MICHAEL STUHRS FANTASY-DOPPELBAND. Michael Stuhr

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MICHAEL STUHRS FANTASY-DOPPELBAND - Michael Stuhr

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war von dieser Entwicklung der Dinge so erschüttert, dass er sogar zu schreien vergaß. Mit offenem Mund stand er da und starrte auf den lächerlich schmalen Spalt, in dem sein rechter Arm steckte. Noch spürte er keinen Schmerz.

      Zaghaft versuchte er mit der anderen Hand, den Deckel wieder anzuheben. Nichts rührte sich. Er verstärkte den Druck, bis er all seine Kraft einsetzte. Umsonst!

      Langsam kehrte das Gefühl in seinen Arm zurück. Es war zuerst, als würden seine Fingerspitzen in kochendem Wasser stecken. Nach wenigen Augenblicken war es schon die ganze Hand, die auf einem glühenden Holzscheit lag. Dann loderte eine ungeheure Schmerzwelle bis in seine Schulter hoch.

      Llauk ging keuchend vor der Truhe in die Knie, peinlich bemüht, seinen eingeklemmten Arm nicht zu bewegen. Hinter ihm polterte es. Voller Panik sah er, dass schon drei der vier Keile neben der Ladeluke auf den Planken lagen, da flog auch der letzte Keil heraus und der Deckel hob sich.

      Llauk konnte es nicht ändern. - Sein Körper machte von ganz allein kleine sinnlose Fluchtbewegungen. Er fühlte sich wie ein Tier in der Falle. - Wie ein sehr kleines und verletzliches Tier.

      Augenblicke später Stand Sed eb Rea schweigend vor ihm. Er sah fast traurig aus, wie er so mit schiefliegendem Kopf dastand. "Stoffmacherlein", sagte er mit ruhiger Stimme, "...wäret Ihr ein schlechter Mensch, ich könnte Euch achten. Aber Ihr seid nicht schlecht. - Noch nicht einmal das. - Ihr seid nur dumm. - Ich frage mich langsam wirklich, ob Ihr für meine Pläne brauchbar seid."

      "Helft mir, Herr", verlangte Llauk flüsternd. "Bitte!"

      "Warum?" Sed eb Rea reckte sich gründlich und setzte sich dann gemütlich in seinen Korbsessel.

      "Bitte!", wiederholte Llauk nur, weil ihm auch kein Grund einfiel.

      "Helft diesem Wurm!", befahl der Kapitän den beiden Matrosen, die sich inzwischen ebenfalls aus dem Laderaum herausgearbeitet hatten.

      "Sollen wir den Deckel anheben, oder einfach seinen Arm abhacken?", wollte einer der Männer wissen.

      Sed eb Rea schien den Vorschlag ernsthaft zu überdenken.

      Llauk spürte, dass er kurz davor war, ohnmächtig zu werden.

      "Hebt den Deckel an", entschied der Kapitän schließlich. "Der Kerl hat mich zu viel gekostet. Er muß noch arbeiten."

      Murrend mühten die beiden Matrosen sich mit dem Deckel ab; die andere Lösung wäre ihnen offensichtlich lieber gewesen. Doch so sehr sie sich auch anstrengten, der Spalt vergrößerte sich höchstens um einen Fingerbreit. Llauk bekam seinen Arm nicht frei. Erst als Sed eb Rea aufstand und mit anfaßte, gelang es endlich, den Deckel so weit hochzudrücken, dass der schwere Stein, der an dem Seil hing, wieder an seinen Platz rutschte. Sed eb Rea drückte mit einer Hand das Kantholz wieder an seinen Platz. Der Schmerz schoss in den Arm wie feurige Glut, und Llauk stürzte ohnmächtig auf die Planken der Großen Geliebten.

      "Ah, seid willkommen!" Der Tuchhändler sprang auf und eilte den Ankömmlingen entgegen. "Kommt herein und nehmt Platz. Meine Frau wird Tee bringen und Wein. Hattet ihr eine gute Fahrt? Euer Bote war schon vor elf Tagen hier. Ich kann noch gar nicht begreifen, dass es jetzt schon so weit ist. Ja, Tuche aus Estador sind die besten! Setzt euch, setzt euch. - Irna, bring den Tee! - Hattet ihr eine gute Reise? Wie war das Wetter?" - Der Mann plapperte aufgeregt weiter, während seine Frau nervös lächelnd den Tee servierte.

      Llauk sah Sed eb Rea bedeutungsvoll an, als er sich vorsichtig setzte. Sein angebrochener Unterarm tat bei jeder Erschütterung furchtbar weh.

      Der Kapitän reagierte nicht auf Llauks Blick. Ganz auf den Gastgeber konzentriert, zeigte er sein liebenswürdigstes Lächeln. "Wir freuen uns, dass wir einen so guten Geschäftspartner gefunden haben, Herr!", unterbrach er den Redefluß des Mannes. "Doch lasst mich zuerst den Mann vorstellen, in dessen Haus Ihr in Sordos wohnen werdet: - Llauk! Stoffmacher und Kaufmann aus Idur, in eurem schönen Estador."

      "Schön, dich kennenzulernen!" Erfreut sprang der Mann auf, ergriff über den Tisch hinweg Llauks Hand und schüttelte sie heftig.

      Llauk jaulte auf, wie eine getretene Katze.

      "Was hast du denn?" Irritiert ließ der Mann die Hand los.

      "Herr Llauk hat leider einen kleinen Unfall im Hafen gehabt", behauptete der Kapitän. "Ein Karren ist über seinen Arm gerollt."

      "Schlimm, schlimm", stellte der Mann fest. "Aber wie kann denn so etwas passieren?"

      "Hingefallen", preßte Llauk mit zusammengebissenen Zähnen hervor.

      Der Kaufmann schüttelte verständnislos den Kopf. Dann kam er auf die Frage, die ihn schon seit Wochen beschäftigte: "Du bist also wirklich bereit, meinen ganzen Warenbestand aufzukaufen und mir dein Haus in Sordos zu überlassen, nur damit du hier in meiner Wohnung deine Geschäfte betreiben kannst?"

      Llauk nickte stumm und betrachtete mit Tränen des Schmerzes in den Augen seine mißhandelte Hand.

      "So ist es, Herr!", bestätigte Sed eb Rea. "Ihr betreibt in Sordos die Handelsniederlassung des Herrn Llauk, der Euch dafür Euren gesamten Bestand an Tuchen gegen blankes Geld abkauft. Weiterhin setzt Herr Llauk Euch ein Gehalt in Höhe von zehn Bronzestücken täglich aus, damit Ihr seine Stoffe in Sordos an den Mann bringt und ihm Eure Wohnung im Tausch überlasst."

      "Und meine Wohnung hier in Thedra bleibt mir erhalten?"

      "Der Vertrag gilt für fünfhundert Tage. Wann immer Ihr danach zurückkehren wollt, könnt Ihr es tun, Herr!"

      Der Kaufmann verständigte sich durch einen kurzen Blick mit seiner Frau. Offenbar war sie einverstanden, denn er begann bedächtig mit dem Kopf zu nicken. "Wenn Ihr bereit seid, können wir zum Obmann des Felsens gehen und den Pakt besiegeln. Eine thedranische Handelsniederlassung in Sordos! Ich habe schon mit dem Obmann darüber gesprochen. Die Idee gefällt ihm gut."

      "Dann lasst uns keine Zeit verlieren, Herr!" Der Kapitän stand auf. "Gehen wir zum Obmann und dann könnt Ihr anfangen zu packen. - Viel ist es ja nicht, was Ihr braucht. Das Haus des Herrn Llauk ist mit allem ausgestattet."

      "Tja, äh ..." Der Kaufmann druckste herum und wußte nicht, wie er beginnen sollte. "Das Geld, ich meine, für die Ware, äh ..."

      "Wieviel müßt Ihr haben für Euren Warenbestand, Herr?", half Sed eb Rea.

      "Eintausendfünfhundert, äh ..." Das schlechte Gewissen war dem Mann förmlich anzusehen.

      "Seid Ihr damit einverstanden, Herr?", wollte der Kapitän von Llauk wissen.

      Der sah sich in der Höhle um. Die Tuche, die er sah, waren bestenfalls neunhundert wert. - Aber schließlich suchten sie ja einen Dummen, und dieses eine Mal wollte er seine Sache gut machen. "Kein Problem", meinte er mit gönnerhaftem Gesicht und wollte seine Worte mit einer lässigen Handbewegung unterstreichen, ließ es dann aber mit einem unterdrückten Wehlaut doch ganz schnell sein.

      Auch bei dem Obmann verlief das Gespräch ganz nach Wunsch. Sed eb Rea sprach, und Llauk nickte ab und an bestätigend oder gönnerhaft. Jedenfalls war der Vertrag jetzt unter Dach und Fach. Sed eb Rea setzte den Abfahrtstermin auf übermorgen früh fest, und der Händler ging heim, um seine Sachen zusammenzupacken.

      Wie zwei Freunde kehrten Llauk und der Kapitän auf das Schiff zurück.

      Llauk

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