Die Pferdelords 01 - Der Sturm der Orks. Michael Schenk
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»Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte dieser geistesabwesend. Der Reiter
dort ritt wirklich schnell und musste es sehr eilig haben. Aber für Eile gab es
stets einen triftigen Grund. »Warte besser noch mit dem Schlagen der Eier«,
riet er seiner Frau und trieb dann sein Pferd dem Ort entgegen.
»Es ist schon offen«, erwiderte sie unsicher.
»So trink es aus«, rief er über die Schulter zurück.
Der Mann, der aus dem angrenzenden Tal herübergeritten kam, trug den
grünen Umhang der Pferdelords, und an seinem Helm war der blaue
Rosshaarschweif der Wache zu erkennen. Neben dem Pferd, auf dem er ritt,
führte er ein zweites mit sich, das sogenannte Handpferd, welches einem
Reiter erlaubte, die Pferde zu wechseln, sodass sich eines von beiden während
des Ritts stets wieder ein wenig erholen konnte. Holger stieß einen grimmigen
Fluch aus. Ein Mann der Wache Eternas’. Ein solcher Pferdelord trieb sein
Pferd wahrlich nicht ohne triftigen Grund an.
Holger ritt gerade in den Horngrundweiler ein, als der Pferdelord der
Wache sein staubbedecktes Tier am Weilerplatz zügelte, absaß und seine
Pferde an die Tränke führte. »Den Eid gilt es zu erfüllen«, hörte er den Mann
rufen. »So eilt nun, ihr Pferdelords, denn der Pferdefürst ruft euch zu den
Waffen!«
Die Männer, Frauen und Kinder auf dem Platz des Weilers hatten ihre
Tätigkeiten unterbrochen und traten nun neugierig heran. Die Ankunft des
Boten, denn um einen solchen handelte es sich offensichtlich, rief Unruhe
hervor. Auch aus den umliegenden Häusern traten nun weitere Bewohner des
Horngrundweilers hervor.
»Sind Plünderer oder Ausgestoßene in die Mark eingefallen?«, fragte eine
junge Frau erregt. »Sagt schon, Schwertmann, was ist los in der Mark?«
Der Reiter aus Eternas nahm kurz seinen Helm ab, wischte sich den
Schweiß von der Stirn und nahm dann dankbar einen Becher Wasser
entgegen. Er trank durstig und setzte sich danach den Helm sofort wieder auf.
»Der Pferdefürst lässt alle Gehöfte und Weiler evakuieren«, rief er den
Bewohnern zu. Weitere Menschen traten aus den Häusern heran. »Nehmt
nicht mehr als eure Tiere mit und eilt nach Eternas, und jene von euch, die
den Umhang des Pferdelords tragen, jene erinnere ich an das Gebot. Erfüllt
nun den Eid in Eile. Ich selbst muss jetzt weiter.«
Der Mann nickte der Menge noch einmal kurz zu, saß auf und trieb sein
Pferd erneut an.
Die Bewohner des Horngrundweilers waren noch immer ganz verblüfft
und starrten dem entschwindenden Reiter nach. Da hob der Älteste des
Weilers Achtung gebietend den Arm. »Ihr habt es gehört, ihr Männer und
Frauen. Nehmt Kind und Huf, nehmt nur das Notwendigste. Die Knaben und
Jungmänner, die den Eid noch nicht geleistet haben, begleiten die anderen zur
Stadt. Jene aber, die den Eid abgelegt haben, mögen sich rüsten und den Eid
erfüllen.«
Holger zögerte nicht und ritt an seiner verwirrten Frau vorbei zu seinem
Haus. Sein Pferd war gut ausgebildet, und so ließ er ihm die Zügel frei und
band es nicht erst an, als er angekommen war und schnellen Schrittes an
seinem Sohn vorbei ins Haus eilte. Er öffnete die schwere Holztruhe, holte
sein Kettenhemd und den leichten Brustharnisch hervor, zog sich beides über
und legte dann die restliche Rüstung an. Zuletzt schwang er sich den grünen
Umhang um die Schultern und verschloss ihn vor seiner Brust.
Sein Sohn sah ihn mit großen Augen an. »Ich will mit, Vater«, sagte der
Zehnjährige automatisch.
Holger antwortete zunächst nicht, sondern nahm den runden Helm mit dem
langen Nasenschutz und setzte ihn auf. Der Helm war aus bestem Stahl, mit
braunem Leder bezogen und mit golden blitzendem Messing verziert. Er
schloss den Riemen und strich seinem Sohn kurz über das lockige Haar. »Du
wirst mit deiner Mutter gehen, mein Sohn«, sagte er nach einer Weile
bestimmt, »und an meiner statt auf die Herde achten.«
Seine Frau trat gerade in die Hütte, als Holger die schwere Streitaxt aus
den eisernen Haken über der Tür nahm und den Rundschild vom Boden hob.
»Was soll das bedeuten?«, fragte sie ängstlich. »Noch nie hat der Herr die
Pferdelords einberufen.«
»Jetzt hat er es«, erwiderte Holger und zog sie kurz an sich. »Du weißt,
was nun zu tun ist. Wir haben es schon oft besprochen. Reiche mir eine
Provianttasche mit Nahrung für drei Tage. Und fülle mir die Wasserflasche.
Eile dich, Frau. Nun gilt der Eid.«
Holger prüfte die Streitaxt und seinen Dolch. Doch ihre Schneiden waren
scharf, denn die Waffen wurden in der Hochmark stets in bestem Zustand
bereitgehalten. So verlangte es die Tradition der Pferdelords, auch wenn die
Männer