Pferdesoldaten 08 - Mit blanker Klinge. Michael Schenk

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Pferdesoldaten 08 - Mit blanker Klinge - Michael Schenk Pferdesoldaten

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nachdenklich an. „In gewisser Weise stimme ich Captain Custer durchaus zu. Männer wie Stuart haben von vorneherein erkannt, dass die besondere Stärke der Kavallerie in ihrer Fähigkeit liegt, schnelle Bewegungen durchzuführen und beim Feind, wenn sie massiert genug auftritt, Verheerung anzurichten. Die Raids der Südstaatler führen sie immer wieder weit hinter unsere Linien, wo sie Schrecken verbreiten und unseren Nachschub vernichten. Meist gelingt es ihnen sogar, jede Menge Beute und Gefangene zu machen, und mit ihnen sicher heimzukehren. Unsere Fußtruppen sind viel zu langsam, um gegen sie operieren zu können und unsere eigene Kavallerie viel zu weit verstreut, um wirksam zu sein.“

      „Glücklicherweise hat man das endlich erkannt“, knurrte Brigade-General Duffie. Duffie war hager, trug Schnauz- und Kinnbart und hatte als Colonel mit der 1sten Rhode Island Kavallerie bei Bull Run gekämpft. Gegenüber dem üblichen langen Uniformrock eines Generals bevorzugte er ein kurzes Shell-Jackett, an dem die Schulterstücke mit dem einzelnen Stern befestigt waren. „Bei Chancellorsville war unsere Kavallerie zum ersten Mal massiert.“

      „Wie ich bereits erwähnte“, zog Pleasonton das Wort wieder an sich. „Der Misserfolg bei Chancellorsville hat uns keine guten Kritiken eingetragen, Gentlemen, und wir brauchen dringend einen Erfolg, um der Union und den Rebellen endlich zu zeigen, was die Unionskavallerie zu leisten imstande ist.“

      „Hört, hört“, kam es erneut von Buford.

      Pleasonton warf ihm einen irritierten Blick zu, dann nickte er. „Ja, man wird uns hören, John. Diesmal werden wir den Spieß umdrehen. Diesmal werden wir es sein, die ins Gebiet der Rebellen vorstoßen und mit unserer massierten Reiterei Schrecken verbreiten. Werfen wir einen Blick auf die Karte, Gentlemen.“

      Die Militärkarte zeigte einen Ausschnitt des Gebietes entlang des Rappahanock River. Entlang seines nördlichen Ufers befanden sich Stellungen und Lager der Union, im Süden die der Konföderation.

      „Jetzt, so kurz nach der Schlacht von Chancellorsville, sind beide Armeen dabei, sich zu reorganisieren und die Verluste auszugleichen“, führte Pleasonton aus. „Es steht außer Frage, das Chancellorsville unseren Leuten zugesetzt hat, während die Rebellen ihrerseits begierig sein werden, den Sieg zu nutzen und bald erneut gegen uns vorzustoßen. Ich gedenke jedoch, mit Zustimmung unseres Befehlshabers, dem Feind zuvorzukommen. Ich werde das Kavallerie-Corps der Army of the Potomac in mehrere Divisionen teilen, die den Rappahanock gleichzeitig und an verschiedenen Stellen überqueren. Unsere Hauptrichtung wird dabei die Stadt Culpepper sein, wo sich Stuart´s Hauptquartier befinden soll. Der wird sicher nicht damit rechnen, dass wir nach der erlittenen Niederlage den Mut haben, gegen ihn vorzugehen. Unser Auftrag wird es sein, die konföderierten Kavallerietruppen massiv zu schwächen und die Nachschubdepots entlang der Bahnlinie der Orange & Alexandria Railroad, hier an der Culpepper Station und hier der Brandy Station, zu zerstören.“

      „Schnell rein, hart zuschlagen und schnell wieder raus“, kam es von Custer.

      Pleasonton nickte seinem Protege lächelnd zu. „Genau das ist der Plan. Die Rebellen rechnen nicht mit einem Vorstoß unsererseits. Nach den Informationen unseres Nachrichtendienstes hat Stuart viele Regimenter in die Etappe verlegt, wo sie regenerieren sollen. Sicherlich weil er beabsichtigt, sie bald wieder in einem massierten Raid gegen uns einzusetzen. Oberkommandierender Robert E. Lee und die Masse der konföderierten Infanterie lagern ebenfalls in der Gegend von Culpepper. Doch wir alle haben aus bitterer Erfahrung gelernt, wie schwerfällig Infanterie auf Kavallerie reagiert. Nur dass wir diesmal den Spieß umdrehen“, brachte Pleasonton in Erinnerung. „Es gibt sechs Furten entlang des Rappahanock. Sie ziehen sich ungefähr im Halbkreis vom Norden zum Osten.“ Er tippte auf die jeweilige Markierung auf der Karte. „Welford´s Furt, Beverly´s Furt, Rappahanock Furt, die auch als Cow Furt bezeichnet wird, da sie von Rinderherden und schwerem Gerät passiert werden kann. Dort befindet sich auch die Brücke der Eisenbahnlinie. Dann folgen die Furten von Norman, Wheathy und Kelly. Diese sechs Furten verteilen sich auf ungefähr sechs Meilen der Länge des Rappahanock und liegen somit dicht beieinander.“

      „Die Rappahanock Furt sollten wir meiden, Alfred“, meinte John Buford. „Sie wird sicherlich besonders gut gesichert sein, da sie die einzige ist, an der man auch schweres Gerät und Artillerie rasch übersetzen kann. An den anderen Furten müssten wir für Gespanne allerdings Pontonbrücken errichten oder Niedrigwasser abwarten.“

      „Natürlich werden die Rebellen die Furten im Auge behalten. Dazu werden sie, wie üblich, kleine Vorposten und Kavalleriepatrouillen nutzen. Ich denke nicht, dass diese besonders stark sind. Die Rebellen wissen sehr genau, dass wir eine Menge Zeit und Vorbereitung benötigen würden, um eine Armee überzusetzen und solche Vorbereitungen blieben nicht unbemerkt. Das gäbe den Rebellen ihrerseits ausreichend Zeit, Verstärkungen aus Culpepper heranzuführen und die Furten zu schützen. Doch diesmal kommen wir mit schneller und massierter Reiterei. Damit nehmen wir dem Feind die Möglichkeit, sich auf uns vorzubereiten.“

      Zum ersten Mal meldete sich David McMurtrie Gregg zu Wort, ein Brigade-General mit sehr üppigem Vollbart und weitem Schlapphut, der aus Pennsylvania stammte. „Bei allem Respekt, Sir, aber die Rebellen werden die Furten auch durch Infanterie und vor allem Artillerie sichern. Knapp drei Meilen jenseits der Furten von Welford und Beverly liegt der bewaldete Fleetwood Hill. Trotz der dichten Bewaldung bietet er eine ausgezeichnete Artillerieplattform. Von dort aus könnten uns die Rebellen beharken.“

      „Dieser Hügel wird eines der ersten Angriffsziele sein“, versicherte Pleasonton. „Zudem werde ich der Kavallerie zwei Eliteregimenter unserer Infanterie und berittene Artillerie beigeben. Ich weiß, Gentlemen, Fußtruppen sind nicht so schnell und beweglich wie die Reiterei, können aber hervorragend als Wellenbrecher fungieren, wenn die Rebellen Verstärkungen heranführen wollen.“

      „Nun, Alfred, vielleicht sollten wir die Einzelheiten angehen“, schlug Buford vor. „Welche Einheiten sollen eingesetzt werden und mit welchem Auftrag?“

      „Sie, John, werden mit der ersten Kavallerie-Division die Furt von Beverly nutzen. Ihr Ziel ist es, möglichst schnell in südlicher Richtung auf den Fleetwood Hill vorzustoßen, die Rebellen von dort zu vertreiben, den Hügel mit eigenen Truppen und Artillerie zu sichern und die beiden anderen Divisionen nach Kräften zu unterstützen. Ich werde Sie begleiten, da man vom Hügel aus sicher einen ausgezeichneten Überblick über das Gefechtsfeld hat. Duffie und Gregg werden mit der zweiten und dritten Kavallerie-Division Kelly´s Furt, ganz im Süden, nehmen. Duffie wird auf den Ort Stevensburg vorrücken, während Gregg sich von ihm trennt und Brandy Station zum Ziel nimmt. Ihr aller Auftrag dürfte klar sein, Gentlemen: Den Feind und möglichst viel seines Nachschubs vernichten und sich dann wieder über den Rappahanock zurückziehen.“

      „Hört sich nach einem guten Plan an“, stimmte Gregg zu.

      „Gentlemen, das Gebiet, in dem wir operieren werden, umfasst vielleicht vierzig Quadratmeilen. Ein eher kleines Gefechtsfeld, auf dem sich schon bald Tausende von Reitern begegnen werden. Wir werden rund 8.000 Kavalleristen, 3.000 Infanteristen und 700 Artilleristen mit 30 oder sogar 40 Geschützen in Marsch setzen.“ Pleasonton erhob sich und nahm sein Glas auf. „Bevor wir die letzten Einzelheiten besprechen, sollten wir einen Toast auf unser Gelingen ausbringen. Mister Custer, hätten Sie die Freundlichkeit?“

      Custer erhob sich mit freudigem Lächeln. „Gentlemen, auf die sicherlich größte Reiterschlacht, die der Bürgerkrieg bis dahin gesehen hat. Wir werden Geschichte schreiben.“

      Kapitel 4 Zuversicht

      Culpepper Court House lag ungefähr acht Meilen vom Rappahanock entfernt. Hier hatten der Oberkommandierende der Armee von Nord Virginia, Robert E. Lee, und der Reitergeneral J.E.B. Stuart ihre Hauptquartiere. Ganz in der Nähe lagen die Camps der Generäle Longstreet

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