Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt - Michael Schenk страница 26
davon. Dennoch bezähmte er seine Neugier, und sie alle wahrten die
Tradition, indem sie an der langen Tafel in der Halle von Eternas Platz
nahmen und Getränken und Mahl zusprachen. Es war eine kleine Stärkung
mit Brot, Käse und kaltem Braten, dazu gab es verdünnten Wein und
Gerstensaft. Am Abend würde es dann ein ausgiebiges Fest geben, mit
mehreren Gängen und begleitet von Musik und Tanz.
Während die elfischen Krieger schweigend aßen, machten Marnalf und die
anderen anerkennende Bemerkungen über die Hochmark. Garodem war stolz
auf die Entwicklung seiner Mark, dennoch nahm er die Worte als höfliches
Geplauder, das nur den Augenblick vorbereiten sollte, an dem die Elfen den
wahren Grund ihres Besuches verraten würden. Er war erleichtert, dass es
nicht zu lange dauerte, bis Jalan, als Wortführer der Elfen, seinen Stuhl
zurückschob und sich erhob.
»Nachdem wir uns nun von der Reise erholt und uns erfrischt haben,
würde ich gerne einen Blick auf die Karte werfen, die im Amtsraum unseres
Gastgebers Garodem hängt. Es interessiert mich brennend, welche neuen
Entdeckungen unsere menschlichen Freunde gemacht und auf ihr verzeichnet
haben.«
Garodem zeigte ein unverändert freundliches Gesicht, während sich
Tasmund verschluckte und dann beschämt errötete. Es war eine Karte der
Elfen, ein Geschenk an Garodem und die Hochmark, und es gab nichts, was
Menschen daran hätten verbessern können. Auf dieser Karte waren viele
Dinge eingezeichnet, die nie zuvor ein Mensch erblickt hatte. Zumindest kein
Mensch des Pferdevolkes. Ganz offensichtlich war es Jalan, der die Karte zu
ergänzen dachte. Aber warum diese Vorsicht? Hier war niemand im Raum,
der ein Geheimnis nach außen tragen würde.
Nedeam sah unterdessen die schöne Elfin Llarana forschend an. Er tat es
unter halb gesenkten Lidern, denn ihr Anblick machte ihn verlegen. Ihm fiel
auf, wie oft sie Blicke mit dem guten Grauen Marnalf wechselte.
Nedeam war ein schlanker Mann, durchtrainiert, aber nicht unbedingt
muskulös. Er hatte ein offenes und freundliches Gesicht, in dem seine großen
braunen Augen dominierten. Inzwischen hatte er sich einen sauber gestutzten
Bart wachsen lassen, da er dies praktischer fand, als sich jeden Morgen zu
rasieren. Das schulterlange Haar war mit einem schwarzen Band im Nacken
zusammengebunden, und er trug die uniform wirkende Kleidung der
Schwertmänner. Doch führte er statt des breiten Schwertes mit dem
Handschutz in Form des Pferdelordsymbols eine leicht gekrümmte elfische
Klinge.
Vor nicht allzu langer Zeit hatte die junge Frau Nedeam gepflegt und ihm
beigestanden, als ihn ein bösartiger Zauberer mit Hilfe seiner geheimnisvollen
Kräfte verhört hatte. Dabei war zwischen der Elfin und ihm eine Beziehung
entstanden, zumindest hoffte Nedeam das. Er hatte versucht, Llarana die
Gefühle, die er für sie hegte, zu erklären, aber sie war vor seiner Liebe
zurückgeschreckt. Sie konnte und wollte sich nicht mit einem Sterblichen
verbinden, denn es wäre ihr unerträglich, nach einer kurzen Phase
gemeinsamen Glücks zusehen zu müssen, wie der Körper des Geliebten
langsam verfiel. Das zumindest hatte sie Dorkemunt gegenüber behauptet.
Doch der enttäuschte Nedeam hoffte noch immer, seine unglückliche Liebe
zu dem elfischen Wesen werde Erfüllung finden.
»Gehen wir in meinen Amtsraum, meine Freunde«, sagte Garodem und
wies einladend zur Treppe, die ins Obergeschoss hinaufführte.
»Ich habe eine Bitte, Garodem, mein Freund«, sagte Jalan leise und legte
die Hand an den Arm des Pferdefürsten. »Eigentlich ist es eher eine Bitte von
unserem Freund Marnalf, dem guten Grauen Wesen. Er möchte mit Eurem
Ersten Schwertmann sprechen. Unter vier Augen, Ihr versteht?«
»Mit Nedeam?« Garodem sah forschend zu Marnalf und wirkte ratlos.
»Jetzt?« Er zögerte. »Wenn Ihr dringende Angelegenheiten mit uns
besprechen wollt, erscheint es mir doch sinnvoller, dass mein Erster
Schwertmann dabei ist.«
»Ich muss Euch dennoch bitten.« Jalans Blick wurde eindringlich. »Es ist
durchaus von Bedeutung, Pferdefürst Garodem.«
»Das muss es wohl sein.« Garodem sah Jalan nachdenklich an. Der Elf
setzte sich einfach über den Wunsch seines Gastgebers hinweg; eine
Unhöflichkeit, die zeigte, wie wichtig es dem Ältesten war, dass Marnalf mit
Nedeam sprach. Und dass Nedeam nicht an ihrem eigenen Gespräch
teilnahm. »Schön, dann werden wir es so machen, Hoher Lord Jalan.
Nedeam, seid so freundlich und begleitet den guten Herrn Marnalf.«
Nedeam nickte überrascht, und dann griff Garodem Jalans Arm. »Und Ihr,
mein elfischer Freund, werdet mir nun erklären, was das alles zu bedeuten
hat. Nedeam ist nicht nur mein Erster Schwertmann, sondern