In Amerika. Gerstäcker Friedrich
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Und nicht allein die älteren Pflanzer fanden sich zu dieser Versammlung ein, nein auch die Söhne fehlten nicht und schienen fast ein größeres Interesse dabei zu haben als ihre Väter. Ihnen besonders war die Zukunft, die sie sich oft schon so rosig ausgemalt, vollkommen abgeschnitten, und ein Leben harter Arbeit lag vor ihnen, wo sie nur von Lust und Überfluss geträumt. – Auswandern? Und in ein Land, wo es keine Sklaven gab? – Der Gedanke war ihnen fürchterlich. Und was sollten sie dort? Selber den Acker bestellen? Lächerlich, wo sie sich bisher selbst ihren Kammerdiener gehalten und viele von ihnen nicht einmal verstanden, ihr eigenes Pferd zu satteln. Aber sie mussten und wollten wenigstens wissen, was die „Alten“ beabsichtigten, um danach später ihre eigenen Maßregeln zu ergreifen. Sie glaubten noch nicht einmal an die Möglichkeit eines solchen Gesetzes, das ihnen mit einem Schlag ihr Eigentum, die Sklaven, raubte. Die Yankees hatten es ausgesprochen, ja, und für den Augenblick die Übermacht auf ihrer Seite, aber würden sie imstande sein, es durchzuführen? Nie! Und Gleichberechtigung der Nigger mit den Weißen – lächerlich! Welcher Richter in ganz Louisiana oder einem der anderen Südstaaten würde je einem solchen vor Gericht gestattet haben, gegen einen Weißen auszusagen.
Das Gefühl, den Waffen des Nordens unterlegen zu sein, zwang sich ihnen allen auf, aber auch das von Trotz und Starrsinn. Das junge Volk besonders war gebeugt, aber noch nicht gebrochen, und anstatt darauf zu denken, sich in die neuen Verhältnisse zu fügen, wo offener Widerstand ja doch nur Torheit gewesen wäre, grübelten sie nur zusammen auf neue Mittel und Wege, um den letztgegebenen Gesetzen entgegen zu arbeiten und wenigstens – wenn sie auch keine Gewalt über die Nigger hatten, ihnen doch auch nicht einen Zoll breit Recht einzuräumen, auf welche nur die bevorzugte Kaste der Weißen Anspruch machen durfte.
Die alten Pflanzer, die das Land besser kannten als ihre Söhne, und das Nutzlose und Verzweifelte eines weiteren Kampfes einsahen, schüttelten aber dazu mit dem Kopf und ließen das junge Volk nur gewähren, weil sie selber genug zu überdenken hatten. Darüber, d a s s sie auswandern wollten, waren sie so ziemlich einig, aber das w o h i n galt noch als offene Frage, und während einige Yucatan und andere Nordbrasilien63 vorschlugen, erklärte sich eine nicht unbedeutende Partei für Havanna, wo sie erstlich Sklaven vorfanden und dann mit einem tüchtigen Nachschub von Landsleuten die ganze Insel vielleicht für sich gewinnen konnten. Der endlich gefasste Beschluss lautete auch dahin, zwei Deputierte sowohl nach Yucatan als Havanna zu senden, denn man war in beiden Ländern den Staaten näher als in dem fernen und fast außer Verbindung stehenden Brasilien, und konnte leichter zurückkehren, wenn einmal hier wieder günstigere Verhältnisse eintreten sollten.
„Verdammt, wenn ich das Land verlasse“, flüsterte der eine der jüngeren Leute einem der Freunde zu. „Wie die Yankees lachen würden, wenn wir alle das Feld feige räumten und sie nachher mit unseren Ländereien machen könnten, was sie wollten.“
„Aber was anderes bleibt uns übrig?“
„Ihnen das Leben zu vergällen“, zischte der erste durch die Zähne, „wo sich nur irgendeine Gelegenheit dazu bietet. Wir in Tennessee sind wenigstens fest entschlossen, der Gewalt nur Schritt für Schritt zu weichen, und dass wir dabei von unseren Richtern unterstützt werden, dessen sind wir sicher.“
„Aber in welcher Weise?“
„Du kennst doch die alte Verbindung des Ku-Klux-Klan, nicht wahr?64“
„Bah, der hat sich überlebt“, sagte der Freund, „wir müssen etwas Ähnliches, aber n e u ins Leben rufen.“
„Das Alte genügt, wenn es nur noch lebensfähig ist. Ich habe heute Briefe bekommen. In Mississippi, Süd-Carolina, ja selbst in Georgia gährt’s und kocht’s, und dass die Louisiana-Boys da nicht zurückstehen, versteht sich von selbst. Ich für mich habe auch schon zugesagt, und wenn unsere Alten nachher fertig sind und den Platz verlassen haben, so wollen w i r die Verhandlung in die Hand nehmen.“
„Und kennst Du die Statuten des Ku-Klux-Clans genau?“
„Ganz genau nicht, aber wir stellen eine Verbindung her, die sich eine eigene Verfassung, eigene Gesetze gibt und diese mit Leib und Leben aufrecht erhält. Vor Gericht darf keiner gegen einen Verbündeten aussagen, oder er wird für vogelfrei erklärt und fällt unter den Messern oder Revolvern der Brüder. Jeder Eid, den er schwört, ist gerechtfertigt, wenn es geschieht, unseren Bund zu schützen oder Verräter zu ereilen.“
„Und was werden wir damit ausrichten?“
„Dass sich in kurzer Zeit der ganze Süden diesem Bund anschließt, und dann lasst den Norden versuchen, seine wahnsinnigen Gesetze hier bei uns in Kraft zu halten.“
Klan-Mitglieder
„Sie werden uns frische Armeen über den Hals schicken.“
„Gegen wen? Haben sie ein Heer, das sie bekämpfen können? Keinen einzigen Soldaten. Sie werden nirgends einen sichtbaren Feind finden, während sie wissen, welche Gesinnung jeder Bürger im Herzen trägt. Nur einig müssen wir sein, dann lass es die Nigger wagen, zur Wahlurne zu treten, oder sich um ein öffentliches Amt zu bewerben – mit Hunden hetzen wir sie in den offenen Straßen, und wer sich nicht auf unsere Seite auch von den Weißen stellt, dem wäre besser, dass er u n s e r e Staaten nie gesehen hätte.“
„Aber das ist Torheit, Ned“, sagte der Freund. „Du weißt doch und musst wissen, dass viele Pflanzer ihre Plantagen weniger zum Verkauf ausgeboten haben – denn wer kauft jetzt große Landstriche – sondern dass sie dieselben parzellieren wollen, um nordische Ansiedler zu uns herzuziehen.“
„Und w e r tut das von uns?“, rief Ned heftig. „Nur Feiglinge und Deserteure der guten Sache. Was liegt i h n e n am Land, wenn sie nur ihr eigenes Fell und Fett in Sicherheit bringen können, und auf d i e sollen wir Rücksicht nehmen? Wer von den verdammten Abolitionisten bei u n s Land kauft und die Absicht hat, es zu beziehen, der wird zeitig genug merken, dass er einen dummen Streich gemacht, und wenn wir denn die Neger nicht mehr als Eigentum behalten sollen, ei! Dann wollen wir ihnen auch hier in den Südstaaten einheizen, dass sie ihrem Gott danken werden, wenn sie mit heiler Haut hinauskommen.“
„Immer ein gefährliches Ding“, sagte der Freund kopfschüttelnd. Es k a n n gut gehen, kann aber auch einen verwünscht schiefen Verlauf nehmen, und wer dann erst recht den Kürzeren zieht, das sind wir.“
„Bah, Torheit!“ lachte der junge Mann. „Wir werden sie mürbe machen, bis sie froh sind, wenn wir uns endlich auf einen Vergleich einlassen. Gleich gestellt mit einem N i g g e r ? Verdammt, wenn ich mich dem je unterwerfe.“
Die älteren Herren fassten die Sache ruhiger auf. Sie sahen, dass sie in den Staaten in der bisherigen Weise nicht fortleben konnten; sie wussten aber auch, mit einer besseren Erkenntnis als das junge Volk, dass sie nie wieder mit Gewalt ihre verlorene Stellung erobern konnten, und da sie nicht glaubten, dass sie sich in die neugestalteten und ihnen