Sky-Navy 12 - Die Maske fällt. Michael Schenk

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Immerhin hatte er den Beweis erbringen können, dass das dortige Massaker an friedlichen Kolonisten von Menschen verübt worden war. Das Hoch-Wort der Menschen hatte sein Schiff mit großem Können und der erforderlichen Portion Glück geführt, so dass es entkommen war. Nun war die Warnung vor den Menschen an alle Einheiten der Flotte, alle Handelsschiffe und alle besiedelten Welten ergangen. Aufgrund der Ausdehnung des Norsun-Reiches würde diese Warnung, trotz der vielfach überlichtschnellen Kommunikation, die entfernten Norsun erst in Tagen erreichen.

      Ter-Ankor tauchte seinen Nasenrüssel in die Schüssel mit gewürztem Nährbrei und verbarg seine düsteren Gedanken. Die Kritik der großen Mutter war zwar kein direkter Vorwurf seines Versagens, doch es war eine Warnung, dass er sich keinen Fehler erlauben durfte, wollte er nicht zum einfachen Wort erniedrigt werden. Dabei spürte er die Zufriedenheit von Hoch-Wort Nesor. Der Kommandant der Nendahir sah vielleicht seine Chance nahen, bald selbst in der Hierarchie aufzusteigen.

      „Ich halte es für überlegt und angemessen, dass die Menschen zurück in ihr erbärmliches kleines Sternenreich geflohen sind“, meinte Nesor. Seine Kopffühler bewegten sich hin und her und zeigten, dass der Kommandant unsicher darüber war, wie er auf die Nachricht reagieren sollte. Auch wenn es ihn persönlich danach drängte die Menschen zu vernichten, so würde er seinem Gegenüber jedoch die Schlappe gönnen, wenn das Schiff entkam. „Jedes Schiff der großen Mutter und alle Schiffe der kleinen Mütter sind auf der Suche nach ihm.“

      „Jedes Schiff der großen Mutter und alle Schiffe der kleinen Mütter suchen auch schon seit Jahrhunderten nach der verborgenen Welt der Flachschlitznasen“, erwiderte Ter-Ankor grimmig. „Dennoch ist es uns bislang nicht gelungen, die geheime Basis der Negaruyen zu entdecken. Nein, Nesor, ich denke nicht, dass das Menschenschiff geflohen ist. An Bord sind blutrünstige Bestien, die irgendwo da Draußen lauern und auf die Gelegenheit hoffen, erneut morden zu können. Uns bleibt keine Wahl, als sie zu finden und zu stechen, damit sie kein erneutes Unheil über eine friedliche Welt bringen können.“

      „Dann gehen wir in die nächste Schwingung und setzen unsere Suche fort?“

      „Daran kann es keinen Zweifel geben.“

      Kapitel 6 Schleichfahrt

       D.S. Nanjing, APS-Kreuzer, Beuteschiff der Negaruyen

      Die Nanjing und die Sirandaar waren vor vielen Stunden aus der Schwingung gekommen. Die Berechnungen von Nargon waren perfekt gewesen. Die Schiffe erschienen jenseits des vierten Planeten, der ihnen Ortungsschutz zum dritten bot. Sie hatten sich im Schleichmodus treiben lassen und verbargen sich nun in der Deckung eines kleinen Asteroidenfeldes, welches sich zwischen den Planeten befand.

      Liu-dal-Mandar hatte der Bitte der Primär-Kommandantin entsprochen, nochmals an Bord des Menschenschiffes zu kommen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

      Desara-dal-Kellon musterte die Sternenkarte, die auf den Holoschirm vor ihrem Kommandosessel abgebildet war. Die Karte der Negaruyen war sehr detailliert und zeigte alle Welten des Feindes, die man in achthundert Jahren Krieg ausfindig gemacht hatte. Nur die eigene verborgene Welt war nicht eingetragen. Man fand sie auf keiner einzigen Sternenkarte, damit die Koordinaten den Norsun nicht in die Hände fallen konnten und die Offiziere und Navigatoren der Negaruyen kannten sie auswendig,. Natürlich waren nicht alle Stammwelten, Kolonien und Einrichtungen der Eierlinge verzeichnet, denn manche waren neu und noch nicht entdeckt worden, aber die immer wieder aktualisierten Karten halfen der verborgenen Welt ganz erheblich, die Schachzüge gegen den Feind zu planen.

      „Das Sorrosan-System“, sinnierte die Primär-Kommandantin. „Planet Drei wird von den Eierlingen Narret genannt.“

      Kommandantin Liu-dal-Mandar saß auf dem Klappsitz neben ihr. „Natürlich Narret. Eierlinge sind so schrecklich einfallslos. Alle Welten, auf denen sie eine kleine Mutter mit ihrem Stamm angesiedelt haben, benennen sie nach dieser Mutter. Ebenso wie die Hauptstadt des Planeten und das Flaggschiff von dessen Schutzflotte.“

      „Vielleicht sind die Eierlinge auch so zahlreich, dass ihnen einfach keine Namen mehr einfallen“, spottete Ontra. „Sie sollten ihre Welten durchnumerieren.“

      „Nun, wie dem auch sei… Jedenfalls ist Sorrosan Drei unser Ziel. Narret, die Residenz der kleinen Mutter Narret.“ Desara strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Als Sitz einer kleinen Mutter wird diese Welt gut geschützt sein. Doch darauf sind wir, dank der modifizierten Torpedos, welche die Sirandaar mitgebracht hat, vorbereitet. Wir können ihre Verteidigung zerschlagen, bevor wir mit der Nanjing angreifen. Doch zuvor müssen wir die Anlagen auf Narret erkunden, damit unsere Bodenflugkörper ihre Ziele finden.“

      „Mit der getarnten Sirandaar kann ich sehr nahe an den Planeten herangehen“, schlug dal-Mandar vor.

      „Nein, so gering die Gefahr einer Entdeckung auch ist, so können wir sie dennoch nicht riskieren“, lehnte Desara ab. „Wir schicken zwei Fernsonden aus. Sie sind leistungsstark, klein und damit schwer zu orten, und sie verfügen über leistungsstarke Scanner, Sensoren und Optiken. Sie werden uns verraten, was wir wissen wollen.“

      Die Primär-Kommandantin tippte auf das Symbol des dritten Planeten. „Eine ausgezeichnete Wahl“, stellte sie zufrieden fest, ohne erwähnen zu müssen, dass sie selbst diese Wahl getroffen hatte. „Der Planet hat keine Eigenrotation und wendet die der Sonne abgewandte und kaum besiedelte Rückseite dem kleinen Asteroidenfeld zu, in dem wir uns befinden. Hier ist verzeichnet, dass immer wieder kleine Objekte aus dem Asteroidenfeld von der Masse von Nummer Drei angezogen werden und in seiner Atmosphäre verglühen.“

      „Wenn wir es geschickt anstellen, Käpp-Tenn“, schaltete sich Waffenoffizierin Ontra ein, „dann werden die Eierlinge unsere Bodenflugkörper für solche Steinbrocken halten.“

      „Darauf beruht mein Plan“, bestätigte Desara mit sichtlichem Stolz in der Stimme.

      „Ein ausgezeichneter Plan“, lobte Liu-dal-Mandar. „Ich bin mir sicher, dass er gelingen wird.“

      „Natürlich wird er das“, meinte Desara. „Sofern uns kein grober Fehler unterläuft.“

      Dal-Mandar wusste, dass die Primär-Kommandantin damit auf die drakonischen Strafen anspielte, die bei schuldhaftem Versagen üblich waren. Es war eine Mahnung an sie und sie nahm diese kommentarlos hin, obwohl alles in ihr danach drängte, darauf hinzuweisen, dass ihr noch nie ein vermeidbarer Fehler unterlaufen war. Die Primär-Kommandantin hatte als Oberbefehlshaberin die höchste Position in der Kampfflotte erreicht und die Matriarchin hielt ihre Hand wohlwollend über Desara. Deren Position war nicht zu erschüttern, es sei denn, ihr unterlief selbst ein grober Fehler. Dal-Kellon würde dies zu vermeiden wissen oder aber, wie dal-Mandar düster dachte, einen passenden Sündenbock finden. Da an dieser Operation nur zwei Schiffe beteiligt waren, konnte sie sich auch denken, wen Desara im Falle des Versagens verantwortlich machen würde. Mancher fähige Offizier war schon den Machtkämpfen in der Hierarchie der verborgenen Welt zum Opfer gefallen, statt gegen den Feind kämpfen zu können. Immerhin war Desara-dal-Kellon eine ausgezeichnete Befehlshaberin, wie sich Liu-dal-Mandar eingestand, und ihr Plan war wirklich gut.

      „Wir senden zwei Spähsonden zum dritten Planeten, werten ihre Daten aus und legen dann die Details unseres Angriffs fest.“ Desara sah die ältere Kommandantin freundlich an. „Anschließend kannst du auf die Sirandaar zurückkehren und mit ihr den ersten Schlag führen.“

      Kapitel 7 Die kleine Mutter Narret

      

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