Mississippi-Bilder. Gerstäcker Friedrich

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Mississippi-Bilder - Gerstäcker Friedrich

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durch Euer Beten erweicht?“, lachte Beauvais.

       „Kommt schnell heran, nehmt uns auf; mein Negermädchen ist mir hier vom Boote weg durch den weißen Nigger gestohlen, und vor kaum drei Minuten sind sie erst fort, wir müssen sie einholen.“

       „Kommt herein denn, schnell!“, rief der Creole, das Boot an die Fähre anlenkend. „Und wenn meine vier Burschen den bleichen Schurken nicht in zehn Minuten haben, so will ich mein Leben lang keinen Gumbo12 mehr anrühren, und Doktor“, fuhr er lachend fort, „das würde mir so sauer werden als Euch, wenn Ihr dem Brandy entsagen solltet.“

       Mit unglaublicher Schnelle verließ das Segelboot, das den Doktor, den Master und den anderen Pflanzer aufgenommen, die gestrandete Fähre und flog der Mitte des Stromes zu, um die Flüchtigen einzuholen.

       „Ich höre das Ruder!“, rief der Master, der, die Hände hinter die Ohren haltend, einen Augenblick gelauscht hatte. „Ich höre das Ruder deutlich, gerade unter jenem hellen Stern. So – noch ein wenig rechts!“, rief er, als Beuvais schnell seinen Lauf danach änderte. „So – jetzt sind wir auf der Spur; nun, meine Burschen, streckt Euch!“

       Das Boot berührte kaum die Wasserfläche und hoch auf spritzte der weiße Schaum am Bugspriet.

       Unterdessen war Alfons nicht müßig gewesen; große Schweißtropfen perlten ihm an der durch die übermäßige Anstrengung des Ruderns erhitzten Stirn, und lange war kein Wort zwischen den Liebenden gewechselt; jetzt brach Selinde das Schweigen und flüsterte leise und bebend:

       „Ich habe Dich verraten, Alfons, mein weißes Kleid zeigte den Verfolgern unser Versteck – oh, wie bin ich unglücklich!“

       „Mein armes Mädchen“, tröstete sie Alfons, ohne einen Augenblick in seiner Arbeit nachzulassen, „beruhige Dich, ich entgehe ihnen dennoch; wäre nur das Segelboot nicht; ich hörte aber, wie sie es anriefen, und ich fürchte, wir werden landen und uns im Sumpfe verbergen müssen. Ich möchte ihnen nicht gern auf dem Wasser in die Hände fallen.“

       „Aber sie müssen uns hören, Alfons“, seufzte das Mädchen, „die bösen Ruder knarren so, das tönt gar weit über das Wasser; ich höre das Boot ebenfalls hinter uns.“

       „Ich habe nichts, um die Ruder zu umwickeln – jeder Augenblick, den ich verzögere, bringt uns dem gewissen Verderben näher“, sprach leise Alfons.

       „Mein Kleid hat uns verraten, mein Kleid mag uns retten“, lächelte das Mädchen unter Tränen hervor, riss das dünne Zeug in Streifen herunter und legte es unter die Ruder. Geräuschlos glitt jetzt das Boot über die ruhige Wasserfläche, und leise betend sank die schlanke Gestalt des armen Kindes im Stern des kleinen Bootes nieder.

       „Verdamm‘ die Hunde!“, rief der Doktor, als die Neger einen Augenblick rasteten und alle aufmerksam, aber vergebens horchten, um aufs Neue einen Ruderschlag der Entflohenen zu hören. „Nichts rührt sich mehr.“

       „Dort unten treibt ein Flatboot“13, rief der Master, „vielleicht haben die Leute darauf etwas von den Flüchtigen gesehen.“

       Sie steuerten, als kein Laut weiter gehört ward, schnell auf das unbehilfliche Fahrzeug zu, das sie auch gar bald erreichten, und der Doktor rief es ohne weiteres an:

       „Habt Ihr ein Boot gesehen?“

       „Etwa hundert Schritt an uns vorbei ruderte einer.“

       „Welche Richtung?“

       „Mehr nach dem Lande zu.“

       „Wer saß darin?“

       „Weiß nicht“, rief der Flatbootmann. „Ihr sucht einen weggelaufenen Sklaven?“

       „Jawohl, Freund“, antwortete Beauvais, „woher wisst Ihr das?“

       „Gut, ich denke, Ihr seid auf der rechten Fährte, der Bursche, der hier hinunterging, hatte die Ruder umwickelt, kam mir gleich verdächtig vor.“

       „Sie sind es!“, schrie der Doktor. „Jetzt tapfer, meine Burschen, streicht aus!“

       „Ihr sagtet, sie hielten sich nach dem Lande zu?“ frug der Master noch einmal zurück, als das Segelboot von dem Flatboot hinwegschoss.

       „Ja“, lautete die Antwort, und zum dunklen Ufer hin, aber immer noch in etwas die Strömung benutzend, eilten die Verfolger dem unglücklichen Alfons nach, der sich wirklich näher dem Lande zugewendet hatte, um im Notfall das schützende Dunkel des Waldes zu erreichen.

       Mehrere Minuten war das Segelboot so im wahren Sinne des Wortes über die Stromfläche fortgesprungen, als der Master, der im Vorderteil kauerte und aufmerksam über den Wasserspiegel hinschaute, in die Höhe sprang und ausrief:

       „Dort sind sie, ich sehe das Boot!“

       „Hurra, meine Burschen, greift aus!“, schrie der Doktor. „Und Ihr, Master, gebt mir Euer Messer, ich will dem bleichen Nigger einmal zeigen, was es zu bedeuten hat, in Louisiana einen Neger zu stehlen.“

       Der Angeredete griff auch, ohne weiter ein Wort zu erwidern, unter seine Weste, holte sein langes Jagdmesser hervor und reichte es dem Doktor, der es aus der Scheide riss und jubelnd schwang.

       Alfons hatte mit fast übermenschlicher Anstrengung seine Bahn verfolgt, als er aber die Ruderschläge der Verfolgenden immer näher und näher kommen hörte und nun einsah, dass er selbst nur noch eine kurze Zeit das seine Kräfte übersteigende Rudern würde aushalten können, wandte er sich näher zum Ufer. Hatte er den Wald einmal erreicht, so war alle Verfolgung im Dunklen und ohne Hunde unmöglich gemacht. Da – als Alfons seine letzten Kräfte anstrengte, das Werk zu vollenden, als er die Verfolger schon dicht hinter sich sah – brach ihm das rechte Ruder und sein Boot flog herum.

       Beauvais und der Master erkannten augenblicklich, dass der Flüchtling in ihren Händen sei, und stießen ein Freudengeschrei aus. Der Erstere wandte sich nur noch an den Doktor und rief diesem ermahnend zu: „Bringt ihn nicht um!“, als das Boot auch schon an das andere hinan schoss und jener mit erhobenem Messer jubelnd hinübersprang.

       Er sollte aber seinen Triumph nicht lange genießen, Alfons, wohl wissend, dass für ihn alle Hoffnung verschwunden sei, und fest entschlossen, nicht lebendig in die Hände seiner Peiniger zu fallen, war, mit dem Ende des abgebrochenen Ruders in der Hand, das er hochgeschwungen über seinem Kopfe hielt, auf das Sitzbrett gesprungen, und von schwerem Schlage getroffen, stürzte der Doktor rückwärts in das Boot, während das Messer seiner Hand entfiel und in den Fluten versank.

       Beauvais, der im Begriff war, dem Doktor zu folgen, würde ein gleiches Schicksal mit dem Ersteren geteilt haben, hätte nicht der Master, der sich wohl hütete, in den gefährlichen Bereich des Ruders zu kommen, eine Pistole gezogen und sie schnell und besonnen auf den frei Dastehenden abgedrückt.

       Beim Krach des Gewehres zuckte der Schwergetroffene zusammen, das wieder erhobene Ruder entfiel seiner Hand, und für einen Augenblick stand er aufrecht da, starr und fest zum Himmel empor sehend, dann stöhnte er „Selinde!“ und sank rückwärts in die Flut.

       „Alfons!“, rief das Mädchen mit herzerschütterndem Schrei und folgte mit Gedankenschnelle dem Sinkenden, aber Beauvois, dies noch zur rechten Zeit gewahrend, sprang in das kleine Boot, und das weiße, flatternde Unterkleid erfassend, ehe es verschwand, zog er mit Hilfe seiner Leute die Ohnmächtige an Bord zurück.

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