Pferdesoldaten 08 - Mit blanker Klinge. Michael Schenk

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Pferdesoldaten 08 - Mit blanker Klinge - Michael Schenk страница 4

Pferdesoldaten 08 - Mit blanker Klinge - Michael Schenk Pferdesoldaten

Скачать книгу

unseren Nachschub. Die feindliche Kavallerie stößt bis weit hinter unsere Linien vor, zerstört Depots und Nachschub, und demoralisiert unsere Truppen. Wir haben dem nur wenig entgegen zu setzen.“

      „Das muss ein Ende haben, George. Ein Ende.“ Erneut schlug die Hand auf den Tisch, dann ließ sich der General seufzend auf die Polster des Stuhls sinken. „Na schön, George, Sie sagen, Stuart sammelt seine Leute bei Culpepper?“

      Sharpe beugte sich vor und tippte auf die betreffende Stelle der Karte. „Im Augenblick sind es acht oder neun Regimenter, aber es werden rasch mehr.“ Er richtete sich wieder auf. „Wie ich schon sagte, Sir, der Bursche bereitet etwas Größeres vor.“

      „Dann müssen wir ihm endlich einmal zuvorkommen.“ Hooker lehnte sich zurück und ließ sich von einer Ordonanz ein Glas Portwein einschenken.

      „Wir haben im Augenblick selbst eine beachtliche Kavallerietruppe hier stehen.“ Major-General Alfred Pleasonton war Befehlshaber der Kavallerie unter Hooker´s Kommando und hatte seine Fähigkeiten und seine Zähigkeit im Kampf schon mehrfach bewiesen. Er warf einen Blick zu seinem Stabsoffizier. „Was meinen Sie, Captain?“

      George Armstrong Custer hatte im Juni 1861 als letzter seines Jahrgangs die Militärakademie in West Point absolviert und war aufgrund zahlreicher Disziplinlosigkeiten nur knapp einem Rauswurf entkommen. Er diente in der Army of the Potomac als Lieutenant im 5ten U.S.-Kavallerieregiment. Custer war dabei Pleasonton begegnet, der den jungen und ehrgeizigen Offizier zum Captain der Freiwilligen beförderte und damit die Möglichkeit schuf, diesen in seinen Stab zu berufen. Auch hier zeigte Custer wenig Disziplin, jedoch einen auffälligen Hang zur Eitelkeit. Er trug die blonden Locken unvorschriftsmäßig lang und auf seiner Jacke hatte er die üblichen Schulterstücke durch besonders aufwendige, extra goldbestickte Prachtexemplare des Versandhauses Schuyler, Hartley & Graham ersetzt. Statt des üblichen schwarzen Binders bevorzugte er ein leuchtend rotes Tuch. Diese gezeigte Extravaganz schien Pleasonton allerdings durchaus zu gefallen, während die anderen Generäle den Captain, wenn auch hinter vorgehaltener Hand, für einen eitlen Gecken hielten. Bislang hatte Custer noch nichts vorzuweisen, was auf besondere Eignung oder Fähigkeit hindeutete, außer seinem unbestreitbaren Enthusiasmus für die Kavallerie und die Sache der Union.

      „Angreifen.“ Custer brauchte nicht lange zu überlegen. „Wir kommen den Rebellen zuvor, überqueren den Rappahanock und greifen Stuart an.“

      „Stuart angreifen…“ Hooker sah den jungen Captain düster an. “Bisher hat unsere Kavallerie dann Prügel bezogen, Mister Custer. Warum sollte das diesmal anders sein?“

      „Weil die Rebellenreiterei uns bislang meist überrascht hat“, gab Custer unumwunden zu. „Außerdem waren unsere Regimenter aufgeteilt, da sie Patrouille reiten oder Eskortdienst für Wagenzüge durchführen mussten. Die Rebellen sind in der Regel von Vornherein in der Übermacht und zudem hat ein Konföderierter in der Regel zwei oder drei Revolver, während unsere Reiter nur einen einzigen besitzen. Allein die Feuerüberlegenheit der Rebellen ist für uns verheerend. Aber im Augenblick ist die Situation anders, Sir. Wir haben hier ein volles Kavallerie-Corps verfügbar. Eine geballte Faust, mit der wir Stuart eine Tracht Prügel verabreichen können.“

      „An Selbstsicherheit scheint es Ihnen nicht zu fehlen“, stellte Hooker fest.

      „Dennoch hat Custer recht“, pflichtete Pleasonton seinem Captain bei. „Die Gelegenheit, nun unsererseits einen Schlag gegen Stuart zu führen, war noch nie so günstig. Zumal keiner der Rebellen damit rechnen wird.“

      Hooker nippte an seinem Glas, betrachtete die Karte und nickte dann bedächtig. „Na schön, Gentlemen, Sie haben mich überzeugt. Packen wir den Stier Stuart bei seinen Hörnern. General Pleasonton, Sie erhalten hiermit Befehl, einen Plan auszuarbeiten, um die konföderierte Reiterei jenseits des Flusses auseinander zu treiben. Ferner werden Sie Ihr Möglichstes tun, um Wagen- und Eisenbahnzüge der Rebellen zu zerstören und ihre Vorräte zu vernichten.“

      „Ich werde mein Bestes tun, Sir“, versprach der Kavallerie-General. Man spürte, wie schwer die Verantwortung auf seinen Schultern ruhte. Custer´s Gesicht hingegen zeigte reine Zufriedenheit. Für ihn zeichnete sich eine Gelegenheit ab, sich zu bewähren.

      Tatsächlich hatte Custer nicht ganz unrecht. Corps und Regimenter der Unions-Kavallerie waren aufgesplittert und wurden als Kundschafter, Kuriere, Patrouillen und Eskorten eingesetzt. Es bestand kein größerer Verband, der für offensive Fernaufklärung oder eigene Raids eingesetzt werden konnte. Unter Joseph Hooker begann sich dieses Bild langsam zu verändern. Er sorgte für bessere Ausrüstung und Pferde sowie besseres Training für seine Kavalleristen. Er sortierte schonungslos unfähige oder kampfesunwillige Offiziere aus und gruppierte die Regimenter zu geschlossenen Corps. Im März des Jahres 1863 hatte sich die Unionskavallerie erstmals bei einer Überquerung des Rappahanock bewährt, doch in der Schlacht von Chancellorsville wiederum ein eher klägliches Bild geboten.

      Pleasonton war gewillt, dies nun zu ändern.

      Kapitel 3 Der Schlachtplan

      Major-General Alfred Pleasonton war nun Befehlshaber der Unionskavallerie und hatte von Hooker Befehl erhalten, der Konföderation eine Niederlage beizubringen. Ausschließlich mit der Kavallerie der Union, was für Pleasonton eine einzigartige Herausforderung darstellte, die er bereitwillig annahm. Er hatte sein Hauptquartier in einem schönen Haus in der Stadt Knox eingerichtet, die in der Nähe zur Rappahanock Bahnstation lag. An diesem sonnigen Tag lud er die Generäle der Kavalleriedivisionen zu sich ein, um mit ihnen die aktuelle Lage zu beraten. Man hatte gut gespeist und saß nun bei Wein und Zigarren zusammen, bei denen lediglich Buford verzichtete, da er seine geliebte Pfeife bevorzugte.

      Pleasonton war in mittleren Jahren, mit leicht gelocktem Haar und gepflegtem Vollbart. Er galt als ein wenig eitel und von sich eingenommen. Fraglos war er ein fähiger Kavallerieführer, doch in dieser Überzeugung neigte er gelegentlich zu Selbstüberschätzung. Zudem nutzte er jede mögliche Gelegenheit, die Leistungen anderer Offiziere behutsam anzuzweifeln und die seinen ins „rechte Licht“ zu rücken.

      Alfred Pleasonton brachte einen Toast auf die Union aus und kam dann ohne Umschweife zur Sache. „Gentlemen, die Schlacht von Chancellorsville war ein Desaster. Vom 30. April bis zum 06. Mai kämpften wir mit rund 133.000 Mann gegen knapp 60.000 Rebellen. Den Ausgang der Schlacht kennen wir alle zu Genüge. Wir verloren rund 17.000 Mann und die Rebellen 13.000. Wie schon so oft hat unsere zahlenmäßige Überlegenheit uns nicht den Sieg gebracht. In manchen Dingen mag es an widrigen Umständen gelegen haben, doch man muss auch berücksichtigen, dass die Rebellen oft die fähigeren Führer haben. Bei Chancellorsville wollten wir zum ersten Mal die neue Kavallerietaktik der Union umsetzen. Keine kleinen Regimenter und Brigaden, die sich mit den starken konföderierten Reiterverbänden herumschlagen müssen, sondern starke Divisionen, die es mit den Rebellenreitern aufnehmen können. Wir alle sind mit dem Ausgang unzufrieden. Hochwasser behinderte den Vormarsch unserer Kavallerie und…“ Pleasonton machte eine kurze Pause und lächelte hintergründig. „Nun, jedenfalls sah sich unser General gezwungen, meinen wenig glückhaften Vorgänger abzulösen und durch mich zu ersetzen.“

      „Mit Verlaub, Sir, ich halte das für eine gute Entscheidung“, warf Captain Custer ein. „Man darf beim Anblick der Rebellen nicht zögern, sondern muss ihnen entschieden begegnen.“

      „Hört, hört“, kam es leise von John Buford.

      Bufords Kompetenz als Brigade-General war unbestreitbar. Ein fähiger und besonnener Kavallerist. Im Augenblick litt er unter einer leichten Lungenerkrankung, was ihn jedoch nicht am Dienst und schon gar nicht am rauchen seiner Pfeife hinderte. Der große schmale Schnauzbart in seinem hageren Gesicht

Скачать книгу