Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt - Michael Schenk страница 22
Land zu verlassen und nicht in den Sog vergänglichen Lebens hineingezogen
zu werden.
Der Pfad zu den Häusern der Elfen führte an jenen Bergen vorbei, unter
denen sich eine der Zwergenstädte befinden sollte. Kundschafter hatten
berichtet, die Stadt sei bei einem Erdbeben zerstört worden, aber Nendas
kannte die Fähigkeit des kleinen Volkes, sich im Verborgenen zu halten. So
achtete er auf Spuren von ihnen, während er den Pfad entlangeilte und dem
Verlauf der Berge und Täler folgte, mal hoch über dem Talgrund, dann mitten
durch ihn hindurch. Wer diesen Weg nicht kannte, würde ihn nur durch Zufall
finden, und selbst wenn ein Feind darauf stieß, so war er so schmal und
schwer zu begehen, dass der elfische Posten am Ende des Pfades kaum Mühe
haben würde, einem Angriff zu begegnen.
Der Tag neigte sich erneut seinem Ende zu, und Nendas beschloss, an
einer geeigneten Stelle zu rasten und das Tageslicht abzuwarten, bevor er
seinen beschwerlichen Weg fortsetzte. Er suchte sich einen Platz unter einem
Felsüberhang, der ihn vor einem möglichen Steinschlag schützen konnte,
trank etwas Wasser und nahm ein paar Bissen der elfischen
Marschverpflegung, die aus einer Mischung aus Brot, Gemüse, Früchten und
Fleisch bestand. Dann legte er seine elfische Klinge und den Bogen griffbereit
neben sich und hüllte sich in seinen blauen Umhang. Er konzentrierte sich
einen Moment auf die Entspannungsübungen und schlief dann mit der
Gewissheit ein, beim ersten Licht des neuen Tages zu erwachen. Seine
Instinkte, geschult in einem fast ewigen Leben, würden ihn zuverlässig
wecken, wenn Gefahr drohte.
Die Spitzen der Berge im Osten verfärbten sich gerade rot, als er am
nächsten Morgen erwachte. Die Nacht war kalt gewesen, und gefrorener Tau
überzog die Steine und den Umhang, der den Elfen zuverlässig warm
gehalten hatte. Nendas erhob sich, schüttelte den Umhang aus und legte ihn
sich um die Schultern. Er nahm sich die Zeit, den Sonnenaufgang zu
genießen, während er ein paar Schlucke Wasser trank. Nach all den
Jahreswenden, die er nun schon lebte, hatte dieses morgendliche Farbenspiel
nichts von seiner Faszination verloren: der Wechsel vom tiefen Rot über ein
orangefarbenes Glühen bis zu dem strahlenden Goldgelb, mit dem sich das
Himmelsgestirn dann über den Horizont erhob. Sofort spürte der Elf die Kraft
der wärmenden Strahlen. Schon in wenigen Augenblicken würde der Reif
geschmolzen und der Pfad wieder trocken sein. Er schob das Schwert in die
Scheide, gürtete den Pfeilköcher und hielt einen der Pfeile am Bogen bereit.
Dann folgte er weiter dem Pfad.
Schritt um Schritt führte ihn der Weg den Häusern weiter entgegen. Noch
einmal wand er sich um einen Berg herum, dann würde Nendas auf die
hölzerne Brücke stoßen, die ein Stück zerstörten Pfades ersetzte. Obwohl er
dann den größten Teil des Weges hinter sich hatte, würde er noch zwei
Tageswenden benötigen, bis er den Vorposten des Hauses Elodarion erreichte
und seine Botschaft überbringen konnte.
Wie würden die Ältesten auf die Nachricht reagieren, dass eine volle
Hundertschaft in Niyashaar verschwunden war? Würden sie den Vorposten
endgültig aufgeben, ungeachtet der kostbaren Vorwarnzeit, die sie damit
opferten? Oder würden sie, im Gegenteil, die Besatzung noch verstärken?
Nendas Schritt stockte.
Er hatte die Brücke nun im Blickfeld und erkannte sofort, dass sie
beschädigt war. Zwei der stützenden Pfeiler waren zur Seite geknickt, und der
Steg der Brücke war eingesackt. Nur die Balken auf der rechten Seite, die den
Bohlen dort als Auflage gedient hatten, schienen unversehrt. Was auch immer
dies bewirkt hatte, es war ärgerlich, wenn auch kein ernsthaftes Hindernis.
Nendas konnte sich mühelos an den Trümmern entlangbewegen. Aber wenn
ein größerer Trupp die Brücke benutzen wollte, mit all seinen Vorräten und
seinem Gepäck, dann würde man Holz mitnehmen müssen, um den Schaden
ausbessern zu können. Auch das mussten die Ältesten erfahren.
Er erreichte die Brücke und nickte betrübt. Die linke, dem Abgrund
zugewandte Seite war von herabstürzenden Felsen zerstört worden. An der
rechten Seite standen die Stützen noch, aber die Auflagebalken waren
ebenfalls beschädigt. Einer hatte sich aus seiner Verankerung gelöst, und
Nendas war sich nicht sicher, ob das Holz dem Gewicht seines Leibes
standhalten würde.
Der Elf schob den Pfeil in den Köcher und schlang sich den Bogen über
die Schulter. Er brauchte seine Hände nun, um sich Halt zu verschaffen.
Vorsichtig packte er das Geländer, setzte einen Fuß tastend auf den Balken
und belastete ihn vorsichtig. Das Holz hielt. Langsam und vorsichtig schob er
sich weiter auf den Balken und balancierte dabei mit den Armen,