Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk
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Buldwar wandte sich zur Seite und spuckte aus. Als er Henelyns Blick
bemerkte, errötete er und verrieb den Speichel hastig mit dem Stiefel auf der
Steinplatte des Bodens. »Möge Garodem das lange Leben der Elfen
beschieden sein.«
Dorkemunt nickte. »Darauf will ich gerne meinen Becher erheben.«
Kormund schenkte allen nach, wobei Henelyn sehr darauf achtete, dass der
junge Anderim auch diesmal keinen Wein erhielt. »Auf den Hohen Lord
Garodem und die Hochmark des Pferdevolkes.«
»Schneller Ritt …«, stimmte Dorkemunt ein.
»… und scharfer Tod!«, ergänzten die anderen die Losung der Pferdelords.
Henelyns Gesichtsausdruck war schwer zu deuten, und Dorkemunt spürte,
dass der Trinkspruch böse Erinnerungen in ihr wachrief. Aber sie war eine
Frau des Pferdevolkes und würde der Vergangenheit nicht ewig ausweichen
können. Ein Volk wie auch der Einzelne musste aus seiner Geschichte lernen,
sonst hatte keiner von beiden eine Zukunft. Eine Weisheit der Elfen, der
Dorkemunt aus ganzem Herzen zustimmte.
»Der Sturm legt sich.« Kormund hob lauschend den Kopf, und die anderen
taten es ihm gleich.
»Du hast recht, alter Freund.« Dorkemunt erhob sich, trat an eines der
Fenster und öffnete den Rahmen mit der wertvollen Klarsteinscheibe. Früher
waren die Fenster des Gehöfts mit Schafdarm bespannt gewesen und hatten
wenig Licht hereingelassen und kaum Ausblick nach draußen geboten. Doch
inzwischen florierte der Handel, und der durchsichtige Klarstein hielt überall
Einzug in den Häusern. Er bot freie Sicht, war fast ohne Schlieren und, zu
Henelyns Entzücken, leicht zu reinigen. Der kleine Pferdelord stieß den
Sturmladen auf und atmete tief durch. »Ja, das Unwetter ist vorbei. Noch
etwas Regen, aber kein Eis mehr in der Luft, und es klart schon wieder auf.«
»Dann sollten wir aufbrechen.« Kormund erhob sich. »Ich würde es
begrüßen, gute Frau Henelyn, wenn Terwin noch ein wenig bei Euch bleiben
könnte.«
»Das ist selbstverständlich, guter Herr Scharführer«, erwiderte sie
freundlich. »Ich hätte es ohnehin nicht zugelassen, wenn Ihr ihn nun schon
hättet mitnehmen wollen. Er muss sich erst erholen, bevor er wieder ein Pferd
besteigen kann.«
»Unter Eurer kundigen Pflege wird das rasch geschehen«, versicherte
Kormund lächelnd. »Dorkemunt, mein Freund, lass uns nachsehen, ob das
Gehöft Schaden genommen hat. Wir werden erst reiten, wenn alles in
Ordnung ist.«
Aber Gebäude und Tiere hatten den Gewittersturm unbeschadet
überstanden. Dorkemunt und Henelyn standen mit den Kindern vor dem
Haupthaus, als Kormund mit seinen Begleitern aufsaß und den Bewohnern
des Gehöfts zum Abschied zunickte.
»Grüß mir Nedeam, alter Freund«, rief Dorkemunt dem Scharführer nach.
»Darauf kannst du dich verlassen«, erwiderte dieser und gab das Zeichen
zum Aufbruch.
Die Hufe der Pferde patschten über den aufgeweichten Boden, als die
kleine Gruppe aus dem Seitental in das weite Haupttal ritt, durch das die
Handelsstraße der Mark verlief. Links führte der Weg in die Hochmark
hinein, zu den großen Weilern und schließlich zur Stadt und Festung von
Eternas. Rechts ging es zum südlichen Pass mit seiner gut bewachten
Schlucht, der die Verbindung zu den anderen Marken des Pferdevolkes schuf.
Ein Stück voraus erkannte man den Turm, der sich am Nordende des Passes
erhob. Er war von einer kleinen Wachtruppe der Schwertmänner besetzt und
trug eines der Signalfeuer, welche die Marken miteinander verbanden und bei
Gefahr die Pferdelords zu den Waffen riefen. Unterhalb des Turms erkannte
man den Einschnitt, der in die Schlucht hineinführte.
»Bewegung am Pass, guter Herr Kormund«, sagte Buldwar in die Stille
hinein.
»Habe ich gesehen.« Kormund verengte die Augen. »Das sieht mir nicht
nach den Wagen eines Handelszuges aus. Buldwar, deine Augen sind besser.
Was kannst du erkennen?«
»Eine kleine Marschkolonne. Eine Handvoll Reiter und etwas Fußvolk.«
Buldwar stieß einen überraschten Laut aus. »Ein blaues Elfenbanner. Ah,
Scharführer, es scheint, als würde die Mark Besuch von den Elfen
bekommen.«
»Elfen?« Kormund reckte sich im Sattel und blickte unbewusst in
Richtung Eternas. »Das ist wahrhaftig ein seltener Besuch. Elfen verlassen
die Länder ihrer Häuser nicht ohne guten Grund. Da wird es wohl interessante
Neuigkeiten geben. Kommt, Männer der Mark, lasst uns die Gäste begrüßen
und nach Eternas geleiten.«
Die Reiter trabten an, und je näher sie der kleinen