hinauf schaffen können.“

       „Das sind schlechte Aussichten“, murmelte Werner für sich hin, dem die nassen Kleidungsstücke, die Tessakeh gar nicht zu beachten schien, eben nicht behaglich am Körper saßen, „hier ist aber kein anderer Weg als vorwärts, frisch darauf zu denn – je länger wir hier zögern, desto später kommen wir zu Ende – und nun, Tessakeh, go ahead!“

       „Will mein Bruder mir die kurze Büchse anvertrauen und meiner Fährte folgen?“, fragte der Indianer stehen bleibend.

       „Nein, nein, so war es nicht gemeint, Tessakeh“, entgegnete dieser, „ich krieche voran und verdammt will ich sein, wenn Du Furcht an mir bemerken sollst; nein, wenn mir auch für einen Augenblick die Aussicht auf ein langes Fasten nicht recht behagen wollte, so war das keineswegs aus Furcht oder sonstiger Besorgnis! – Hab Acht auf das Licht, dass wir im Hellen bleiben, denn Dunkelheit wäre weniger angenehm hier unten, und nun – mit Gott!“

       Bei den letzten Worten hatte er sich dem Eingang der linken Höhle genährt und kroch, die Büchse vor sich her schiebend, das Licht in der linken Hand haltend, vorwärts, von Tessakeh gefolgt, der, als er jenen entschlossen sah, den engen Raum zuerst zu betreten, kein Wort weiter erwiderte und ganz zufrieden damit schien, dass der junge Mann die größte Gefahr freiwillig und gern übernahm.

       Die Höhle war im Anfang so geräumig, dass beide Männer wenigstens auf den Knien fortkriechen konnten, nach etwa 50 Schritten aber wurde sie mit dem Fuß, den sie vorrückten, niedriger und der obere Teil senkte sich zuletzt bis auf 12 Zoll herab, so dass Werner, der eine kräftige, starke Brust und breite Schultern hatte, kaum hindurch konnte; dennoch presste er vorwärts, da er im weichen Grunde sah, dass der Bär ebenfalls durch diesen Engpass gekommen war, und erreichte wieder einen, um einige Zoll höheren Teil. Hier aber stellte sich ihnen eine neue Schwierigkeit entgegen, denn obgleich die Höhle geradeaus weiter in den Berg hineinlief, öffnete sich doch dicht vor ihnen eine brunnenartige Kluft, die, wenn auch nicht breiter als der Gang, in dem sie fortgekrochen waren, doch wohl fünf Fuß lang und Gott weiß wie viele tief sein mochte, denn Werner, obgleich er auf Armeslänge sein Licht hinunter hielt, konnte nichts als dichte Finsternis erkennen.

       „Hört mein Bruder den Bär?“ fragte Tessakeh, als er bemerkte, dass jener sich nicht weiter bewegte.

       „Nein, aber eine Schlucht ist hier, von der ich gerne erst wissen möchte, wie tief sie ist, ehe ich mich hinüber wage; ich weiß freilich nicht, auf welche Art, denn ich kann den Boden nicht sehen und habe auch keinen Stein hier zum Hinabwerfen.“

       „Auch keine Kugeln in der Tasche?“, erwiderte lakonisch der Indianer.

       „Recht, Tessakeh, an die dachte ich nicht, fünfe werde ich hier unten nicht verschießen“, erwiderte Werner, und nahm zu gleicher Zeit eine derselben aus einer kleinen, mit einer Klappe versehenen Tasche im Jagdhemd, die er in die Schlucht fallen ließ. Diese musste aber wohl einige dreißig Fuß tief sein, denn lange dauerte es, ehe der dumpfe Fall ins Wasser heraufschallte. Durch den Erfolg keineswegs beruhigt, rief er aus: „Hallo – das sind böse Aussichten, denn wenn ich auch wirklich durch Anklammern an beiden Seiten hinüber komme, wie zum Henker wollen wir den Bären zurückbringen? Ich weiß in der Tat jetzt nicht, was ich tun soll.“

       „Vorwärts, wenn es irgend möglich ist“, erwiderte Tessakeh, „es ist schwer, einen Vogel zu wiegen, wenn er in der Luft schwebt: wenn Tessakeh das Blut des erlegten Wildes sieht, wird er auch wissen, wie es ans Tageslicht gebracht werden kann!“

       „Gut, wenn Du meinst“, sagte Werner, „ich bin dabei, Du sollst es aber zu verantworten haben, wenn all‘ unsere Mühe und Arbeit umsonst war.“ Mit diesen Worten presste er, die Büchse sich um den Hals hängend, beide Ellbogen und Knie gegen die rauhen Wände der Höhle, und, fast in der Luft schwebend, den tiefen Abgrund unter sich, in den ihn das Nachlassen einer Sehne gestürzt haben würde, vorsichtig Zoll für Zoll fortrückend, erreichte er den anderen, abgerissenen Teil oder vielmehr die Fortsetzung des Ganges, die so eng war, dass er sich kaum umdrehen konnte, den Weg zu besehen, den er zurückgelegt hatte. Ohne auf den Indianer zu warten, den er hinter sich glaubte, kroch er weiter und folgte der Fährte, die auch hier deutlich im nicht

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