Die Pferdelords 10 - Die Bruderschaft des Kreuzes. Michael Schenk
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Die schöne Frau kam in Begleitung eines Mannes zurück, der die Lederschürze eines Schmiedes trug. Er war kräftig, wie man es von einem Mann dieses Handwerks erwartete, und hatte ein freundliches Gesicht, doch er war sicherlich nicht Halpert.
„Ich bin Halpert“, sagte der Fremde. „Ihr wolltet zu mir? Braucht Euer Pferd einen neuen Beschlag?“
Hendel starrte den Mann mit offenem Mund an, bevor er sich fing.
„Ihr … Ihr seid nicht Halpert“, stammelte er schließlich.
Der Schmied grinste. „Ich werde wohl wissen, wer ich bin, guter Herr.“
„Jedenfalls seid Ihr nicht Halpert. Das werde ich wohl weit besser wissen“, sagte Hendel erregt. „Ich bin sein Bruder und kenne ihn von Kindesbeinen.“
Das Gesicht des Mannes verzog sich zu einem schiefen Lächeln. „Dann seid Ihr Hendel?“
„Selbstverständlich bin ich das.“ Hendel wurde ärgerlich. Welchen Spaß erlaubte man sich hier mit ihm? „Ich bin den weiten Weg von Alneris hierhergekommen, um meinen Bruder zu besuchen. Ihr seid nicht mein Bruder. Was, bei den Finsteren Abgründen, geht hier vor?“
Der Mann sah ihn nachdenklich an. „Von Alneris? Ja, das ist wahrhaftig ein weiter Weg. Es wäre besser für Euch gewesen, ihn nicht zu gehen.“
„Was, verdammt, soll das heißen?“ Hendel beschlich plötzlich ein ungutes Gefühl.
Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück und zuckte zusammen, als er ein leises Räuspern hinter sich hörte. Erschrocken fuhr er herum und sah die schöne Frau, die eine Kappklinge in den Händen hielt.
„Was … Was hat das zu bedeuten?“, keuchte er.
„Dass wir Euch den Rückweg ersparen“, antwortete sie mit sanfter Stimme.
Die Kappklinge zuckte so schnell herum, dass Hendel zu keiner Bewegung kam.
Für einen Moment schien die Schmiede um ihn zu kreisen, bis sein Kopf auf dem Boden aufschlug und seine Augen für immer erstarrten.
Kapitel 4
Einst hatte das Pferdevolk weit im Westen in der Nähe der Küste gelebt. Seine Stämme wohnten in runden Wehrdörfern, den Weilern, und machten sich gegenseitig das Leben schwer, denn ein Kämpfer konnte sich nur bewähren, wenn er die Pferde eines anderen Clans raubte. Dann veränderte sich das Land. Der Sand bedeckte die fruchtbaren Grasebenen und ausgedehnten Wälder, und mit dem Sand kamen die Barbaren. Der erste König einte die zerstrittenen Stämme des Pferdevolks unter seinem Banner, doch es war zu spät, um die Krieger der Sandclans zu besiegen. Das Pferdevolk musste seine Heimat verlassen und floh nach Osten, wo es das verlassene Land der Zwerge übernahm. Es überlebte den Krieg gegen den Schwarzen Lord, und als das Schlachten ein Ende hatte, stand es in Waffenbruderschaft mit dem Königreich von Alnoa.
Aus den alten Clans entstanden die Marken, die von ihren jeweiligen Pferdefürsten regiert wurden und dem König verpflichtet waren. Die militärische Macht des Pferdevolkes basierte auf seinen Pferdelords. Männern, die der Treueid zum Waffendienst rief und die mit Stolz den grünen Umhang der Kämpfer trugen, wenn das Horn sie zur Schlacht rief.
Vor vielen Jahren war es aus Eifersucht zum Zwist zwischen dem damaligen König des Pferdevolkes und dessen Bruder Garodem gekommen. Um Blutvergießen zu verhindern, war Pferdefürst Garodem mit jenen, die ihm zu folgen bereit waren, in das Gebirge von Noren-Brak gezogen. Hier, im Schutz mächtiger Berge, hatte er eine Reihe fruchtbarer Täler gefunden und die Hochmark des Pferdevolkes gegründet. Im größten Tal waren die Stadt und die Festung Eternas entstanden, umringt von ertragreichen Feldern. Kleine Siedlungen, die Weiler, standen in den anderen Tälern. Auf Familiengehöften wurden Schafe und Hornvieh gezüchtet. Die Abgeschiedenheit der Hochmark schützte sie lange Zeit vor Feinden, und die Menschen vermehrten sich und ihre Siedlungen wuchsen.
Vor dreißig Jahren bedrohte der Sturm der Orks erneut den Frieden. Garodem blieb dem Eid der Pferdelords treu und stand den anderen Marken zur Seite. Sein Bruder fiel in der Schlacht um die alnoische Königsstadt Alneris. Der Pferdefürst verzichtete auf die Krone, überließ sie dem Sohn des Bruders und kehrte in seine Hochmark zurück.
Nach vielen Kämpfen schien wieder Frieden einzukehren. Ein brüchiger Frieden, denn niemand glaubte ernsthaft, dass der Schwarze Lord der Orks sein Vorhaben, alle Feinde zu vernichten, jemals aufgeben würde.
Als damals der neue Krieg gegen die Orks begann, war Nedeam ein Knabe gewesen. Inzwischen waren dreißig Jahre vergangen und aus dem Knaben war ein stattlicher und erfahrener Krieger geworden. Er war nun zweiundvierzig Jahre alt, doch wer ihn ansah, hätte ihn für allenfalls Mitte der Zwanzig gehalten. Beides entsprach auf wunderliche Art der Wahrheit. Im Alter von dreiundzwanzig Jahren hatte er im elfischen Haus des Urbaums gegen ein Graues Wesen gekämpft, einen jener unheimlichen Magier, die dem Schwarzen Lord gegen die Menschen und ihre Verbündeten zur Seite standen. Als das Graue Wesen starb, war Nedeam auf seltsame Weise mit ihm verbunden gewesen. Ein Teil der Fähigkeiten des Zauberers ging auf den jungen Pferdelord über. Seine Wunden heilten nun weit besser und schneller, zudem schien er nicht mehr zu altern. Auch die Fähigkeit, Auren zu sehen, war hilfreich, da sie auf Gefahren hinwies. Doch diese Gabe konnte Nedeam nicht kontrollieren. Manches Mal hatte sie ihn vor einer Bedrohung gewarnt, doch ebenso oft versagte sie.
Dennoch war Nedeam dankbar dafür, dass er mit dem Grauen verschmolzen war, denn die unerwartete Langlebigkeit führte ihn und die Liebe seines Herzens zusammen. Llaranya war eine Elfin aus dem Hause Deshay und hatte lange gezögert, ihrer Liebe zu einem vergänglichen Menschen nachzugeben. Nun waren sie nach elfischer Zeremonie im Bund der Ehe vereint und hatten manches Abenteuer Seite an Seite bestanden.
Im Norden des Tales von Eternas erhoben sich die Stadt und die gleichnamige Festung. Hier führte der Pass des Eten in das neue Reich der Zwerge, dann weiter zu der nördlichen Öde von Rushaan und bis hinauf in das im Eis verborgene Land von Julinaash. Der Fluss Eten teilte das Tal von Eternas. Zu seiner Linken lagen die Stadt und die Burg des Pferdefürsten. Am Flussufer erstreckten sich die Handwerksbetriebe, Gerbereien, Töpfereien und Schmieden. Hier stampften am Tag die Brennsteinmaschinen, um in der Nacht zu schweigen. Dann folgte die Stadt mit ihren meist zweigeschossigen Häusern und ihren engen Gassen und Straßen. Hier herrschte reges Treiben, denn der Handel mit den anderen Marken und den Zwergen blühte. Selbst Händler aus dem fernen Reich Alnoa kamen in die Hochmark.
Traditionell errichtete das Pferdevolk seine Häuser aus dem sonst überreichlich vorhandenen Baustoff Holz. In der Hochmark war man jedoch gezwungen gewesen, auf Stein zurückzugreifen. Der Handel mit den anderen Marken führte inzwischen zur Lieferung der verschiedensten Hölzer, und viele Häuser zeigten nachträglich angebrachte Zierelemente und Schnitzereien.
Um die Stadt lagen die Getreidefelder und der fruchtbare Boden erlaubte zwei Ernten im Jahr. Garodem und seine Gemahlin Larwyn hatten die Hochmark zur Blüte geführt. Sie waren vorausschauend vorgegangen, denn sie wussten, dass die Mark nur eine begrenzte Zahl von Menschen ernähren konnte. So war die Zuwanderung aus den anderen Marken streng reglementiert. Der Grund lag in der isolierten Lage der Hochmark. Der Zugang war nur über den Nordpass des Eten und den Südpass möglich. Im Kriegsfall konnten diese Lebensadern blockiert werden, und dann musste die Hochmark in der Lage sein, all ihre Bewohner eigenständig zu versorgen.
Als Pferdefürst Garodem bei einem tragischen Treppensturz ums